Lebensdaten
1835 – 1917
Geburtsort
Erlangen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 118628208 | OGND | VIAF: 59258613
Namensvarianten
  • Wagner, Adolph Heinrich Gotthilf
  • Wagner, Adolf
  • Wagner, Adolph
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Wagner, Adolph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628208.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolph (s. 1);
    M Rosalia (Rosa) Henke;
    Ov Moritz (s. 2);
    B Hermann (1840–1929), Kartograph, Prof. d. Geogr. in Königsberg u. Göttingen (s. Gen. 1);
    1) Berlin 1861 Johanne (1837–68), T d. Christian Friedrich Buse ( v. 1861), Postdir. in Tilsit, 2) Stettin 1869 Johanna (Jane) (1837–72), T d. Ernst Ferdinand Hahn ( v. 1869), Kaufm. in Memel, u. d. Laura Mathilde Hagen ( v. 1869), 3) Detmold 1873 Martha (1848–1918), T d. Emil Schöneberg, Kaufm., Schiffsreeder in Stettin, u. d. Ida v. Schmeling;
    2 S aus 1) Rudolf (1862–1919), Arzt in Mülheim/Ruhr, Friedrich (1867–1943), Theol. in Breslau, 1 T aus 1) Cornelia (Nelli) Paczka(-W.) (1864–1943, 1890 Franz [Ferenc] Paczka, 1856–1925, Maler in Rom u. Berlin), Malerin, Graphikerin, Bildhauerin (s. ThB; P), 2 T aus 2) (1 früh †) Johanna (1870–1930), 3 T aus 3) u. a. Rosa (* 1874, Hans Benndorf, 1870–1953, o. Prof. d. Physik in Graz, Mitgl. d. Leopoldina, s. NDB II; ÖBL), Frieda (1886–1971, 1910 1920 Albrecht Moritz Ernst, seit 1916 Thausing, 1883–1966, Dr. phil., Päd., Privatgel. in B., S d. Moriz Thausing, 1838–84, Kunsthist., Dürer-Forscher, 1862 Bibl., 1864 Leiter, 1876 Dir. d. Albertina in Wien, ao. Prof. f. Kunstgesch. in Wien, korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., s. ADB 37; Hist. Lex. Wien; Metzler Kunsthist. Lex.; ÖBL), u. d. Friederike Wilhelmine Ernst, Landwirtin.

  • Biographie

    W. besuchte in Göttingen und später in Bayreuth das humanistische Gymnasium (Abitur 1853). 1853–57 studierte er Rechtswissenschaft, dann Staatswissenschaften in Heidelberg und Göttingen. Prägend für seine wissenschaftliche Entwicklung wurden Karl Heinrich Rau (1792–1870) und Robert v. | Mohl (1799–1875), in Göttingen Georg Hanssen (1809–94), bei dem W. 1857 mit einer Arbeit über das Geld- und Bankwesen promoviert wurde, die in erweiterter Fassung (Btrr. z. Lehre v. d. Banken, 1857) den Weg für seine Karriere ebnete.

    1858 erhielt W. einen Ruf auf eine Professur für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Wiener Handelsakademie. Nachdem seine Erwartung, sich mit Studien zu aktuellen Problemen des österr. Bankwesens und zur Finanzpolitik für eine vollwertige Professorenstelle an der Univ. Wien zu qualifizieren, unerfüllt blieb, wechselte er 1863 auf eine Professur an der Fortbildungsanstalt für Kaufleute in Hamburg. 1865 wurde er o. Professor für Geographie, Ethnographie und Statistik in Dorpat, 1868 o. Professor für die kameralistischen Fächer in Freiburg (Br.), schließlich 1870 o. Professor der Staatswissenschaften in Berlin (em. 1916). Hier stieg er zu einem der prominentesten Nationalökonomen seiner Zeit auf.

    W. gehörte 1873 zu den Mitbegründern des „Vereins für Socialpolitik“, löste sich aber im Zuge seiner Entwicklung zum entschiedenen Staatssozialisten von den im Verein dominierenden moderaten Vorstellungen, wie das rasch wachsende Industrieproletariat in die Staats- und Gesellschaftsordnung integriert werden könnte. Seit 1880 beteiligte sich W. an der öffentlichen Agitation für die von Bismarck angestrebte Sozialreform. Er wurde 1881 Mitglied der von Hofprediger Adolf Stoecker (1835–1909) begründeten Christlich-sozialen Partei (bis 1896 Vizepräs., 1896 Ehrenvors.). 1882–84 war er Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses in der Fraktion der Konservativen Partei. Gegen Ende der 1880er Jahre wandte er sich wieder verstärkt seiner wissenschaftlichen Arbeit zu, lediglich an den Aktivitäten des Ev.-Sozialen Kongresses beteiligte er sich weiter. Seit 1910 war W. Mitglied des preuß. Herrenhauses.

    W.s in Buchform, Zeitschriftenartikeln und Beiträgen in Handbüchern und anderen Sammelwerken hinterlassenes wissenschaftliches Œuvre ist kaum überschaubar, die Fülle seiner Beiträge in Tageszeitungen und nichtwissenschaftlichen Periodika ist bisher nicht detailliert zusammengestellt. Sein schriftlicher Nachlaß, deponiert in der Preuß. Staatsbibliothek, fiel den Bomben des 2. Weltkriegs zum Opfer.

    Mit den beiden ersten Bänden seines monumentalen Lehrbuchs „Finanzwissenschaft“, insbesondere mit der Neukonzeption der Allgemeinen Steuerlehre, wurde W. neben Lorenz v. Stein (1815–90) und Albert Schäffle (1831–1903) zu einem Klassiker der dt. Finanzwissenschaft. Das von ihm in Konsequenz seines staatssozialistischen Programms formulierte „Gesetz der wachsenden Ausdehnung der Staatstätigkeit“ hat sich bis heute als „Wagnersches Gesetz“ in den finanzwissenschaftlichen Lehrbüchern erhalten. Die in seinem nationalökonomischen Hauptwerk „Grundlegung der politischen Oekonomie“ (2 T., 1876, ³1892 / 94) dargelegten Lehren von den wirtschaftlichen Motiven sowie von den Organisationsprinzipien, die mit unterschiedlicher Gewichtung im Institutionensystem jeder modernen Volkswirtschaft zur Anwendung gelangen, wurden zu wichtigen Bausteinen bei der Herausbildung des Interventionismus mit aktiver Rolle des Staates bei der Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der Durchsetzung des Sozialstaatsprinzips. Seine statistischen Arbeiten führten zu W.s Mitgliedschaft in internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften.

    Schüler W.s waren u. a. Giuseppe Ricca Salerno (1849–1912), Heinrich Pesch (1854–1926), Ferdinand Tönnies (1855–1936), Werner Sombart (1863–1941), Franz Oppenheimer (1864–1943), Georg Bernhard (1875–1944) und Oswald v. Nell-Breuning (1890–1991).

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Internat. Statist. Inst. (1885, Ehrenmitgl. 1903), d. Ak. d. Wiss. in Mailand (1883), Rom (1894), Neapel, Venedig, Wien (korr. 1904, Ehrenmitgl. 1915) u. Stockholm (1917);
    Ehrenmitgl. d. Royal Statistical Soc. London (1897);
    Dr. phil. h. c. (Dublin 1892, Cambridge 1913);
    Dr. iur. h. c. (Czernowitz, Dublin, Münster, Wisconsin-Madison);
    Geh. Reg.rat;
    WGR mit Prädikat Exzellenz;
    preuß. Roter Adlerorden 2. Kl. mit Eichenlaub;
    preuß. Kronenorden 2. Kl.;
    Rr. d. hzgl. sachsen-ernestin. Hausordens 1. Kl.;
    Rr. d. bad. Ordens v. Zähringer Löwen 1. Kl.;
    Großkreuz v. Stern v. Rumänien;
    russ. St. Stanislaus-Orden 1. Kl.

  • Werke

    |u. a. Btrr. z. Lehre v. d. Banken, mit bes. Rücksicht auf England, Diss. 1857, Neudr. 1977;
    Die Geld- u. Kredittheorie d. Peel’schen Bankakte, 1862, neu hg. v. J. Plenge, 1920, Neudr. 2016;
    Die Ordnung d. österr. Staatshaushalts, mit bes. Rücksicht auf d. Ausgabeetat u. d. Staatsschuld, 1863;
    Die Gesetzmäßigkeit in d. scheinbar willkührl. menschl. Handlungen v. Standpuncte d. Statistik, 2 T., 1864;
    Die Abschaffung d. privaten Grundeigentums, 1870, Neudr. 2007;
    Elsaß u. Lothringen u. ihre Wiedergewinnung f. Dtld., 1870, ⁶1871;
    System d. dt. Zettelbankgesetzgebung unter Vergleichung mit d. ausländ., 2 T., 1870–73, 2. Aufl. u. d. T.: System d. Zettelbankpol., mit bes. Rücksicht auf d. geltende Recht u. auf dt. Verhältnisse, 1873, Neudr. 1985;
    Finanzwiss., mit Benutzung v. Rau’s Grundsätzen d. Finanzwiss., Bd. I: Einl., Ordnung d. Finanzwirthschaft, Finanzbedarf, Privaterwerb,|1877, ³1883, Bd. II: Theorie d. Besteuerung, Gebührenlehre u. allg. Steuerlehre, ²1890, Bd. III: Specielle Steuerlehre, Gesch., Gesetzgebung, Statistik d. Besteuerung einzelner Länder, 1889, Bd. IV: Specielle Steuerlehre, Die dt. Besteuerung d. 19. Jh., 2 Halbbde., 1899–1901;
    Finanzwiss. u. Staatssozialismus, in: Zs. f. d. gesamte Staatswiss. 43, 1878, S. 37–122 u. 675–746;
    Die Communalsteuerfrage, Ausarbeitung e. Referats im Ver. f. Socialpol., 1878;
    Der Staat u. d. Vers.wesen, 1881;
    Die sog. direkten Steuern, insbes. d. Ertrags-, Personal-, Einkommenu. Vermögenssteuern, in: Hdb. d. pol. Ökonomie, hg. v. G. v. Schönberg, Bd. 3 / 1, ⁴1897, S. 247–464;
    Die Ordnung d. Finanzwirtsch. u. d. öff. Kredit, ebd., S. 747–864;
    Agrar- u. Ind.staat, 1901, ²1902;
    Theoret. Soz.ökonomik oder Allg. u. theoret. Volkswirthschaftslehre, Abt. 1: Einl., 1909, Abt. 2 / 1: Soz. ökonom. Theorie d. Kommunikations- u. Transportwesens, 1909, Abt. 2 / 2: Soz.ökonom. Theorie d. Geldes u. Geldwesens, 1909;
    Gegen England! Warum England d. franz.-russ. Krieg gegen d. Dt. Reich geschürt hat, 1914, ⁵1914.

  • Literatur

    |E. Thier, Rodbertus, Lassalle, A. W., Ein Btr. z. Theorie u. Gesch. d. dt. Staatssozialismus, Diss. Leipzig 1930;
    H. Rubner (Hg.), A. W., Briefe, Dok., Augenzeugenberr. 1851–1917, 1978 (P);
    M. Heilmann, A. W., Ein dt. Nat.ök. im Urteil d. Zeit, 1980 (W, L, P);
    M. Hutter, Early Contributions to Law and Economics, A. W.s „Grundlegung“, in: Journ. of Economic Issues XVI, 1982, S. 131–47;
    F. Zschaler, in: Berlin. Lb. X, 2012, S. 47–61;
    B. Schefold u. a., Vademecum z. e. Klassiker d. Finanzwiss., 1991 (L, P);
    ders., A. W.s Grundlegung, in: ders., Btrr. z. ökonom. Dogmengesch., 2004, S. 427–41;
    J. Backhaus (Hg.), Essays on Social Security and Taxation, Gustav v. Schmoller and A. W. Reconsidered, 1997;
    K. Hoppe, Eigentum, Erbrecht u. Vertragsrecht, Die Reformvorstellungen d. Nat.ök. A. W. (1835–1917), 2003;
    T. Gkiuras, Kritik u. Gesch., Zum Verhältnis v. ökonom. Historismus u. hist. Materialismus, 2003;
    B. Dluhosch u. K. W. Zimmermann, A. W. u. sein „Gesetz“, Einige späte Anmm., 2008;
    D. Doering, A. W., Grundlegung d. pol. Ökonomie, in: K. Horn (Hg.), Verlockungen zur Unfreiheit, 2015, S. 383–86;
    C. Meitzel, in: Hdwb. d. Staatswiss. 4. Aufl., Bd. 8, 1928, S. 876–79 (W);
    H. Schumacher, in: DBJ II, S. 173–93 (L);
    J. Brink, in: Staatslex., 5. Aufl., Bd. 5, 1932;
    Biogr. Lex. Sozialpolitik I;
    Berlin. Lb. X, 2012.

  • Porträts

    |Radierung v. C. Paczka, 1917 (Fam.bes.);
    Büste (Fam.bes.).

  • Autor/in

    Martin Heilmann
  • Zitierweise

    Heilmann, Martin, "Wagner, Adolph" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 209-211 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118628208.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA