Lebensdaten
1903 – 1991
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Wirtschaftswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118609351 | OGND | VIAF: 108466333
Namensvarianten
  • Schmölders, Franz Hermann Günter
  • Schmölders, Günter
  • Schmölders, Franz Hermann Günter
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Zitierweise

Schmölders, Günter, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609351.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit dem 18. Jh. nachweisbarer westfäl. Fam.;
    V Paul Karl August (1862–1933), aus Breslau, Dr. iur., Verw.jur. in Breslau, Stade u. B., S d. August Franz (1809–80), aus Rhede (Kr. Bocholt), o. Prof. d. oriental. Sprachen an d. Univ. Breslau, Lehrer d. franz. u. hehr. Sprache am Matthias-Gymn. ebd. (s. L), u. d. Dorothea Hertel (1828–97), aus Ruppiner Beamten- u. Pfarrerfam.;
    M (Lucy) Helene (1874–1955), T d. Wilhelm Matthaei (1837–1903), Kaufm. in Hamburg, u. d. Caroline Samuelson (1840–1920);
    B Theodor (1901–34), Jurist in B.;
    Schw Leni (* 1911), Apothekerin;
    Berlin 1934 Elisabeth (Lisa) (1905–92), Journalistin, T d. Carl Büchle (1867–1959), Kunstverl. in B.;
    1 S Enno (1938–60), 2 T Anita (* 1936, Karl Anton Frhr. Regner v. Bleyleben, * 1926, Dipl.kaufm., Schriftst.), in San Miguel de Allende (Mexiko), Claudia (* 1944), Dr. phil., PD. Kulturwiss. an d. HU in B.

  • Biographie

    S. absolvierte nach dem Abitur 1920 in Berlin eine kaufmännische Lehre in der Kohlenhandlung eines Montankonzerns und studierte seit dem Wintersemester 1921/22 Staatswissenschaften an der Univ. Berlin. Nach Abschluß des Studiums im Frühjahr 1923 verbrachte er das Sommersemester 1923 in Tübingen, wo er v. a. an Herbert v. Beckeraths Seminar teilnahm. 1926 wurde er in Berlin von Heinrich Herkner (1863–1932)|zum Dr. phil. promoviert (Prohibition im Norden, 1926). 1926-32 war er Assistent am Institut für Gärungsgewerbe der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. In dieser Zeit unternahm er zahlreiche Studienreisen ins Ausland, u. a. 1928 in die USA, wo er sich erneut mit dem Problem des Alkoholverbots beschäftigte (Die Prohibition in d. Vereinigten Staaten, 1930). 1931 habilitierte sich S. an der Univ. Berlin für das Fach Wirtschaftliche Staatswissenschaften mit einer Monographie über „Die Ertragsfähigkeit der Getränkesteuern“ (1932). Neben seiner Privatdozentur arbeitete er 1932-34 als Bilanzprüfer in einer auf Brauereien spezialisierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. 1934 wurde er zum planmäßigen ao., 1938 zum o. Professor der Wirtschaftlichen Staatswissenschaften an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Breslau ernannt. 1940 wechselte S. nach Köln als Nachfolger Erwin v. Beckeraths auf einen Lehrstuhl für Wirtschaftliche Staatswissenschaften (insbes. Finanzwiss.), den er bis zu seiner Emeritierung 1971 innehatte (1965/66 Rektor). S. wurde 1939 zum Kriegsdienst einberufen, aber zeitweise freigestellt, um die Grundsatzabteilung des Reichskommissars für die Preisbildung zu beraten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 in die NSDAP eingetreten, distanzierte er sich jedoch zunehmend vom Regime. Innerhalb der 1940 eingerichteten und von Jens Jessen (1895–1944) geleiteten Klasse IV der Akademie für Dt. Recht übernahm S. die Arbeitsgemeinschaft Preispolitik, deren Verhandlungen er 1942 veröffentlichte (Der Wettbewerb als Mittel volkswirtschaftl. Leistungssteigerung u. Leistungsauslese). Durch Jessen und Peter Gf. Yorck v. Wartenburg fand S. Zugang zu oppositionellen Gruppen, insbesondere zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf v. Moltke. Er beteiligte sich v. a. an dem Entwurf einer neuen Wirtschaftsordnung (Personalist. Sozialismus, 1969). Nach Kriegsende kehrte S. auf seinen Lehrstuhl an der Univ. Köln zurück und übernahm dort zugleich die Leitung des wiedererrichteten und seit 1949 von einer eigens gegründeten privaten Fördergesellschaft getragenen Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstituts. Bald zählte er zu den bekanntesten Wirtschaftswissenschaftlern in Deutschland.

    S. befaßte sich mit den Themen Wirtschaftsordnung, Wettbewerb, Konjunktur, Inflation, Geld und Staatsfinanzen in wirtschaftstheoretischer, mehr noch in wirtschaftspolitischer Hinsicht. Der übergreifende Bezugspunkt seiner Arbeit war die Bestimmung der „Grenzen der Wirksamkeit des Staates“ hinsichtlich der Privatsphäre des Bürgers. Hierzu betrieb er „Sozialökonomische Verhaltensforschung“ (Ausgew. Aufss., Bibliogr., 1973), worunter er die empirische Untersuchung des Verhaltens der Menschen als Käufer, Unternehmer, Sparer, Steuerzahler usw. mit den Methoden aller anthropologischen Wissenschaften verstand. 1958 gründete er die „Forschungsstelle für empirische Sozialökonomik e.V.“ und 1959 die Schriftenreihe „Beiträge zur Verhaltensforschung“. Er selbst arbeitete v. a. über die „Psychologie des Geldes“ (1966), namentlich die Phänomene Geldillusion, Geldvertrauen und Währungsimage, sowie über „Das Irrationale in der öffentlichen Finanzwirtschaft“ (1960) und die „Finanz- und Steuerpsychologie“ (1970, franz. 1973), speziell die Probleme der Steuermoral und Steuermentalität. Er begründete mit diesem Ansatz die „Kölner Schule“ der Finanzwissenschaft. Um den Fortbestand seines Lebenswerkes zu sichern, errichtete er 1983/84 die „Schmölders-Stiftung für Verhaltensforschung im Wirtschaftsleben“, die seit 1989 von „Maecenata Management“, München, verwaltet wird.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ges. für Wirtsch.- u. Soz.wiss. (Ver. f. Soc.pol.) (1952–58 Schatzmeister), d. Moni Pèelerin Soc. (1968–70 Präs.), d. Wiss. Beirats d. Bundesfinanzmin. (1947–72), d. Vorstands bzw. Verw.rats d. Bundes d. Steuerzahler (1951–91) u. d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz (1959);
    Dr. h. c. (Innsbruck 1968, Gent 1973);
    Gr. BVK (1969, mit Stern 1979);
    Bayer. Maximiliansorden f. Wiss. u. Kunst (1984).

  • Werke

    Weitere W Geld u. Kredit, 1938;
    Konjunkturen u. Krisen, 1950, div. Nachdrucke, holländ. 1957;
    Allg. Steuerlehre, 1951, ⁵1980, span. 1962, japan. 1967;
    Finanzpol., 1955, ³1970, japan. 1967;
    Gesch. d. Volkswirtsch.lehre, 1961 (Neufassung 1962, div. Nachdr.);
    Geldpol., 1962, ²1968;
    Vergleichende Finanzpsychol., 1968 (mit B. Strümpel);
    Der Wohlfahrtsstaat am Ende, 1984; „Gut durchgokommen?“, Lebenserinnerungen, 1989 (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Hoover Institution, USA.

  • Literatur

    Finanzwiss. Forsch. u. Lehre an d. Univ. zu Köln 1927–67, 1967;
    C. A. Andreae, K. H. Hansmeyer, G. Scherhorn (Hg.), Geldtheorie u. Geldpol., G. S. z. 65. Geb.tag, 1968;
    W. Haubrich (Hg.), An d. Grenzen d. Belastbarkeit, FS f. G. S. z. 75. Geb.tag, 1978;
    W. Rippe u. H.-P. Haarland (Hg.), Wirtsch.theorie als Verhaltenstheorie, Symposion, 1980;
    Festveranstaltung anläßl. d. 80. Geb.tags v. G. S., 1983;
    G. Kirsch, In memoriam G. S., Kölner Univ.reden, NF 73, 1992;
    B. Frank, G. S. and the economics of prohibition, in: W. J. Samuels (ed.). European Economists of the Early 20th Century, II, 2003, S. 281-94;
    K. Mackscheidt, Vom Verhalten wirkl. Menschen, Leben u. Werk v. G. S., in: Kölner Univ.-journal, 2003, Ausg. 4, S. 40-42;
    Die wirtsch.wiss. Hochschullehrer an d. reichsdt. Hochschulen u. an|d. TH Danzig, 1938, S. 227 f.;
    Die Hochschullehrer d. Wirtsch.wiss., 1966, S. 655-60;
    zu August Franz:
    ADB 32;
    U. Wörffel, A. F. S. (1809-80), Orientalist an d. Univ. Breslau, in: Jb. d. Schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau 42-44, 2001-03, 2003, S. 689-96;
    zur Fam.:
    Multke Alm. I, 1984, S. 164-70 (P).

  • Autor/in

    Heinz Rieter
  • Zitierweise

    Rieter, Heinz, "Schmölders, Günter" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 257-259 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118609351.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA