Lebensdaten
1724 – 1775
Geburtsort
Magdeburg
Sterbeort
Potsdam
Beruf/Funktion
Kriegshistoriker ; Flügeladjutant und Vertrauter Friedrichs des Großen ; Militärschriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 119044137 | OGND | VIAF: 69027538
Namensvarianten
  • Guichard genannt von Quintus Icilius, Karl Theophil
  • Guichard, Karl Gottlieb
  • Quintus Icilius, Karl Theophil Guichard genannt von (genannt)
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Zitierweise

Guichard, Karl Theophil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119044137.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Hugenottenfam. aus Savoyen;
    V Joh. Phil. G. (1684–1750), preuß. Hofrat, Richter u. Syndikus d. Pfälzer-Kolonie in M., S d. Joh. Nicolaus, kurpfälz. Administrator, Oberamtmann u. Forstmeister, u. d. Cath. Elisabeth Schmidtmann;
    M Henriette (1691–1774), T d. Joh. Steinhäuser, brandenburg. GR u. Oberkriegskommissar in M., u. d. Elisabeth v. Schmettau;
    Groeben/Mark 1771 Henriette Helene Albertine (1747–83), T d. Gustav Albrecht v. Schlabrendorff (1703–65), preuß. Generalmajor (s. Priesdorff I, S. 501);
    1 S, 1 T;
    Ur-E Ernst Gustav (1824–85), Prof. d. Physik in Hannover.

  • Biographie

    G. studierte Theologie, klassische Philologie und Orientalistik in Halle, Magdeburg, Herborn und Leiden. In Halle war er mit Winckelmann befreundet, in Leiden hörte er unter anderem bei dem Hebraisten und Arabisten Schultens. Seine Bewerbung als Bibliothekar oder Professor in Utrecht schlug fehl. G. wurde dann Offizier in einem holländischen Regiment und nahm am Österreichischen Erbfolgekrieg teil. 1752 wurde er als Kapitän abgedankt. Seine schon früher begonnenen Studien über das antike Kriegswesen führte er in London mit einem großen wissenschaftlichen Werk über Polybios fort; es öffnete ihm den Weg zu seinem Aufstieg in der Umgebung Friedrichs II. Im Februar 1758 erschien G. im Feldquartier des Königs in Breslau; schon im Mai des Jahres versah er mit „Kapitänstraktament“ den Dienst eines Flügeladjutanten. Er arbeitete dann in der Feldkanzlei des Königs; seine dortige Tätigkeit lieferte später wertvolles Quellenmaterial für Friedrichs Werk über den 7jährigen Krieg. Im Mai 1759 erhielt G. im Verlauf eines nicht mehr zu klärenden Wortstreites mit dem König über den Namen „Caecilius“ oder „Icilius“ eines quellenmäßig nicht zu belegenden römischen Centurio aus der Schlacht bei Pharsalus den preußischen Adel mit dem Zusatz „von Quintus Icilius“; 1758 wurde G. zum Major und Chef eines Freibataillons, später Freiregiments befördert. Die königliche Kabinettsorder war auf den Namen „Quintus Icilius“ ausgestellt, mit dem G. später sogar Urkunden unterschrieben hat. G. erhielt einige Zeit danach den Orden Pour le mérite. Von Januar bis April 1761 erfolgte dann durch seine „Freipartisten“ die berüchtigte Plünderung des sächsischen Jagdschlosses Hubertusburg, die von den beiden preußischen Offizieren von Saldern und von der Marwitz als ehrenrührig dem König verweigert worden war. Nach Friedensschluß 1763 wurde G. wieder als „Offizier von der Armee“ in die königliche Suite aufgenommen (1765 Oberstleutnant, 1772 Oberst, 1764 ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften). G. gehörte zum Freundeskreis Nicolais, durch den er auf Lessing aufmerksam wurde und den er vergeblich zum Direktor der Bibliothek in Berlin vorschlug. Es ist ungeklärt, wie weit G. an der Abfassung der bekannten Inschrift am Gebäude der alten Königlichen Bibliothek Nutrimentum spiritus beteiligt war. Er betätigte sich in dieser Zeit noch in der Verwaltung der preußischen Universitäten, bei der Gründung der Preußischen Staatsbank (Seehandlung) und in anderen wirtschaftlichen Unternehmungen. Nach seinem Tode wurde seine wertvolle Büchersammlung vom König angekauft. – G.s Name ist eng mit der preußischen Heeresgeschichte, der Berliner Kulturgeschichte und der zeitgenössischen Anekdote verbunden; in ihm findet sich eine ungewöhnliche Mischung von Wissenschaft und Betriebsamkeit auf den verschiedensten, guten persönlichen Gewinn abwerfenden Gebieten des öffentlichen Lebens; er kann wohl deshalb mit Recht unter die Zahl der bekannten Glücksritter seiner Zeit gerechnet werden.

  • Werke

    De fama Salomonis inter exteros, o. J.;
    Mémoires militaires sur les Grecs et les Romains, … sur le texte de Polybe et des tacticiens …, 2 Bde., Den Haag 1758 u. ö.;
    Sur le vrai rapport des Années Romaines avec les Années Juliennes …, Berlin 1770 (Ak.schr.);
    Mémoires critiques et historiques sur plusieurs points d'antiquités militaires, 4 Bde., ebd. 1773.

  • Literatur

    ADB X;
    J. H. S. Formey, Éloge du colonel Quintus Icilius, Berlin 1776 (Ak.schr.);
    F. Nicolai, Anekdoten v. Friedrich II., H. 6, ebd. 1792;
    Th. Fontane, Spreeland, 1881 u. ö.;
    M. Jähns, Gesch. d. Kriegswiss., Abt. 3, 1891, S. 1824 u. ö.;
    H. Zopf, in: Jb. f. brandenburg. Landesgesch. 9, 1958, S. 5-15 (P);
    A. B. König, Biogr. Lex. aller Helden u. Militärpersonen, welche sich in Preuß. Diensten berühmt gemacht haben, T. 3, Berlin 1790.

  • Autor/in

    Hans Zopf
  • Zitierweise

    Zopf, Hans, "Guichard, Karl Theophil" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 297 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119044137.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Guichard: Karl Gottlieb (Theophil) G., genannt von Quintus Icilius, königlich preußischer Oberst von der Infanterie, wurde 1724 zu Magdeburg, wo sein Vater mit dem Titel eines Hofraths Richter und Syndikus der Pfälzercolonie war, geboren, legte dort das Fundament zu einer gründlichen wissenschaftlichen Bildung und setzte seine Studien auf den Universitäten zu Halle, Marburg, Herborn und Leyden fort. Die classische Litteratur war Hauptgegenstand seiner Arbeiten, dazu gesellten sich orientalische Sprachen. In Herborn lernte er vom Professor Rau syrisch und chaldäisch, in Leyden von Schultens arabisch; hier vertheidigte er seine Streitschrift: „De fama Salomonis intra exteros“. Er dachte daran Theologie zu studieren, in Herborn hat er schon die Kanzel bestiegen; später wandte er sich mehr allgemeinen Studien zu, suchte Bibliothekar des Erbstatthalters der Niederlande, darauf Professor in Leyden zu werden und entschloß sich, als ihm Beides fehlschlug, der Minerva in anderer Weise zu dienen: Er wurde Soldat. Der Erbstatthalter verlieh ihm eine Fähnrichstelle beim Infanterieregimente des Herzogs von Sachsen-Hildburghausen (1747), er machte den letzten Theil des österreichischen Erbfolgekrieges in den Niederlanden mit und wurde 1752 als Hauptmann mit seinem Regimente Baden-Durlach abgedankt. Mit 800 Gulden Wartegeld ging er nach Magdeburg zu seinen Brüdern, „die hier ansehnliche Bedienungen hatten“, setzte seine begonnenen Forschungen über das Kriegswesen der alten Griechen und Römer fort und begab sich um das Buch, welches er darüber geschrieben, zu vollenden nach England, dessen litterarischer Hülfsmittel er bedurfte. Es führte den Titel: „Mémoires militaires sur les Grecs et les Romains, où l'on a fidèlement retabli sur le texte de Polybe et des Tacticiens Grecs et Latins la plûpart des Ordres de Bataille et des grandes Opérations de la Guerre, en les expliquant suivant les principes et la pratique constante des anciens et en relévant les erreurs du Chev. de Folard et des autres commentateurs. On y a joint une dissertation sur l'attaque et la défense des places des anciens, la traduction d'Onosander et de la Tactique d'Arrien et l'analyse de la campagne de Jules César en Afrique“ und erschien zuerst La Haye 1758 in zwei Bänden, 4°. Eben war er damit fertig|als der siebenjährige Krieg ausbrach. Er ging nach Deutschland zurück, hielt sich zunächst bei der Armee des Herzogs Ferdinand von Braunschweig auf und kam, von diesem empfohlen, zu Friedrich dem Großen. Er traf den König zu Anfang des Jahres 1758 im Winterquartiere zu Breslau, wo dieser Muße für geistigen Verkehr und gelehrten Umgang hatte und war hochwillkommen, ein Mann von positiven Kenntnissen und von scharfem Verstande, eine etwas schroffe und eckige Persönlichkeit, dabei der Erste, welcher mit der Kenntniß des Gegenstandes, über den er geschrieben, das Verständniß der betreffenden Sprachen verband. Er blieb zunächst beim Könige, zu mancherlei Diensten benutzt und in den Erholungsstunden ein gern gesehener Gesellschafter, so namentlich auch während der langweiligen drei Frühjahrsmonate, welche Friedrich vor Beginn des Feldzuges von 1759 in Landeshut zubrachte. Hier war es, wo eines Abends zu Ende Mai die Rede auf das vortreffliche Benehmen eines Centurio der 10. Legion kam, der bei Pharsalus, als des Pompejus Truppen seine Flanke zu gewinnen suchten, eine schräge Stellung annahm, den Feind überflügelte und dessen Manöver vereitelte. „Ein gewandter Mann, dieser Centurio Quintus Icilius“, bemerkte Friedrich, vielleicht an Leuthen denkend. „Gewiß“, erwiederte G., „aber Eure Majestät wollen entschuldigen, er hieß Quintus Caecilius“. Da der König auf seiner Behauptung bestand und G. nicht hofmännische Gewandtheit genug hatte, den Gegenstand fallen zu lassen, trennte man sich ohne sich geeint zu haben. Tags darauf erschien G. mit dem Polybius in der Hand, wies auf eine Stelle und sagte: „Sehen Sie Majestät, Quintus Caecilius!“ „Hm“, erwiderte Friedrich, „so? Nun — dann soll Er Quintus Icilius heißen!“ Sprachs, ließ G. unter diesem Namen in die Listen tragen, gab ihm ein Majorspatent vom 10. April 1758 und übertrug ihm vom 26. Mai 1759 ab das Commando von des verabschiedeten Obersten du Verger Freibataillon. Mit diesem hat er, meist in Sachsen verwendet, treue und tapfere Kriegsdienste geleistet, welche der König auch dadurch anerkannte, daß er ihm nach und nach die Bildung und die Führung von zwei weiteren Bataillonen übertrug: bei einer anderen Gelegenheit aber wird sein Name weniger ehrenvoll genannt, bei der Plünderung des Hubertsburger Schlosses am 22. Januar 1762, durch welche für die Verwüstungen Rache geübt werden sollte, die durch sächsische Truppen an den königlichen Schlössern bei Berlin geschehen waren. Es war ein Auftrag, welcher den damit Betrauten bereichern sollte; General-Major von Saldern, der bekannte Taktiker, hatte denselben als gegen seinen Eid und seine Ehre gehend abgelehnt (Küster, Charakterzüge des Gen. von S., Berlin 1793); Quintus aber, der des Königs Winterquartier in Leipzig theilte, wo er Gellert bei demselben einführte und der ein scharf rechnender Kopf war, theilte solche Bedenken nicht, sondern führte ihn aus und zwar in einer Weise, die der Armee viel zu sprechen und dem Könige reichen Stoff gab seinen gelehrten Freund, der ohnehin Manches von ihm hinnehmen mußte, zu necken. Sofort nach Friedensschluß wurden mit dem größten Theile der Freitruppen auch seine Bataillone aufgelöst. „Seine Offiziere haben wie die Raben gestollen, sie krigen nichts“, schrieb ihm der König damals, als er deren stellenweise sehr gerechte Ansprüche, durch bittere Geldnoth gezwungen, zurückwies; ihn selbst aber behielt er in seiner Umgebung. Die Quintus dadurch gebotene Muße benutzte dieser zur Abfassung eines zweiten Werkes über sein Lieblingsthema, welches unter dem Titel: „Mémoires critiques et historiques sur plusieurs points d'antiquités militaires“, 1773 in Berlin erschien und namentlich den Chevalier de Folard, den französischen Uebersetzer und Ausleger des Polybius einer scharfen Kritik unterzieht. Der vierte Band des Werkes richtet sich gegen die vom Chevalier de Lo-Looz in dessen „Recherches d'antiquités militaires avec la défense du chevalier Folard contre les allégationsinsérées dans les Mémoires militaires“, Paris 1770, ihm selbst gemachten Ausstellungen. Eine geringe Entfremdung zwischen Quintus und seinem königlichen Gönner trat ein, als Ersterer 1770 eine Tochter des Generalmajors von Schlabrendorf heirathete und häufiger auf seinem Gute Wassersuppe bei Rathenow sich aufhielt, doch blieb Friedrich ihm stets wohlgewogen und seiner Wittwe, welcher er 3000 Thaler schenkte, sowie seinen beiden Kindern, zu deren Erziehung er der Wittwe eine jährliche Pension von 1000 Thalern gab, eine treue Stütze und aufrichtig betrauerte er des Obersten am 13. Mai 1775 zu Potsdam im 51. Lebensjahre erfolgten Tod. Seine Bücher- und seine Münzsammlung kaufte der König und verleibte dieselben den eigenen Sammlungen ein.

    • Literatur

      Carlyle, Geschichte Friedrichs II., deutsch von Neuberg, 6. Band, Berlin 1859. — F. Nicolai, Anekdoten von König Friedrich II., 6. Heft, Berlin und Stettin 1792.

  • Autor/in

    Poten.
  • Zitierweise

    Poten, Bernhard von, "Guichard, Karl Theophil" in: Allgemeine Deutsche Biographie 10 (1879), S. 104-106 unter Guichard, Karl Gottlieb [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119044137.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA