Lebensdaten
1833 – 1910
Geburtsort
Memmingen
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Gummiwarenfabrikant
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138328749 | OGND | VIAF: 89884882
Namensvarianten
  • Metzeler, Robert

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Zitierweise

Metzeler, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138328749.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1798–1844), Tuchmacher in Memmingen, S d. Tuchmachers Matthäus (1769–1829) u. d. Justine Kleiber (1770–1819);
    M Magdalena Johanna (1799–1870), T d. Nadlers u. Gürtlermeisters Johann Daniel Höschel (1770–1800) in Memmingen u. d. Anna Magdalena Hail (1774–1806);
    1) Marienfelde Kt. Graubünden 1860 Maria Staeger (1828–82), 2) München 1882 Karoline Freiin v. Cramer (1843–85), gesch. Frfr. v. Mettingh, verw. Hofmann, 3) Erlangen 1886 Elsa Schmidmüller (1838–1906);
    4 S, 4 T aus 1), u. a. Karl (1865–1919), Dr. phil., Chemiker, techn. Vorstand d. Metzeler AG, Friedrich (1857–1904), kaufm. Vorstand d. Metzeler AG.

  • Biographie

    Nach kaufmännischer Lehre verließ M. 17jährig seine Heimatstadt und ging zunächst nach Konstanz. Danach fand er drei Jahre lang Arbeit in einer chemischen Fabrik in Brüssel, dann in einer Graubündener Glashütte. In München erhielt er 1857 eine Anstellung als Buchhalter in einer Parfümeriewarenfabrik und -handlung. Nach einem 1860 unternommenen ersten Versuch, sich mit einer Gummiwarenhandlung selbständig zu machen, kam er 1863 mit einer „Parfümeriewaarenhandlungsconzession“ zum Erfolg. Gummiwaren wurden damals in Parfümeriegeschäften geführt. Gleichzeitig mit einer persönlichen Konzession zum Betrieb eines Detailhandels mit Gummi-, Guttapercha- und gummi-elastischen Waren, die er z. T. aus England, Frankreich und den USA bezog, wurde M. auch Bürger Münchens. 1868 verlegte er sein Geschäft ins Stadtzentrum. Er faßte nun den Plan, medizinische und speziell chirurgische Artikel selbst herzustellen, dazu aber auch Kleidung, Schuhwerk, Spielwaren und andere Gegenstände aus luft- und wasserdichtem Material. Die Rohstoffe mußte er aus England beziehen. 1871 erhielt er, trotz Protesten aus der Bevölkerung wegen befürchteter Geruchsbelästigung, die Genehmigung zur Errichtung einer Fabrik zur Erzeugung von Kautschukwaren in der Münchener Schwanthalerstraße. M.s OHG Metzeler & Co. war die dritte Unternehmensgründung in Deutschland in dieser Branche nach der Hamburger Gummi-Kamm Co. (1856) und der Kölner Firma Franz Clouth (1862). Während der folgenden Jahre erweiterte M. die Fabrik mehrmals. Durch neue technische Verfahren u. a. zur Herstellung von Luftkissen (1877) und einer unlösbaren Verbindung von Gummiflächen konnte er die Produktion ausweiten. 1883 begann die Verarbeitung von Asbest in der von M. errichteten ersten Asbestspinnerei Deutschlands. Ein hochwertiges Dichtungsmaterial erhielt M. durch Vermengen von Asbest mit Gummi (1886). Damit konnte er seit 1887 selbstschmierende Stopfbuchsen-Packungen und anderes Isoliermaterial anbieten.

    1887 begann M. den Bau seines eigentlichen Stammwerkes in der Münchener Westendstraße. Er nahm die Herstellung von Stoffen für den Ballon- und Luftschiffbau auf. Ein bis drei Lagen ägypt. Baumwolle beschichtete er parallel oder diagonal mit Gummi und färbte den Stoff gelb gegen die Sonnenbestrahlung. Er belieferte alle Luftschiffbauer wie Zeppelin, Parseval, Gross und Schütte-Lanz. Besonders erfolgreich verkaufte M. seinen metallisierten Ballonstoff, auf den er Aluminium-Pulver aufspritzte. 1909 kamen „Aeroplanstoffe“ für Wright, Hirth, Rumpler, Albatros, Blériot, Grade, Voisin und Farman hinzu. Schon seit 1890 fertigte M. Fahrradreifen. Er vermochte auch hier, eine gute Stellung unter den inzwischen vielen gummiverarbeitenden Betrieben in Deutschland zu erlangen. Auf den schlechten Straßen erwiesen sich seine Reifen als unverwüstlich, wobei schon damals schlauchlose Reifen neben solchen mit Luftschlauch angeboten wurden. Seit 1898 wandte sich M. der Automobilbereifung zu. Hier mußte er einen Vorsprung des Auslandes aufholen. 1907 kaufte er das Patent des Amerikaners J. A. Swinehart zur Erzeugung eines Vollgummi-Reifens für Lastwagen und Omnibusse, der eine Lebensdauer von 30 000 km erreichte. M.s Luftreifen bewährten sich 1905-07 auf den Herkomer-Fahrten. Seit 1906 versah er – als einziger Hersteller in Europa – Reifen mit einem Gleitschutz aus Spezialnägeln.

    1901 wandelte M. die OHG in eine AG um und trat in deren Aufsichtsrat ein; seine beiden Söhne bildeten den Vorstand. Zu den schon bestehenden Filialen in Berlin, Wien und London gründete er weitere: 1906 in Hannover, 1909 in Straßburg, 1910 in Leipzig und Stuttgart. 1909 gliederte M. das Asbestwerk in München aus, um hier die Fahrrad- und Autoreifenproduktion verstärken zu können, und verlegte es unter dem Namen Asbest-Werke GmbH nach Berlin, wo es bis 1927 bestand. Als M. starb, befand sich seine Firma auf einem ersten Höhepunkt. 1916 wurde durch den Chemiker Hans Maul (1890–1974), der seit 1911 die Gummientwicklung leitete, der erste Synthese-Kautschuk erzeugt. 1918 erwarb der Industrielle Georg Hirsch, der Kautschuk-Plantagen auf Sumatra besaß, die Metzeler AG. 1956/57 kaufte sie der Frankfurter Unternehmer Willy Kaus (1900–78) von der Hirsch-Gruppe. In dieser Zeit stieg sie zu einem bedeutenden Unternehmen der Gummi-, Schaum- und Kunststoffindustrie auf. 1972/74 übernahm die Bayer AG die drei Betriebsgesellschaften der Metzeler Holding AG. – KR (1890).

  • Werke

    DRP 87 073 v. 1892 (Fahrradreifen), 119 054 v. 1900 (Schlauchventil f. Fahrradreifen);
    Brit. Patent 4086 u. franz. Patent 412 278 v. 1910 (Aluminium-Ballonstoff).

  • Literatur

    G. v. Klass u. M. Fink, Tradition u. Fortschritt, 100j. Bestehen d. Metzeler AG, 1964 (P);
    Gummi-Ztg. 24, 1910, S. 1505. – Mitt. v. M. Fink u. W. Buchner.

  • Autor/in

    Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß
  • Zitierweise

    Seherr-Thoß, Hans Christoph Graf von, "Metzeler, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 251-252 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138328749.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA