Lebensdaten
1726 – 1800
Geburtsort
Langenau (Oberlausitz)
Sterbeort
Gotha
Beruf/Funktion
Pädagoge ; gothaischer Bibliothekar
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 100347738 | OGND | VIAF: 74195560
Namensvarianten
  • Geißler, Johann Gottfried
  • Geisler, Johann Gottfried
  • Geisler, Johannes Gottfried
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Zitierweise

Geißler, Johann Gottfried, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100347738.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Daniel (1680–1760), Pfarrer in Görlitz, S d. Pfarrers Joh. Dietrich in Altenburg u. d. Landrichters-T Joh. Elisabeth Nicolai aus Altenburg;
    M Joh. Friederike (1700–72), T d. Joh. Jak. Nicius, Stadtsteuereinnehmer in Görlitz, aus Pfarrersfam., u. d. Arzt-T Anna Marg. Beyer;
    Görlitz 1759 Joh. Dorothea (1743–1800), T d. Gg. Rothe (1691–1758), Mag., Prof., Lehrer d. Math. u. Astronomie am Gymnasium Görlitz, Hrsg. d. Kometen-Bibl.;
    K, überlebend nur Joh. Georg (1760–1830, 1793 Henr. Wilhelmine Holderrieder, 1772–1822, Schriftstellerin, s. ADB VIII), auf Radibor, Reg.rat in Gotha, Vertrauter|v. Hzg. Ernst II. v. Sachsen-Gotha u. Altenburg.

  • Biographie

    G. wurde bereits während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium Augustum in Görlitz (1738–44), das damals von dem Wolffianer Friedrich Christian Baumeister geleitet wurde, im Geiste einer von Aufklärungsideen beeinflußten Pädagogik herangebildet. Durch die enge Verbindung mit dem für eine Neugestaltung des Gymnasialunterrichts tätigen Altphilologen Johann August Ernesti wuchs während seiner theologischen, philologischen und archäologischen Studien an der Universität Leipzig, die er 1748 als Magister abschloß, neben den gelehrt-literarischen Interessen die Neigung zum Lehrerberuf. Seit 1751 war er als Konrektor in Görlitz tätig und wurde 1768 durch Vermittlung Ernestis als Rektor an das Gymnasium in Gotha berufen. Nicht ohne Widerstände seitens der Lehrerschaft und des vorgesetzten Schulkollegiums, gefördert jedoch seit 1772 durch Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg, dem er seither freundschaftlich verbunden blieb, setzte er eine nachhaltige Reform dieser Schule durch. Er erneuerte den altsprachlichen Unterricht durch stärkere Betonung des Griechischen und eine auf das Inhaltsverständnis gerichtete Lektüre, ergänzt durch die Vermittlung archäologischer Realien, bei Freiheit in der Lehrmethode für den jeweiligen Lehrer. Gleichzeitig förderte er die naturkundlichen Fächer. Die Schüler suchte er zur Selbsttätigkeit zu bilden, wobei er sich vom Philanthropinismus beeinflußt erweist. Die angestrebte Auflösung der oberen Gymnasialklassen in „akademische Cursus“ (Spezialzüge) mußte er selbst wieder aufgeben. Indem er Vernunft, Religion und altsprachliche Bildung zu vereinigen suchte, gehört er zu den Vorläufern des Neuhumanismus im Schulwesen. Als Rektor an die sächsische Fürstenschule zu Schulpforta berufen, nahm er dort seine Reformbestrebungen nochmals auf, wobei er besonders im Alumnat Arbeitsgemeinschaften einführte. Vornehmlich in Gotha widmete er seine Aufmerksamkeit der Schulbibliothek (seit 1769 Nominalkatalog durch J. G. Kirsten) und der Begründung einer Schülerhilfsbücherei (Armenbibliothek). Bibliothekarische Erfahrung mag er seit 1755 in Görlitz als Aufseher der Milichschen Bibliothek gesammelt haben. Ernst II. berief ihn 1787 nach Gotha zurück als Direktor der herzoglichen Bibliothek auf Schloß Friedenstein. Auf diesem Altersposten hat G. zwar die laufenden Bibliotheksgeschäfte den Bibliothekaren J. W. Hamberger (dem Jüngeren) und F. Schlichtegroll überlassen, war aber maßgeblich an den bedeutenden Ankäufen Ernsts II. (unter anderem von dem Agenten Maugérard, Evangeliar von Echternach) und an der Errichtung eines besonderen Kabinetts für Handschriften und alte Drucke beteiligt.

  • Werke

    (Zahlr. Progr.schrr.) u. a. De Bibliotheca Milichiana, 5 T., 1764-68;
    Kurze Nachr, v. d. beym Görlitz. Gymnasio befindlichen Armenbibl., Görlitz 1765;
    Von d. Brauchbarkeit e. jeden Nebenmenschen, ebd. 1767;
    Kurzer Unterricht, wie e. junger Mensch auf Schulen s. Studium christl. u. vernünftig einrichten könne, Leipzig u. Zittau 1767 (d. wirksamste d. Schrr. G.s);
    De spectandis per methodum didacticam ingeniis, Gotha 1768;
    Von d. Einfluß d. göttl. Vorsehung in d. langsame Wachstum d. Wissenschaften, ebd. 1770;
    De tuenda Graecarum et Latinarum litterarum dignitate admonitio, ebd. 1770;
    Zufällige Gedanken v. d. künstlichen u. gekünstelten Erziehung, ebd. 1772;
    Betrachtung üb. d. spielende Erziehung, ebd. 1772;
    Betrachtungen üb. d. Grundpfeiler e. gemeinnützigen Erziehung, ebd. 1773.

  • Literatur

    ADB VIII;
    F. Schlichtegroll, Nekr. (auf d. J. 1800) XI, 2, 1806;
    F. Jacobs, Vermischte Schrr. I, 1823 S. 87-100 (Abschiedsrede im Gymnasium zu Gotha);
    ders. u. F. A. Ukert, Btrr. z. älteren Lit. od. Merkwürdigkeiten d. Herzogl. öffentl. Bibl. zu Gotha I, 1, 1835, S. 43-51;
    A. Beck, Ernst II., Hzg. zu Sachsen-Gotha u. Altenburg, als Pfleger u. Beschützer d. Wiss. u. Kunst, 1854;
    R. Ehwald, Gesch. d. Gothaer Bibl., in: Zbl. f. Bibl.wesen 18, 1901, S. 447-51;
    Kurt Schmidt, Ein Gothaer Schulreformer d. 18. Jh., in: Gotha u. s. Gymnasium, Bausteine z. Geistesgesch. e. dt. Residenz, Zur 400-J.feier d. Gymnasium Ernestinum, hrsg. v. H. Anz, 1924, S. 67-95;
    G. Pachnicke, Gothaer Bibliothekare, 1958, S. 14 f. (P);
    G. F. Otto, Lex. d. seit d. 15. Jh. verst. u. jetzt lebenden Oberlausiz. Schriftsteller u. Künstler I, 1800;
    Meusel, Verst. Schriftst. IV (W);
    K. Bader, Lex. dt. Bibliothekare, 1925. - Zur Geneal.: P. Kummer, Sippen um Rud. Zacharias Becker, 1938.

  • Porträts

    Grabrelief v. F. W. E. Döll, Abb. b. Pachnicke, s. L.

  • Autor/in

    Hans Lülfing
  • Zitierweise

    Lülfing, Hans, "Geißler, Johann Gottfried" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 159-160 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100347738.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Geißler: Johann Gottfried G., geb. am 14. Juni 1726 zu Langenau in der Oberlausitz, am 2. Sept. 1800 zu Gotha, war der Sohn des Pfarrers Johann Daniel G. zu Görlitz (gest. am 7. Febr. 1760). Er erhielt seine erste Bildung zu Görlitz, studirte dann seit 1744 zu Leipzig, wurde daselbst Baccalaureus (1747), dann Magister (1748) und trat nach Vollendung seiner Studien als Hauslehrer in das Stieglitz’sche Haus zu Leipzig. 1751 wurde er als Conrector nach Leipzig berufen. Auf die nachdrückliche Empfehlung Ernesti's wurde er 1768 Director des Gymnasiums zu Gotha und erhielt als solcher den Titel Kirchenrath (1772). Obgleich der Herzog Ernst II. ihn seiner besonderen Gewogenheit und Freundschaft würdigte, so folgte er doch im J. 1779 einem Rufe als Rector nach Schulpforta, welche Stelle er bis zum J. 1786 bekleidete, wo ihn Herzog Ernst II. als Hofrath und Director der Bibliothek zurückrief. Als solcher starb er. Seine großen Verdienste um das Gymnasium hat Chr. Ferd. Schulze in seiner Geschichte des Gymnasiums zu Gotha, die um die Bibliothek Friedrich Jacobs im ersten Bande seiner „Beiträge“ geschildert. Seine werthvollen Schriften bestehen meist aus Programmen.

    • Literatur

      S. Meusel, Lexikon.

  • Autor/in

    Beck.
  • Zitierweise

    Beck, August, "Geißler, Johann Gottfried" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 528 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100347738.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA