Wettstein, Richard

Lebensdaten
1863 – 1931
Geburtsort
Wien (Rodaun)
Sterbeort
Trins (Gschnitztal, Tirol)
Beruf/Funktion
Botaniker ; Naturwissenschaftler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117328421 | OGND | VIAF: 68990865
Namensvarianten

  • Wettstein, Richard von
  • Wettstein Ritter von Westersheim, Richard
  • Wettstein von Westersheim, Richard
  • Wettstein, Richard
  • Wettstein, Richard von
  • Wettstein Ritter von Westersheim, Richard
  • Wettstein von Westersheim, Richard
  • Wettstein, Rich. von
  • Wettstein, R. von
  • Wettstein, Richard, Ritter von Westersheim
  • Wettstein, Richard R. von
  • Wettstein, Richard von Westersheim
  • Wettstein, Riccardo von Westersheim
  • Westersheim, Richard Wettstein von
  • Wettstein Ritther von Westhersheim, Richard
  • Wettstein von Westhersheim, Richard
  • Wettstein, Richard, Ritther von Westhersheim
  • Wettstein, Richard von Westhersheim
  • Wettstein, Riccardo von Westhersheim
  • Westhersheim, Richard Wettstein von

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Zitierweise

Wettstein, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117328421.html [15.12.2025].

CC0

  • Wettstein Ritter von Westersheim, Richard

    | Botaniker, * 30.6.1863 Wien (Rodaun), † 10.8.1931 Trins (Gschnitztal, Tirol), ⚰Wien, Zentralfriedhof, Ehrengrab. (katholisch)

  • Genealogie

    Aus Fam. aus Russikon (Zürcher Oberland), zu der u. a. Johann Rudolf W. (1579–1655), Bgm. v. Basel, Johann Rudolf W. (1594–1666, Adel 1653), Bgm. v. Basel, 1647 bevollmächtigter Vertreter d. Helvet. Eidgenossenschaft b. d. Vorverhh. z. Westfäl. Frieden (s. ADB 42), dessen S Johann Rudolf (1614–1684), Prof. f. NT in Basel, Bibl. d. Univ.bibl., Rektor, dessen S Johann Rudolf (1647–1711), Prof. f. Theol. in Basel (s. ADB 42), Johann Rudolf (1658–1734), Bgm. v. Basel, Johann (1660–1731), Prof. f. Ethik bzw. d. Institutionen u. d. öff. Rechts, d. Pandekten u. d. kanon. Rechts in Basel, Bibl., Stadtconsulent (alle s. HLS), u. Franz Leopold W. ( 1715, ungar. Rr. mit Prädikat Westersheim[b] 1709), ksl. Hof- u. Feldkriegssekr., gehörten (s. GHdA 137, Adelslex.);
    V Karl ( 1902), Beamter, Staatshauptkasse-Offizial in W., S d. Sigismund, Min.beamter in W., u. d. Julie Schütz;
    M Rosa Katharina Hirsch ( 1871);
    B Julius (* 1864), Schw Marie (* 1862);
    Ur-Gvv N.N. Schütz, aus Nürnberg, Arzt in W., Homöopath;
    1890 Adele (1863–1938), T d. Anton Kerner v. Marilaun (1831–98), Prof. f. Botanik in Innsbruck u. W. (s. NDB XI), u. d. Marie Ebner v. Rofenstein (1835–1919);
    3 S Otto (1892–1967), Zool. (s. L), Friedrich (Fritz) (1895–1945), 1925 Prof. f. Botanik in Göttingen, 1931 in München u. Dir. d. botan. Anstalten d. Univ. ebd., 1934 Dir. d. KWI f. Züchtungsforsch. in Müncheberg (s. Lex. Naturwiss.; Lex. Bryologen; Personenlex. Drittes Reich; Göttinger Gel.), Wolfgang (1898–1984), Dr. et Ing. agr., Leiter d. österr. Forstl. Bundesversuchsanstalt.

  • Biographie

    W. erhielt Unterricht im Elternhaus und am k. k. Staatsgymnasium Wasagasse in Wien.

    Nach der Reifeprüfung 1881 begann er auf Wunsch des Vaters mit dem Studium der Medizin und Philosophie an der Univ. Wien, wandte sich aber im zweiten Studienjahr ganz den Naturwissenschaften zu. Seine Lehrer waren der Geologe Eduard Sueß (1831–1914) und die Botaniker Julius Wiesner (1838–1916) und Anton Kerner v. Marilaun.

    Nach der Promotion zum Dr. phil. 1884 wurde W. Demonstrator und 1885 Assistent bei Kerner v. Marilaun. 1886 habilitierte er sich für Systematische Botanik, wurde 1889 zum Adjunkt am Botanischen Garten in Wien sowie 1892 zum o. Professor für Botanik und zum Kurator des Botanischen Gartens an der Dt. Univ. Prag ernannt (Dekan 1898). W.s Bestellung zum o. Professor für Systematische Botanik und zum Direktor des Botanischen Gartens an der Univ. Wien als Nachfolger seines Schwiegervaters erfolgte 1899 (Dekan 1909/10; Rektor 1913/14). W. gestaltete den Botanischen Garten neu und ließ 1905 das botanische Institutsgebäude mit neuen Abteilungen wie etwa Mykologie und Embryologie errichten. Daneben machte sich W. um die Volksbildung verdient: Bereits in Prag organisierte er populärwissenschaftliche Vorträge.

    In Wien veranstaltete er seit 1900 auch Laien zugängliche „Botanischen Abende“ an der Universität. 1901 nahm W. an der botanischen Expedition der Wiener Akademie der Wissenschaften nach Brasilien teil und kehrte mit ca. 10 000 Herbarbelegen und ca. 5000 lebenden Pflanzen zurück, die einen Beitrag zu neuen Kenntnissen zur Flora Südbrasiliens lieferten. Mit seinem Sohn Friedrich bereiste er 1929–30 Südwestafrika, Südafrika – die große und kleine Karoo – und Ostafrika.

    Die reiche Ausbeute dieses Unternehmens konnte er krankheitshalber nicht mehr bearbeiten.

    W. hatte besonderes Interesse an der Stammesgeschichte. Als Pflanzengeograph widmete er sich vorwiegend der Flora des Balkans und Orients, die er als Schlüssel zum geschichtlichen Verständnis der mitteleurop. Flora betrachtete. Sein Hauptwerk „Handbuch der Systematischen Botanik“ (2 Bde., 1901–08, ³1923, ⁴1935 hg. v. Friedrich W.), in dem er ein eigenes System zur Stammesgeschichte einführte, gilt als eines der hervorragenden Hochschullehrbücher auf diesem Gebiet und erlangte Weltruhm. Bei W.s Systematik spielten phylogenetische Überlegungen eine besondere Rolle. Er nahm in seinem auf stammesgeschichtlichen Erklärungen beruhenden System sieben nebeneinander bestehende Stämme des Pflanzenreichs an.

    Außerdem publizierte W. zur Physiologie, Morphologie und Anatomie von Pflanzen, zur Phytopaläontologie, Ökologie, Artbildung, Floristik, Systematik, Nomenklatur sowie zur angewandten Biologie. Neben seinem Sohn zählen Lothar Geitler (1899–1990), Josef Gick(e)lhorn (1891–1957), August Hayek (1871–1928), Karl Höfler (1893–1973), Erwin

    Janchen (1882–1970), Gustav Klein (1892–1954), Friedrich Knoll (1883–1981), Heinrich Lohwag (1884–1945), Karl Schnarf (1879–1947) und Friedrich Vierhapper (1876–1932) zu seiner umfangreichen Schülerschaft.

    W. war auch politisch aktiv: Seit 1917 Mitglied des Herrenhauses und 1920 an der Gründung der „Bürgerlich-Demokratischen Partei“ beteiligt, kandidierte W. für diese bei den Nationalratswahlen. 1927 lehnte er den Vorschlag mehrerer Parteien ab, als Bundespräsident zu kandidieren.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. bzw. Ehrenmitgl. in ca. 40 wiss. Ges., u. a. Sekr. d. Zoolog.-Botan. Ges. in Wien (1885, Präs. 1901);
    Mitgl. d. Leopoldina (1894) u. d. Ak. d. Wiss. in Wien (1900, korr. 1895, Vizepräs. 1919–31);
    korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss (1914), d. Ak. d. Wiss. in Berlin (1921) u. d. Ak. d. Wiss. in St. Petersburg;
    –50 Schilling-Banknote d. österr. Nat.bank (1962);
    – W.park u. W.gasse, Wien.

  • Werke

    |u. a. Btrr. z. Pilzflora Niederösterr., in: Mitt. d. naturwiss. Ver. d. Univ. Wien, 1883, S. 25–37;
    Monogr. d. Gattung Hedraeanthus, in: Denkschrr. d. Ak. d. Wiss. Wien 53, 1887, S. 185–212;
    Grundzüge d. geogr.-morphol. Methode d. Pflanzensystematik, 1898;
    Der Neo-Lamarckismus u. seine Beziehungen z. Darwinismus, 1903;
    Mithg. d. Österr. Botan. Zs. (1889, seit 1892 Hg.);
    Nachlaß: Archiv d. Univ. Wien.

  • Literatur

    |O. Porsch, in: Berr. d. dt. botan. Ges. 49, 1931, S. 180–99;
    N. N., in: Volksbildung, Zs. f. d. Förderung d. Volksbildungswesens in Österr. 9, 1931, H. 10, S. 305 f.;
    H. Molisch, in: Alm. d. österr. Ak. d. Wiss. Wien 82, 1932, S. 295–301 (P);
    E. Janchen, in: Österr. Botan. Ztg. 82, 1933, S. 5–195 (W-Verz. u. Verz. d. v. W. benannten Pflanzen);
    F. Knoll, R. u. Fritz v. W., zwei führende Botaniker, in: Österr. Naturforscher u. Techniker, hg. v. d. Österr. Ak. d. Wiss. Wien, 1950, S. 114–18 (P);
    M. Petz-Grabenbauer, R. v. W. als Dir. d. botan. Gartens d. Univ. Wien, Volksbildner u. Pol., in: Mensch, Wiss., Magie, Mitt. d. Österr. Ges. f. Wiss.gesch. 20, 2000, S. 59–79;
    Lex. bed. Naturwiss.;
    - Qu Otto v. Wettstein, Die Gesch. unserer Fam., 1959, Archiv d. Univ. Wien (unveröff. Ms.).

  • Porträts

    |Relief v. H. Bitterlich, 1965, (Univ. Wien, Arkadenhof);
    Büste (Univ. Wien, Aula d. Botan. Inst. u. Naturhist. Mus. Wien, Archiv f. Wiss.gesch.), Grabdenkmal v. O. Hofner, 1932.

  • Autor/in

    Christa Riedl-Dorn
  • Zitierweise

    Riedl-Dorn, Christa, "Wettstein Ritter von Westersheim, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 1-2 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117328421.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA