Lebensdaten
1824 – 1889
Geburtsort
Prenzlau (Uckermark)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Apotheker ; Chemieindustrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139561935 | OGND | VIAF: 101288554
Namensvarianten
  • Schering, Ernst Christian Friedrich
  • Schering, Ernst
  • Schering, Ernst Christian Friedrich

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Zitierweise

Schering, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139561935.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Friedrich S. (Schaering) (* 1773), Gastwirt aus P.;
    M Marie Sophie Kanzow (1782–1860);
    6 Geschw, u. a. August Ferdinand (1810–86), Dr. iur., Oberjustizrat im preuß. Justizmin.;
    Berlin Mathilde Emilie Henriette (1827-95), T d. Johann Heinrich Zitelmann (1800-87), preuß. Dragonerwachtmeister in Schwedt, u. d. Charlotte Friederike Wilhelmine Devantier (1807–83);
    5 K u. a. Richard (1859–1942), Apotheker, 1881 Begr. d. R. Schering Fabrik chem.-pharmazeut. Präparate (seit 1948 Blücher-Schering GmbH & Co, Lübeck), Aufsichtsratsmitgl. d. Schering-Kahlbaum AG (s. Wenzel; Rhdb.);
    E Else Blücher-S. (1900-84).

  • Biographie

    Nach dem Gymnasialabschluß in Prenzlau absolvierte S. 1841-44 eine Lehre in der Berliner „Apelius’schen Apotheke“ und arbeitete während der folgenden fünf Jahre als Apothekergehilfe in Köln, Aachen, Witten/Ruhr und Pasewalk. Seit 1849 studierte er an der Univ. Berlin Chemie, Physik und Botanik u. a. bei Eilhard Mitscherlich, Heinrich Gustav Magnus und Heinrich Rose mit abschließendem Staatsexamen (1850) zum Apotheker 1. Klasse. Nach kurzer Anstellung in der Kellner’schen „Schwanen-Apotheke“ in Berlin wurde er 1851 als Apotheker vereidigt und kaufte mit finanzieller Unterstützung der Mutter, des älteren Bruders und eines Freundes sowie zwei auf dem Grundstück belassenen Hypotheken im selben Jahr die in der Chausseestraße gelegene „Schmeisser’sche Apotheke“, die er in „Grüne Apotheke“ umbenannte. Hier begann er, Chemikalien für die Pharmazie und die aufkommende Photographie herzustellen. Er analysierte Importchemikalien und erkannte, daß die photographische Technik zur Herstellung von Platten und Bildern nur dann Erfolg versprach, wenn Chemikalien von hoher Reinheit verwendet wurden. 1854 nahm er die Produktion von hochreinen Chemikalien für die Photographie im eigenen Labor auf. Weitere Chemikalien von hoher Qualität stellte S. für die Parfümerie, Textil- und Lederindustrie, die Seifenfabrikation, die Fouerwerkerei und andere Gewerbezweige her. 1864 bezog sein Unternehmen ein neues Gebäude in Wedding, wo S. neben der Produktion ein technisches Laboratorium zur Entwicklung industrieller Herstellungsverfahren für seine chemischen und pharmazeutischen Produkte aufbaute. Er unterhielt enge Beziehungen zu führenden Chemikern und gehörte 1868 zu den Gründern der „Dt. Chemischen Gesellschaft“, deren Schatzmeister er 1868-80 war. Im Dt.-Franz. Krieg 1870/71 versorgte S. die preuß. Armee mit Arzneimitteln. Nach der Reichsgründung wandelte S. 1871 sein Unternehmen in eine AG um, die unter der Bezeichnung „Chemische Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering)“ firmierte. Bis 1874 war S. Alleinvorstand, seit 1882 wirkte er im Aufsichtsrat.

    Nach seinem Tod wuchs das Unternehmen, in welchem keine Familienmitglieder tätig waren, weiter. Entwickelt wurden zahlreiche pharmazeutische Spezialitäten wie Urotropin, Athophan und Veramon. Zu Beginn des 2. Weltkrieges verfügte die „Schering AG“ über sechs Produktionsstätten im Inland und 27 Tochtergesellschaften im In- und Ausland. Nach schweren Verlusten begann der Wiederaufbau nach 1945 nur mit dem völlig zerstörten Stammwerk in Berlin-Wedding und einem weiteren Berliner Werk. Die inländischen Absatzorganisationen wurden wieder aufgebaut und die Exportmärkte größtenteils zurückgewonnen, gleichzeitig erfolgreiche Produkte entwickelt (1961 Anovlar, erstes europ. Präparat z. hormonalen Empfängnisverhütung, 1985 u. 1988 die Röntgenkontrastmittel Ultravist u. Magnevist, 1993 Betaferon als erstes Medikament z. Behandlung d. Multiplen Sklerose, 2001 Yasmin, das erste orale Kontrazeptivum mit einem neuartigen Wirkstoff). Die Schering AG besitzt heute weltweit über 150 Tochtergesellschaften, über 26 000 Mitarbeiter und hat einen Umsatz von mehr als 5 Mrd. €.|

  • Auszeichnungen

    preuß. KR (1871);
    Berliner Gedenktafel, Porzellan (1988);
    Ernst Schering-Preis d. Schering-Forsch.gemeinschaft (seit 1992);
    Schering-Stiftung (seit 2002).

  • Werke

    Reisen 1876-1878, Tagebücher, hg. v. d. Schering AG, Schrr.reihe Scheringianum, bearb. v. G. J. Wlasich u. C. Berghausen, 2001 (P).

  • Literatur

    E. Jacobsen, in: Pharmazeut. Ztg. Nr. 1, 1890;
    J. F. Holtz, in: Berr. d. Dt. Chem. Ges. 23, 1890, S. 900 ff.;
    W. Vershofen, Die Anfänge d. chem.-pharmazeut. Ind., 1960;
    W. Frobenius, A Triumph ol Scientific, 50 Years Ethinylestradiol, 1990;
    From a chemist's shop to a multinational enterprise, 1990;
    M. u. B. Engel, Chemie u. Chemiker in Berlin. Die Ära August Wilhelm v. Hofmann 1865-1892, Kat. u. Lesebuch, 1992, S. 227 f.;
    G. J. Wlasich (Hg.), Research Milestones, 100 years of pharmaceutical innovations at Schering, 1993;
    H.-J. Hamann, Die Schering AG 1945 bis 1949, Ein Untern, kämpft um sein Überleben, ²1997;
    Aus Berlin in alle Welt, Die Schering AG 1949-1971, 1998;
    Von d. Grünen Apotheke z. Weltuntern., ⁸2003 (P), C. Kobrak, Nat. Cultures and Internat. Competition, 2002, S. 12-41;
    W. Bartmann, Zw. Tradition u. Fortschritt, Aus d. Gesch. d. Pharmabereiche v. Bayer. Hoechst u. Schering v. 1935-1975, 2003;
    Pogg. III-IV;
    Dt. Apotheker-Biogr.;
    eigene Archivstud.:
    Scheringianum, Hist. Archiv u. Mus. d. Schering AG. Berlin.

  • Porträts

    Ölgem. v. H. Ernecke (Untern.mus. Scheringianum, Berlin).

  • Autor/in

    Christine Berghausen
  • Zitierweise

    Berghausen, Christine, "Schering, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 697-698 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139561935.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA