Lebensdaten
1875 – 1928
Geburtsort
Sankt Petersburg
Sterbeort
Vorderleiten bei Brannenburg/Inn
Beruf/Funktion
Dichter ; Übersetzer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118709933 | OGND | VIAF: 95186386
Namensvarianten
  • Heiseler, Henry August Kaspar von
  • Heiseler, Henry von
  • Heiseler, Henry August Kaspar von
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Zitierweise

Heiseler, Henry von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709933.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus in St. P. alteingesessenen prot. dt.-russ. Familien;
    V Paul (russ. Adel, 1851–1914), Versicherungsdir. in P., S d. Kaufm. Georg in P. u. d. Nelly Pierson of Balmadis;
    M Auguste Leopoldine (1852–1921), T d. großfürstl. Hofgärtners Bettzich;
    Matrei 1899 Emilie (1873–1960), T d. Karl Rr. v. Thieme (1844–1924), Mitgründer u. Gen.dir. d. Münchner Rückversicherungsges.;
    2 S, u. a. Bernt (1907-69), Schriftsteller; 3 Adoptiv-K (N).

  • Biographie

    H. bezog 1894 die Universität Petersburg und widmete sich vorwiegend dem Studium der russischen Geschichte. 1896-97 diente er in einem russischen Dragonerregiment als Einjährig-Freiwilliger. 1898 ging er nach München, um das deutsche Versicherungswesen zu studieren. Entscheidend für H. war die Begegnung mit Stefan George im Winter 1901/02. In den „Blättern für die Kunst“ erschienen 1903 in der 6. Folge Fragmente aus dramatischen Dichtungen, 1904 in der 7. Folge die „Einzelreden“. Auf zahlreichen Reisen knüpfte H. mannigfache Beziehungen zu den Hauptvertretern der modernen Literatur und Kunst an. 1910 ließ er sich in Vorderleiten bei Brannenburg am Inn nieder. 1914 reiste er anläßlich des Todes seines Vaters nach Petersburg. Dort überraschte ihn der Ausbruch des 1. Weltkrieges.|Als russischer Offizier tat H. bis zur Revolution bei Wach- und Ausbildungstruppen Dienst, 1918-21 war er in verschiedenen Stäben der Roten Armee tätig. Im Spätsommer 1922 gelang ihm von Petrograd aus auf dem deutschen Frachter „Carbo III“ die Flucht nach Deutschland. Den Rest seines Lebens verbrachte H. zurückgezogen in seiner bayerischen Wahlheimat.

    H. steht anfangs stark im Bann des Georgeschen Stilwillens und Stilzwangs, gewinnt aber durch die Bevorzugung russischer Themen eine eigene Note. Es gelingt ihm, den „neuen Stil“ für das Drama, dem George ablehnend gegenüberstand fruchtbar zu machen. In der durchlaufenden Spannung zwischen der entgrenzten Seelenhaftigkeit seiner Figuren und ihrer gebändigten Sprache einerseits, in der bühnensicheren Übertragung innerer Vorgänge in gestische und szenische Bewegung andererseits liegt die Stärke des Dramatikers H. Von seinen zahlreichen Entwürfen führte H. acht aus: „Peter und Alexéj“ (1912), „Die Rückkehr der Alkestis“, „Die magische Laterne“ (1919), „Grischa“ (1919), „Der junge Parzival“ (1927), „Die Nacht des Hirten“ (1927), „Die Kinder Godunófs“ (1929), „Die jungen Ritter von Sempach“ (1930). H. schrieb ferner den Gedichtzyklus „Die drei Engel“ (1926), die Erzählungen „Der Begleiter“ (1919) und „Wáwas Ende“ (1928) sowie Aufsätze und Marginalien zur Literatur, Quantitativ wie qualitativ nehmen die Übersetzungen einen wichtigen Platz im Schaffen H.s ein. Vor allem die Übersetzungen der Dramen von Puschkin und Yeats zeigen die geistige Spannweite H.s und bestimmen seinen Rang als vornehmer und vollkommen in sich ruhender literarischer Mittler zwischen Ost und West.

  • Werke

    Ges. Werke, 3 Bde., hrsg. v. B. v. Heiseler, 1938 (P);
    Ausgew. Werke, hrsg. v. dems., 1949;
    Sämtl. Werke, 1965 (mit wichtigen biograph. u. bibliograph. Anm. S. 769-92). - Überss.: R. Browning, Pippa geht vorüber, 1903;
    W. B. Yeats, Irische Schaubühne, 1933 (Privatdr.);
    A. S. Puschkin, Sämtl. Dramen, 1935;
    Russ. Erzähler, 1939.

  • Literatur

    F. Endres, in: Das Nat.theater 2, 1929;
    ders., in: DBJ X, S. 113-15 (W, L);
    H. Rinn, Über H. v. H., in: Der Kunstwart 43, 1930;
    Bernt v. Heiseler (S), H. v. H. Sein Weg in d. Werken, 1932 (1. Gesamtdarst);
    J. Sprengler, Der Dramatiker H. v. H., in: Hochland 29, 1932;
    F. Dülberg, in: Preuß. Jbb. 231, 1933;
    A. Luther, Rußland im Schaffen H. v. H.s, in: Germanoslavica 3, 1935;
    J. Nadler, in: Das Innere Reich 2, 1936;
    A. v. Gronicka, H. v. H., A Russo-German Writer, = Columbia Univ. Germanic Studies 16, 1944 (einzige krit. Gesamtdarst., mit Zeittafeln S. 191-201, Bibliogr. S. 203-19, P);
    Kunisch.

  • Porträts

    Ölgem. v. W. A. Hildenbrandt 1926 (im Bes. v. Tamara Abel, Dierdorf b. Koblenz);
    Plastik (d. toten Dichters, nicht Totenmaske) v. S. Lampe - v. Bennigsen 1928, Abb. in Ges. Werke, s. W, u. b. Gronicka, s. L.

  • Autor/in

    Klaus Günther Just
  • Zitierweise

    Just, Klaus Günther, "Heiseler, Henry von" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 454-455 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709933.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA