Lebensdaten
1798 – 1876
Geburtsort
Rodenberg/Deister
Sterbeort
Mehlem/Rhein
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 138678707 | OGND | VIAF: 90942705
Namensvarianten
  • Deichmann, Wilhelm Ludwig

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Zitierweise

Deichmann, Wilhelm Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138678707.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Als Stammvater der Anfang des 19. Jh. nach Köln zugewanderten Bankierfamilie erscheint um 1617 Hilmar Diekmann, Brauer in Hannover, dessen Nachkommen in staatliche Beamtendienste traten;| V Konrad Phil. Gerh. (1769–1838), Bgm. u. Amtsrichter in Rodenberg, S des Adolf Wilh., hessischer Amtmann in Freudenberg b. Bassum, u. der Magdalena Henr. Becker aus Bielefeld;
    M Amalie Johanette Kath. (1774–1861), T des Phil. Matth. Lang, Bgm. u. hessischer Advokat in Rinteln, Amtmann in Rodenberg, u. der Friederike Ernestine Münter aus Rinteln;
    Köln 1830 Elis. Jak. Eleonora (1811–88, kath.), T des Joh. Abraham Schaaffhausen (1756–1824), Bankier in Köln, u. der Maria Ther. Lucia de Maes;
    4 S, 6 T, 8 K heirateten in die wirtschaftlich führenden, meist ev. Unternehmerfamilien (Banken, Zucker-, Leder-Industrie u. Häutehandel) Kölns ein u. bauten diese verwandtschaftlichen Verbindungen in der nachfolgenden Generation noch weiter aus, u. a. Adolf Frhr. v. D. (seit 1888, 1831-1907), Bankier in London, preußischer GKR.

  • Biographie

    D. - drittes von 8 Kindern - meldete sich 15jährig freiwillig als Freiheitskämpfer, nahm 1815 eine kaufmännische Lehre in Bremen an und trat 1818 in das damals bedeutendste Kölner Bankhaus von Abraham Schaaffhausen ein. Hier stieg er schnell empor. 1830 übernahm er die Gesamtleitung des Hauses; als es 1848 zur ersten privaten deutschen Aktienbank umgewandelt wurde, erhielt er neben G. von Mevissen und V. Wendelstadt die Mitdirektion des nunmehrigen A. Schaaffhausenschen Bankvereins. Der Bankverein wurde unter dieser Leitung zum führenden Finanzinstitut Nordwestdeutschlands. 1858 trat D. freiwillig aus und gründete zusammen mit Adolph vom Rath ein eigenes Bankhaus in Köln: Deichmann & Co.. D.s außerordentliche Kenntnisse der westdeutschen Wirtschaft und sein liebenswürdiges Wesen schufen die freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Verbindungen zu den großen Handelsherren und Industriellen Nordwestdeutschlands in der Aufstiegszeit. Innerhalb des Handels- und Bankhauses A. Schaaffhausen betätigte er sich erfolgreich, um den Warenhandel und das Speditionsgeschäft einzuschränken und desto stärker das reine Bankgeschäft aufzubauen. So wurde er der eigentliche Träger des merkantilen und industriellen Aufschwungs, den Köln und die westdeutsche Wirtschaft nahmen.

    D. war an fast allen führenden Unternehmungen der westdeutschen Schwer-, Eisen- und Maschinenindustrie an Rhein, Ruhr, Wurm-Inde, Lahn und Sieg maßgeblich als Initiator und Vertrauensmann beteiligt: Stumm, Saargebiet; Peuchen, Hoech und Poensgen, Eifel; Hüttengewerkschaft von Handlung Jacobi, Haniel und Huyssen (Gutehoffnungshütte); Dinnendahl (Friedrich Wilhelmhütte); H. Diedr. Piepenstock (Hörder Verein); van der Zypen & Charlier, Deutz und andere. Er war der maßgebende Finanzmann für die Ruhrzechen „Helene und Amalie“, Altenessen, Neuköln und Anna. Allen Stinnes-Unternehmen stand er als Bankier ebenfalls zur Seite, ferner den Unternehmen Krupp, Henschel & Sohn, Harkort, Märkisch-Westfälischer Verein, Bochumer Verein, Köln-Müsener Bergwerksverein und vielen anderen mehr. Ebenso hatte er als Finanzier starken Anteil an der rheinischen Textil- und Zuckerindustrie sowie am Roheisenhandel (Gebrüder Hoesch, Düren; R. Poensgen, Schleiden) und am Kölner Öl-, Häute- und Lederhandel, deren moderne Entwicklung er entweder ins Leben rief oder deren Ausbau im technisch großkapitalistischen Sinne von ihm stärkstens gefördert wurde. Sowohl zur Zeit der Personalunternehmungen als auch der von ihm nachdrücklich betriebenen Gründungen und Umgestaltungen von Aktienunternehmungen war D. der führende Kopf in der damals für den Westen bestimmenden Bankmetropole Köln. Zum Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Bankier machte er das Bankgeschäft mit seinen beiden Zweigen der laufenden Kreditgewährung an Handel und Industrie, die er fast ausschließlich auf die Pflege des persönlichen Kontokorrentgeschäfts ohne hypothekarische Sicherstellung ausrichtete, sowie des industriellen Gründungs- und Emissionsgeschäfts. D. wurde so der Berater und Mittler zwischen Industrie und Rentenkapital Westdeutschlands, mit deren führenden Männern er stets in engstem Kontakt war, unter anderem war Alfred Krupp nach 1858 sein wichtigster Bankkunde und persönlicher Freund. D. war wohl der markanteste Vertreter der „neuen Generation von idealistischen Realisten“, die von Köln aus im 19. Jahrhundert die Wirtschaft Westdeutschlands aufbauten. Preußischer GKR.

  • Literatur

    A. Krüger, Das Kölner Bankiergewerbe v. Ende d. 18. Jh. bis 1875, 1925, = Veröff. d. Arch. f. Rhein.-Westf. Wirtschaftsgesch. X;
    ders., Das Bankhaus D. &
    Co. u. seine Vorgesch. (abgeschlossen 1914), 1925 (ungedr.);
    H. C. Scheibler u. K. Wülfrath, Westdt. Ahnentafeln I, 1939, = Publ. d. Ges. f. Rhein. Geschichtskunde XLIV;
    R. Steimel, Mit Köln versippt, = Rheinische Geschlechter I, 1955.

  • Porträts

    Ölbilder: Halbfigur v. A. Sohn-Rethel (im Bes. v. Max Deichmann, Mehlem/Rh.);
    Kniestück (Phot. in d. P -Slg. d. Histor. Mus. Köln);
    Marmorbüste v. M. Schreiner (Univ. Köln).

  • Autor/in

    Franz Brill
  • Zitierweise

    Brill, Franz, "Deichmann, Wilhelm Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138678707.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA