Lebensdaten
1647 – 1720
Geburtsort
Stade
Sterbeort
Hollern vor Stade
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 116098961 | OGND | VIAF: 2480554
Namensvarianten
  • Diecmann, Johann
  • D. J. D.
  • Dieckmann, Johann
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Zitierweise

Diecmann, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116098961.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jacob (1617–83), Pastor in Stade, S des Heinr. ( 1626), Kaufm. u. Brauer in Anklam, u. der Emerentia Bollhagen;
    M Catharina (1619–85), T des Ratsherrn Heinr. Hintze in Stade;
    Stade 27.12.1675 Sophia Ursula (1657–1713), T des Superintendenten Michael Rager (1607–74) in Verden;
    8 S, |5 T, u. a. Michael Gg. (1678–1753), KonsistorialSekr. ( 1707 Anna Elis., T des Archivars Dietr. v. Stade [1637–1718], s. ADB XXXV).

  • Biographie

    Nach achtjährigem Studium in Jena, Gießen und Wittenberg wurde D. 1674 Rektor des Gymnasiums Athenaeum in Stade und 1683, ohne ein Predigeramt gehabt zu haben, Generalsuperintendent der Herzogtümer Bremen-Verden. Die vielseitige Tätigkeit des tatkräftigen, sehr toleranten Gelehrten und Theologen wirkte über seinen Bezirk hinaus. Seine in einem Lande ohne Kirchenordnung durchgeführten Kirchenvisitationen schufen eine einheitliche Ordnung der kirchlichen Verhältnisse und Normen für Zucht und Sitte. Im Streit zwischen Orthodoxie und Pietismus des letzteren bezichtigt, wies er nach, daß die Wormser Bibel nicht das Werk Luthers, sondern des Zürichers Lion Judae sei. Er reinigte die umlaufenden Nachdrucke der Lutherbibel von Fehlern und Entstellungen und stellte in den 3 Ausgaben der „Stader Bibel“ (große Bilderbibel, Familienbibel, Handbibel) den reinen Luthertext wieder her, ihn durch Vergleich mit dem Urtext verbessernd. Er wies so den Weg für die zukünftige Forschung. Die große D.-Bibel lag auf allen und liegt oft noch heute auf den Altären der Kirchen des Stader Bezirkes. Als Lehrer erfahren, verfuhr er nach festen Regeln in der Rechtschreibung und in der Grammatik (Gebrauch der Präpositionen) und war auch hier bahnbrechend.

  • Literatur

    ADB IV;
    J. H. Pratje, Altes u. Neues aus d. Herzogthumern Bremen u. Verden, Stade 1769 bis 1781, Bd. 12, S. 193 (W);
    R. Steinmetz, Die Generalsuperintendenten in d. Herzogtümern Bremen-Verden, 1907, S. 45-60 (P);
    T. Tamm, Die Stader Bibel v. D. J. D., in: Stade, Vergangenheit, Gegenwart, 1928, S. 36 ff.

  • Autor/in

    Hans Wohltmann
  • Zitierweise

    Wohltmann, Hans, "Diecmann, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 636-637 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116098961.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Diecmann: Johann D., 4. Juli 1720, Dr. theol., Generalsuperintendent der Herzogthümer Bremen und Verden, ein tüchtiger Schulmann, gelehrter und weithin hochangesehener Theolog, geb. zu Stade am 30. Juni 1647 als Sohn des Pastors Jakob D. und Katharina's, der Tochter des tüchtigen Juristen Hinrich Hinze. Auf der Schule stand er unter dem berühmten Rector J. Ph. Tonsor, studirte 8 Jahr in Gießen, Jena und Wittenberg und wurde schon 1674 Rector des Gymn. illustre in Stade; 14. Februar 1683 Generalsuperintendent. In Stade erlebte er die Belagerung durch lüneburg’sche und münstrische Truppen 1676 und floh vor den Dänen 1712 nach Bremen, so daß er 1712—15 ohne Amt war, 1715 bestätigte ihn die neue hannoversche Regierung als Generalsuperintendent. D. hatte fest an der schwedischen Herrschaft gehalten. Mit seiner Ehefrau Sophie Ursula Rager hatte er 14 Kinder, von denen ihn 9 überlebten. Die Nachweise über sein Leben finden sich bei Pratje A. u. N. 12. S. 193 ff., wo auch seine Schriften, fast sämmtlich Gelegenheitsschriften mit gelehrtem Apparat, aufgezählt sind, und bei H. W. Dieckmann, im Stader Schulprogramm 1858. — D. war streng antikatholisch|und die münsterischen katholischen Versuchungen zwangen ihn zur Opposition; den Reformirten gegenüber war er, überhaupt eine höchst humane Natur, geneigt die Gleichheiten vor den Unterschieden anzuerkennen, so daß er selbst den Angriffen, als sei er Kryptocalvinist, nicht entging. Er war ein eifriger Freund von Johann Arndt's „Wahrem Christenthum“ und schrieb dazu die bekannte Vorrede, deren wegen er des Pietismus beschuldigt wurde. Er hielt dafür, daß das Christenthum erbauen und Liebe verbreiten, nicht streiten solle, im 17. Jahrhundert eine hohe Seltenheit. Die Stader Bibelausgaben besorgte er, weil die Bibel in seinem Sprengel fast nirgend zu finden war. So ein Segen für seinen Bezirk in geistlicher Wirksamkeit, war er zugleich ein tüchtiger Orientalist und Vorläufer der germanistischen Philologie. Er beschäftigte sich eifrig mit dem Glossarium des Rhabanus Maurus, das er druckfertig hatte, ohne einen Verleger zu finden. Sein Enkel hat es nachher für 50 Thaler an Dr. Baumgarten in Halle verkauft. Pratje l. c. S. 220. Nur eine Probe davon ("Specimen Glossarii Msti. Latino-Theotisci, quod Rhabano Mauro etc. inscribitur, illustrati") ist nach seinem Tode 1721 mit Anmerkungen Dietrichs von Stade gedruckt.

  • Autor/in

    Krause.
  • Zitierweise

    Krause, "Diecmann, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 118-119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116098961.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA