Lebensdaten
1597 – 1658
Geburtsort
Köslin
Sterbeort
Stettin
Beruf/Funktion
Pädagoge ; Schulmann ; Rektor des Gymnasiums in Stettin ; Historiker
Konfession
lutherisch?
Normdaten
GND: 115394982 | OGND | VIAF: 3199093
Namensvarianten
  • Lütkeschwager, Johann
  • Micraelius, Johann
  • Lütkeschwager, Johann
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Micraelius, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd115394982.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Micraelius: Johann M. (Lütkeschwager), pommerscher Schulmann und Geschichtschreiber, geb. 1. September 1597 in Cöslin, 3. December 1658 in Stettin. Ob die gräcisirte Form des Namens nur in der Mode der Zeit begründet ist, oder ob die ἀέλλιοι auf geschichtlicher Basis ruhen, wird sich kaum feststellen lassen. Der Vater, Joachim Lütkeschwager, der sich zuerst Micraelius nannte, war ein Bauernsohn aus Jamund bei Cöslin, wurde von dem dortigen Pastor Lorenz Krüger zum Studiren vorbereitet und heirathete dessen Tochter Margaretha. Er starb 18. Februar 1618, 99 Jahre alt als Archidiakonus in Cöslin, seine Wittwe folgte ihm sieben Jahre später ins Grab. Johann M. besuchte die Schule in seiner Vaterstadt unter Volsius und in Stettin unter Prätorius, Hunichius und Cramer, und ging 1617 auf die Universität Königsberg, wo er dem brandenburgischen Secretär Philipp Frenking bei der Uebersetzung amtlicher Acten wesentliche Dienste leistete. Später bezog er die Universität Greifswald, wurde 1621 daselbst Magister und fungirte wiederholt als Reisebegleiter junger Leute vornehmen Standes. Schon als Knabe von 17 Jahren hatte er Gelegenheit gehabt, die Welt zu sehen, indem er im Gefolge des Herzogs Franz von Pommern als Begleiter des Hofpredigers Messerschmidt nach Dresden reiste. 1623 wandte er sich nach Leipzig und las daselbst Collegia, wurde aber schon das Jahr darauf an das fürstliche Pädagogium zu Stettin als Professor der Beredsamkeit berufen. 1627 erhielt er bei Abgang des Mag. Lolejus das Rectorat an der Rathsschule daselbst und hat dasselbe verwaltet, bis er 1641 wieder, und zwar diesmal als Rector an das Pädagogium berufen ward, das er als Subrector verlassen hatte. Siebzehn Jahre lang stand M. dieser der Reformation entsprossenen, von den pommerschen Fürsten und dem Adel mit besonderer Liebe gepflegten Lehranstalt vor, die bis in die Neuzeit einen gewissen akademischen Anstrich sich gewahrt hat. 1644 konnte M. das hundertjährige Bestehen derselben feiern; wenige Jahre danach fand die Theilung Pommerns statt und Stettin wurde schwedisch. Nach der Sitte der Zeit hat M. eine große schriftstellerische Thätigkeit entwickelt, neben den Schulkomödien, Programmen, Disputationen, zählen die Gelegenheitsschriften aller Art nach Hunderten; eine bei seinem Leichenbegängniß von Ludw. Jacobi gehaltene „Abdanckung“ führt viele seiner Schriften in chronologischer Folge auf. Die meisten derselben sind in der Bibliothek des jetzigen Marienstiftsgymnasiums in Stettin vorhanden. Hervorzuheben sind: „Syntagma hist. ecclesiae“, 1630, 8°, wieder aufgelegt 1643, 1657, 1660 und 1699, zuletzt in 4°; „Syntagma hist. mundi“, 1627, 8°, in den ersten sechs Jahren dreimal ausgelegt, dann 1654 in 4°, zuletzt|1702; endlich: „Progymnasmata Aphthonii“ 1656, 8°, 1691 in 12°. Auch auf den Index kam M. durch einige kleine bei Haken erwähnte Schriften betr. den Uebertritt des Grafen Truchseß von Wetzhausen zum Katholicismus. Die gegnerischen Schriften erschienen in Ingolstadt. Dauernde Bedeutung gewinnt M. aber durch sein Hauptwerk: „Sechs Bücher vom alten Pommerlande“, Stettin bei Rhete 1640, 4°; ein Geschichtswerk, das die Arbeiten früherer pommerscher Chronisten für längere Zeit in den Schatten stellte. In der That übertrifft M. seine Vorgänger bei theilweise zwar schleppender, im Ganzen aber kräftiger und lebendiger Darstellung durch eine gewisse Vollständigkeit, da seine Arbeit bis auf das Erlöschen des pommerschen Herrscherhauses hinabreicht. Die wichtigsten und zugleich am ausführlichsten ausgearbeiteten Abschnitte behandeln die vom Verfasser zum Theil selbst durchlebten Ereignisse von 1606—1637; auch der Schluß des Werkes mit der Beschreibung des Landes, des Adels und der Städte liefert ein belehrendes Bild des Pommerlandes jener Zeit. Indessen wollte M. seine Arbeit nur als einen Entwurf zu einem umfassenderen Werke angesehen wissen und forderte den Adel und die Städte des Landes zu Eröffnung neuer Quellen auf. Die Zeit war freilich zu ruhiger Forschung nicht angethan, und was M. selbst an neuem Material gesammelt hatte, behielt er kluger Weise für sich. Es bezieht sich auf die Bedrückung Pommerns durch die Schweden 1638, auf die Auslösung der herzoglichen Regierung nach dem Tode des Herzogs Bogislav XIV. und dergl. und ist erst in unserer Zeit durch W. Böhmer an die Oeffentlichkeit gelangt. Eine neue Auflage der „Sechs Bücher“ erschien 1723 wider Willen der Erben. M., der 1649 auf Anregung der Königin Christina von Schweden in Greifswald zum Dr. theol. creirt worden war und 1656 als Prokanzler der Universität fungirte, war dreimal verheirathet: am 16. Juli 1627 mit Sophrosyne Prätorius, Tochter seines früheren Lehrers Mag. Joachim Prätorius, Professors der Theologie und Archidiakonus an St. Marien in Stettin, die im ersten Kindbette starb; am 3. Mai 1630 mit Sophia Reuz ( 10. April 1641), Tochter des Superintendenten für Hinterpommern Mag. David Reuz, und endlich am 2. September 1642 mit Katharina Heck, Tochter des Superintendenten Mag. Michael Heck in Prenzlau, die ihn überlebte. Der zweiten Ehe entstammten außer einer Tochter Sophia zwei Söhne: David, als schwedischer Auditeur bei Riga gefangen, und Joachim, bei des Vaters Tode Student der Theologie. Aus der dritten Ehe gingen hervor die drei Töchter Esther, Sophrosyne, Regina, und ebensoviel Söhne: Theophil, Jacob und Carl.

    • Literatur

      Fabricius, Leichenpredigt auf Joh. Micraelius, gedruckt bei Götzke in Stettin 1658. Haken, Versuch einer diplomat. Gesch. von Cöslin, Lemgo 1765. Böhmer in: „Baltische Studien“, 3. Jahrg., 1835.

  • Autor/in

    v. Bülow.
  • Zitierweise

    Bülow, von, "Micraelius, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 700-701 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd115394982.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA