Lebensdaten
um 1488 – 1534
Geburtsort
Mainz
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
Botaniker ; Humanist ; Mediziner ; katholischer Priester ; Mönch ; evangelischer Geistlicher
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118660314 | OGND | VIAF: 34489382
Namensvarianten
  • Brunfels, Otho
  • Brunfels, Otto
  • Brunfels, Otho
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Brunfels, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118660314.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V aus Braunfels stammender Faßbender und domkapitelscher Weinausrufer zu Mainz;
    Straßburg 1524 Dorothea Heiligenhensin.

  • Biographie

    B. war Mönch der Kartausen zu Mainz und Straßburg, wo er 1514 die Priesterweihe empfing und später mit Huttens dortigem Kreis verkehrte. Auch in näheren Beziehungen zu Jakob Wimpfeling, Beatus Rhenanus, Sapidus und anderen Erasmianern stehend, flüchtete er aus dem Kloster nach der Ebernburg und fand sich im August 1521 bei Hutten auf der Burg Dürmstein (Rheinpfalz) ein, wo er mit diesem Studien trieb, so über Huß und Ziska an Hand von Schriften, die Hutten aus Böhmen erhalten hatte und B. 1524 herausgab. Durch Hutten erhielt er im November 1521 die Pfarrverweserstelle in dem nahe Steckelberg gelegenen Steinau an der Straße und trat in nähere Beziehungen zu dem als Pfarrer und Naturwissenschaftler im nahen Steinheim am Main tätigen Johann Indagine. Von Steinau mußte B. nach kurzer Tätigkeit flüchten, da Huttens Gegner, Dr. Petrus Meyer, ihn durch die Mainzer kirchliche Oberbehörde verfolgen ließ. Im April 1522 sagte Hutten deswegen Meyer offene Fehde an. Auf der Reise zu Zwingli, an den B. durch den Frankfurter Humanisten Wilhelm Nesen empfohlen worden war, wirkte er in Neuenburg zwischen Breisach und Basel bis März 1524 als Stadtprediger und faßte seine Rede zur Türkenfrage, die Schriften zur Verteidigung Huttens und „Von dem evangelischen Anstoß…“ ab. Dem Druck der österreichischen Regierung des Breisgaus ausweichend, nahm B., der Lutheraner mit wiedertäuferischem Einschlag geworden war, an der Karmeliterschule zu Straßburg ein Lehramt an, das er bis Anfang 1532 trotz zunehmenden Stimmleidens versah. Da er unterdessen (1530) den Grad eines Doktors der Medizin zu Basel erworben hatte und durch medizinische und naturwissenschaftliche Werke weithin bekanntgeworden war, erging 1532 an ihn der Ruf als Stadtarzt nach Bern, dem er folgte.

    Das fast stets auf die Quellen zurückgreifende literarische Werk B. begann 1519 mit schulpädagogischen Schriften: 1524 veröffentlichte er die erste medizinische Arbeit. Seine theologischen Beiträge erscheinen besonders beachtlich durch ihre frühe historisch-kritische Betrachtung der Evangelien, mit der er seiner Zeit vorauseilte. Mag auch hierbei der Humanist sich bereits stark durch theologische Erwägungen zur Seite gedrängt finden, so blieb B. doch von einer über den Streit der Parteien und christlichen Lehren hinausgehenden neuplatonischen Grundanschauung bestimmt. In seiner Responsio gegen die Spongia des Erasmus trat er für Hutten ein; sachlich vortrefflich, war der lateinische Stil der Kampfschrift schwerfällig, während B. deutsche Schriften eine gute volkstümliche Sprache zeigen. Er wurde daraufhin von Erasmus beim Straßburger Rat verdächtigt. Als Naturwissenschaftler wies B. mit seinem ersten Kräuterbuch der Pflanzenkunde und damit auch der Biologie für ganz Europa den richtigen Weg. Doch kam er dabei noch nicht ganz von der Antike los, wenn er auch die Pflanzen, die Hans Weiditz für ihn zeichnete, naturgetreu darstellte und eine Reihe den Alten unbekannte Gewächse hervorhob. Linné hat B. den Vater der neuen Botanik genannt. Neben den bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen stehen sein nachdrücklicher Einsatz für eine gediegene Volksbildung, die rechte Bewertung der Naturwissenschaften für die Erziehung und das Bemühen, die medizinische Praxis auf das Volkswohl auszudehnen. Der vielseitige Mann schritt mit seinem Wissen, wie er es in seinen Schriften und Lehrbüchern auf den Gebieten des Erziehungswesens, der Theologie, Geschichte, Medizin, Botanik, Astrologie, des Apothekerwesens und der Tierheilkunde ausbreitete, den Erkenntnissen seines Zeitalters voraus.

  • Werke

    Verz. b. F. W. E. Roth, O. B., in: ZGORh, NF 9, 1894, S. 284-320, u. Botan. Ztg., Jg. 58, Abt. 1, S. 191 ff.;
    Othonis Brvnfelsii Pro Vlricho Hutteno defuncto ad Erasmi Roter. Spongiam Responsio, [Straßburg 1523);
    O. B. Processus consistorialis Martyrii Io. Huss…, Basel 1524, dt. unter d. Titel: Geistl. Bluthandel Iohannis Hussz zu Constenz…, 1524 od. 1525;
    Herbarum vivae eicones…, 3 Bde., Straßburg 1530–36;
    Contrafayt Kreüterbuch…, 2 T., ebenda 1532 bis 1537 (z. d. verschiedenen lat. u. dt. Ausg. d. „Kräuterbücher“ u. ihren zahlr. Aufl. s. H. Roettinger, Hans Weiditz d. Petrarcameister, 1904, S. 102).

  • Literatur

    ADB III;
    E. Boecking, Hutteni Opera, 1859–62, II, S. 114. 116-21, 177, 325-51;
    I. Doellinger, Die Ref., 1846–48, II, S. 20;
    K. Hartfelder, O. B. als Verteidiger Huttens, in: ZGORh, NF 8, 1893, S. 565-78;
    W. Friedensburg, Btrr. z. Briefwechsel d. kath. Gelehrten Dtlds. im Ref.-Za., in: Zs. f. Kirchengesch. 16, 1896, S. 490-95.

  • Porträts

    Holzschnitt v. H. Weiditz in: O. Brunfelsii Annotationes … in Quatuor Euangelia &
    Acta Apostolorum …, Straßburg 1535 (bei Gg. Ulricher v. Andlau).

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Brunfels, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 677-678 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118660314.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Brunfels: Otto B., geb. zu Mainz als Sohn eines Böttchers gegen Ende des 15. Jahrhunderts, 23. Nov. 1534, war anfangs Karthäuser in einem Kloster bei Mainz. Nachdem er aus diesem entflohen, finden wir ihn bei Hutten (Sickingen?), dann als Pfarrer in Steinheim, von wo er vor Mainzer Verfolgung wiederum flüchten muß. Wie es scheint, eine Zeitlang in Wittenberg (Burkhardt, Luther's Briefwechsel S. 42), wird er, im Begriff zu Zwingli zu reisen, in Neuenburg am Oberrhein als Pfarrer festgehalten (1522), predigt und schreibt unter dem Druck der österreichischen Regierung, tritt in einer besser gemeinten als geschriebenen Antwort auf Erasmus' Spongia für Hutten ein (1523) und gibt aus dessen Nachlaß einige Schriften von Huß in einem Luther gewidmeten Büchlein heraus (1524). Im Breisgau nicht mehr sicher, geht er nach Straßburg, wo er eine Schule eröffnet, heftig gegen die Lasten des Volkszehnten etc. schreibt, auch mit Karlstadt in Verbindung tritt. Er widmete sich dann der Medicin und starb als Stadtarzt in Bern. Vgl. Vierordt, Gesch. d. evangel. Kirche in Baden I. 175 ff. Strauß, Ulrich von Hutten. Luther's Briefe von de Wette II. 91. 553. 574. 624; von Burkhardt 42. 75. Zwinglii opera VII. 272.

    Jul. Hartmann jun.

    B. gehört zu den Vätern der Botanik in Deutschland, ja, er war der Erste, der in Deutschland ein umfassendes Werk über die Pflanzen mit Holzschnitten lieferte: „Ottonis Brunfelsii historia plantarum“, Argentorati T. I. etII. 1530. T. III. 1536. 2. Ausg. 1537. 3. Ausg. 1539. Dasselbe Werk erschien deutsch in Straßburg 1532 und 1537 in Folio, 1534 in Quarto und nochmals in Frankfurt 1546 in Folio. Sehr einfache, die Umrisse der Pflanzen wiedergebende Abbildungen begleiten den Text, in welchem das Bestreben hervortritt, die damals herrschende Verwirrung der Pflanzennamen zu beschränken. Lateinische, griechische und arabische Pflanzenbeschreibungen der älteren medicinischen Schriften, auch die der jüngeren Italiener finden sich vergleichsweise zu sammengestellt, doch führte auch ihn, so wie seine italienischen Vorgänger Leonicenus, Celenucci und Manardus das Streben nach einer Identification der Pflanzen seiner Heimath mit denen des Dioscorides zu mancherlei Irrthümern.

    • Literatur

      Ueber die Schriften s. Pritzel, Thesaurus p. 37 u. 334.

  • Autor/in

    Engler.
  • Zitierweise

    Hartmann, Julius d. J., "Brunfels, Otto" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 441 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118660314.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA