Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Glasfabrikanten
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 139799958 | OGND | VIAF: 102645566
Namensvarianten
  • Poschinger von Frauenau, Reichsritter (seit 1790)
  • Poschinger (bis 1790)
  • Poschinger von Frauenau, Freiherren (seit 1909)
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Orte

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Zitierweise

Poschinger von Frauenau, Freiherren (seit 1909), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139799958.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie ist seit 1399 im niederbayer. Raum nachgewiesen, u. a. als Ministerialen der Bischöfe von Passau. Caspar erwarb 1516 in Leipzig den Grad eines Magister Artium, war zunächst kath. Pfarrer und trat dann zum ev. Glauben über. Sein ältester Sohn Joachim (1523- um 1599), Richter und Pfleger in Linden bei Viechtach und in Neunußberg, erwarb 1568 das Glashüttengut Zwieselsau; seitdem ist die Familie in ununterbrochener Generationenfolge im Glasgewerbe tätig. 1547 erhielt sie einen kaiserl. Wappenbrief. Joachim teilte 1587 die Hütten unter seine Söhne auf: Hans (1565–1600) erhielt Oberzwieselsau, Paulus (1553–1612) Unterzwieselsau, das er 1604 verkaufte und stattdessen das 1492 erstmals urkundlich erwähnte Glashüttengut Frauenau erwarb, das bis heute ununterbrochen im Familienbesitz ist. Sein jüngerer Sohn Wilhelm (1607–58) wurde 1639 belehnt mit Gut Oberanzenhof (Oberpfalz), 1643 erhielt er einen Sitz auf der Ritterbank der Landschaft. Sein Sohn Franz (1637–1701) leitete das Gut Frauenau seit 1662 und baute es nach einem Brand 1669 wieder auf. Seine Aufzeichnungen über den Betrieb des Gutes und der Glashütte sind als wertvolle Quelle erhalten. Franz' ältester Sohn Georg Wilhelm (1663–1733) war Glasmeister auf Oberzwieselsau und Breitenau und übernahm die Hütte Oberfrauenau 1722 von seinem kinderlosen Bruder Christian (1668–1730), Hüttenherr auf Frauenau seit 1708. Seit 1732 besaß Georg Wilhelms Sohn Johann Michael (1709–87), seit 1776 dessen jüngster Sohn Georg Benedikt (1749–1830) das Gut Oberfrauenau, das unter ihm 1785 zur Hofmark erhoben wurde. Georg Benedikt erhielt gemeinsam mit seinen drei Brüdern, u. a. Johann Martin (1738–1819), Dr. iur. utr. , kurpfalzbayer. Wirkl. Hofkammerrat, Verwalter des Hofbräuhauses in München, und Joseph Anton (1741–1810), Kaufmann in Passau, 1790 den erblichen Reichsadel. Georg Benedikts Sohn Johann Michael (1794–1863), Landtagsabgeordneter 1856–61, übernahm die Hofmark Frauenau 1829, erbaute als dritte Hütte auf dem Gut eine Spiegelfabrik und 1848 eine vierte Hütte, die heute noch arbeitet. Seine fünf Söhne errichteten ein Familienfideikommiß, das der jüngste Sohn Georg Benedikt (1845–1900), seit 1873 erblicher Reichsrat, führte. Sein ältester Bruder Michael (1834–1908) erwarb 1861 die Hütte Theresienthal, die bis 1963 im alleinigen Familienbesitz blieb. Das Gut Frauenau erbte 1900 sein Bruder Eduard Ferdinand (1842–1917), 1901 in den erblichen Freiherrenstand erhoben, der es 1901 an seinen Sohn Eduard Benedikt (1869–1942, verheiratet mit Elisabeth Gfn. v. Bray-Steinburg, 1877–1959) übergab. 1935 fiel dieser Besitz an Eduard Benedikts Sohn Hippolyt (1908–90), 1968-82 Präsident des bayer. Senats, 1969-82 Vorstandsmitglied der CSU, tatkräftiger Förderer von Land- und Forstwirtschaft u. a. als Vorsitzender des Bayer. Waldbesitzerverbandes 1960–82. Sein Nachfolger im Besitz ist seit 1980 sein Sohn Stephan (* 1939). Die Hütte Buchenau, 1629 von Hans Preißler, verschwägert mit der Familie P., gegründet und seit 1808 durch Heirat wieder im Besitz der Familie P., erlangte unter der|Leitung von Ferdinand (1857–1921) Weltgeltung in der Produktion von farbigem Flachglas.

    Die Familie P. prägte die Glasproduktion des Bayer. Waldes, zu einem kleineren Teil auch des Böhmerwaldes, nachhaltig bis heute. Im letzten Drittel des 19. Jh. gewann das Glas des Bayer. Waldes, das sich bis dahin stilistisch eng an das böhm. Glas angelehnt hatte und mit Hilfe von meist böhm. Fachkräften erzeugt wurde, zunehmend eigenes Profil. Neben dem Tafel- und Spiegelglas bildete unter Führung der Theresienthaler Hütte zartgefärbtes und bunt bemaltes Opal- und Alabasterglas einen Produktionsschwerpunkt, dann folgten die Gestaltungen und Dekorationen des Historismus mit dem emailbemalten „altdeutschen Glas“ und gegen Ende des Jahrhunderts Formen des Jugendstils, für welche die Poschinger-Hütten um die Jahrhundertwende führend waren. Ein weiterer Schwerpunkt der Oberzwieselsauer Hütte waren Serien luxuriöser Trinkgläser („Byzantin. Gläser“). 1882 und 1906 wurden die Erzeugnisse auf den Bayer. Landes-, Gewerbe- und Kunstausstellungen in Nürnberg sowie auf der Deutsch-Nationalen Kunstgewerbeausstellung in München 1888 mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Die Buchenau- und die Spiegelhütte waren u. a. berühmt wegen ihres farbigen Tafelglases und ihrer Jugendstilvasen. Für die Poschinger-Hütten arbeiteten Künstler wie Hans Christiansen (1866–1945), Richard Riemerschmid (1868–1957), Julius Diez (1870–1957) und Karl Schmoll v. Eisenwerth (1879–1947). Die Hütten des Gutes Oberzwieselsau mußten nach Produktionsunterbrechung durch den 1. Weltkrieg 1925 und diejenigen des Gutes Buchenau 1933 aus wirtschaftlichen Gründen von der Witwe Ferdinands, Juliane (1858–1934), aufgegeben werden.

    Zur Familie gehört auch der kaiserl. Geh. Regierungsrat im Reichsamt des Innern, Dr. iur. Heinrich (1845–1911, s. Wi.1911; BJ 16, Tl.; Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1901–35; NDB 13*), einer der publizistischen Mitarbeiter und frühen Biographen Bismarcks.

  • Literatur

    K. Rr. v. Poschinger, Verz. sämtl. Mitgl. d. Geschl. P., 1911;
    J. Blau. Die Glasmacher im Böhmer- u. Bayerwald, II, Fam.kde., Nachdr. 1984, bes. S. 168 ff.;
    H. Wagner, Die Aufschreibungen d. Franz P. (1637-1701) v. Glashüttengut Frauenau, 1985;
    Preis-Liste Crystall-Glas-Fabrik v. Ferd. v. P., Buchenau, Kat. d. Glasproduktion a. d. J. 1888, Nachdr. 1988;
    C. Sellner (Hg.), Der gläserne Wald, 1988;
    dies., Gläserner Jugendstil in Bayern, 1992;
    I. Seyfert, Daten z. Glasgesch. d. P., ³1992;
    G. Höltl (Hg.), Das böhm. Glas 1700-1950, Passauer Glasmus., III, Historismus, o. J., bes. S. 154 ff.;
    R. Haller, Böhm. Personal in d. bayer. Krystallglasfabrik Theresienthal (1836–1933), in: Böhm. Glas, Phänomen d. mitteleurop. Kultur d. 19. u. frühen 20. Jh., 1995, S. 50 ff.;
    J. Anker, Hippolyt Frhr. P. v. F. (1908–1990), in: Der Bayer. Senat, Biogr.-Statist. Hdb. 1947-1997, bearb. v. H. Schmöger, 1998, S. 95-109;
    E. Chrambach, Kammzug u. Pfauenauge, Gesch. d. Jugendstilglashütte d. Ferdinand v. P. in Buchenau, 1999 (P);
    H. Wolf, in: K. J. Wohlhüter u. K. Hogl (Hg.),Tradition verpflichtet, Gr. Fam. in Bayern, 1999, S. 156-61 (P d. Johann Michael);
    Gen. Hdb. d. in Bayern immatrikulierten Adels, XXII, 1998, S. 259-64 u. 476-88.

  • Autor/in

    Kurt Pittrof, Maria Schimke
  • Zitierweise

    Pittrof, Kurt; Schimke, Maria, "Poschinger von Frauenau, Freiherren" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 649-650 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139799958.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA