Lebensdaten
1847 – 1929
Geburtsort
Zwickau (Sachsen)
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Psychiater
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 117512656 | OGND | VIAF: 45082372
Namensvarianten
  • Flechsig, Paul Emil
  • Flechsig, Paul
  • Flechsig, Paul Emil
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Zitierweise

Flechsig, Paul, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117512656.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Emil (1808–78), Protodiakonus an St. Marien in Z.;
    M Ferdinande Richter, Rittergutsbesitzers-T;
    Vt Eduard s. (1);
    1) Auguste Hauff ( 1920), 2) Leipzig 1922 Irene (* 1876), T d. Ludolf Colditz (1847–1909), Dr. iur., Fabrikbes., Dir. d. Leipziger Immobilienges.; kinderlos.

  • Biographie

    F. begann 1865 sein Medizinstudium in Leipzig und empfing entscheidende Einflüsse in der Anatomie durch Ernst und Eduard Weber, in der Histologie durch F. Schweigger-Seidel, in der Physiologie durch C. Ludwig. 1870 promovierte er über „De meningitide luetica“. Nach kurzem Kriegsdienst als Chirurg (1870/71) kam er in Leipzig unter E. Wagner ins Pathologische Institut und in die Medizinische Poliklinik, ein Jahr darauf als Assistent für Histologie zu C. Ludwig. Seine Habilitationsschrift (1875) zeigt eine frühe Konzeption über den Aufbau der Gehirnmasse und die Leitungsbahnen. 1877 Extraordinarius für Psychiatrie, übernahm er 1882 den seit J. Ch. A. Heinroths Tod (1843) verwaisten Lehrstuhl für Psychiatrie. Seine Antrittsrede („Die körperlichen Grundlagen der Geistesstörungen“, 1882) zeigt seine dominierende Forschungsrichtung, die auf einen „Plan des menschlichen Gehirns“ hinausläuft. Methodisch sich an die Faseranatomie des Rückenmarks und Hirnstamms bei Neugeborenen haltend, kommt F. zu einem detaillierten Verlauf der Leitungsbahnen im Zentralnervensystem und zu seiner Lehre von einer sukzessiven Markscheidenreifung in den nervösen Zentralorganen, zur Myelogenese. Die „innere Architektur“ von über 50 Rindenfeldern ist das Ergebnis seiner Hirnstudien. Nach einer Informationsreise zu W. Griesinger, K. Westphal und L. Meyer widmete sich F. seit 1882 seiner neuen „Irren-Heilanstalt“ in Leipzig. W. Bechterew, H. Schütz, Tschirsch, O. Vogt waren seine Schüler. Als Anhänger des psychophysischen Parallelismus im Sinne G. Th. Fechners hielt er das Gehirn für das Substrat aller geistigen Vorgänge, insbesondere seien die den Projektionssystemen gegenüberstehenden|Assoziationszentren als die „geistigen Zentren“, als „Denkorgane“ anzusehen. Mit derartigen Vorstellungen im Denken des Zeitgeistes hielt F. 1894 seine vielumstrittene Rektoratsrede über „Gehirn und Seele“ (1896), in der er als Resultat eines 20jährigen Studiums über den Hirnbau die Seele als Funktion des Körpers und das Bewußtsein als „Begleiterscheinung biophysischer Vorgänge“ deklarierte. Im Gegensatz zu der exakten Methodik und den soliden Entwürfen auf hirnanatomischem Gebiete stehen seine vagen funktionellen Deutungen und die kuriosen weltanschaulichen Interpretationen.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c., Dr. in science h. c..

  • Werke

    Weitere W u. a. Bemerkungen üb. Meningitis luetica, 1870;
    Ueber Varietäten im Bau d. menschl. Rückenmarks, in: Cbl. f. d. med. Wiss. 12, 1874, S. 564-67;
    Die Leitungsbahnen im Gehirn u. Rückenmark d. Menschen auf Grund entwicklungsgesch. Unterss. dargest., 1876;
    Systemerkrankungen d. Rückenmarks, 1878;
    Plan d. menschl. Gehirns, 1883;
    Zur Anatomie u. Entwicklungsgesch. d. Leitungsbahnen im Großhirn d. Menschen, in: Archiv f. Anatomie u. Physiol., 1887;
    Die Irrenklinik d. Univ. Leipzig u. ihre Wirksamkeit in d. J. 1882-86, 1888;
    Über e. neues Einteilungsprinzip d. Großhirnrinde, in: Neurol. Zbl., 1894;
    Die Localisation d. geistigen Vorgänge, insbes. d. Sinnesempfindungen d. Menschen, 1896;
    Die Grenzen geistiger Gesundheit u. Krankheit, 1896;
    Bemerkungen üb. d. Untersuchungsmethoden d. Großhirnrinde, insbes. d. Menschen, in: Ber. d. Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss., 1904;
    Hirnphysiol. u. Willenstheorien, Vortrag, 1905;
    Anatomie d. menschl. Gehirns u. Rückenmarks auf myelogenet. Grundlage, 1920;
    Meine myelogenet Hirnlehre, 1927 (mit biogr. Einl.).

  • Literatur

    R. A. Pfeifer, in: Schweizer Archiv f. Neurol. u. Psychiatrie 26, 1930 (W);
    ders., in: DBJ XI, S. 103-06 (u. Tl. 1929, W, L);
    F. Quensel, in: Dt. Zs. f. Nervenheilkde. 110, 1929, S. 161-65;
    P. Schröder, in: Archiv f. Psychiatrie 91, 1930, S. 1-8;
    W. Haymaker, The Founders of Neurology, Springfield/Ill. 1953, S. 31-35;
    BLÄ.

  • Porträts

    Phot. (Leipzig, Neurol.-Psychiatr. Univ.-Klinik). Gem. v. H. Hamann, Abb. in: Sächs. Köpfe im zeitgenöss. Bild, [1938].

  • Autor/in

    Heinrich Schipperges
  • Zitierweise

    Schipperges, Heinrich, "Flechsig, Paul" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 226-227 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117512656.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA