Lebensdaten
um 1535 – 1571
Geburtsort
Fulnek (Mähren)
Sterbeort
Eibenschütz
Beruf/Funktion
Theologe der böhmisch-mährischen Brüderunität ; Kirchenlieddichter
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119706032 | OGND | VIAF: 45117483
Namensvarianten
  • Hubert, Petrus
  • Herbert, Petrus
  • Hubert, Petrus
  • mehr

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Zitierweise

Herbert, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119706032.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vorfahren sicher Deutsche, da Fulnek rein deutsch war u. s. Ursprung den dt. Waldensern a. d. Mark Brandenburg verdankte;
    N. N.;
    S Petrus, Prediger in Alt-Titschein.

  • Biographie

    H. wurde 1552 in Königsberg/Preußen, 1557 in Wittenberg immatrikuliert. Im Mai 1560 unternahm er eine Reise in die Schweiz zu Religionsgesprächen mit Bullinger in Zürich, Musculus in Bern und Calvin in Genf. Mit Crato übersetzte er 1561 die tschechische Brüderkonfession ins Deutsche. Nach der Priesterweihe in Jungbunzlau (1562) wurde er dort Pfarrer, später in Landskron, 1565 führte er ein Religionsgespräch auf Schloß Letovic mit Johann Friedrich Graf von Hardegg über Luthertum und wurde auf der Synode von Prerau 1567 in den Engen Rat gewählt. Seit 1568 war er wieder in Fulnek als Nachfolger Johann Jeleckys tätig. Neben seinem diplomatischen Geschick hat sich H. einen Namen als Kirchenliederdichter gemacht. Mit Michael Tham und Johann Jelecky war er Herausgeber des deutschen Gesangbuchs „Kirchengeseng“ (Eibenschütz 1566), das Kaiser Maximilian gewidmet war und diesem von H. und mährischen Edelleuten in Wien überreicht wurde. Es war das bedeutendste Gesangbuch der Brüder und erinnert in seiner reichen Ausstattung an das tschechische von 1561. Es besaß zwei deutsche Vorgänger, das von Michael Weiße von 1531 mit 157 Liedern und das von Johann Horn mit 32 neuen Liedern von 1544. H. übernahm von Weiße 142 und von Horn 23 Lieder, dazu kamen 180, von denen 90 aus dem Tschechischen übersetzt sind. H. lieferte 93 dazu, Tham 29, Jelecky 23. Es war nicht nur für Böhmen und Mähren bestimmt. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf hat wesentlich dazu beigetragen, daß die „Kernlieder“ der alten Brüderunität in der evangelischen Kirche nicht in Vergessenheit gerieten.

  • Literatur

    P. Wackernagel, Das dt. Kirchenlied IV, 1874. S. 384 ff.;
    R. Wolkan, Das dt. Kirchenlied d. böhm. Brüder im 16. Jh., 1891, S. 105 ff.;
    J. Th. Müller, Hymnolog. Hdb. z. Gesangbuch d. Brüdergemeine, 1916, S. 15-18, 97, 98, 134, 196;
    ders., Gesch. d. böhm. Brüder II, 1931, S. 28, 374, 379 ff., 409, III, S. 102 ff.;
    W. Baudert, Der Btr. d. Brüdergemeine z. dt. Dichtung, 1953, S. 9 ff.;
    I. Röbbelen, Theol. u. Frömmigkeit im dt. ev.-luth. Gesangbuch, 1957, S. 205, Anm. 17 u. ö.;
    Hdb. z. Ev. KG II/1, 1957, S. 83;
    R. Riccan, Die böhm. Brüder, 1959, S. 339 f., 343 (tschech. L);
    RGG³. ADB 13, S. 263 f.

  • Autor/in

    Gerhard Meyer
  • Zitierweise

    Meyer, Gerhard, "Herbert, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119706032.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hubert: Petrus H., auch Herbert genannt, ist einer der drei Herausgeber des großen deutschen Gesangbuches der böhmisch-mährischen Brüder vom J. 1566 (vgl. d. Art. Geletzki, Bd. VIII S. 539). Er unterschreibt sich unter der Vorrede als Petrus Hubertus Fulnecensis. Der Zusatz könnte bedeuten, daß H. aus Fulnek in Mähren stamme, geht aber doch wol wahrscheinlicher darauf, daß er damals dort angestellt war. Aus seinem Leben ist folgendes bekannt. Als Calvin sich über die Abendmahlslehre der mährischen Brüder tadelnd geäußert hatte und diesen viel daran lag, dieses Urtheil zu mildern und überhaupt Calvin, Musculus und die Schweizer für sich zu gewinnen, sandten sie im J. 1560 Johannes Rokyta und unsern H. dorthin ab. Die Gesandten, welche die Weisung hatten, zuerst Bergerius aufzusuchen und ihn Ende Mai 1560 in Göppingen trafen, ließen sich von diesem bewegen, zunächst den Herzog Christoph von Württemberg um seine Vermittlung zu bitten. Dieser widerrieth die Reise|nach der Schweiz, versprach aber, einige junge Leute aus der Unität auf seine Kosten in Deutschland studiren zu lassen. H. reiste darauf allein weiter nach der Schweiz. In Zürich kam er mit Bullinger und Peter Martyr zusammen; am 24. Juni war er bei Musculus in Bern, Ende Juni in Genf bei Calvin; überall fand er freundliche Aufnahme und wenigstens der jetzigen Lehre der Brüder über das Abendmahl zustimmende Erklärungen. — Im J. 1561 finden wir sodann H. als Führer einer zweiten Gesandtschaft beim Herzog von Württemberg, um demselben zunächst zwei Brüder zur Unterstützung während ihrer Studien zu empfehlen. Der Herzog ließ beide auf seine Kosten drei Jahre in Tübingen studiren. — Als nach dem Tode Kaiser Ferdinands im J. 1564 die Brüder in Böhmen beschlossen hatten, thunlichst schnell dem neuen Kaiser Maximilian eine Bittschrift zu überreichen, um für die Brüder günstigere Verhältnisse zu gewinnen, ward H. den Gesandten als geistlicher Rath mitgegeben; er war auch der Verfasser der bei dieser Gelegenheit dem Kaiser überreichten Confession der Brüder, die vor ihrer Uebergabe vom Leibarzt des Kaisers, Crato durchgesehen war. Maximilian nahm Bittschrift und Confession an und versprach eine Antwort; aber dabei blieb es zunächst; die Confession sandte der Kaiser an das utraquistische Consistorium in Prag zur Prüfung. — An dem Gespräch, das der Graf Hardegg am 29. November 1565 auf seinem Schlosse Latowitz veranstaltete, um eine Vereinigung der Brüder mit der lutherischen Reformation zunächst auf den Gütern des Grafen zu erreichen, hat H. als einer der drei Vertreter der Unität theilgenommen. — Er gehörte dann auch zu den Deputirten, welche am 27. November 1566 dem Kaiser Maximilian im Namen der Unität das schon genannte Gesangbuch vom J. 1566 überreichten und bei dieser Gelegenheit dem Kaiser die schon früher übergebene Confession ins Gedächtniß zurückriefen. Ihr Erfolg war wenigstens soweit ein günstiger, als sie die Zusage erhielten, daß die Brüder um ihres Glaubens willen nicht verfolgt werden sollten. — Aus dem Mitgetheilten geht hervor, daß H. das Vertrauen der Brüder in besonderem Maße genossen haben muß. Ob er in Mähren, vielleicht in Fulnek, als Prediger oder Lehrer eine amtliche Stellung innegehabt hat, scheint nicht mehr nachzuweisen; zuletzt war er Consenior in Eibenschitz, er starb im J. 1571; „war gesonnen noch mehr im Weinberge des Herrn zu arbeiten, aber Gott hat ihn zeitlich zur Ruhe abgefordert“, heißt es in der Ausgabe des erwähnten Gesangbuches vom J. 1639; er ist also nicht alt geworden. Aus dieser späteren Ausgabe des Gesangbuches erfahren wir auch, daß im Gesangbuche von 1566 schon 93 Lieder von ihm sind und daß er im Ganzen 104 Lieder gedichtet hat; wie weit er diese Lieder mehr nur aus dem Böhmischen übersetzt hat und wie weit dieselben als seine eigenen Dichtungen angesehen werden können, wird im Einzelnen noch nicht untersucht sein. Im Ganzen haben sie den Charakter der übrigen deutschen Brüderlieder; sie zeichnen sich durch Einfachheit und schöne Sprache aus; einige sind Bearbeitungen lateinischer Kirchenlieder. Wackernagel hat in seiner großen Sammlung 73 Lieder Hubert's aufgenommen.

    • Literatur

      Wackernagel, Bibliographie, S. 624 ff. Das deutsche Kirchenlied, Bd. I S. 727; Bd. IV S. 384—449. — Anton Gindely, Geschichte der böhmischen Brüder, Prag 1857 f., Bd. I S. 410 ff., 459; Bd. II S. 25, 34, 40 u. 465. — Koch, Geschichte des Kirchenlieds etc., 3. Aufl., Bd. II S. 411 und 414 f.

  • Autor/in

    Bertheau.
  • Zitierweise

    Bertheau, Carl, "Herbert, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 263-264 unter Hubert [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119706032.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA