Lebensdaten
1801 – 1882
Geburtsort
Bielitz (Bielsko-Biala, Schlesien)
Sterbeort
Bielitz (Bielsko-Biala, Schlesien)
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 143491849 | OGND | VIAF: 167413703
Namensvarianten
  • Schneider, Carl Samuel
  • Schneider, Karl Samuel

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Zitierweise

Schneider, Carl Samuel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd143491849.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann David (1755–1835), aus Breslau, Tuchmacher u. Gewerbetreibender in B.;
    M Eleonore Zipser (1756-n. 1835), wohl aus B.;
    10 Geschw;
    1831 Rosina Anne (1805–85), T d. Johann Samuel Grunewald (1775–1837), Tuchkaufm. in B., u. d. Johanna Elisabeth Lenz (1780–1847); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volkschule in Bielitz und seit 1813 des ev. Gymnasiums in Teschen (Cieszyn) absolvierte S. seit 1817 das theol. Gymnasium (mit Präparandie f. d. geistl. Amt) in Preßburg (Bratislava). 1821 kehrte er als Lehrer an die ev. Schule nach Bielitz zurück; während seiner bis 1825 währenden Tätigkeit wurde er für das geistliche Amt ordiniert und als Vikar angestellt. Nach Protesten der Pfarrgemeinde, u. a. weil S. nicht die vorgesehene theol. Ausbildung absolviert hatte, studierte er bis 1828 ev. Theologie in Wien und wirkte anschließend bis 1833 als Rektor der ev. Schule, danach als Pfarrer in Bielitz. 1858 wurde er zum Senior der schles. Gemeinden gewählt, 1864 zum mähr.-schles. Superintendenten; spätere Berufungen nach Teschen, Wien, Preßburg und Venedig lehnte er ab. Mit seinem Amtskollegen aus Biala, Jacob Hönel (1810–85), gab S. 1852 das von seinem gemäßigten Pietismus zeugende „Ev. Gesangbuch für Gemeinde und Haus“ heraus, das Liedgut der Reformation, aber auch schles. Traditionen enthält und in der schles.-mähr, sowie in der Lemberger Superintendenz als „amtliches“ Kirchengesangbuch diente.

    S. war 1848/49 als einziger Abgeordneter ev. Konfession Mitglied des Kremsierer Reichstags, wo er das Anliegen Hans Kudlichs (1823–1917) zur „Bauernbefreiung“ nachhaltig unterstützte. Am 22.2.1849 hielt er vor dem Reichstag eine aufsehenerregende Rede, in der er die Situation der Protestanten und ihre kirchenpolitischen Forderungen klar formulierte und mit der er die Passagen des Verfassungsentwurfs zur Gleichbehandlung der Religionsgesellschaften beeinflußte. Seit 1864 war S. Mitglied des schles. Landtags und zugleich bis 1871 gewähltes Mitglied des Reichstags. Dort hielt er sich, ohne einer Partei anzugehören, zu den liberalen Linken, bei denen er Verständnis für seine religionspolitischen Anliegen (Bemühungen um d. Aufhebung d. 1855 geschlossenen Konkordats) und eine seiner großdt. Position verwandte Anschauung fand. 1861 zählte S. zu den Begründern des Gustav-Adolf-Vereins in Österreich.

    S.s Bedeutung liegt einerseits in seinem langjährigen, erfolgreichen Wirken in Gemeinde und Superintendenz, andererseits in der Behauptung der ev. Position in dem sich zur konstitutionellen Monarchie entwickelnden Habsburgerreich. Als Präsident der Synoden und Vorsitzender des Synodalausschusses A. B. 1871-83 nahm er zudem beachtlichen Einfluß auf die Entwicklung der Kirche A. B., die in dieser Zeit aus der Enge josefinischer Toleranzedikte und independenter Gemeinden auch in ihrem Selbstverständnis und ihren Strukturen zu einer Kirche wurde. Das von S. 1867 gegründete Lehrerbildungsseminar, das er auf eine solide wirtschaftliche Basis stellen konnte, war angesichts der Tatsache, daß es als einziges ev. Lehrer dt. Sprache in Cisleithanien ausbildete, für die ganze Monarchie von Bedeutung und hatte Vorbildfunktion für die ungar. ev. Lehrerausbildung.

  • Auszeichnungen

    Komturkreuz d. Franz Josef-Ordens (1867);
    Ehrenbürger v. Bielitz(1871).

  • Werke

    Erzz. e. alten Pastors aus seinem Leben, 1880 (Autobiogr.).

  • Literatur

    G. Trautenberger, Ein Vierteljh. unter d. Gustav-Adolf-Banner 1862-1887, 1887;
    G. Loesche, Von d. Duldung z. Gleichberechtigung, 1911, S. 563-80;
    R. E. Wagner, Der Bielitzer Zion in d. Predigten seiner Pastoren 1782-1921, 1921, ²1932;
    O. Wagner, Mutterkirche vieler Länder, 1978;
    K. Schwarz, Ein Neujahrhirtenbrief aus Kremsier über d. Lage d. Ev. Kirche z. J.Wechsel 1848/49, in: Österr. Archiv f. Kirchenrecht 33, 1982, S. 49-68;
    F. Gottas, Gesch. d. Protestantismus, in: Die Habsburgermonarchie 1848-1918, IV, 1985, S. 489-595;
    H. Patzelt, Gesch. d. ev. Kirche in Österr.-Schlesien, 1989;
    Wurzbach;
    ÖBL;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    BBKL (W, L).

  • Autor/in

    Gustav Reingrabner
  • Zitierweise

    Reingrabner, Gustav, "Schneider, Carl Samuel" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 299-300 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd143491849.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA