Lebensdaten
1816 – 1882
Geburtsort
Erfurt
Sterbeort
Reutlingen
Beruf/Funktion
Pomologe ; Pflanzenzüchter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117259802 | OGND | VIAF: 72166579
Namensvarianten
  • Lucas, Eduard
  • Lucas, Ed.
  • Lucas, Edmund
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lucas, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117259802.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl Friedrich ( 1826), Dr. med., Arzt in E., S d. Apothekers Christian Friedrich Ernst in E. u. d. Sophia Tromsdorff;
    M Charlotte Maximiliane Josepha ( 1826, kath.), T d. Weinhändlers Carl Ludwig Borberg u. d. Sophia Burkhardt;
    1841 Walburga (* 1821), T d. Joseph Rueff (1791–1840), bayer. Hauptm. u. Oberfeuerwerksmeister in München, u. d. Elisabeth Huber;
    S Friedrich (1842–1921), Inh. d. Pomolog. Inst. in R. (s. L).

  • Biographie

    L.s Vorliebe für die Bestimmung von Pflanzen wurde bereits im Kindesalter durch den botanisch interessierten Vater geweckt. Er besuchte einige Jahre das Gymnasium in Erfurt, das er nach der Tertia verließ, und begann eine Gärtnerlehre in Dessau. Nach Beendigung der dreijährigen Lehrzeit war er in Frankfurt/Oder, Greifswald und Erfurt als|Gärtnereigehilfe beschäftigt. Während einer Botanisierreise in die Salzburger Alpen machte L. in München die Bekanntschaft von K. v. Martius und übernahm daraufhin 1838 eine Stelle im Münchner Botanischen Garten. Hier erzielte er beachtliche Erfolge bei der Kultivierung exotischer Pflanzen; eine von ihm entwickelte Methode, Stecklinge in Holzkohlebeeten zu ziehen, wurde von Liebig in der „Agrikulturchemie“ beschrieben. In München besuchte L. auch naturwissenschaftliche Vorlesungen und begleitete Martius und J. G. Zuccarini auf botanischen Exkursionen. 1841 wurde L. durch Vermittlung von Martius zum Leiter des ziemlich verwahrlosten Botanischen Gartens in Regensburg ernannt. Obgleich er Gefallen an seiner neuen Tätigkeit fand und bald Erfolg bei der Rekultivierung des Gartens hatte, verließ er 1843 Regensburg und übernahm die Position des Institutsgärtners und Leiters einer noch zu gründenden Gartenbauschule in Hohenheim b. Stuttgart (der späteren Landwirtschaftlichen Hochschule), wo er bis 1860 blieb. Erst hier begann er, sich mit Fragen des Obst- und Gemüseanbaus eingehender zu befassen. Der zwar sehr große, aber völlig verwilderte Obstgarten wurde stark verkleinert, teilweise neu bepflanzt und reorganisiert. Neben intensiven autodidaktischen Bemühungen trug auch L.s Bereitschaft zu experimentieren wesentlich zum baldigen Gedeihen der Obstkulturen bei. Der vorher defizitäre Betrieb warf schließlich beträchtliche Reinerträge ab. Seine Lehrtätigkeit nahm L. ebenfalls sehr ernst. Aus der Unterrichtsvorbereitung entstanden erste längere Schriften, so die „Lehre von der Obstbaumzucht“ (1844), „Der Obstbau auf dem Lande“ (1848; ³1858) und „Der Gemüseanbau“ (1846). Die Beschäftigung mit der Pomologie führte schließlich zu breit angelegten Monographien, z. B. „Die Kernobstsorten Württembergs“ (1853). L.s Arbeit in Hohenheim wurde 1853 durch die Ernennung zum Kgl. Garteninspektor und 1858 durch die Verleihung der Goldenen Civilverdienstmedaille gewürdigt.

    1860 verließ L. Hohenheim, um in Reutlingen ein eigenes pomologisches Institut mit angeschlossener Fachschule zu gründen. Das Institut erlangte rasch einen beachtlichen Ruf, sowohl durch die dort erzielten Zuchterfolge, wie auch wegen der Qualität der Gärtnerausbildung. Nach L.s Tod wurde es von seinem Sohn weitergeführt, verlor aber nach und nach an Bedeutung und wurde schließlich aufgelöst.

    1866 bewarb sich L. bei der Univ. Tübingen um die Verleihung des Doktortitels, der ihm in Anerkennung seiner wesentlichen Beiträge zur Gartenkultur ohne ordentliches Verfahren verliehen wurde. – L. war Gründungsmitglied und Geschäftsführer des 1860 entstandenen Deutschen Pomologenvereins und Mitglied bzw. Ehrenmitglied zahlreicher deutscher und ausländischer Gartenbauvereine und -gesellschaften.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Obstbenutzung 1856, ³1889;
    Ill. Hdb. d. Obstkde., 8 Bde., 1859-75 (mit Jahn u. Oberdieck);
    Einl. in d. Studium d. Pomol., 1877. -
    Aus meinem Leben, Autobiogr., 1882 (P). - W-Verz. in: Festschr. d. Verlags E. Ulmer 1868-1968, 1969.

  • Literatur

    ADB 19;
    G. Buchloh, E. L., in: Große Landwirte, 1970 (P). - Zu S Friedrich: G. Schaal, in: Der Obstbau 62, 1942, S. 163.

  • Autor/in

    Claus Priesner
  • Zitierweise

    Priesner, Claus, "Lucas, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 271-272 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117259802.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lucas: Eduard L., 1816—1882, Gründer und Director des pomologischen Instituts in Reutlingen. Zu Erfurt am 19. Juli 1816 als Sohn eines Arztes geboren, wurde er kaum 16 Jahre alt zur Doppelwaise und mußte als Pflegekind bei seinem Onkel, dem Apotheker C. Lucas, Aufnahme suchen. Bis in sein 15. Lebensjahr besuchte er das Erfurter Gymnasium; dann ging er seiner eigenen Neigung folgend zur Kunstgärtnerei über. Nachdem er als Eleve bei dem anhalt-dessauischen Hofgärtner Richter drei Jahre im Luisium bei Dessau verbracht, auch eine Reihe von Jahren als Gehilfe in Frankfurt a. O. sowie am botanischen Garten in Greifswald und in der Handelsgärtnerei von Haage in Erfurt fungirt hatte, konnte er zu Ostern 1838 eine Gehilfenstelle am königl. botanischen Garten in München antreten. Hier erwarb er sich durch seinen bei allen schwierigen Aufgaben bethätigten Eifer und durch sein von außergewöhnlichem Verständniß begleitetes Streben, manche Mängel in der Kunstgärtnerei zu beseitigen, sehr bald das Vertrauen Martius' und Zuccarini's, der beiden Vorstände jenes Instituts. Ersterer genehmigte sofort eine geänderte Behandlung der Warmhauspflanzen, welche L. freilich im Geiste einer Schrift seines Vorgesetzten versucht und auch mit Erfolg in Anwendung gebracht hatte, weiter gestattete ihm jener den Besuch der Vorlesungen über Botanik an der Universität, sowie die Theilnahme an den botanischen Excursionen und den Arbeiten im Herbarium. Gleiche Vergünstigungen wurden ihm auch von anderen Professoren der Universität gewährt, so daß er während des Studienjahrs 1838/39 einen ganzen Cyclus von naturwissenschaftlichen Vorlesungen hören konnte. Daneben nahm er noch Privatunterricht in der englischen und französischen Sprache und vervollkommnete auf diese Weise seine Schulkenntnisse, welche er schon früher durch Vorbereitungen auf den einjährigen Militärdienst in verschiedenen Richtungen gehoben hatte. Seine täglichen Aufgaben führten ihn zur Anstellung neuer Versuche behufs Vermehrung exotischer Pflanzen mit Anwendung des Kohlenstaubs und Wurzelmediums, und diese waren bald mit solchem Erfolge gekrönt, daß er darüber litterarische Berichte für wissenschaftliche und Fachzeitschriften zu liefern hatte, wodurch natürlich die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf ihn gelenkt werden mußte. In gleicher Weise kamen ihm die vielen Berührungen mit hervorragenden Männern und Freunden seines Faches, denen er theils in München, theils auf verschiedenen von dort aus unternommenen Instructionsreisen begegnet war, sehr zu Statten. Nicht ganz drei Jahre hatte L. jene Stellung in München innegehabt, als er durch die Empfehlung des Hofraths von Martius von der königl. botanischen Gesellschaft zu Regensburg zum botanischen Gärtner daselbst berufen ward. Auch hier bewährte sich L. als einsichtsvoller und aufstrebender Fachmann; dabei ergriff er noch mit Eifer die Gelegenheit, seine Kenntnisse auf dem Gebiete der Pomologie und Obstcultur zu vervollständigen. Im Juni 1843 ward L. an die königl. württembergische Akademie zu Hohenheim als Lehrer für Garten- und Obstcultur berufen. Nachdem er anfänglich manche Schwierigkeiten bei der Erfüllung seiner neuen Aufgaben zu bekämpfen gehabt hatte, entfaltete er eine sehr ersprießliche Thätigkeit in allen Richtungen seines Dienstes und fand ungetheilte Anerkennung dafür. Die Leitung des ausgedehnten Institutsgartens mit den Baumschulen und Obstpflanzungen führte er bald in rationeller Weise zu den besten Resultaten, als Lehrer an der Akademie fand er bald nach Ablauf der ersten Semester ein dankbares und zahlreiches Auditorium, sowie er auch als Vorstand und Lehrer der mit 1845 ins Leben gerufenen Gartenbauschule besonders für die württembergischen Horticulturinteressen erfolgreich wirkte. Außerdem war er litterarisch thätig. Seine ersten Schriften: „Die Lehre vom Obstbau“ (im Verein mit Dr. Medicus herausgegeben) 1844/45; „Der Gemüsebau“, 1846; „Der Obstbau auf dem Lande, als belehrende Instruction für Gemeindebaumwärter“, 1848, erlebten 7, resp. 4 und 5 Auflagen und wurden in mehrere fremde Sprachen übersetzt; daneben lieferte er manche litterarische Beiträge an die Monatshefte für Pomologie und an das Hohenheimer landwirthschaftliche Wochenblatt. Es konnte ihm nicht fehlen, daß er auf seine Anregung hin zu größeren Instructionsreisen ermächtigt wurde, sowie ihm auch willkommene Veranlassung zum Besuche der Jahresversammlungen deutscher Wein- und Obstproducenten seit 1845 wiederholt geboten war. Auf beiden Wegen fand er Gelegenheit, mit hervorragenden Horto- und Pomologen in näheren Verkehr zu treten. Ende 1850 erließ L. einen Aufruf an die deutschen Gärtner, worin er, das Erforderniß der Hebung ihrer Fachbildung betonend und solches als sicherstes Mittel zur Verbesserung der Verhältnisse des Gärtnerstandes bezeichnend, mit einer entsprechenden Aufforderung wohl den ersten Anstoß zur Gründung von höheren Lehranstalten für angehende Gärtner gab. Fand diese Anregung zwar in Erfurt und auch in Berlin fruchtbaren Boden, so war es ihm doch vorbehalten, die letzten Consequenzen seines Auftretens später selbst zu ziehen. Während der 50er Jahre eifrig weiterstrebend und theils mit pomologischen Studien resp. Versuchen über neue Veredlungsmethoden beschäftigt, theils an der Verbesserung der Geräthe des Obstbaues, sowie an der Ausbildung einer correcten Systematik und Terminologie auf dem Gebiete der Pomona germanica arbeitend, war er außerdem noch durch die Redaction der pomologischen Monatshefte und anderweitige litterarische Arbeiten, durch Uebertragung von Functionen bei Obstausstellungen und pomologischen Versammlungen und selbst durch periodische Ausübung eines Wanderlehreramtes vielfach in Anspruch genommen; er hatte jedoch auch die Genugthuung, vielfach Ehrenbezeigungen in großer Zahl zu ernten und den Kreis seiner Verehrer und persönlichen Freunde wachsen zu sehen. So mochte er sich hinreichend ermuthigt fühlen, um den Gedanken der Gründung einer eigenen Lehranstalt für Gartenbau, Obstcultur und Pomologie aufkommen zu lassen, und diesen Plan führte er 1859 der Verwirklichung entgegen. Nachdem er aus|verschiedenen Gründen den Ort Reutlingen als Pflanzstätte für dies Unternehmen gewählt und die vorbereitenden Einrichtungen mit Hilfe eines befreundeten Kapitalisten ohne Staatszuschuß getroffen hatte, schied er bald nach dem Beginn des Jahres 1860 aus dem Staatsdienste und trat mit großer Zuversicht an die Spitze seines Instituts, welches allen Zweigen des Garten- und Obstbaues, der Rebcultur, der Weiden- und Gehölzanzucht etc. Raum gewährte und die erste umfassende Anstalt der Art in Deutschland war. Dem als Lehrer wie Prakkiker erprobten Director standen dabei fünf zur Vertretung von naturwissenschaftlichen und Fachdisciplinen berufene Lehrer und ein entsprechendes Gärtnerpersonal zur Seite. Die Frequenz des Institutes, welches bei der Eröffnung immerhin schon über 20 Zöglinge zählte, stieg sehr bald in erfreulicher Weise, so daß sie innerhalb der ersten beiden Decennien den Durchschnittsbestand von 50 Zöglingen und Hospitanten erreichen sollte. Ungeachtet der großen Summe von Anforderungen, welche ein solches als Lehr- und Musterinstitut wie als Handelsetablissement gleich trefflich ausgerüstetes Unternehmen an seinen Leiter stellen mochte, fand L. noch die Zeit, die Geschäftsführung für den deutschen Pomologenverein mit den vielen Aufgaben bei Bestimmung der Obstsorten zu übernehmen, an der Redaction des Vereinblattes sich zu betheiligen und seine litterarische Thätigkeit mit gleicher Productivität fortzusetzen. Die Leistungen auf letzterem Gebiete umfassen eine ganze Reihe von Schriften, welche theils als Instructionen und Anleitungen zum Betriebe der Obstcultur und des Gartenbaues, zur Classification und Bestimmung der Obstsorten, zur Taxation der Obstbäume wie zur technischen Verwerthung der bezüglichen Producte, theils als Lehr- und Handbücher, oder auch als synoptische mit Illustrationen versehene Werke gehalten waren und mehr oder weniger große Verbreitung gefunden haben. Unter den vielen Ehrenbezeigungen und Auszeichnungen, welche dem so vielseitig thätigen Manne zu Theil wurden, schätzte er vor Allem das huldvolle Vertrauen des württembergischen Königshauses und die Verleihung des Doctordiploms Seitens der Tübinger philosophischen Facultät. Und wie er als Vorkämpfer für den Fortschritt in seinem Berufe im In- und Ausland allgemein geachtet war, so schätzte man an ihm in näherstehenden Kreisen den biedern und gefälligen Charakter, den jovialen Gesellschafter und Gelegenheitsdichter, den unternehmenden und scharfblickenden Mann, dem eine beglückende Harmonie des Lebens und Wirkens vergönnt war. So stand er noch in voller Rüstigkeit da und hatte seine Anstalt zu voller Blüthe geführt, als ihn gegen Ende des Frühjahrs 1882 eine schwere Krankheit befiel, die am 23. Juni d. J. einen tödtlichen Ausgang nahm. — Seine Verdienste bestanden hauptsächlich in der Vervollkommnung der pomologischen Systematik durch Ausstellung von Doppelsystemen zur Verschärfung der Kriterien, in der Verbesserung der Aufzuchts- und Behandlungsweise und der Veredlungsmethoden auf dem Gebiete der Obstbaumzucht, in der wissenschaftlichen Begründung des Baumschnitts bei Erzielung künstlicher Baumformen, in der Einführung neuer werthvoller Gartengewächse resp. Obstsorten, in der Construktion neuer zweckmäßig befundener Gartengeräthe und Dörreinrichtungen, sowie in der Erfindung wichtiger Mittel zum Schutze der Obstbäume gegen Krankheiten und schädliche Einflüsse. Seine Wirksamkeit trug viel dazu bei, einem Berufe, der zwar vielfach schon durch die Weihe der Kunst veredelt, jedoch mehrentheils noch in den Schranken der Empirie gefesselt war, zur weiteren Erstarkung unter dem belebenden Strahl der Wissenschaft, zur Hebung der Leistungsfähigkeit und zur Erhöhung des Ansehens zu verhelfen.

    • Literatur

      Vgl. Frankfurter Journal, Juli 1882, Zeitschrift des landw. Vereines in Baiern, Augustheft 1882 und die Autobiographie ("Aus meinem Leben") von Dr. Ed. Lucas. Stuttgart 1882.

  • Autor/in

    Leisewitz.
  • Zitierweise

    Leisewitz, Carl, "Lucas, Eduard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 342-344 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117259802.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA