Lebensdaten
1764 oder 1762 – 1836
Geburtsort
Iserlohn
Sterbeort
Mannheim
Beruf/Funktion
Frankfurter Kaufmann ; Politiker ; Diplomat
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124211054 | OGND | VIAF: 42765183
Namensvarianten
  • Basse, Detmar Friedrich Wilhelm
  • Basse, Detmar
  • Basse, Detmar Friedrich Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Basse, Detmar, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124211054.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm Gerhard Basse, Fabrikant (1733–96);
    Gvv Caspar Hermann Basse, Kaufmann in Dortmund und Iserlohn;
    Gmv Gertrud Mallinckrodt aus Dortmund;
    Gvm Caspar Dietrich von der Becke, Kaufmann in Iserlohn;
    Gmm Catharina Elisabeth Wieler;
    M Katharina Elisabeth von der Becke (1737–65);
    1) Iserlohn 20.12.1785 Sophie Wilhelmine (1768–1800), T des Johann Leonhard Kellner, Senator in Frankfurt/Main, 2) Margarethe Zebding aus Pittsburg (USA). 3) Anna Marie Rogers aus Philadelphia (USA).

  • Biographie

    B. kam 1785 als Teilhaber des großen Tuchgeschäfts seines Großvaters van der Becke nach Frankfurt/Main und gründete hier, wie|auch später in Paris, Zweigstellen seiner Firma. 1788 wurde er von Friedrich Wilhelm II. zum preußischen Hof- und Kommerzienrat ernannt. Neigung und Begabung führten ihn später zur Politik. Nach der Besetzung Frankfurts durch die Franzosen 1796 gelang es ihm, als Bevollmächtigter des Rates gemeinsam mit K. E. Oelsner den Neutralitätsvertrag mit der französischen Republik abzuschließen. In Paris führte er 1797 auch für die Stadt Köln erfolgreiche Kontributionsverhandlungen und war während des Rastatter Kongresses sowie später in Berlin und im Haag für den Landgrafen Wilhelm I. von Hessen-Kassel diplomatisch tätig. - 1802 in Paris in Konkurs geraten, ging er als Farmer nach Nordamerika, gründete in Pennsylvanien die (heute noch bestehenden) Siedlungen Bassenheim und Zelianopel (letztere nach seiner älteren Tochter Zelie benannt), baute Eisenwerke und Sägemühlen und trieb Handel mit eingeführten Merinoschafen. 1818 kehrte er nach Europa zurück und lebte seitdem in Mannheim.

  • Literatur

    ADB XLVI;
    J. Kracauer, Frankfurt a. M. u. d. französ. Republik, in: Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst, 3. Folge, III, 1891, S. 175 ff.;
    R. Jung, Die Stadt Frankfurt a. M. z. Z. d. Revolutions- u. Befreiungskriege 1792-1816, in: Jb. d. Freien Dt. Hochstifts, 1902;
    A. Dietz, Frankfurter Handelsgesch. IV/2, 1925, S. 573;
    B. Müller, Frankfurt-Amerika I, Alte u. neue Beziehungen, 1926, S. 40 bis 42 (P);
    Writer's Program: Pennsylvania, A Guido to the Keystone State, New York 1947: M. Flesch-Tebesius, Zelienople in Pennsylvanien, Die abenteuerl. Lebensgesch. eines Kaufmanns aus d. Mainstadt, in: Frankfurter Allgem. Ztg., 22.3.1952;
    Z. Jennings, Some account of Detmar Basse and the Passavant Family and their arrival in America, o. O. u. J.

  • Autor/in

    Robert Diehl
  • Zitierweise

    Diehl, Robert, "Basse, Detmar" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 620-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124211054.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Basse: Detmar Friedrich B., am 6. April 1762 in Iserlohn als Sohn eines Kaufmanns geboren, trat in das große Tuchgeschäft seines Großvaters van der Becke ein, in dem auch sein Vater Theilhaber war. B. war in Geschäften dieses Hauses auch in Frankfurt a. M. thätig, kam hier in nahe Beziehungen zu den bedeutendsten Gliedern des Frankfurter Handelsstandes und heirathete 1786 die Tochter des Kaufmanns und Senators Kellner. 1788 wurde er von König Friedrich Wilhelm II. zum preußischen Hof- und Commerzienrath ernannt. Bald darauf übernahm er eine Filiale seines Hauses in Frankfurt und verlegte dorthin seinen Wohnsitz. Das gut gehende Geschäft befriedigte seinen unruhigen Geist nicht; seine Handelsbeziehungen führten ihn nach Paris, wo er rasch in die dortige Finanzwelt eingeführt wurde und auch die bedeutendsten politischen Persönlichkeiten kennen lernte. Die Leiden seiner zweiten Heimathstadt Frankfurt, welche 1796 von den Franzosen besetzt und mit einer schweren Contribution belegt wurde, boten ihm Gelegenheit, sich in der hohen Politik zu versuchen, nachdem sein Anerbieten, für Frankfurt zu wirken, von den städtischen Behörden angenommen worden war. Im Verein mit Konrad Engelbert Oelsner (s. A. D. B. XXIV, 339 und ergänzend Stern in der Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft III, 100 ff.) gelang es ihm, am 27. October 1796 den Neutralitätsvertrag zwischen der Republik und der Reichsstadt abzuschließen.|Basse's, von Kracauer näher geschilderte, mit Schlauheit und Gewandtheit geführte Verhandlungen, eine eigenthümliche Verquickung von Politik und Geschäft (B. war Theilhaber des an den finanziellen Abmachungen betheiligten Hauses van der Becke), sind höchst bezeichnend für den damaligen Betrieb der Politik in Paris, für die Machinationen, welche der Landgraf von Hessen dort gegen Frankfurt unternahm; an Anfeindungen gegen B. hat es weder in Frankfurt noch in Paris gefehlt, aber seine Auftraggeber haben ihm das Zeugniß „unermüdeter Thätigkeit, Klugheit, Uneigennützigkeit und Treue“ in officieller Form ausgestellt. Ende 1797 endete Basse's diplomatische Thätigkeit in Paris für Frankfurt. In demselben Jahre wirkte er dort auch für die Stadt Köln in einer Contributionsangelegenheit mit Erfolg und zwar unentgeltlich und unter Verzicht auf Auslagen und Reisekosten. Bemerkenswerther ist die Unterstützung, die er dem hessen-kasselschen Gesandten Waytz von Eschen in Paris leistete, um dort während der Rastatter Verhandlungen für Landgraf Wilhelm I. Territorialentschädigungen und die Kurwürde zu erlangen; in dieser Angelegenheit wirkte B. auch in Berlin und im Haag. Die Verhandlungen waren noch nicht beendigt, als B. 1802 in Paris in Concurs gerieth und mit Hinterlassung zweier unmündiger Kinder — seine Frau war bereits 1800 in Paris gestorben — nach Amerika flüchtete; vergebens hatte er versucht, in Iserlohn Webereien für den französischen Markt einzurichten. Die Versuche seiner Gläubiger, Frankfurt nachträglich für angebliche Verluste und Auslagen bei Basse's diplomatischgeschäftlicher Action für die Stadt in den Jahren 1796—1797 haftbar zu machen, wurden von Frankfurt 1803 als unbegründet zurückgewiesen; den Erben Basse's gelang es nach seinem Tode, von der kurhessischen Regierung wenigstens die Auslagen für seine Thätigkeit im hessischen Interesse zurückzuerhalten. In Pennsylvanien war er rastlos als Ackerbauer und Städtegründer (der kleinen Orte Bassenheim und Zelianopel) thätig, baute Sägemühlen und Eisenwerke und handelte mit eingeführten Merinoschafen. 1817 kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Mannheim nieder, mit Künstlern und den angesehensten Familien der Stadt verkehrend; hier endete er am 19. Juni 1836 sein bewegtes Leben.

    • Literatur

      Basse’sche Familienpapiere und Acten über die Revolutionskriege im Stadtarchiv Frankfurt a. M. — Kracauer, Frankfurt a. M. und die franz. Republik im Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst, Dritte Folge, Bd. III, 175 ff.

  • Autor/in

    R. Jung.
  • Zitierweise

    Jung, Rudolf, "Basse, Detmar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 230-231 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124211054.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA