Lebensdaten
1927 – 1979
Geburtsort
Enzersdorf (Niederösterreich)
Sterbeort
Abano Terme (Italien)
Beruf/Funktion
Industrieller ; Zeitungsverleger ; Filmproduzent
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139220232 | OGND | VIAF: 100513780
Namensvarianten
  • Polsterer, Ludwig
  • Polstherer, Ludwig

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Zitierweise

Polsterer, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139220232.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alteingesessener Mühlendynastie, die auch einige kleinere Elektrizitätswerke betrieb;
    V Ernst ( 1945), Mühlenbes.;
    M Maria N. N.;
    1965 Elisabeth N. N.; kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Realschule und der Handelsakademie in Wien, die er mit der Matura abschloß, absolvierte P. sein Studium an der Hochschule für Welthandel in Abendkursen, da er mit 19 Jahren die Leitung des Mühlenimperiums übernehmen mußte, dessen Sanierung ihm gelang. 1950 beendete er sein Studium mit der Promotion zum Dr. rer. oec. und widmete sich bald darauf auch anderen Gebieten: 1952 gründete P. mit Partnern die „Cosmopol“ Filmproduktion, die 1953 in sein alleiniges Eigentum überging. Diese produzierte in den folgenden Jahren zehn Kinofilme, darunter so bekannte Streifen wie „Die letzte Brücke“ (Regie: H. Käutner, 1954), der die Filmkarriere Maria Schells begründete, „Der letzte Akt“ (Regie: G. W. Pabst, 1955) über die letzten Tage der Reichskanzlei mit Oskar Werner und Ewald Balser oder „Mozart“ (Regie: K. Hartl, 1955). 1954 wurde der „Cosmopol“ eine Verleihfirma angegliedert, die in der Folge die Vertretung der „United Artists“ in Österreich übernahm, mit Filialen in Berlin, Hamburg, Frankfurt/M. und Düsseldorf; 1957 kam ein Abkommen mit der „Bavaria“-Film zustande. Im Herbst 1954 bewarb sich P. um die Übernahme des populären US-Besatzungsblatts „Wiener Kurier“, wobei der ehem. US-Kultusoffizier und spätere Burgtheaterintendant Ernst Häussermann (1916–84) wie schon beim Abkommen mit „United Artists“ vermittelte. Der „Wiener Kurier“ stellte sein tägliches Erscheinen ein, während am 16.10.1954 der „Neue Kurier“ als nominell neue Zeitung startete, in Wirklichkeit jedoch die Nachfolge des „Wiener Kurier“ antrat. Mit Hans Dichand (* 1921), dem späteren Gründer der „Kronen-Zeitung“ (ab 1959), Hugo Portisch (* 1927) und Hermann Stöger verfügte P.s Zeitung von Anfang an über eine vorzügliche Leitung, die es ihm ermöglichte, nach einem 1955-58 hart geführten Marktwettbewerb den von Gerd Bacher und Gustav A. Canaval 1953 gegründeten „Bild-Telegraf“ vom Markt zu verdrängengen. Um auch gegenüber anderen Herausforderern (Molden, Dichand) bestehen zu können, tätigte P., der nach dem Ausscheiden Dichands Ende 1958 Portisch zum Chefredakteur bestellte, in den folgenden Jahren eine Reihe umfangreicher Investitionen. Im Frühjahr 1960 erwarb er die Druckerei „Waldheim-Erberle“ und baute sie zur größten österr. Zeitungsdruckerei aus. Unter Portischs Führung stieg der dreimal täglich erscheinende „Kurier“ zur größten österr. Tageszeitung (Spitzenauflage: 600 000) auf, die Qualität und Boulevard zu verbinden verstand und auch mehrfach der österr. Innenpolitik Impulse gab: Der „Kurier“ regte das erste Volksbegehren der 2. Republik zur Entpolitisierung und Modernisierung des österr. Rundfunks an, kritisierte den Stil der Großen Koalition sowie das Aufleben des Neonazismus und verteidigte die Pressefreiheit. Trotz mehrerer Versuche blieb es P. jedoch verwehrt, seine unternehmerischen Aktivitäten auch auf den Hörfunk- und Fernsehbereich auszudehnen. Durch den fulminanten Aufstieg der „Kronen-Zeitung“ in den späten 60er Jahren geriet die Position des „Kurier“ unter Druck. P., der sich in seinen letzten Lebensjahren aus gesundheitlichen Gründen immer mehr zurückzog, trennte sich 1969 zunächst von Portisch und entschloß sich schließlich 1972 zur allgemeinen Überraschung zum Verkauf des „Kurier“ an eine von Hans Sassmann (1924–97, Styria-Graz) angeführte Gruppe österr. Industrieller. In den 60er Jahren gründete P. eine Reihe weiterer Unternehmen, wie Reisebüros, Verpackungs- und Immobilienfirmen sowie ein Flugunternehmen.

  • Werke

    Am Ende e. Jahres, in: Neuer Kurier v. 31.12.1958;
    Der Gen.intendant, in: Kurier v. 20.12.1967.

  • Literatur

    P. Böhmer, Der „Wiener“ bzw. „Neue Kurier“ v. 1951 bis 1967, Dipl.arb., Wien 1996, S. 33 ff.;
    P. M. Lingens, Ein guter Herr, in: ders., Begegnungen, 1990, S. 205 ff., F. Molden, Besetzer, Toren, Biedermänner, Ein Ber. aus Österr. 1945-1962, 1980;
    P. Muzik, Die Ztg.macher, 1984, S. 136 ff.;
    H. Stöger, Der „Kurier“, Gesch. u. Struktur, Der Weg zur Million, in: 200 J. Tagesztg. u. Österr. 1783-1983, hg. v. F. Ivan u. a., 1983, S. 161 ff.;
    Munzinger.

  • Autor/in

    Theodor Venus
  • Zitierweise

    Venus, Theodor, "Polsterer, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 609-610 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139220232.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA