Wüllner, Adolph

Lebensdaten
1835 – 1908
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
Physiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11743244X | OGND | VIAF: 57391958
Namensvarianten

  • Wüllner, Friedrich Adolph Hugo Anton
  • Wüllner, Adolph
  • Wüllner, Friedrich Adolph Hugo Anton
  • Wüllner, Adolph
  • Wuellner, Adolf Friedrich Hugo
  • Wüllner, A.
  • Wüllner, Adolf
  • Wüllner, Adolf

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Zitierweise

Wüllner, Adolph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11743244X.html [14.12.2025].

CC0

  • Wüllner, Friedrich Adolph Hugo Anton

    | Physiker, * 13.6.1835 Düsseldorf, † 6.10.1908 Aachen, ⚰ Aachen, Ostfriedhof. (katholisch)

  • Genealogie

    V Franz (1798–1842), aus Sallinghausen b. Eslohe (Sauerland), Klass. Philol., 1828 Gymn.dir. in Recklinghausen, 1832 in D. (s. ADB 44), S d. Johannes (um 1756–1815) u. d. Maria Nurk (um 1756–1817);
    M Josefine (1811–87), T d. Christoph Winkelmann (1783–1856), Kaufm. in Münster;
    B Franz (1832–1902, Anna Ludorff, 1832–1909), Pianist, Komp., Dirigent, 1858 städt. Musikdir. in A., 1866 Leiter d. kgl. Vokalkapelle in München, 1869 auch d. Musikal. Ak., 1871 Hofkapellmeister, 1877 Prof., Leiter d. Konservatoriums u. Hofkapellmeister in Dresden, 1884 städt. Kapellmeister u. Dir. d. Konservatoriums in Köln (s. L BMLO);
    München 1861 Mathilde (1833–1904), T d. Georg (bis 1837 Nathan) v. Dessauer (1795–1870, bayer. Adel 1837–59), aus Königshofen ob d. Tauber, Jur., 1827 RA in Neuburg/Donau, 1830 in München, Rechtsberater d. bayer. Kg.hauses u. d. Hof- u. Staatsbibl., 1837–59 Wirkl. HR (s. Bosl), u. d. L(o)uise v. Linder (1805–92), aus Straubing;
    kinderlos;
    N Ludwig (1858–1938), Opernsänger (Tenor), Schausp. (s. L).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Münster seit 1844 studierte W. 1853–56 Physik an den Universitäten in Bonn und München. 1855 Assistent am Physikalischen Institut der Univ. München, wurde er hier 1856 bei Philipp v. Jolly (1809–84) zum Dr. phil. promoviert. Im Anschluß studierte er an der Univ. Berlin. 1858 an der Univ. Marburg für Physik habilitiert, lehrte er hier bis 1862 als Pri|vatdozent. Danach übernahm er die Direktion der Provinzial-Gewerbeschule in Aachen. 1863 wurde W. mit organisatorischen Vorarbeiten zur Gründung der Polytechnischen Schule in Aachen, der späteren RWTH, beauftragt und 1864 in das von ihm zur Vorbereitung der Gründung vorgeschlagene Kuratorium berufen. Darin verblieb er bis zur Gründung der Kgl. Rhein.-Westfäl. Polytechnischen Schule zu Aachen 1870. Er wurde 1865 Physiklehrer an der Kgl. Landwirtschaftlichen Akademie in Bonn-Poppelsdorf und lehrte zugleich als Privatdozent an der Univ. Bonn, wo er 1867 zum ao. Professor für Physik ernannt wurde.

    Nach der Übersiedlung nach Aachen 1869 wurde er im selben Jahr zum etatmäßigen, im April 1870 zum o. Professor für Physik an der neugegründeten Polytechnischen Schule berufen. Hier setzte sich W. als Gegenspieler des ersten Direktors des Polytechnikums, August v. Kaven (1827–91), Ende der 1870er Jahre erfolgreich mit einer Gruppe Professoren für die Einführung einer universitären Rektoratsverfassung ein, die zum Okt. 1880 in Kraft trat; W. wurde zum ersten Vorsteher der neuen allgemeinen und naturwissenschaftlichen Abteilung gewählt (Rektor 1883–86, Prorektor 1886–89, zw. 1880 u. 1908 mehrfach Senator u. Abt.vorsteher).

    Als Experimentalphysiker beschäftigte sich W. mit den Druckverhältnissen von Dämpfen, arbeitete auch zur Elektrizitätslehre und Optik. Sein „Lehrbuch der Experimentalphysik“ (4 Bde., 1862–65, ⁶1907) baute teilweise auf Jules-Célestin Jamins „Cours de Physique de l’École Polytechnique“ (1858) auf und bot angehenden Studierenden der Physik einen systematischen, mathematisch-theoretisch basierten und reichhaltig bebilderten Überblick zu den Feldern Mechanik und Akustik, Optik, Wärmelehre, Magnetismus sowie Elektrizität. W. forschte ferner zu Kathoden- und Kanalstrahlen und holte den späteren Nobelpreisträger für Physik, Philipp Lenard (1862–1947), als Assistenten nach Aachen (1895–97). Zudem setzte sich W. erfolgreich für die Institutionalisierung des Fachs Elektrotechnik in Preußen ein, in dem er 1882 die Schaffung von elektrotechnischen Lehrstellen und Laboratorien anregte, was das Kultusministerium bereits wenige Tage später umsetzte. In seine Amtszeit als Rektor in Aachen fällt auch der Bau des Elektrotechnischen Laboratoriums, der einen zentralen Beitrag zur Etablierung der Elektrotechnik an den preuß. Hochschulen leistete.

    W. integrierte sich erfolgreich in die Aachener bürgerliche Elite zu einer Zeit, in der das Polytechnikum seitens der kath. Stadtgesellschaft noch als preuß. Fremdkörper wahrgenommen wurde. Er trat 1870 in die Erholungsgesellschaft, eine gesellige Vereinigung alteingesessener Fabrikanten, Kaufleute, Ärzte, Apotheker und Juristen, sowie 1886 in den für Neu-Aachener offeneren Club Aachener Casino ein, war 1871 Mitbegründer und erster Vorsitzender der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Aachen sowie 1902–08 Präsident des Karlsvereins zur Restauration des Aachener Münsters. Von 1889 bis zu seinem Tod engagierte er sich zudem als Stadtverordneter in verschiedenen Ausschüssen, u. a. im Musik- und im Beleuchtungsausschuß.

    W. spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung des Aachener Polytechnikums sowie der späteren Einführung einer universitären Rektoratsverfassung. Sein Bericht von der elektrotechnischen Ausstellung in München 1882 gab den entscheidenden Anstoß zur Etablierung der Elektrotechnik an den preuß. Hochschulen.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Dt. Physikal. Ges. (1855) u. d. Leopoldina (1873);
    Geh. Reg.rat (1887);
    Roter Adlerorden III. Kl. (1894);
    preuß. Kronenorden II. Kl. (1899), mit der Zahl 50 (1906);
    Dr.-Ing. E. h. (TH Danzig 1905);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1889) u. d. British Ass. for Advancement of Science (1876);
    – W.str., Aachen (1909).

  • Werke

    |Ueber d. Einfluss d. Procentgehaltes auf d. Spannkraft d. Dämpfe aus wässerigen Salzlösungen, 1856;
    Versuche über d. Spannkraft d. Dämpfe aus Lösungen v. Salzgemischen, 1858;
    Die Entwicklung d. Grundanschauungen in d. Physik im Laufe unseres Jh., 1887.

  • Literatur

    L W. Borchers (Hg.), A. Hagenbach u. A. Sommerfeld (Bearb.), FS A. W. gewidmet z. siebzigsten Geb.tage, 1905 (P);
    P. Gast (Hg.), Die TH zu Aachen 1870–1920, Eine Gedenkschr., [1921] (P);
    M. Klinkenberg (Hg.), RWTH Aachen 1870/1970, 1970;
    M. Kerner u. K. Ricking, Aachen u. d. Polytechnikum, Aspekte d. frühen Beziehung v. Stadt u. Hochschule, in: Zs. d. Aachener Gesch.ver. 98/99, T. 2, 1992/93, S. 547–93;
    K. Ricking, Der Geist bewegt d. Materie, Mens agitat molem, 125 J. Gesch. d. RWTH Aachen, 1995;
    D. Breuer, A. W., e. Mann d. ersten Stunde, in: RWTH Themen 1/1995, S. 14;
    Pogg. II–V;
    Qu Archiv d. RWTH Aachen (P);
    Geh. StA Preuß. Kulturbes. Berlin;
    zu Ludwig: F. Wüllner, L. W., Sein Leben u. seine Kunst, 1931;
    Eisenberg;
    Riemann;
    Wi. 1939;
    MGG²;
    BMLO;
    Kosch, Theater-Lex.

  • Autor/in

    Stefan Krebs, Werner Tschacher
  • Zitierweise

    Krebs, Stefan; Tschacher, Werner, "Wüllner, Friedrich Adolph Hugo Anton" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 519-520 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11743244X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA