Lebensdaten
gestorben 835
Beruf/Funktion
Abt von Fulda
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13911419X | OGND | VIAF: 100421154
Namensvarianten
  • Raitger
  • Ratgar
  • Ratgarius
  • mehr

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Zitierweise

Ratger, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13911419X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus ostfränk. Adelsgeschl. mit Verwandtschaft (generositas) am Hof Karls d. Gr.

  • Biographie

    Als Schüler des ersten Fuldaer Abtes Sturmi und möglicherweise nach weiterer Ausbildung an der Hofschule ist R. unter Abt Baugulf als Architekt der Salvatorbasilika bezeugt. Nach Baugulfs krankheitsbedingter Resignation 802 wurde er zwischen 26. Mai und 4. Juli einmütig (mira concordia) zum Abt gewählt. Mit ihm hielt die karoling. Renovatio Einzug in Fulda; Architektur, Kunst und Wissenschaft erfuhren intensive Förderung. So sandte R. Fuldaer Mönche, unter ihnen Hrabanus Maurus, Brun Candidus und Reccheo Modestus, zur Ausbildung nach Tours zu Alkuin und an die Hofschule. Im Zuge der benediktin. Reformbewegung vertrat R. eine von der sog. anian. Reform abweichende Konzeption, griff aber auch tief in die bonifazian. Haustradition ein. Daraus sowie aus den Begleiterscheinungen seines ehrgeizigen Bauprogramms und aus dem neuen monastischen Selbstverständnis, das nicht mehr so sehr auf Askese und Weltabgeschiedenheit, sondern auf Repräsentation, Bildung und Reichsdienst beruhte, resultierten erhebliche Konflikte. R. unterdrückte sie mit solcher Härte, daß sich seine Gegner 809, 812 und 816 an den Hof wandten. Sogar mit dem ihm in mancher Hinsicht geistig nahestehenden Hrabanus Maurus kam es deshalb zum Bruch. Während 809 und 812 der Frieden durch Bischofskommissionen unter Leitung Ebf. Richulfs von Mainz (reg. 787-813) nochmals hergestellt und durch Kirchweihen (Frauenberg, Johannesberg, Schlitz) symbolisch inszeniert wurde, erreichten R.s Gegner mit der Zweitfassung des erstmals 812 vorgelegten „Supplex libellus“ 817 (vor dem 26. Juli) die Absetzung und Verbannung R.s, obwohl dieser noch 816 ein Privileg über Immunität, Königsschutz und Abtswahlrecht hatte erlangen können. Der tiefzerstrittene Konvent wurde unter kommissarische Leitung ksl. Missi, der anian. Mönche Aaron und Adalfrid, gestellt und im Sinne der Aachener Synoden reformiert. R.s Nachfolger Eigil (reg. 818-22), einst unter seinen Gegnern, erwirkte seine Begnadigung, so daß er schon bald auf den Frauenberg zurückkehren konnte, wo er starb und in äbtlichem Ornat bestattet wurde.

  • Quellen

    Qu Ch. Brouwer, Antiquitatum Fuldensium libri IV., 1612, S. 87-92, 275 (benutzt verlorene Quellen wie d. Vita Ratgers u. e. Fuldaer Chronik); Ann. Fuldenses, ed. F. Kurze, MGH SS rer. Germ. 1891; Chronicon Laurissense breve, ed. H. Schnorr v. Carolsfeld, in: NA 36, 1891, S. 15-39; Supplex libellus monachorum Fuldensium imperatori porrectus, ed. J. Semmler, in: Corpus Consuetudinum Monasticarum, 1, 1963, S. 320-27; Hrabani Mauri carmina, XX, XL, ed. E. Dümmler, MGH Poetae II, 1884, S. 185 f., 204 f.; Gesta abbatum, ed. K. Schmid, in: Die Klostergemeinschaft v. Fulda, 1, 1978, S. 212 f.; Vita Aegil abbatis Fuldensis, ed. G. Becht-Jördens, 1994.

  • Literatur

    K. Lübeck, Die Fuldaer Äbte u. Fürstäbte d. MA, 1952, S. 28-32;
    J. Semmler, Studien z. Supplex libellus u. z. anian. Reform in Fulda, in: Zs. f. KGesch. 69, 1958, S. 268-98;
    W. Hessler, Petitionis exemplar. Urfassung u. Zusätze beim Fuldaer Supplex Libellus v. 816/17, in: Archiv f. Diplomatik 8, 1962, S. 1-11;
    U. Hussong, Studien z. Gesch. d. Reichsabtei Fulda, ebd. 31, 1985, S. 1-225;
    ders., ebd. 32, 1986, S. 129-304;
    Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA, hg. v. K. Schmid, 1978;
    J. Leinweber, Die Fuldaer Äbte u. Bischöfe, 1989, S. 17-19;
    G. Becht-Jördens, Die Vita Aegil als Qu. zu Fragen aus d. Gesch. Fuldas im Za. d. anian. Reform, in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 42, 1992, S. 19-48;
    ders., Die Vita Aegil abbatis Fuldensis d. Brun Candidus, 1992;
    ders., Text, Bild u. Architektur als Trägere, ekklesiolog. Konzeption v. Klostergesch., in: Hagiogr. u. Kunst, hg. v. G. Kerscher, 1993, S. 75-106;
    Fulda in seiner Gesch., hg. v. W. Heinemeyer u. B. Jäger, 1995;
    Kloster Fulda in d. Welt d. Karolinger u. Ottonen, hg. v. G. Schrimpf, 1996;
    St. Patzold, Konflikte im Kloster Fulda z. Zeit d. Karolinger, in: Fuldaer Gesch.bll. 76, 2000, S. 69-162;
    LThK³;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Gereon Becht-Jördens
  • Zitierweise

    Becht-Jördens, Gereon, "Ratger" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 170 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13911419X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA