Lebensdaten
1588 – 1634
Geburtsort
Luxemburg
Sterbeort
Landshut
Beruf/Funktion
kaiserlicher Heerführer ; Baron von Koschitz ; Graf von Groß-Ligma
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118501763 | OGND | VIAF: 74643652
Namensvarianten
  • Aldringer, Johann Graf von (schreibt sich bis etwa 1624 Aldringer)
  • Aldringer, Johann (bis etwa 1624)
  • Groß-Ligma, Johann Graf von
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Zitierweise

Aldringen, Johann Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501763.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus deutsch-luxemburgischer Familie; schreibt sich bis etwa 1624 nur Aldringer, führt aber schon 1620 eigenes Wappen im Briefsiegel; sein Reichsgrafentitel ging auf seine Geschwister und deren Nachkommen über. V Leonhard Aldringen;
    M Margarete Klaut;
    B Paul Aldringen ( 1646), 1620 Dr. theol. der Jesuitenakademie Molsheim, 1627 Koadjutor des Bischofs von Straßburg Erzherzog Leopold Wilhelm, der niemals das Bistum betrat, Titularbischof von Tripolis und kaiserlicher Hofkaplan, eifriger Rekatholisator des Elsaß, Verfasser der „Wahrhafften Relation“ über Wallenstein (s. Parnemann, s. L), Johann Marcus Aldringen ( 3.2.1664), Dr. theol., Domherr in Salzburg und Olmütz, 1633 Bischof von Seckau;
    Schw Anna ( 15.2.1665, 1) Obrist Nikolaus Müller [von Rufach], 2) 3.5.1637 Obrist Hieronymus von Clary, 1610–71), ihrem S Johann Georg Markus bewilligte Leopold I. 1665, sich Clary-Aldringen unter Vereinigung beider Familienwappen zu nennen; Januar 1630 Livia Gräfin Arco ( 31.5.1634);
    S Sigmund Leopold von Aldringen (* Februar 1632, nach wenigen Wochen), von Erzherzog Leopold aus der Taufe gehoben.

  • Biographie

    A. begann als Schreiber in der Luxemburger Landeskanzlei, in der auch sein Vater tätig war. Seine Handschrift ist durch diesen Beruf geprägt worden, sie zeigt eine schulmäßig saubere, etwas unpersönlich wirkende Regelmäßigkeit. Die sich mehrfach widersprechenden Nachrichten über seine Frühzeit entbehren noch immer der kritischen Sichtung und chronologischen Genauigkeit. Seine Militärlaufbahn begann er in Oberitalien und Tirol. Am 30.3.1618 ernannte ihn Erzherzog Leopold V. zum Hauptmann, sandte ihn im Sommer 1619 zum Herzog von Bayern zur gegenseitigen Abstimmung der Verteidigungsmaßnahmen an der böhmisch-passauischen Grenze, gab ihm am 4.9.1619 ein Werbepatent auf 300 Knechte. Mit dieser Truppe besetzte A. die befestigte Schanze von Wallern, die den Übergang von Böhmen nach Passau sicherte, und hielt sie, bis sie im Sommer 1620 durch|die Übermacht Thurns, viel zu spät, eingedrückt wurde. In spanischen Solde machte er dann den böhmischen Feldzug mit, im Sommer 1621 war er als Führer von 4 Freifähndln in dem belagerten Preßburg, verließ nach dem Abzüge Bethlens seine Stelle unter Vorspiegelung eines Urlaubs, um in die Dienste Maximilians von Bayern zu treten, der ihn noch im September zum Oberstleutenant ernannte. Einen Protest Oñates gegen dies Verfahren wies der Herzog mit der Begründung zurück, A. habe bereits früher der Liga angehört und sei ihm eidlich verpflichtet. Er verwandte aber A. nicht im Felddienst, sondern zur Aufbringung von Reservetruppen und in kleineren Missionen. Da er ihm wohl die Funktion, nicht aber den Rang eines Obersten zugestand und ihn durch heerestechnische Maßnahmen verärgerte, kündigte A. Anfang 1623 seine Stellung und trat im Sommer in das kaiserliche Heer über. Bereits im Oktober ist er Oberst durch Verwendung seines alten Gönners, des Erzherzogs Leopold. Seine überdurchschnittliche Beherrschung aller Sparten der Militärorganisation, seine Gewandtheit in Schriftverkehr und Verhandlung verschafften ihm 1624 die Stelle eines Hofkriegsrates und Oberstkommissars für das Heerwesen. Die weiteren Stationen seines Aufstieges: 1625 Regimentsinhaber, 1628 Kommissar zur Übernahme Mecklenburgs, 22.2.1629 General-Wachtmeister, weiter Kommissar zur Durchführung des Restitutionsediktes in Niedersachsen. Als Vertrauensmann Wallensteins führte er 1629 die Lübecker Verhandlungen, doch kommt nicht ihm, sondern Wallenstein selbst das Verdienst des Friedensschlusses zu. Im August 1631 wurde er Kommandeur der kaiserlichen Truppen in den oberen Reichskreisen, am 15.12.1631 Oberstfeldzeugmeister im Reich, am 13.10.1632 Feldmarschall. Mit Wallenstein war er erstmals im Frühjahr 1622 in Berührung gekommen, als ihm dieser brüsk den Musterplatz in Böhmen für seine in Schlesien geworbenen Ligafähndl verweigerte - „ein sehr seltzamer humor“, d. h. ein schwieriger Charakter, konstatierte er. Seit aber Wallenstein im Sommer 1625 sein erstes Generalat übernahm, wurde A. zu einem seiner wichtigsten und unentbehrlichsten Mitarbeiter, nicht nur mit der Feder, sondern auch im Felde. Der Sieg an der Dessauer Elbbrücke 1626 wurde durch A.s Standhaftigkeit eingeleitet, die Eroberung von Mantua am 18.7.1630 ist persönliches Verdienst A.s - Collalto war fern und Gallas krank -, er leitete selbst den wohlvorbereiteten, entscheidenden Angriff der Sturmflottille. Bei der Rückkehr aus Italien 1631 zwang er Württemberg zur Kapitulation. Wallensteins Entlassung 1630 hinderte ihn nicht, ihn weiterhin durch eifrige Berichte über die militärischen Vorgänge auf dem Laufenden zu halten, wie er denn überhaupt ein unablässiger militärischer Briefschreiber gewesen ist: Mit Erzherzog Leopold, mit Collalto, Gallas, Anton Wolfradt, Herrliberg, auch mit Maximilian von Bayern und manchen anderen unterhielt er eine ständige Korrespondenz. Wallensteins Wiederkunft begrüßte er und war wenig erfreut, als er Anfang 1632 der Liga zur Unterstützung zugeteilt wurde, da ihm damals die Haltung des Kurfürsten höchst verdächtig war. Als ihn dann Wallenstein wieder zu sich zog und Gustav Adolf im September Wallenstein vor Nürnberg angriff, erwies er sich hier als hervorragender Schlachtentaktiker. In die schwierigste Lage kam A. in dem oberdeutschen Feldzug des Jahres 1633 gegen die Schweden. Formal war er zur Unterstützung Maximilians von Bayern abgestellt, aber Wallenstein verlangte, daß er sich nur nach seinen Weisungen richte. Maximilian bestürmte ihn, er müsse an den Feind gehen und große Streiche verrichten, Wallenstein aber verbot ihm jede Überschreitung der Defensive, er solle sich nicht „durch widrige persuasiones derer, so das werk nicht verstehen, abwendig machen lassen“. Aber schon im Spätfrühjahr wird erkennbar, daß er Wallensteins Taktik nicht für richtig hält und daß er lieber dem Operationsplane des Kurfürsten gefolgt wäre. Er bittet erst Wallenstein, dann den Kaiser um Entlassung, er fürchtet, von Hörn und Bernhard von Weimar in die Zange genommen zu werden, er gibt Wallenstein zu verstehen, daß die Lage zu einem Angriff günstig sei. Nichts erfolgt. Nicht er, sondern Wallenstein ist unschlüssig. Als dann Wallenstein während der ihm von Spanien und der Erzherzogin Claudia abgetrotzten Oktoberexpedition A.s nach Breisach die Eroberung von Regensburg durch Bernhard (4.11.) ruhig geschehen läßt und nicht das geringste zur militärischen Entlastung A.s tut, sondern im Dezember von Furth wieder nach Böhmen zurückgeht, da steigert sich seine Erbitterung mehr und mehr zu Mißtrauen in die Loyalität seines alten Feldherrn, zumal er sehen muß, wie gleichgültig dieser jetzt gegen die Befehle des Kaisers ist, wie er den Schweden jede Bewegungsfreiheit läßt. Solange er die Sache Wallensteins als die Sache des Kaisers angesehen hatte, war er ihm gefolgt, obwohl er mit seinen Maßnahmen keineswegs immer einverstanden war. Jetzt aber tat sich vor ihm eine Kluft auf. A. war gut katholisch und gut habsburgisch, doch dürfte sein Abfall von Wallenstein rein militärisch zu beurteilen sein, er fühlte sich|von ihm verraten. Nichts enthüllt sein Inneres mehr als jene Worte, die er am 27.12. an Maximilian schrieb: „Daß meiner und des mir anvertrauten kaiserlichen Volks vergessen werden will, lasse ich mir von Grund meiner Seelen leid sein, es ist mehr als hohe Zeit, daß auf die Accommodation und Conservation desselben am befürderlichsten gedacht werde, der wenigste Verzug ist mehr als sehr gefährlich“. Aus solchen Empfindungen heraus erwuchs ihm die Überzeugung, daß man Wallenstein beseitigen müsse; ich vermag in seiner Haltung weder Charakterschwäche noch den Racheakt eines persönlich Beleidigten zu erkennen. Wallenstein erscheint ihm als Saboteur des Krieges und Sieges, deshalb muß er weg. Die kluge Erzherzogin Claudia hat A. im März 1634 das Zeugnis ausgestellt, daß vornehmlich er des Friedländers Verräterei an den Tag gebracht habe; die Akten zeigen, daß er unter den bekannten kaisertreuen Generalen am stärksten zum Vorgehen gedrängt hat. Als dann nach der Ermordung der neue Vorstoß der kaiserlichen Armee auf der Donaulinie einsetzt, ist A. der Führer des Avantkorps, seine Angriffslust und taktische Klugheit führen von Erfolg zu Erfolg, er schließt den Ring um Regensburg, aber sein Ziel, die Eroberung der Stadt, sollte er nicht mehr erleben. Als er den überraschenden Vorstoß Horns und Bernhards von Weimar gegen die Belagerer der Stadt in Landshut auffangen wollte, fiel er im Kampfgedränge - auch in seiner letzten Stunde den persönlichen Mut beweisend, der ihn immer ausgezeidinet hat. - Dieser ehemalige Schreiber kannte keinen höheren Ehrgeiz als ein richtiger Soldat zu sein. Genialität und Phantasie gingen ihm ab, dafür war er gewissenhaft und sachlich, er beherrschte das gesamte Militärwesen von Werbung, Verpflegung und Ausrüstung herauf bis zur Heeresorganisation und -leitung wie kaum ein zweiter, in kleinen und großen Kämpfen bewies er Umsicht, Schlauheit und Tapferkeit. Die allgemeine Jagd der Offiziere nach Bereicherung und Beute hat er mitgemacht, aber er hat, soweit bekannt ist, niemals Soldatengelder eingesteckt wie so mancher andere. Sein oft allzu verbindliches Verhalten nach oben mutet subaltern an, aber diese Schwächen werden reichlich durch seine Leistungen aufgewogen. - Eine 1629 unter A.s Namen erschienene Flugschrift „Wilt du den Kayser sehen?“ kann nach Gedanken und Stil unmöglich von ihm herrühren.

  • Literatur

    ADB I u. VIII (unter Gallas); Richelieu, Mémoires, hrsg. v. C. B. Petitot, in: Collection des mémoires relatifs à l'hist. de France, 2e série XXI-XXX, Paris 1823/24, Bd. 6, S. 191 ff. (zu Man- tua); E. Brohm, J. v. A., 1882;
    H. Hallwich, Gestalten aus Wallensteins Lager, 1885;
    ders., A.s letzter Ritt, in: Mitt. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen 45, 1906;
    H. v. Zwiedineck-Südenhorst, Gesch. u. Geschichten, 1896, S. 41 ff.;
    J. Hirn, Archival. Btrr. z. „Wallenstein“, in: MIÖG, Erg.-Bd. 5, 1896-1903;
    J. Krebs, Zur Beurteilung Holks u. A.s, in: HV 3, 1900;
    F. Parnemann, Briefwechsel d. Generale Gallas, A. u. Piccolomini im Jan. u. Februar 1634, 1911. - Qu.: Viele Briefe in d. Wallensteinpubl., vor allem b. Hallwich;
    Archivalien im Hauptstaatsarchiv München (30jähr. Krieg tom. 8, 45, 80, 262, 280;
    Akten 92, 209).

  • Porträts

    F. Ch. Khevenhüller, Conterfet Kupfferstich II, = Ann. Ferdinandei, T. 14, Leipzig 1726, S. 254.

  • Autor/in

    Arno Duch
  • Zitierweise

    Duch, Arno, "Aldringen, Johann Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 188-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501763.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Aldringen: Johann v. A., Baron von Koschitz, Graf von Groß-Ligma, kaiserlicher Feldmarschall, als Sohn armer Eltern geboren 1591 zu Luxemburg im Grund, Pfarre St. Ulrich, 22. Juli 1634. In seiner Jugend begleitete er einige fränkische Edelleute als Diener auf einer Reise durch Frankreich und diente dann dem General Grafen Madrucci und dessen Bruder, dem Cardinal, als Secretär, trat aber darauf als Gemeiner zu Innsbruck in das kaiserliche Heer ein. Schon 1622 finden wir ihn bei der Belagerung Heidelbergs durch Tilly als Obersten eines Infanterieregiments. 1625 ward er vom Kaiser in den Freiherrenstand erhoben. Am 1. April 1526 schlug er als Commandant in dem Brückenkopf an der Dessauer Brücke den Angriff Mansfeld's ab, behauptete die Schanze bis zu Wallenstein's Ankunft und hatte an dessen erstem großen Siege am 25. April Theil. In den nächsten Jahren ward er in Niedersachsen sowol diplomatisch wie militärisch verwandt; offenbar stand er beim Kaiser wie bei Wallenstein in besonderem Ansehn. Nach des letzteren Ernennung zum Herzog von Mecklenburg (Febr. 1628) ging A. als kaiserlicher Commissär mit drei anderen Abgesandten dorthin um mit den Ständen zu Güstrow über Wallenstein's Anerkennung zu unterhandeln. Im März des folgenden Jahres finden wir A. als Generalwachtmeister und Wallenstein’schen Commissär beim Kaiser in Wien; auch an der Lübecker Friedenshandlung nahm er Theil und leitete wol als kaiserlicher Commissär, nach Erlaß des Restitutionsedicts die Unterhandlungen mit Halberstadt, Magdeburg und den Hansestädten, sowie die Belagerung|Magdeburgs. — Im J. 1630 nahm er darauf an Colalto's Feldzug in der Lombardei Theil. Hier ward ihm aus der Beute des eroberten Mantua ein ansehnliches Vermögen zu Theil, welches nach Wallenstein's Sturz noch aus dessen confiscirten Gütern durch Teplitz und zwei Häuser in Prag vergrößert ward. Nach dem Frieden von Chierasko, 1631, führte A. mit Graf Egon von Fürstenberg den Krieg gegen Würtemberg, und ward darauf von Tilly gegen den Landgrafen Wilhelm von Cassel geschickt. Doch nöthigte ihn Tilly's Niederlage bei Breitenfeld bald zur Umkehr und er stieß nun in der Oberpfalz zur Tilly’schen Armee. In der Schlacht bei Rain (15. April 1632) ward, bald nach Tilly, auch er schwer verwundet. Trotz der schwedischen Gegenbemühungen vereinigte er sich sodann mit Wallenstein in Böhmen; in dem Kampf vor Nürnberg 3. Sept. wird er mit Auszeichnung genannt. Nach Sachsen aber scheint er Wallenstein nicht gefolgt, sondern bei dessen Abzug mit der selbständigen Führung des Krieges gegen die Schweden in Schwaben und am Rhein betraut zu sein. Es beginnt damit der merkwürdigste Abschnitt seiner kriegerischen Laufbahn, wenngleich nicht durch glänzende Erfolge ausgezeichnet. Gegen Ende des J. 1632 zum Feldmarschall ernannt, drang er anfangs rasch über den Lech an die obere Donau vor, wo er erst Banner, dann auch Horn vor sich hatte. Während er, eine Schlacht vermeidend, die Gegner auf Würtemberg zu drängen trachtete, zog von Norden auch Bernhard von Weimar heran. A. ging deshalb im März 1633 auf Rain zurück. Zwar Bernhards Vereinigung mit Horn bei Donauwörth vermochte er dadurch nicht mehr zu hintertreiben, er selbst aber vereinigte sich zugleich mit Johann v. Werth. Beim Vorrücken der Gegner blieb er seinem System, die Entscheidung nicht auf die Spitze einer Schlacht zu stellen, treu. Man glaubt in ihm den Anhänger der in militärischen Schriften jener Periode oft betonten Theorie zu erkennen, nach der es verdienstlicher sei, den Gegner durch kluges Schachspiel als durch Dreinschlagen zu überwinden. Bis über München hinaus wich A. vor den Schweden scharmützelnd zurück. Sobald er aber Bernhards Absicht, sich gegen das wichtige Regensburg zu wenden, erkannte, stand auch er zur Deckung dort rasch bereit, wobei er ein von Bernhard gesuchtes und schon begonnenes Treffen bei Neuburg dennoch wieder abbrach. — Inzwischen näherte sich aber auch ihm eine Verstärkung: über die Alpen stieg der Herzog von Feria mit einem spanisch-italienischen Heer gegen den Bodensee herab. Horn zog, mit Verletzung der schweizerischen Neutralität im August vor Constanz, um die Besetzung dieses beherrschenden Punktes durch Feria zu hindern, mußte aber die Belagerung am 22. Sept. wieder aufheben, weil auch A. über das am 14. Sept. eingenommene Biberach heranzog und seine Vereinigung mit Feria glücklich bewerkstelligte. Allgemein ward bei so gesammelten Kräften beider Seiten nun endlich ein Hauptschlag erwartet. A. aber ließ sich auch durch Feria's Drängen dazu nicht bewegen. Beide zogen vielmehr, sich mit raschen Handstreichen der österreichischen Waldstädte bemächtigend, den Rhein hinab, an Basel vorüber. Dadurch sahen sich Horn und Weimar genöthigt, an den Rhein zu folgen, und die Schweden mußten die Belagerung Breisachs, welches den Schlüsselpunkt für den oberen Rhein bildete, aufheben. Unerwartet aber wandte sich jetzt Herzog Bernhard wieder an die Donau zurück; am 5. Nov. hatte er Regensburg zur Capitulation gezwungen. Damit freilich waren die Maschen des Netzes, mit dem A. seine Gegner von Schwaben und Baiern abzusperren dachte, zerrissen. Auch er und Feria mußten jetzt einen Rückzug über den Schwarzwald antreten, der ihnen nicht minder durch Horn's rastloses Nachdrängen als durch die den Südländern im Heere ungewohnte Kälte verderblich ward. Mehr als die Hälfte der Fremden erlagen den ungewohnten Anstrengungen, so daß der Rückzug endlich einer Flucht nicht unähnlich sah, und während darauf Horn|wohlversorgt im Allgäu stehen blieb, mußten die Gegner sich mit dürftigen Winterquartieren an Isar und Inn begnügen. Feria, der längst mit A. auf dem schlechtesten Fuße stand, starb, von solchem Mißerfolg, wie es scheint, erdrückt. Gegen A. erhoben sich in Wien laute Klagen. Man darf indessen doch nicht vergessen, daß er die größten Feldherren der Zeit sich gegenüber hatte und auch das bliebe noch zu untersuchen, inwiefern etwa Wallenstein ihn während des Jahres 1633 in sein eigenes Zaudersystem mitverflochten hatte. — Jedenfalls wandte man sich von Wien aus, als dort Wallenstein's Sturz beschlossen war, neben Piccolomini zunächst auch an A. Er kam dadurch in eine sehr mißliche Lage. Denn zu Wallenstein, der ihn hochschätzte, hatte er immer im besten Verhältniß gestanden; er mochte weder dessen Vertrauen verrathen, noch auch den kaiserlichen Befehlen ungehorsam sein. Den bekannten Pilsener Revers hatte A. nicht mit unterzeichnet. Als er dann von Wallenstein zur zweiten Versammlung der Obersten nach Pilsen geladen war, erhielt er den Befehl, hier mit Piccolomini Wallenstein zu verhaften und zur Verantwortung nach Wien zu bringen. Er ging darauf zwar mit Widerstreben ein und reiste auch ab, blieb aber unterwegs, Krankheit vorschützend, in Frauenberg bei Marradas zurück und hier kam es zwischen A., Marradas, Gallas, Colalto u. A. zu einer Einigung im kaiserlichen Sinne. Als dann, nachdem am 18. Febr. die Absetzung Wallenstein's ausgesprochen war, die kaiserlich-liguistischen Truppen nach Böhmen vorgeschoben werden sollten, war es A., der dabei mit den allgemeinen Vorkehrungen betraut wurde. Nach Wallenstein's Sturz hat A. an den Kriegsberathungen zu Wien theilgenommen. Beim Gesammtvormarsch der Armee ward ihm zunächst mit Gallas die Aufgabe, Regensburg wieder zu nehmen. Zwar war auch Bernhard von Weimar Ende Mai's hier zur Stelle, er vermochte aber die Aufhebung der Belagerung nicht zu erzwingen und Regensburg mußte am 26. Juli capituliren. A. jedoch erlebte diesen Erfolg nicht mehr. Herzog Bernhard und Horn hatten sich nemlich gegen Landshut gewendet; dorthin folgte ihnen A. von Regensburg aus in 5tägigem Marsch, eine Langsamkeit, aus welcher ihm ein schwerer Vorwurf erwuchs. Denn der Feind gewann dadurch Zeit, sich vor der Stadt einzurichten und A. vermochte sich am 22. Juli vor seinem Angriff in Schloß und Stadt nicht zu behaupten. Unter wilden Plünderungen zogen sich seine Truppen vor dem einbrechenden Feind aus der Stadt zurück. In diesem Getümmel ward A., der der Unordnung steuern wollte, von einer tödtlichen Kugel, wahrscheinlich aus den eigenen Reihen, getroffen. Seine Truppen zogen sich auf Regensburg zurück. Dort ward sein Leichnam in der Karthause Prüll beigesetzt.

    Mit einer Gräfin Arco vermählt hinterließ A. keine Kinder. Der Kaiser übertrug Namen und Wappen auf den mit Aldringen's Schwester Anna vermählten Grafen Clary; daher die böhmische Familie der Grafen und Fürsten v. Clary-Aldringen, welche noch heut im Besitz von Teplitz sind.

    Von seinen Brüdern war der ältere, Graf Paulus von A., Dr. der Theologie, Bischof von Tripolis i. p. und Suffragan des Bischofs von Straßburg. Er starb 1644. Der jüngere, Graf Marcus, 1654 als Fürstbischof von Seckau; von ihm ist die noch bestehende Studienbörse für seine Familie am Jesuitencolleg in Luxemburg gestiftet.

    • Literatur

      An einer urkundlichen Geschichte Aldringen's fehlt es leider; Hauptquelle der Nachrichten über ihn ist das Theatrum Europaeum. (Vgl. dazu Neyen, Biogr. Luxemb.)

    • Korrektur

      Korrektur: Zum Artikel Aldringen sind die in Bd. VIII S. 320 ff. im Artikel Gallas auf Grund neuer Forschungen gegebenen Berichtigungen und Zusätze zu vergleichen.

  • Autor/in

    v. Janko. Schoetter.,
  • Zitierweise

    Janko, Wilhelm Edler von; Schötter, "Aldringen, Johann Graf von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 327-329 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118501763.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA