Lebensdaten
erwähnt 1352, gestorben 2. Hälfte 14. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Epiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 120085895 | OGND | VIAF: 69365276
Namensvarianten
  • Seifried (Ansetzung in der ADB)
  • Seifrit
  • Seifried (Ansetzung in der ADB)
  • mehr

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Zitierweise

Seifrit, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120085895.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Im Epilog seines in der Martinsnacht (11. 11.) 1352 abgeschlossenen, 9082 Reimpaarverse umfassenden Alexanderromans bezeichnet sich der Autor als „armer Seifrit“ und beklagt seine materielle Not sowie die Ungunst seiner (nicht näher benannten) Herrschaft, die die Niederschrift der Dichtung behindert habe. Weitere biographische Daten fehlen; sprachliche Kriterien legen eine bair. oder österr. Herkunft nahe.

    S.s in 16 vorwiegend bair.-österr. Handschriften des 15. Jh. überlieferter Roman ist die chronologisch vorletzte der zahlreichen gereimten deutschsprachigen Bearbeitungen des Alexanderstoffs. In Prolog und Epilog beruft sich S. auf mehrere Quellen, so die „Kronika“ des Eusebius, die „Historia scholastica“, Boethius und die Bibel: Die Hauptvorlage aber war eine bearbeitete Fassung der Rezension J² der „Historia de preliis Alexandri Magni“, die er in schmuckloser Sprache relativ wortgetreu übertrug. Einer Tendenz der volkssprachlichen höfischen Dichtung entsprechend, weitete er jedoch Kampfszenen, Festschilderungen und Begräbnisfeiern aus und betonte die heilsgeschichtliche Dimension der Herrschaft Alexanders, den er als „obrist Gottes richter“ bezeichnete (Vers 80). Die schon in der „Historia scholastica“ propagierte Deutung Alexanders als „virga furoris Domini“ wird zwar übernommen, doch liegt der Hauptakzent in seiner Rolle als Weltherrscher, wobei – gegen die Hauptquelle – streng zwischen Königs- und Kaiserwürde unterschieden wird: Erst nach dem Sieg über Darius wird Alexander als Kaiser bezeichnet und mit den Reichsinsignien ausgestattet. Der für|Alexander gängige superbia-Vorwurf wird bewußt ferngehalten, vielmehr der translatio imperii-Gedanke thematisiert und damit ein Bezug zur eigenen Gegenwart hergestellt, möglicherweise mit Blick auf die konkrete historische Situation zur Zeit der Herrschaft Ludwigs des Bayern oder Karls IV.

    Bereits im 14. Jh. wurden Passagen aus S.s Roman in vier Handschriften der Weltchronik-Kompilation Heinrichs von München inseriert; im 15. Jh. ergänzten prosaisierte Bearbeitungen solcher Auszüge Johannes Hartliebs „Histori von dem grossen Alexander“.

  • Werke

    P. Gereke (Hg.), S.s Alexander, Aus d. Straßburger Hs., 1932;
    R. B. Blair (Hg.), An Ed. of the Univ. of Pennsylvania Ms. of S.s „Alexanderlied“, 1979.

  • Literatur

    ADB 33;
    G. Gary, The Medieval Alexander, ²1967, S. 243 f.;
    F. Pfister, Kl. Schrr. z. Alexanderroman, 1976;
    R. Schnell, S.s „Alexander“ u. d. Reichspublizistik d. späteren MA, in: ders., Die Reichsidee in d. dt. Dichtung d. MA, 1983, S. 277–314;
    A. Ebenbauer, Antike Stoffe, in: V. Mertens u. U. Müller (Hg.), Epische Stoffe d. MA, 1984, S. 247–89;
    G. Kornrumpf, Die „Weltchronik“ Heinrichs v. München, in: FS I. Reiffenstein, 1988, S. 493–509;
    T. Ehlert, Dt.sprachige Alexanderdichtung d. MA, 1989;
    Vf.-Lex. d. MA², Bd. 8 u. 11 (L);
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (L).

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Seifrit" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 191-192 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120085895.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Seifried, Epiker des 14. Jahrhunderts, war nach der gewöhnlichen, aber unbewiesenen Annahme Oesterreicher. In der Martinsnacht 1352 vollendete er sein Alexandergedicht, einen letzten armseligen Ausläufer der reichen poetischen Litteratur, die die mhd. Zeit diesem Stoffe gewidmet hatte. Seine Quelle war, wie bei seinen Vorgängern, überwiegend oder allein die Historia de preliis, die er wol auch meint, wenn er des Virgilius (Valerius?) Alexandries citirt; was er sonst nennt, die Chronik des Eusebius, Augustin u. a., dient ihm lediglich zu gelehrtem Renommiren und kommt als Quelle natürlich nicht in Betracht. Unter seinen deutschen Vorläufern wird er Ulrich v. Eschenbach gekannt haben, den er freilich mit Wolfram verwechselt. Er hält sich erheblich kürzer als dieser; seine Dichtung umfaßt etwa 10 000 Verse, wenig mehr als den dritten Theil des Ulrich’schen Werks. S. erzählt ohne jede Selbständigkeit, ohne jede Fähigkeit zu künstlerischer Gestaltung seine Vorlage in roher Thatsächlichkeit wieder; er will nicht mehr noch minder sein als ein getreuer Ausleger, will nichts dazuthun, nur ein schlichtes Dichten üben; die gute Tradition des mhd. Erzählungsstils wirkt aber selbst bei diesem ungeschickten Spätling noch nach. Die technischen Mängel seiner Reimpaare, die er am Schluß durch Vierreime ersetzt, entschuldigt er selbst durch Unglück und Armuth, durch Lebenssorgen und Ungunst der Herrschaft. Die unverwüstliche Beliebtheit des heroischen Märchenstoffes, den S. gewählt, hat auch seinem schwächlichen Product noch eine gewisse Verbreitung geschafft: wir kennen nicht weniger als fünf Handschriften.

    • Literatur

      Jahrbücher d. Literatur, Bd. 57 (Wien 1832), Anzeigeblatt S. 19 ff. — Seifried's Gedicht ist noch ungedruckt.

  • Autor/in

    R.
  • Zitierweise

    R., "Seifrit" in: Allgemeine Deutsche Biographie 33 (1891), S. 646 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120085895.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA