Lebensdaten
1892 – 1970
Geburtsort
Sankt Veit/Glan (Kärnten)
Sterbeort
Graz
Beruf/Funktion
Gynäkologe
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139511954 | OGND | VIAF: 84151659
Namensvarianten
  • Knaus, Hermann
  • Knaus, Hermann H.
  • Knaus, Hermann Hubert

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Zitierweise

Knaus, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139511954.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich, Kaufm., Bes. e. Essigfabrik, S d. Kaufm. Johann u. d. Magdalena Urbas;
    M Amalia, T d. Realitätenbes. Andreas Schäbart, aus alter Bauernfam., u. d. Maria Ebner;
    Maria Saal 1934 Ružica (1909–51), T d. Großkaufm. Radoje Stankovič in Belgrad u. d. Natalija Jankovič;
    1 T.

  • Biographie

    K. begann sein Medizinstudium 1912 in Wien. Unterbrochen durch Kriegsdienst, setzte er es in Graz fort, wo er 1920 promoviert wurde. Als Schüler von Emil Knauer war er seit 1923 Assistent an der Grazer Universitäts-Frauenklinik. Zuvor hatte er dort zwei Jahre in der pathologischen Anatomie und in der Chirurgie gearbeitet, 1924 hielt er sich als Rockefeller-Stipendiat zu pharmakologischen und physiologischen Studien in London und Cambridge auf, 1930 war er als Gast an urologischen Abteilungen in Berlin und Paris tätig. 1927 habilitierte sich K. in Graz für Geburtshilfe und Frauenheilkunde und wurde 1930 zum außerordentlichen Professor ernannt. 1934 erhielt|er einen Ruf als Ordinarius und als Vorstand der Frauenklinik an die Deutsche Universität in Prag. Nach deren Auflösung bei Kriegsende war K. zunächst in Graz Frauenarzt und 1950-60 Vorstand der gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung des Krankenhauses Wien-Lainz. Berufungen nach Halle und Gießen lehnte er ab.

    K. breitgefächerte Ausbildung auch in den Grundlagen- und Randfächern der Gynäkologie und Geburtshilfe führte ihn zu grundlegend neuen, heute weitgehend Allgemeingut gewordenen Erkenntnissen von Konzeption, Schwangerschaft und Geburt. Er entdeckte 1927 den hormonalen Antagonismus zwischen Hypophyse und Gelbkörper in ihrer Wirkung auf die Uterusmuskulatur. Der nächste Schritt war der Nachweis einer zeitlichen Konstanz der vom Gelbkörperhormon bestimmten zweiten Phase des menstruellen Zyklus; K. stellte fest, daß die Ovulation nicht zu einem beliebigen Zeitpunkt erfolgt, wie man noch vielfach annahm, sondern unabhängig von der Länge des einzelnen Zyklus immer am 15. Tag vor Beginn der nächsten Menstruation. Dieses „Naturgesetz“ war – unter Berücksichtigung der Lebensdauer der Keimzellen – die Voraussetzung für die Lehre von den „fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen der Frau“, die K. formulierte („mnemotechnische Formel“: erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus – 17; letzter fruchtbarer Tag: längster Zyklus – 13). Zu ähnlichen Ergebnissen war kurz zuvor der japanische Gynäkologe Kiusako Ogino gekommen. Die praktische Anwendung dieser Erkenntnisse auf die Geburtenregelung ergab die „Knaus-Ogino-Methode“ der periodischen Enthaltsamkeit oder „Zeitwahl“ (observatio temporum), die zu den verbreitetsten Methoden der Empfängnisverhütung gehört, zumal sie von der katholischen Kirche akzeptiert wird. In den letzten Jahren wurde die Knaus-Ogino-Methode in zunehmendem Maße vor allem von den Ovulationshemmern verdrängt. K. wurde von Papst Paul VI. zu einem Gutachten über die Ovulationshemmer aufgefordert und trug wohl wesentlich zu ihrer Ablehnung in der Enzyklika „Humanae vitae“ (1968) bei. Ungeachtet seines ethischen Rigorismus verstand es K., durch allgemeinverständliche Publikationen breite Bevölkerungskreise mit seiner Methode der Geburtenregelung vertraut zu machen.

    K. Berechnungen des individuellen Ovulations- und Konzeptionstermins führten ihn in Zusammenhang mit seinen Forschungen über den Mechanismus der Geburtsauslösung zu einer genaueren Berechnung der Schwangerschaftsdauer, als dies nach der Naegeleschen Regel (F. C. Naegele 1778-1851) möglich ist. Weitere Arbeitsgebiete von K. waren die Therapie des Kollumkarzinoms und die Genitaltuberkulose der Frau.

  • Werke

    u. a. Eine neue Methode z. Bestimmung d. Ovulationstermines, in: Zbl. f. Gynäkol. 53, 1929, S. 2193-203;
    Die period. Fruchtbarkeit u. Unfruchtbarkeit d. Weibes, Der Weg z. natürl. Geburtenregelung, 1934, ²1935, später u. d. T.: Die Physiol. d. Zeugung d. Menschen, ³1950, ⁴1953 (engl. u. span. Überss.);
    Über d. Notwendigkeit kalendermäßiger Aufschreibung d. Eintrittes d. Regelblutungen (Umschlagtitel: Menstruationskalender), 1934 (1. Aufl. erschien als Beil. zu Die period. Fruchtbarkeit …, s.o., seit ²1937 erschien dieses Heft auch gesondert;
    seit 6/71948 ist e. Zählstab z. Ermittlung d. Datums d. fruchtbaren Tage im Menstruationskal. beigefügt;
    seit 13-171951 erschien d. Heft auch als Beil. zu Die fruchtbaren u. unfruchtbaren Tage … s.u.;
    viele Überss.);
    Die weibl. Sexualhormone in d. Pharmakotherapie, 1948 (mit O. Mühlbock u. E. Tscherne);
    Die fruchtbaren u. unfruchtbaren Tage d. Frau u. deren sichere [später: richtige] Berechnung, Ein Buch d. Aufklärung f. alle Mädchen u. Frauen üb. d. Rhythmus d. zeugenden Kräfte im Körper d. Weihes u. dessen Ausnutzung f. e. natürl. Geschlechtsleben bei voller Beherrschung ihrer Fortpflanzung, 1950 (spätere Aufll. erschienen z. T. nur mit d. Unter-, später z. T. nur mit d. Obertitel), 38-431964, 1966 als: Goldmanns gelbe Taschenbücher 1748 (Überss. in 10 Sprachen);
    Physiol. d. Eies u. d. Samenzelle, Periodizität d. menstruellen Zyklus, Ovulations- u. Konzeptionstermin, in: Biol. u. Pathol. d. Weibes, ²hrsg. v. L. Seitz u. A. J. Amreich, III, 1955, S. 390-452;
    Die wahre Dauer d. menschl. Schwangerschaft, Zum Ende d. Berechnung d. Geburtstermins nach F. C. Nägele, 1970.

  • Literatur

    K. Ogino, Ovulationstermin u. Konzeptionstermin, in: Zbl. f. Gynäkol. 54, 1930, S. 464-79;
    J. N. J. Smulders, Period. Enthaltung in d. Ehe, Methode Knaus-Ogino, 1931;
    H. Gesenius, Empfängnisverhütung, ³1970 (P S. 59);
    H. Braitenberg-Zenoberg, in: Wiener med. Wschr. 120, 1970. S. 908-10;
    H. Hußlein, in: Zbl. f. Gynäkol. 93, 1971, S. 177-79 (P);
    H. Kirchhoff u. R. Polacsek, Gynäkologen dt. Sprache, Biogr. u. Bibliogr., ³1960, S. 257-59;
    Fischer.

  • Autor/in

    Helmut Siefert
  • Zitierweise

    Siefert, Helmut, "Knaus, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 163-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139511954.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA