Lebensdaten
1854 – 1910
Geburtsort
Kirschitten (Kreis Preußisch-Eylau, Ostpreußen)
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 139212205 | OGND | VIAF: 100506820
Namensvarianten
  • Pittler, Julius Wilhelm von
  • Pittler, Wilhelm von
  • Pittler, Julius Wilhelm von

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Zitierweise

Pittler, Wilhelm von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139212205.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit 1730 in Ostpreußen ansässiger Fam.;
    V N. N., Forstverw. auf Gut Tolks b. Bartenstein (Kr. P.-E.);
    M N. N.;
    Leipzig 1879 Martha Albrecht;
    1 S, 5 T.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod seines Vaters absolvierte P. eine Lehre als Gärtner und arbeitete mit 20 Jahren als Kunstgärtner in Elbing. 1876 trat er in Leipzig als Freihandzeichner in eine Fahnenfabrik ein, wo er Stickmuster, Ornamente, Girlanden und Monogramme entwarf und dabei Näh- und Stickmaschinen kennenlernte. 1878 machte er sich mit zwei eigenen Stickmaschinen, die er technisch verbesserte, selbständig. 1878 konstruierte er|eine Papierbeutel-Maschine, die mehrere tausend Beutel pro Stunde falzte, klebte und bedruckte. 1881 konstruierte er Näh- und Stickmaschinen, die er 1886-94 in Gohlis serienmäßig baute. 1887 erfand er die Doppelstich-Näh-Stick- und Stopfmaschine. 1889 gründete er die „Maschinenfabrik Invention“, aus der 1895 die „Leipziger Werkzeugmaschinenfabrik AG vorm. W. v. Pittler“ hervorging (1922-49 „Pittler Werkzeugmaschinen-Fabrik AG“). 1899-1945 war Wahren bei Leipzig der Firmensitz. 1888 konstruierte P. eine Universalmaschine zur Metallbearbeitung mit sechs Anwendungsmöglichkeiten und 1890 die Revolverkopf-Maschine, zunächst mit sechs, seit 1894 mit 16 Werkzeuglöchern. Die Fahrradindustrie, vor allem Ernst Sachs (1867–1932), zeigte Interesse an P.s Maschine. Nachdem P. schon 1894 einen schwingenden Doppelsupport zur Herstellung von Fahrradnaben und eine Naben-Drehbank konstruiert hatte, entwarf er bis 1900 zahlreiche Sondermaschinen. Er lieferte über hundert Maschinen für Sachs nach Schweinfurt; Sachs gehörte 1904-29 dem Aufsichtsrat der Pittler AG an. Der Fahrradbau war der erste Industriezweig, in dem P.s Maschinen ihre hohe Eignung für den Austauschbau zeigten. Es folgte die Armaturen-Industrie für Gas und Wasser, wo die Gewinde in der Massenfertigung unbedingt austauschbar sein mußten. P. konnte seine Patente vor allem in England und Belgien gut verwerten. P. schied 1902 aus der AG aus, konstruierte 1906 noch einen Halbautomaten für größere Teile, betrachtete aber dann die Revolverbank erfinderisch als abgeschlossen. In seiner 1899-1910 in Leipzig-Gohlis und Berlin bestehenden „Deutschen Press-Cigarren- & Zigaretten-Fabrik Pittler & Co.“ stellte P. auf einer selbst entwickelten Tabakpresse Zigarren und Zigaretten ohne Papierhüllen her, die sich jedoch gegen die Papier-Zigarette nicht durchsetzten.

    Bereits 1880 hatte P. einen Dampfomnibus mit 20 Sitzen gebaut. 1897 baute er ein 1892 patentiertes Flüssigkeitsgetriebe, das alle Wellen und Zahnräder überflüssig machte, in einen „Benz Comfortable“ ein. Dieses „Hydromobil“ erregte bei der Internationalen Automobilausstellung in Berlin 1906 Aufsehen. 1902 gründete er in Berlin-Reinickendorf eine Pumpenfabrik, 1904 die „Hydromobil GmbH“. 1909 übersiedelte er nach London. P.s Werkzeugmaschinenfabrik besteht bis heute. 1945 arbeitete der Betrieb bei der „Nassovia Maschinenfabrik“ in Langen b. Frankfurt/Main. Nach dem Bau eines neuen Werks 1949-51 wurde der Firmenname in „Pittler Maschinenfabrik AG“ geändert. Diese ging 1985 als GmbH in den Besitz der Werkzeugmaschinen-Gruppe der Familie Rothenberger über. Großaktionäre waren 1941-82 die Deutsche und die Dresdner Bank.

  • Werke

    200 Patente, u. a. f. Dampfmotor mit Einspritz-Röhrenkessel (DRP 12 934, 1880), Näh-, Stick- u. Stopfmaschine (DRP 44 948 u. 50 727, 1887), Planetenrad-Differential (1899), Trommelrevolverkopf für 10 Werkzeuge (DRP 74 951, 1892), Schwingender Doppelsupport f. Fahrradnaben (1893), Stahlkugelwalzwerk (DRP 111 095, 1896), Zigarrenpresse (DRP 102 229, 1897), Automobil mit Reibradantrieb (DRP 169 220 u. 189 065, 1904), Automobil mit hydraul. Kraftübertragung (139 541, 1905).

  • Literatur

    F. Huth, Technisches auf d. Berliner Ausst., in: Der Motorwagen 9, 1906, S. 921-23;
    F. W. Hülle, Die Werkzeugmaschinen, ²1908, S. 140 f.;
    Braunbeck's Sportlex. 1910–12, S. 593;
    C. Matschoß, Gr. Ingenieure, 1925, ²1985;
    W. v. P. u. d. Pittler-Bank, in: Die Werkzeugmaschine 36, 1932, S. 287-300;
    J. F. van Himbergen, Die Pittler-Werkzeugmaschinenfabrik AG Leipzig, in: Schrr.reihe d. Arbeitsgemeinschaft f. Technikgesch. d. VDI, H. 9, 1937 (P);
    H. Häneke, 50 J. Austauschbau. FS 50 J. Pittler AG Leipzig-Wahren, 1939 (P);
    F. Häßler, Meilensteine d. Fortschritts in d. Eisen- u. Metallbearbeitung, in: Ind.-Anz. 76, 1954, S. 227-42 (P);
    W. Fehse, 75), Pittler, Zusammenbruch u. Wiederaufbau, 1964.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Pittler, Wilhelm von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 491-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139212205.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA