Lebensdaten
1593 – 1647
Geburtsort
Eisfeld (Thüringen)
Sterbeort
Coburg
Beruf/Funktion
Kantor ; Theologe ; Musiker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 121079015 | OGND | VIAF: 72240643
Namensvarianten
  • Dillinger, Johann
  • Dilliger, Johann
  • Dillinger, Johann
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Dilliger, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121079015.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans, Hufschmied in Eisfeld;
    M Dorothea Ziegler ( 1635) aus Meeder b. Coburg;
    Wittenberg 1618 Margaretha ( 1641), T des Hans Eckmann u. der Marg. Zweybaum aus Dortmund;
    12 K.

  • Biographie

    D. erhielt den ersten Unterricht an der Lateinschule seines Heimatortes und begab sich 1611, nach kurzem Aufenthalt in Naumburg, zur Vervollständigung seiner musikalischen und wissenschaftlichen Studien nach Magdeburg. Ein von D. in dieser Zeit angelegtes Stammbuch zeigt, daß er bald Verbindung zu den Musiker- und Theologenkreisen der Stadt fand. Richtungweisend für seine fernere musikalische Entwicklung wurde die Bekanntschaft mit dem Wolfenbütteler Hofkapellmeister Michael Praetorius, die wahrscheinlich auch zu einem direkten Schülerverhältnis führte. 1618 übernahm D. das Amt des Kantors der Haupt- und Schloßkirche in Wittenberg und widmete sich gleichzeitig dem Studium der Theologie, das er 1623 mit dem Erwerb des Magistergrades abschloß. 1625 folgte er dem Ruf an die Coburger Stadtschule, die er 1633 verließ, um sein erstes Pfarramt in Gellershausen anzutreten. Aber schon 1634 kehrte er als Diakon an Sankt Moritz nach Coburg zurück, wo er bis zu seinem Tode wirkte.

    D. gehört, wie sein Vorbild Praetorius, zu den Musikern, in deren Kompositionen sich der Übergang von der motettisch-gebundenen Schreibweise des 16. Jahrhunderts zum Ideal des „stile nuovo“ spiegelt. Dieser Tatsache entspricht die Mannigfaltigkeit der in seinen Werken anzutreffenden Formen, die von der 5- oder 6stimmigen Choralmotette bis zum generalbaßbegleiteten geistlichen Konzert („Musica concertativa“, 1632) reichen. Eine Mittelstellung nehmen seine Tricinien ein („Decas … tricinorum sacrorum“, Teil 1-3, 1621-23), die trotz vorwaltender traditionell-motettischer Haltung in Einzelfällen die Ausführung der Unterstimme durch ein Generalbaßinstrument vorsehen. In der letzten Zeit seines Schaffens widmet sich D. in zunehmendem Maße der Komposition schlicht-homophoner geistlicher Liedsätze, deren persönlich gefärbte Texte die Bestimmung vorwiegend für privaten Andachtsgebrauch nahelegen („Musica poenitentiaria…“, 1630;|„Musica oratoria …“, 1630; „Musica invitatoria …“, 1633 und andere).

  • Literatur

    ADB V;
    Lpr. Margaretha D., Coburg 1642;
    Lpr. Joh. D., ebd. 1647;
    J. W. Krauß, Btr. z. Erläuterung d. hochfürstl. Sachsen-Hildburghausenschen Kirchen-, Schul- u. Landeshistorie, Hildburghausen 1753;
    W. Gurlitt, Mich. Praetorius, phil. Diss. Leipzig 1915;
    A. Adrio, Die Anfänge d. geistl. Konzerts, 1935;
    F. Peters-Marquardt, J. D. …, in: Zs. f. Musik, 1937, S. 770 f.;
    H. Thümmler, J. D. …, phil. Diss. Halle 1941 (ungedr.);
    O. Wessely, Ein unbek. Kasualgesang v. J. D., in: Die Musikforschung 8, 1955, S. 320 ff.;
    MGG (W).

  • Autor/in

    Arno Forchert
  • Zitierweise

    Forchert, Arno, "Dilliger, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 719-720 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121079015.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dilliger: M. Johann D. (nicht Dillinger), geb. 30. Nov. 1593 zu Eisfeld, ein Sohn sehr armer, aber frommer Eltern, gewann trotz drückender Armuth doch durch Fleiß eine gute Vorbildung in der dasigen Stadtschule in Latein und in der Musik, ging 1611 ohne Mittel, dagegen mit einem ehrenden Schulzeugniß nach Naumburg und bald nachher nach Magdeburg auf das Gymnasium, wo er als Chorsänger Geld und durch Studieneifer Achtung gewann, bezog von hier aus die Universität Wittenberg, wurde daselbst alsbald Cantor an der Schloßkirche und 1623 Magister. Im J. 1625 wies er eine Vocation nach Dresden zurück, nahm dagegen die ihm angetragene Cantorstelle an der Schule zu Coburg an, erhielt 1633 die Pfarrei zu Gellershausen und im Januar 1634 das Diaconat an der Moritz- und die Pfarrei an der Kreuzkirche zu Coburg. Schwer und lange erkrankt, starb er zu Coburg den 28. August 1647 im besten Mannesalter. Er ist durch seine vielfachen, besonders erbaulichen Schriften und durch seine musikalischen Compositionen geachtet gewesen. Dort wie hier suchte sein Gemüth Erhebung und Spannkraft in den schweren Tagen der Kriegszeit, wie er denn noch auf dem Todtenbette jubelnd ausrief: „Soviel ich auch Musikalia componirt, ist doch meine Freude, kein Huren- und Bubenlied verfertigt zu haben." Ueber seine vielen Schriften s. Thomä „Licht am Abend“, S. 454—456, denen aber noch mehrere, besonders „Erbauliche Seelenarznei“ hinzugefügt werden könnten; über seine Compositionswerke s. Bernsdorf, Neues Universallexikon d. Tonkunst, S. 1, 689.

  • Autor/in

    Brückner.
  • Zitierweise

    Brückner, "Dilliger, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 514 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121079015.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA