Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
elsässische Familie
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 120599503 | OGND | VIAF: 22976109
Namensvarianten
  • Mullenheim, von
  • Mùlnheim, von
  • Müllenheim, von
  • mehr

Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Müllenheim, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120599503.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die M. gehörten seit dem Spätmittelalter zu den angesehensten Familien des Straßburger Patriziats. Der erste bekannte Vertreter der Familie ist Johann, um 1225 bischöfl. Weinmesser in Straßburg. Auf Burkhard, 1284 „hospes“ Kg. Rudolfs I., dessen Enkel Ritter waren, und auf den schon 1290 als Ritter bezeichneten Walter, 1284-87 Schaffner des Bischofs von Straßburg, gehen alle Zweige des Geschlechts zurück.

    Indem die M. den Königen, den Bischöfen von Straßburg und dem elsäss. Adel große Summen vorstreckten, erwarben sie Renten, Pfandschaften und Lehen und eröffneten sich somit den Zugang zum Adel. Heinrich ( 1336), Sohn Burkhards, pachtete den bischöfl. Zoll in Straßburg; 1314 lieh er den Habsburgern 3500 Silbermark und erhielt als Pfand u. a. die Burg Ortenberg, die seinen Nachkommen bis 1551 als Gemeinherrschaft gehörte. 1327 stiftete er in Straßburg das Bethaus Allerheiligen als Grablege und Memorialkirche der M. Seit 1295 saßen die M. im Rat und waren, nach den rivalisierenden Zorn, im ersten Drittel des 14. Jh. die mächtigste Familie der Stadt. Die Spannungen zwischen beiden Familien entluden sich in einem Straßenkampf und hatten 1332 die Einführung der Zunftverfassung in Straßburg zur Folge. Auch nach 1332 saßen die M. bis 1419 171mal im Rat, u. a. 39mal als Stettmeister. Als der Einfluß der Patrizier, die vorerst noch Wehrwesen und Diplomatie beherrschten, zu Beginn des 15. Jh. weiter schwand, verließen viele von ihnen aus Protest 1419 Straßburg und verbündeten sich mit dem Bischof gegen das reichsstädtische Regiment. Während des sog. Dachsteiner Krieges öffnete Hans den Auszügern das Städtchen Dachstein, Burkhard, 1411-25 Reichsschultheiß von Hagenau, war ihr Wortführer. Ein Teil der M. kehrte in die Stadt zurück und saß, wie 1424 Heinrich v. M.-Landsberg, auch wieder im Rat, während ein anderer Teil Straßburg auf Dauer den Rücken kehrte und sich vollends dem Landadel assimilierte. Einzelne M. waren auch im 15. Jh. noch in der Lage, große Geldsummen zu verleihen, z. B. 17 100 fl. an Kurpfalz 1427, während andere landesherrliche Ämter übernahmen. Walter war 1383-94 Stiftspropst von Rheinau, zugleich Vogt von Reichenweier 1388-92 und 1391 Statthalter des Landvogts im Breisgau. Hans war 1429-32 Hofmeister des Markgrafen von Baden und 1446-48 Oberschultheiß von Zabern. Kirchliche Laufbahnen an den Straßburger Stiften und Klöstern wählten Sigelin I. und Sigelin II. als Pröpste von St. Thomas in Straßburg (1314–20 bzw. 1332-43). Burkhard veranlaßte als Abt von St. Walburg (1430–79) den Neubau des Kirchenchors mit seinen Glasfenstern. Conrad, 1500-07 Abt von Gengenbach, wurde 1506 von seinen Mönchen gefangengesetzt. Die M. schlossen sich überwiegend der Reformation an, einige, wie Heinrich, 1558-61 Abt von St. Pantaleon in Köln, blieben jedoch katholisch.

    Im Straßburger Rat nahm die Beteiligung der M. bis 1490 allmählich ab, stabilisierte sich auf niedrigem Niveau und setzte 1578-1637 völlig aus. Nach zahlreichen Lehnsaufnahmen hatten sich die einzelnen Zweige der M. im 14. und 15. Jh. auf dem Land niedergelassen, vornehmlich im Unterelsaß und in der Ortenau. Im 16. Jh. residierten sie in Westhoffen, Mutzig, Rosheim, Schlettstadt, Dambach, Hüttenheim und Mittelweier und gingen im wesentlichen im Landadel auf. Die|politisch-ökonomische Krise des 17. Jh. verringerte zwar ihren Besitz, aber dank der Mitgliedschaft im Direktorium der unterelsäss. Ritterschaft blieb ihr Prestige erhalten. Als die Linie M.-Westhoffen (bzw. v. Rosenburg) 1684 ausstarb, verblieben allein die heute noch blühenden M.-Rechberg. Diese wiederum teilten sich im 17. Jh. in einen elsäss.-franz. und einen elsäss.-preuß. (ev. gebliebenen) Zweig. Letzterer wurde von Gebhard (1599–1673, s. L) begründet, der 1625 nach Polen emigrierte, nachdem er zunächst als Oberjägermeister in Wien in kaiserl. Dienste getreten war, dann aber als Kammerherr und Starost an den poln. Königshof wechselte. 1625 erhielt er das poln. Indigenat und erwarb große Güterkomplexe in Litauen und Ostpreußen.

    Nach der Annexion des Elsaß (1648) kehrten die M. nach Straßburg zurück, wo einzelne Mitglieder das unter franz. Herrschaft bedeutungslos gewordene Stettmeisteramt bekleideten. Ludwig Heinrich (1668–1723) konvertierte zum Katholizismus und trat in die franz. Armee ein. Dieser neuen politisch-konfessionellen Linie folgten weitere Familienmitglieder, denen Ludwig XV. 1773 ebenso wie den anderen Mitgliedern der unterelsäss. Ritterschaft die Berechtigung zuerkannte, sich künftig Baron zu nennen. Obwohl sich die M. nach außen hin franz. assimiliert gaben, kamen Heiratsverbindungen nur mit alteingesessenen elsäss. Adelsfamilien (Wurmser v. Vendenheim, Zorn v. Plobsheim, Bock v. Blaesheim, Truchsess v. Rheinfelden), in Ausnahmefällen mit neuadligen Familien (Klinglin und Glaubitz) zustande, und die Töchter traten als Kanonissinnen in die Damenstifte Andlau und Ottmarsheim ein. Zu Beginn der Revolution emigrierte Anton Ludwig Ferdinand (1724–1823), vormals Großjägermeister des Bistums Straßburg und Mitglied der elsäss. Provinzialversammlung von 1787, nach Ettenheim, wo er als bad. Kammerherr blieb. Sein jüngerer Bruder Franz Jakob Ferdinand (1746–1814) wanderte nach Santo Domingo aus. Er kehrte erst unter der Restauration 1814 nach Frankreich zurück und starb ohne Nachkommen in Bordeaux. Obwohl die M. inzwischen alle ihre elsäss. Einkünfte und Besitzungen verloren hatten, ging sein Neffe Louis Maria Eduard (1784–1867) nach einem zweijährigen Intermezzo im bad. Offiziersdienst 1809 wieder nach Frankreich und trat in die kaiserl. Armee ein, wo er die Feldzüge Napoleons nach Spanien, Portugal, Pommern und Rußland mitmachte. 1830 ließ er sich in Stotzheim auf das neu erworbene Schloß Grünstein nieder, wo seine Nachkommen heute noch residieren.

    Zu der prot. Linie der M. in Preußen gehören Adolf (1798–1872), der als Offizier bei einem westfäl. Dragonerregiment für seinen Einsatz während der Befreiungskriege mehrere Orden erhielt und zuletzt Steuerrat in Lübben (Niederlausitz) war, sowie Hermann (1845–1903), Platzmajor in Straßburg, der durch zahlreiche Veröffentlichungen einen Beitrag zur elsäss. Geschichtsforschung leistete. Burkard (* 1910) war 1952-75 im höheren Auswärtigen Dienst der Bundesrepublik Deutschland, meist als Botschafter in Entwicklungsländern tätig (s. W).

  • Werke

    zu Burkard: Schlachtschiff Bismarck, Ber. e. Überlebenden (1980, 1987 u. d. T. „Ein Überlebender in seiner Zeit“, zahlr. Aufll. u. Überss.)

  • Literatur

    UB d. Stadt Straßburg, 7 Bde., 1879-1900;
    J. Kindler v. Knobloch, Das Goldene Buch v. Straßburg, 1886, S. 208-15 (mit Stammtafeln);
    ders., Oberbad. Geschlechterbuch III, 1919, S. 129-47;
    Hermann v. Müllenheim-Rechberg, Fam.buch d. Frhr. v. M.-Rechberg, 3 Bde., 1896-1915 (mit Vorsicht zu gebrauchen);
    E. v. Borries, Das Geschl. v. M., in: ZGORh 63, 1909, S. 445-71;
    G. Weill, Le patriciat de Strasbourg à la fin du moyen-âge, Diss. masch. Paris, 1963;
    ders., Origine du patriciat strasbourgeois aux XIIIe et XIVe siècles, Les lignages Zorn et M., in: Actes du 92e Congrès National des Sociétés Savantes, Bull. philologique et historique du Comité de Travaux historiques, 1967, 1969, I, S. 257-302;
    P. Greissler, La classe politique dirigeante à Strasbourg, 1650-1750, 1987;
    M. Alioth, Gruppen an der Macht, Zünfte u. Patriziat in Straßburg im 14. u. 15. Jh., 2 Bde., 1988;
    B. Metz, Inventaire analytique des archives de la famille de M., 1988;
    ders., in: Nouveau Dict. de biogr. Alsacienne (im Druck). – Zu Gebhard:
    H. Rocholl, Der kgl. Poln. Oberjägermeister u. Kämmerer Herr Gebhard v. M.-Rechberg (aus d. Elsaß) 1599-1673, 1881. |

  • Quellen

    Qu. Stadtarchiv Straßburg; Gen.landesarchiv Karlsruhe.

  • Autor/in

    Bernhard Metz, Erich Pelzer, , Burkard Freiherr von Müllenheim-Rechberg
  • Zitierweise

    Metz, Bernhard; Pelzer, Erich; Müllenheim-Rechberg, Burkard Freiherr von, "Müllenheim, von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 307-308 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120599503.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA