Lebensdaten
1678 – 1747
Geburtsort
Grabow
Sterbeort
Dömitz
Beruf/Funktion
Herzog von Mecklenburg-Schwerin
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 101509758 | OGND | VIAF: 2836494
Namensvarianten
  • Karl Leopold
  • Karl Leopold, Mecklenburg-Schwerin, Herzog
  • Carl Leopold
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Zitierweise

Karl Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101509758.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hzg. Friedrich v. M.-Sch. (1638–88), Domherr zu Straßburg, residiert in Grabow, S d. Hzg. Adolf Friedrich I. v. M.-Schwerin ( 1658, s. ADB I), regiert 1592-1608 unter Vormundschaft, 1628-32 geächtet, 1648 Fürst zu Schwerin u. Ratzeburg, u. d. Marie Katharina v. Braunschwein-Dannenberg (1616–65);
    M Christine Wilhelmine (1653–1722), T d. Landgf. Wilhelm Christof v. Hessen-Homburg (1625–81);
    B Hzg. Friedrich Wilhelm v. M.-Schw. ( 1713, s. ADB VII), Hzg. Christian Ludwig II. v. M.-Sch. ( 1756, s. NDB III);
    - 1) 1708 ( 1710) Sofie Hedwig (1690–1734), T d. Fürsten Heinrich Casimir II. v. Nassau-Diez ( 1696, s. ADB XI), 2) 1710 morgan. ( 1711) Hofdame Christine Dorothea v. Lepel, 3) 1716 Katharina (1692–1733), T d. Zaren Iwan V. v. Rußland ( 1696);
    T aus 3) Elisabeth ( 1746), als Großfürstin Anna Leopoldowna Regentin v. Rußland (s. NDB I).

  • Biographie

    K. folgte 1713 seinem vom Kaiser 1701 eingesetzten älteren, kinderlosen Bruder Friedrich Wilhelm auf den Thron. Er war ein eigenwilliger, herrschsüchtiger Mensch ohne besondere bildungsmäßige oder charakterliche Vorzüge. Nach der üblichen europäischen Kavalierstour begleitete er seit 1706 Karl XII. von Schweden, sein Vorbild, auf den Feldzügen im Osten. Er übernahm ein Land, das im Nordischen Krieg durch schwedische, dänische, russische, kaiserliche und preußische Truppen ausgeplündert worden war. Er setzte den Machtkampf seines Bruders gegen die verarmten Landstände fort, von denen er gleich zu Anfang höhere Kontributionen zu erpressen versuchte. Außer der Stadt Rostock, die er als wichtigste und selbständigste mecklenburgische Seestadt anfangs zu seiner Residenz bestimmt hatte, versuchte er, besonders die Ritterschaft von sich abhängig zu machen. Sowohl Preußen wie Hannover strebten danach, Mecklenburg seiner günstigen Lage wegen zu annektieren, während Kaiser Karl VI. es schon als habsburgische Provinz sah. Vergeblich rechnete K. mit außenpolitischer Unterstützung durch Zar Peter den Großen, der ihn anfangs gegen die Landstände unterstützt hatte und ihm seine Nichte zur Frau gab, aber das Land in 3jähriger Besatzung aussaugte und K. nur für seine nordischen Annexionspläne brauchen wollte. Nach inneren Kämpfen erreichte die mecklenburgische Ritterschaft 1719, daß der Kaiser die Reichsexekution über Mecklenburg und Rostock verhängte, im kaiserlichen Auftrag eine hannoverisch-braunschweigische Kommission die Landesverwaltung führte und deren Truppen anstelle der russischen das Land besetzten. Mecklenburgische Truppen unter K. wurden zurückgeschlagen. Der Herzog und ein Teil seiner in Rostock befindlichen Regierung gingen nach Dömitz, das wie Schwerin nicht besetzt war; Ende 1721 zog er nach Danzig und blieb dort bis 1730. Bei dieser Art Doppelregierung (Herzog und Kaiserliche Kommission) und nach endlosen Verhandlungen wurde K. 1728 von der Regierung suspendiert und sein Bruder Christian Ludwig II. als Kaiserlicher Kommissar eingesetzt. Nach vergeblichen Versuchen, durch neue Truppen wieder zur Macht zu gelangen, zog K. sich 1741 endgültig nach Dömitz zurück.

  • Literatur

    ADB 15;
    O. Vitense, Gesch. v. Mecklenburg, 1920;
    M. Hamann, Das staatl. Werden Mecklenburgs, 1962;
    H.-J. Ballschmieter, Andreas Gottlieb v. Bernstorff u. d. meckl. Ständekampf (1680–1720), 1962;
    P. Wick, Der Versuch d. Aufrichtung d. Absolutismus in Mecklenburg u. sein Scheitern (1713-19), 1964;
    W. Mediger, Mecklenburg, Rußland u. England-Hannover, 1706–21, 1967.

  • Porträts

    4 Ölgem. (Schwerin, Staatl. Mus.).

  • Autor/in

    Hildegard Thierfelder
  • Zitierweise

    Thierfelder, Hildegard, "Karl Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 239-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101509758.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Karl Leopold, Herzog von Mecklenburg-Schwerin, geb. am 26. November 1679, am 28. November 1747, succedirte seinem Bruder, dem Herzoge Friedrich Wilhelm, am 31. Juli 1713. Er hatte, nach Beendigung einer größeren|Tour durch Deutschland, England, Holland und Frankreich, sich im J. 1706 zu Karl XII. von Schweden begeben und diesen auf seinen polnischen Feldzügen begleitet. Zur Regierung gelangt, erbte er seines Bruder Streitigkeiten mit der durch den nordischen Krieg sehr verarmten Ritterschaft und mit den Strelitzer Fürsten über den Steuermodus der Stände und die Theilnahme an den Landtagen, sowie über die Bildung einer stehenden Kriegsmacht. K. L. versuchte den Ständen gewaltsam entgegen zu treten, indem er Contributionsschreiben ohne ihre Bewilligung erließ, das Militär zu vermehren suchte und überhaupt die Beschränkungen, welche die Stände ihm entgegensetzten, zu beseitigen strebte. Um die erforderlichen Mittel zu erhalten, machte er 1715 den Versuch, einen Theil der Domänen zu vererbpachten, was ihm aber, da es dabei eben nur auf Geld abgesehen war, nicht gelang. — Als nun am 23. April 1716 die Stadt Wismar capitulirt hatte und von dänischen, preußischen und hannoverschen Truppen besetzt war, hatte sich K. L. eben, am 19. April, mit Peters des Großen Nichte Katharina Iwanomna vermählt, und dies gab Peter d. Gr. willkommenen Anlaß, 9000 Russen in Mecklenburg einrücken zu lassen, welche wieder für das Streben des Herzogs eine Stütze wurden. Er versuchte die Landräthe, Landmarschälle und den engeren Ausschuß der Ritterschaft mit Hülfe dieser Russen in seine Gewalt zu bekommen, jedoch entgingen sie ihm zum größten Theil und der engere Ausschuß flüchtete nach Ratzeburg, wo er sich unter den Schutz des Kurfürsten von Hannover (Georg I. von England) stellte, was diesen zu einer Flottendemonstration gegen die Russen veranlaßte. Zugleich beschwerten sich die Landstände wiederholt beim Kaiser, welcher den Kurfürsten Georg von Hannover und den Herzog August Wilhelm von Braunschweig im J. 1717 aufforderte, jene Beschwerden eventuell mit Waffengewalt abzustellen. Inmittelst waren die Russen bis auf 3300 Mann, welche K. L. in seinen Dienst nahm, aus Mecklenburg abgezogen und hatten das Land verarmt und am Rande einer Hungersnoth stehend verlassen; viele adliche Familien waren geflüchtet. — Im J. 1718 hatte der Herzog ein Heer von 11,550 Mann gesammelt und erklärte den engeren Ausschuß der Ritterschaft für Rebellen, zog zugleich einen Theil der Güter seiner Mitglieder ein. Auch die mit der Execution beauftragten Fürsten hatten indessen gerüstet; im December 1718 setzten sich 12—14,000 Mann Hannoveraner und Braunschweiger unter dem General v. Bülow in Bewegung und überschritten im Februar die Elbe. Die Mecklenburger unter dem Generalmajor Curt von Schwerin traten ihnen bei Walsmühlen an der Sude entgegen und brachten ihnen eine kleine Schlappe bei, zogen sich dann aber, von den Executionstruppen gefolgt, ins östliche Mecklenburg zurück; am 22. Juni 1719 zog die kaiserliche Commission in Rostock ein. K. L. war nach Berlin geflüchtet und ging im September 1719 nach Dömitz, im December 1721 nach Danzig. — Für das Land folgte nun eine Zeit der Anarchie, des Raubens und Mordens, da die Städte, das Landvolk und die Geistlichkeit auf Seiten des Herzogs standen; alle Ordnung hörte auf. Am 11. Mai 1728 wurde K. L. durch den Reichshofrath völlig von der Regierung suspendirt, die Commission wurde aufgehoben und die Administration des Landes dem Herzoge Christian Ludwig unter dem Schutze des Königs von Preußen übertragen. Hiergegen protestirten außer dem Herzoge aber auch Georg II. von England und Hannover, der Herzog von Braunschweig und andere Reichsfürsten; auch die mecklenburgische Ritterschaft war unzufrieden, da die eigentliche Ursache aller Streitigkeiten unerledigt geblieben war. Deshalb wurde 1732 die Administration aufgehoben und eine neue Commission unter dem Herzoge Christian Ludwig eingesetzt. — Inzwischen war K. L. im J. 1730 von Danzig nach Schwerin zurückgekehrt und hatte hier aufs Neue zu werben und zu rüsten begonnen. Am 7. September 1733 erließ er ein allgemeines Aufgebot|an alle Männer von 16—60 Jahren. Bürger und Bauern liefen ihm in Menge zu; General Tilly erhielt den Befehl über sie. Nachdem aber 8000 Hannoveraner eingerückt waren, mußte Tilly nach verschiedenen kleinen Gefechten am 1. October 1733 bei der Lewitzniederung die Waffen strecken. Hierauf ließ auch der König von Preußen am 19. October zwei Regimenter Cavallerie und ein Regiment Infanterie unter dem General Curt von Schwerin einrücken. Es begannen jetzt Verhandlungen, die zu der Abmachung führten, daß Christian Ludwig das Commissorium fortführen und selbst eine Truppe in Sold nehmen sollte, worauf die fremden Truppen 1735 abzogen, nachdem den Hannoveranern acht und den Preußen vier mecklenburgische Aemter für ihre aufgewandten Executionskosten pfandweise übergeben waren. — K. L. war von Schwerin nach der seit 1721 den Schweden zurückgegebenen Stadt Wismar geflüchtet, von wo aus er noch verschiedene, vergebliche Versuche zur Wiedergewinnung der Herrschaft machte; 1741 ging er nach Dömitz, lebte hier ganz zurückgezogen und starb am 28. November 1747.

  • Autor/in

    Fromm.
  • Zitierweise

    Fromm, "Karl Leopold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 308-310 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101509758.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA