Will, Heinrich

Lebensdaten
1812 – 1890
Geburtsort
Laudenbach bei Weinheim (Bergstraße)
Sterbeort
Gießen
Beruf/Funktion
Chemiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 117386510 | OGND | VIAF: 12443591
Namensvarianten

  • Will, Heinrich
  • Will, Henry

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Zitierweise

Will, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117386510.html [15.12.2025].

CC0

  • Will, Heinrich

    | Chemiker, * 8.12.1812 Laudenbach bei Weinheim (Bergstraße), † 15.10.1892 Gießen, ⚰Gießen, Alter Friedhof.

  • Genealogie

    V Johann Philipp, Stadtschreiber in W.;
    M Maria Katharina (1786–1822), T d. Johann Friedrich Zinkgräf(f) (1736–1807), Metzger, Landwirt in W., u. d. Anna Catharina Odenwälder (* 1757);
    Stief-M Wilhelmine Renz, zog mit d. Kindern n. Kehl;
    Vormund Albert Ludwig Grimm (1786–1872), Leiter d. Pädagogiums in W., Bgm. ebd., Märchen- u. Jugendschriftst., Pol., Abg. in d. 2. Kammer d. Bad. LT, HR (s. L);
    Gießen 1849 Caroline (1824–1903), T d. Wilhelm Balser (1780–1846), o. Prof. f. Med. in G., Geh. Med.rat (s. ADB II; Hess. Biogr.), u. d. Sophie Stamm (1784–1831), 1 S Wilhelm (1854–1919, Caroline Strecker), Chemiker, 1892–98 ao. Prof. in Berlin, 1898–1919 Dir. d. Zentralstelle f. wiss.techn. Unterss. in Berlin-Neubabelsberg, 1888 Mitgl. d. Leopoldina, 1904 Geh. Reg.rat, 1914 Dr. h. c. (TH Charlottenburg), Grand Prix d. Weltausst. 1910 in Brüssel u. 1911 in Turin (s. L), 4 T (1 früh †) u. a. Sophie (1850–1940, Karl Zöppritz, 1838–85, Prof. f. Geographie in Königsberg, Pr., s. ADB 45; NDB 28*), Mathilde (1852–1930?, Hubert Sattler, 1844–1928, Augenarzt, o. Prof. f. Augenheilkde. 1877 in G., 1879 in Erlangen, 1886 in Prag u. 1891–1920 in Leipzig, 1895 sächs. Geh. Med.rat, s. Pagel; BLÄ; DBJ X, S. 226–30; ÖBL; Erlanger Professoren II; Prof.kat. Leipzig);
    E Carl Hubert Sattler (1880–1953, Maria Roeder), Augenarzt, ao. Prof. in Königsberg (Pr.), ltd. Arzt d. Abtlg. f. Augenkranke im Kath. Elisabeth-Krankenhaus d. Grauen Schwestern ebd. (s. Rhdb.; BLÄ; Wi. 1935).

  • Biographie

    Nach dem Tod des Vaters vermutlich aus finanziellen Gründen von seiner Stiefmutter verlassen, wurde W. von Albert Ludwig Grimm erzogen und ausgebildet. Er absolvierte 1828–34 eine Ausbildung zum Apotheker in Gernsbach und den Nachbarstädten. Seit 1834 studierte er an der Univ. Heidelberg Pharmazie und Naturwissenschaften, wurde 1835 Privatassistent des Pharmazeuten Philipp Lorenz Geiger (1785–1836) und 1836 des Chemikers Leopold Gmelin (1788–1853). 1837 wechselte W. als Privatassistent Justus v. Liebigs (1803–73) an die Univ. Gießen, um bei der Bearbeitung der „Annalen der Chemie und Pharmacie“ und anderer Publikationsprojekte sowie in Liebigs zunehmend überfülltem Labor bei der Lehre der analytischen Chemie mitzuarbeiten.

    1839 bei Liebig zum Dr. phil. promoviert, begleitete W. diesen 1842 bei einer Reise nach Großbritannien, um die brit. Industrie kennenzulernen. 1845 wurde W. die Leitung des neugegründeten Royal College of Chemistry in London angeboten, einer Lehranstalt für praktische Chemie. W. lehnte das Angebot ab, da er seit 1843 Liebigs Filiallaboratorium im Gießener Seltersweg (heute Friedrichstr.) vorstand. 1844 an der Univ. Gießen habilitiert, wurde er 1845 ao. Professor und 1853 als Nachfolger Liebigs o. Professor für Experimentalchemie (Rektor 1869–70, em. 1883). 1841 stellte W. mit Franz Varrentrapp (1815–1877) eine Methode zur Abschätzung des Stickstoffgehalts organischer Verbindungen (W.-Varrentrapp-Verfahren) vor, die sich für die frühe Analyse von Alkaloiden und Proteinen als wichtig erwies. Im selben Jahr identifizierte er mit Carl Remigius Fresenius (1818–1897) die anorganischen Bestandteile von Pflanzen, die Liebigs Mineraltheorie zur Herstellung von Kunstdüngern belegten. W.s Hauptforschung in der organischen Chemie in den Jahren 1844–54 und 1870 umfaßte die Aufklärung der Konstitution von Senföl (Allylisothiocyanat) und seiner Derivate. In seinem einzigen theoretischen Papier (1854) unterstützte er die Typentheorie von Charles Gerhardt und Alexander Williamson, die zur Standardisierung der Formeln anorganischer und organischer Verbindungen führte und den Weg für Kekulés Strukturtheorie in den 1860er Jahren ebnete. Seine „Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse zum Gebrauche im chemischen Laboratorium zu Giessen“ (1846) wurde in mehreren Ausgaben (¹²1883) und Übersetzungen (franz., niederl., span.) berühmt, z. B. durch die 1847 erfolgte Übersetzung von August Wilhelm Hofmann (1818–1892) für das Royal College of Chemistry. Sie war Vorbild für andere Lehrbuchautoren und blieb bis in die 1950er Jahre die Grundlage für die qualitative Lehranalyse.

    W. war langjähriger Herausgeber des „Jahresberichts über die Fortschritte der Chemie“ (seit 1849 mit Liebig, 1857–68 mit H. Kopp, 1817–91) und hatte als ausgezeichneter Lehrer für analytische Chemie Emil Erlenmeyer (1825–1909), Friedrich August Kekulé (1829–1896), Wilhelm Körner (1839–1925), Carl Ludwig Schorlemmer (1834–1892) und Jakob Volhard (1834–1910) als Schüler.

  • Auszeichnungen

    |korr. Mitgl. d. Chemical Soc. London (1843) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1873).

  • Werke

    Weitere W Neue Methode z. Bestimmung d. Stickstoffs in organ. Verbindungen, in: Ann. d. Chemie u. Pharmacie 39, 1841, S. 257–96 u. 45, 1843, S. 95–112 (mit F. Varrentrapp);
    Neue Verfahrungsweisen z. Bestimmungen d. Werthe d. Pottasche u. Soda, d. Säuren u. d. Braunsteins, ebd. 47, 1843, S. 87–112 u. 49, 1844, S. 125–53 (mit C. R. Fresenius), engl. New Methods of Alkalimetry, and of Determining the Commercial Value of Acids and Manganese, hg. v. J. Ll. Bullock, 1843;
    Unterss. über d. unorgan. Bestandtheile d. Vegetabilien, ebd. 50, 1844, S. 363–406 u. 52, 1844, S. 66–77 (mit dems.);
    Unterss. über d. Constitution d. äther. Oels d. schwarzen Senfs, ebd. 52, 1844, S. 1–51 (Habil.schr.);
    Zur Theorie d. Constitution organ. Verbindungen, ebd. 91, 1854, S. 257–92;
    Unterss. einiger Verbindung d. Senföl-Schwefelwasserstoffs, ebd. 92, 1854, S. 59–66;
    Ueber d. Glucosid d. weissen Senfsamens, ebd. 199, 1879, S. 150–64 (mit A. Laubenheimer);
    Ueber e. neuen Bestandtheil d. weissen Senfsamens, in: SB d. ksl. Ak. d. Wiss. math.-naturwiss. Classe, Abtheilung II 61, 1870, S. 178–80;
    Ueber Materie u. Kräfte v. chem. Standpunkte (Rektoratsrede Univ. Gießen).

  • Literatur

    |A. W. Hofmann, in: Berr. d. dt. chem. Ges. 23, 1890, S. 852–99;
    N. N., in: Journ. of the Chemical Soc., Transactions 59, 1891, S. 466 f.;
    B. Lepsius, in: Chemiker Ztg. 16, 1892, S. 941 u. 1009–12;
    C. v. Voit, in: SB d. math.-physikal. Classe d. kgl. bayer. Ak. d. Wiss. 21, 1891, H. 2, S. 154–60;
    O. Behaghel, H. W., d. Nachfolger Liebigs auf d. Gießener Lehrstuhl, in: Nachrr. d. Giessener Hochschulges. 8, 1931, S. 36–47;
    G. Schwinge, Albert Ludwig Grimm, 1786–1872 (…), 2011;
    A. Simmons u. W. H. Brock, Robert Warington and H. W., Friendship and Cooperation in Chemistry in Nineteenth-Century Britain and Germany, in: Ambix 69, 2022, S. 374–98;
    Pogg. II–III u. VII a Suppl.;
    Lex. bed. Chemiker;
    Dt. Apotheker-Biogr. II;
    zu Wilhelm: Zs. f. angewandte Chemie, 33, 1920, S. 101 f.;
    Berr. d. Dt. Chem. Ges., 54, 1921, S. A204–68;
    M. u. B. Engel, Chemie u. Chemiker in Berlin, 1992, S. 106 f.;
    Pogg. IV–V.

  • Porträts

    |Photogrr. (Liebig Mus., Gießen;
    Royal Soc. Chemistry, London u. Porträtslg. Dt. Mus.).

  • Autor/in

    William H. Brock
  • Zitierweise

    Brock, William H., "Will, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 175-176 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117386510.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA