Lebensdaten
1897 – 1948
Geburtsort
Aichhalden-Rötenberg bei Rottweil (Schwarzwald)
Sterbeort
Rottweil
Beruf/Funktion
Jurist ; Völkerrechtler
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Walz, Gustav Adolf
  • Walz, Gustav Adolph

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Zitierweise

Walz, Gustav Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138890.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg (1862–1929), Lehrer in Rötenberg;
    M Anna Fuchs;
    Marburg/Lahn 1929 Eva, T d. Walter Hassenpflug (1855–1921), aus Kassel, Geh. Oberreg.rat, 1911 Kurator d. Univ. Marburg (s. Wi. 1909; DBJ III, Tl.; NDB VIII*), u. d. Eva Cramer;
    1 S Günther (1933–60), zuletzt in Windhoek (Namibia), 2 T Ingeborg (* 1930), Renate (* 1932);
    Gvv d. Ehefrau Ludwig Hassenpflug (1794–1862), kurhess. Staatsmin. (s. NDB VIII).

  • Biographie

    W. nahm nach dem Abitur 1915–18 als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil (zuletzt Lt. d. Reserve, 3. Bayer. Artillerieregiment). 1919–23 studierte er Rechtswissenschaft, Geschichte und Philosophie in Tübingen und München, legte das 1. jur. Staatsexamen 1923 in Tübingen ab, wurde dort 1924 mit „Das Rechtsproblem im Völkerrecht“ zum Dr. iur. promoviert und absolvierte das 2. Staatsexamen 1925 in Stuttgart. 1926 wurde er Fakultätsassistent in Marburg. 1927 folgte noch eine philosophische Promotion in Tübingen über Fichte. 1927 habilitierte sich W. in Marburg, betreut von Felix Genzmer (1878–1959), mit einer völkerrechtlichen Arbeit und erhielt die Lehrbefugnis für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht sowie Rechtsphilosophie.

    Die frühen Arbeiten zeigen W. im Bann der dt. Philosophie (Kant, Fichte) und der Romantik sowie als Verfechter einer Trennung von nationalem und internationalem Recht. Das war die Grundlage für ein nationales, von ihm zunehmend völkisch verstandenes Recht, für das es internationale Bindungen nicht geben mußte. 1931 wurde W. Mitglied der NSDAP, Mitglied des Magistrats und Vertrauensobmann der Fachschaft Hochschullehrer im NS-Lehrerbund. Nach 1933 verstärkten sich die völkischen und antiindividualistischen Züge seiner Arbeiten und es begann der berufliche Aufstieg, zunächst 1933 die Ernennung zum Professor in Marburg, im Okt. 1933 die von der Partei gesteuerte Beförderung nach Breslau, wo er noch im Nov. 1933 als Rektor eingesetzt wurde, mit dem Ziel der „Erhebung der schles. Provinzial-Universität zu einer nationalsozialistischen Reichsuniversität“. W. geriet jedoch in Konflikt mit der SS, u. a. wegen des Abtransports einer der Osteuropaforschung gewidmeten Bibliothek nach Berlin, so daß er im Okt. 1937 als „Führerrektor“ resignierte. Dennoch blieb er im Zirkel der regimetreuen Völkerrechtler (A. v. Freytagh-Loringhoven, N. Gürke, C. Bilfinger, C. Schmitt). Einen Ruf nach Köln 1938 lehnte er ab, einen weiteren 1939 nach München nahm er an. 1940–42 agierte er als Kommissar der Univ. Brüssel im besetzten Belgien, wechselte dann als Leiter des „Deutschen Wissenschaftlichen Instituts“ (bis Anfang 1945) nach Agram (Zagreb) und publizierte weiter zum Völkerrecht im Interesse des Regimes, indem er eine Synthese von Machtdenken, völkischer Weltanschauung und Völkerrecht unternahm und gewissermaßen eine völkische Variante von Carl Schmitts „Großraumtheorie“ lieferte. 1945 verlor er alle Ämter und Herausgeberschaften, kehrte in seinen Geburtsort zurück, wurde von der franz. Besatzungsmacht interniert und aus dem Hochschuldienst entlassen. Er verstarb drei Jahre später.

  • Werke

    |Die Abänderung völkerrechtsmäßigen Landesrechts, Grundsätzl. Unterss. z. engl., amerik., dt. u. österr. Recht, 1927 (Habil.schr.);
    Die Kant. Staatsphilos., 1928;
    Die Staatsidee d. Rationalismus u. d. Romantik u. d. Staatsphilos. Fichtes, 1928 (phil. Diss. Tübingen 1927);
    Vom Wesen d. Öff. Rechts, Ak. Antrittsvorl., 1928;
    Kritik d. phänomenol. reinen Rechtslehre Felix Kaufmanns, Aphorismen z. Rechtstheorie, 1928;
    Wesen d. Völkerrechts u. Kritik d. Völkerrechtsleugner, 1930;
    Staatsrecht, 1931;
    Völkerrecht u. staatl. Recht, Unterss. über d. Einwirkungen d. Völkerrechts auf d. innerstaatl. Recht, 1933;
    Das Ende d. Zw.vfg., Betrachtungen z. Entstehung d. nat.sozialist. Staates, 1933;
    Volkstum, Recht u. Staat, 1937;
    Artgleichheit gegen Gleichartigkeit, Die beiden Grundprobleme d. Rechts, 1938;
    |Inflation im Völkerrecht d. Nachkriegszeit, 1939;
    Nat.boykott u. Völkerrecht, 1939;
    Neue Grundlagen d. Volksgruppenrechts, 1940;
    Völkerrechtsordnung u. Nat.sozialismus, Unterss. z. Erneuerung d. Völkerrechts, 1942;
    Der Begriff d. Vfg., 1942.

  • Literatur

    |H. Heiber, Univ. unterm Hakenkreuz, T. II: Die Kapitulation d. Hohen Schulen, Das J. 1933 u. seine Themen, 2 Bde., 1992 / 94;
    M. Stolleis, Gesch. d. öff. Rechts in Dtld., Bd. 3, 1999, S. 380–400;
    F.-R. Hausmann, „Auch im Krieg schweigen d. Musen nicht“, Die Dt. Wiss. Institute im Zweiten Weltkrieg, 2001;
    N. Kapferer, Die Nazifizierung d. Philos. an d. Univ. Breslau 1933–1945, 2002;
    Th. Ditt, „Stoßtruppuniv. Breslau“, Rechtswiss. im „Grenzland Schlesien“ 1933–1945, 2011;
    Ch. Schmelz, Der Völkerrechtler G. A. W., Eine Wiss.karriere im „Dritten Reich“, Diss. Berlin 2011 (W, L, P);
    L. M. Keppeler, Oswald Spengler u. d. Jurisprudenz, 2014;
    V. Nerlich, „A Baltico ad Euxinum“, R. Maurach u. d. Frühzeit d. dt. Ostrechtsforsch., 2015;
    Wi. 1935;
    Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.;
    Qu Univ.archive Marburg u. München(Personalakten);
    Kreisarchiv Rottweil (Personenstandszweitbücher).

  • Autor/in

    Michael Stolleis
  • Zitierweise

    Stolleis, Michael, "Walz, Gustav Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 384-385 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138890.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA