Lebensdaten
1671 – 1737
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139576223 | OGND | VIAF: 101301425
Namensvarianten
  • Schindler, Severin

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Zitierweise

Schindler, Severin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139576223.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann(es) ( 1682), Kaufm., Ratsverwandter in Cölln b. B., erhielt 1650 gegen d. Widerstand d. Gowandschneider u. Zünfte d. Privileg, seinen Tuch- u. Wollhandel mit e. Kramerei zu verbinden;
    M Margaretha, T d. Martin Gericke, Seidenwarenhändler in B.;
    B Bartholomäus, Kaufm. in B., Johann (1656–1711, 1] Maria Ehrentraut Nicolai, 1689, T d. Christian Nicolai, 1627–74, Archidiakon an St. Petri in Cölln, 2] Maria Hauffe, 1710, T d. Johann Hauffe, Kaufm. in B., 3] Anna Elisabeth Oertel, T d. Daniel Oertel, Kaufm. u. Salzfaktor in B.), Prediger, 1695 Archidiakon an St. Nicolai in B. (s. Brandenburg. Gelehrte II, 2000, S. 398-402);
    Schw Anna Ursula (⚭ Johann Andreas v. Krautt, 1661–1723, preuß. Adel 1703, Unternehmer, Bankier in B., Gen.empfänger f. d. preuß. Truppen, Minister, Dep.chef im preuß. Gen.direktorium, s. NDB XII);
    1704 Marie Rosine (1688–1746), T d. Georg Bose, Rats- u. Handelsherr in Leipzig; kinderlos.

  • Biographie

    S. verdankte es vermutlich der Verbindung mit seinem sowohl im Staatsdienst wie als Unternehmer tätigen Schwager Johann Andreas Krautt, daß er nach dem Besuch des Cöllnischen Gymnasiums in Berlin und der Handelslehre in Leipzig 1697 als Kriegskommissar am brabant. Feldzug teilnehmen|konnte. Nach Berlin zurückgekehrt, zahlte S. seinen Bruder Bartholomäus aus und erscheint 1702 als Teilhaber, wenig später als Alleininhaber der Berliner Gold- und Silbermanufaktur.

    Krautt hatte 1686 das kfl. Privileg und die Konzession zu einer Gold- und Silberzieherei erwirkt, um den wachsenden Bedarf des Hofstaates an Tressen und Borten sowie verwandten Produkten im Lande zu decken. Bei der Erneuerung des Privilegs 1692 war der Betrieb an die Gebrüder Kaspar und Georg Böse übergegangen, Betreiber einer ähnlichen Manufaktur in Leipzig. S. heiratete die jüngste Tochter von Georg Bose und zahlte die weiteren Erben der beiden Brüder aus.

    Unter der Leitung von S., der 1707 den Firmensitz in die Stralauer Straße in Berlin verlegte, wuchs der Umsatz und auch die Beschäftigtenzahl von ca. 100 (1705) auf über 300 (1718), von denen allerdings nur ein Teil im Manufakturgebäude, andere als Heimarbeiter arbeiteten. Die Waren wurden nicht nur im preuß. Inland, wo die Firma eine Monopolstellung besaß, sondern auch im Ausland abgesetzt. Als Inhaber des damals größten Privatunternehmens Berlins legte S. die Gewinne u. a. in Grundbesitz an: 1725 kaufte er das Rittergut Schöneiche bei Berlin und 1737 das Rittergut Börnicke. S. wurde – obwohl bürgerlich – zum Erbherrn auf seinen Gütern.

    Nach dem Tode Krautts (1723) übernahm er die Leitung der größten Wollmanufaktur des preuß. Staates, des Berliner Lagerhauses, bei der er bereits zuvor seinen Schwager unterstützt hatte, gab diese Funktion nach einem Jahr aber wieder auf. Die preuß. Staatsverwaltung unter Friedrich Wilhelm I. bemühte sich seit 1730 um die Übernahme des S.schen Betriebes: die Gold- und Silbermanufaktur sollte an einen öffentlichen Träger, das Potsdamer Waisenhaus, übergehen. 1737, kurz vor seinem Tode, mußte S. der Übernahme zustimmen.

    Unter dem Einfluß des Halleschen Pietismus und nach dem Vorbild der Kornmesserschen Anstalt legten die Eheleute Schindler 1734 ein Waisenhaus für Knaben in Schöneiche an. Auch der Bau der Schloßkirche am Ort geht auf S. zurück. Für Bekleidung, Unterhalt und Erziehung der Zöglinge wurde in der nach dem Tod seiner Witwe in Berlin, bis zum 2. Weltkrieg in der Friedrichsgracht untergebrachten Anstalt aus dem S.schen Vermögen gesorgt. Die Vermögensstiftung lebt bis heute fort. Reste der S.schen Grabkapelle in der Berliner Nikolaikirche sind erhalten.|

  • Auszeichnungen

    preuß. KR (1703), GKR (1718).

  • Literatur

    H. Rachel, Das Berliner Wirtsch.leben im Za. d. Frühkapitalismus, 1931, S. 41;
    ders. u. P. Wallich, Berliner Großkaufleute u. Kapitalisten, II, ²1967, S. 185-90;
    C. Hinrichs, Die Wollind. in Preußen unter Friedrich Wilhelm I., 1933, S. 172;
    ders., Preußentum u. Pietismus, 1971, S. 371-40;
    H. Schultz, Berlin 1650-1800, Soz.gesch. e. Residenz, 1987, S. 109-11.

  • Porträts

    Ölgem. v. G. u. R. Lisiewsky, 1739, Abb. in: Ch. Ferber, I. Jerratsch u. H. Martini, Schöneiche b. Berlin, 2000, S. 26.

  • Autor/in

    Felix Escher
  • Zitierweise

    Escher, Felix, "Schindler, Severin" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 792-793 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139576223.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA