Lebensdaten
1903 – 1969
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Kameramann ; Regisseur
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137966962 | OGND | VIAF: 53956023
Namensvarianten
  • Weihmayr, Franz Xaver
  • Weihmayr, Franciszek Ksawery
  • Weihmayr, Franz
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Biografische Lexika/Biogramme

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Zitierweise

Weihmayr, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137966962.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Xaver, Photogr., mit Heinrich Reifer ab 1903 Bes. d. Photogr. Kunst- u. Vergrösserungsanstalt in M.;
    M Josefine, T d. Josef Faßl (?), Mitgründer d. SPD in Bayern;
    1) Ada (1916–66), Schausp., später Dokumentarfilmerin (s. Kosch, Theater-Lex.), T d. Michail A. Čechov (Tschechow) (1891–1955), Schausp., Regisseur, Autor, emigrierte 1928 aus d. UdSSR n. Dtld., 1936 in d. USA (s. Ch. Marowitz, The other Chekhov, A biogr. of Michael Chekhov, the legendary actor, director & theorist, 2004), u. d. Olga Knipper (1897–1980), Schausp., Regisseurin, Produzentin (s. NDB 26), 2) Olly Holtzmann, Schausp., Tänzerin, Eiskunstläuferin, 3) 1949 Loni Cordes, Schausp.;
    1 S aus 3) Thomas, Dr. med., Allg.arzt in M.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule machte W. 1917–20 eine Fotografenlehre, arbeitete im väterlichen Betrieb und besuchte dann ein Jahr lang die „Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie“ in München. 1921 begann er als Kameraassistent bei der Münchner Union-Film-Gesellschaft zu arbeiten – ein typischer Weg für die frühen Kameraleute (wie u. a. Guido Seeber, 1879–1940, Karl Freund, 1890–1969), die fast alle von der Fotografie kamen. In dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit erlebte die Filmbranche einen großen Aufschwung; München bildete neben Berlin und Wien das dritte Zentrum der dt.sprachigen Filmproduktion. Die Union-Film-Gesellschaft war – wie andere Filmgesellschaften (Emelka, Bavaria-Film) auch – auf den Export von Großfilmen spezialisiert, die zu Inflationszeiten billig produziert und gegen Devisen international verkauft werden konnten. Bei der Union erlernte W. auch den Umgang mit Zeichentrickfilm.

    W., im Alter von 20 Jahren bereits Chefkameramann, startete hier eine Blitzkarriere. 1923 entstanden „Die Schuld“ und „Dieter, der Mensch unter Steinen“ unter der Regie von Josef Berger (1876–1956). Darsteller waren u. a. Albert Steinrück (1872–1929) und Gertrud Welcker (1896–1988). Die melodramatischen Drehbücher von Robert Heymann (1879–1946) kreisten um unschuldig Schuldige, Kleinbürgerdramen u. ä. und erhielten begeisterte Kritiken. 1924 drehte W. zwei weitere Spielfilme, danach arbeitete er zwei Jahre im Kulturfilm (u. a. „Der Meister von Beuron“, Dokufiktion über den Kirchenmaler Desiderius Lenz OSB, 1926). In der Folge drehte W. auch in Polen, der Tschechoslowakei, sowie in Frankreich, Palästina, England und Afrika, u. a. „Dzikie Pola“ (1932), „Sabra“ (1933), „Halutzim“ (1934), „La chanson du souvenir“ (1936), „Calling the Tune“ (1936) und „The House of the Spaniard“ (1936). Vielseitig interessiert, flexibel und technikbegeistert, bevorzugte er eine bewegte Kamera mit einer schnellen Kameraführung, um auch rasche Bewegungsabläufe und -motive aufnehmen zu können.

    An Schauplätzen u. a. in Wien und Paris entstand 1927 der aufwendig fotografierte Film „Louise von Coburg“ mit Erna Morena (1885 1962) als Star und dem Hauptdarsteller Rudolf Basil (erw. 1920–27) (Regie: Rolf Raffé). Einen Namen machte sich W. 1931 mit der Bildgestaltung für „Mädchen in Uniform“, ein Skandalfilm von Leontine Sagan über Pädagogik und Erotik in einem Mädchenpensionat. Die Hauptdarstellerin Hertha Thiele (1908–84) fotografierte W. auch in „Anna und Elisabeth“ (R: Frank Wysbar, 1933). Seine Fähigkeit, insbesondere weibliche Stars vorteilhaft in Szene zu setzen (Morena, Thiele) sprach sich bald herum. Für das „Kleine Hofkonzert“ (1936) leistete er nach Aussage Detlef Siercks (Douglas Sirk, 1897–1987) „Großartiges“, die Zusammenarbeit blieb für die restlichen dt. Filme Siercks bestehen. In dessen großen Filmen „Zu neuen Ufern“ und „La Habanera“ 1937 war Zarah Leander (1907–|81) so von W. begeistert, daß er später auch die meisten ihrer Filme fotografierte (u. a. „Die große Liebe“, R: Rolf Hansen, 1942).

    Mehrfach arbeitete W. auch mit Frank Wysbar (Wisbar, 1899–1967), u. a. für den expressiven Film „Fährmann Maria“ (1936) mit Sybille Schmitz (1909–55) in der Hauptrolle; W. war in diesem Film mit seiner atmosphärischen Bildgestaltung auf dem Höhepunkt seiner Kunst. Dabei betrachtete er selbst das technische Handwerk nur als Mittel, um das Bild, das er schon vor der Aufnahme als Vision vor Augen hatte, fotografisch umzusetzen. Er war der Überzeugung, daß in einer lichtlosen Halle mit Räumen aus Sperrholzwänden erst „dichterische Kameraarbeit“ die Atmosphäre schaffe.

    W.s Fähigkeiten wurden auch von Leni Riefenstahl (1902–2003) erkannt, die ihn für „Der Sieg des Glaubens“ (1933) und „Triumph des Willens“ (1934 / 35) engagierte. Auch an anderen NS-Propagandafilmen war W. als Kameramann beteiligt, so an dem bereits 1933 produzierten „Hans Westmar“ und in „Wunschkonzert“ (1940).

    W. war Mitglied der „Reichsfilmkammer“ (Fachschaft Film), aber – soweit feststellbar – kein Mitglied der NSDAP. Nach Kriegsende als „unbelastet“ eingestuft, drehte er schon 1947 wieder, u. a. bei der Verfilmung des Heimkehrerdramas „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert „Liebe 47“ (R: Wolfgang Liebeneiner).

    In der Folge wurde W. viel beschäftigt. Zu den Titeln, die heute noch im Fernsehen zu sehen sind, gehören „Dr. Holl“ (1951), „Pünktchen und Anton“ (1953), „Canaris“ (1954) oder „Auferstehung“ (1958). In vielen seiner Filme führte wiederum Rolf Hansen (1904–90) die Regie. W. war bis 1965 aktiv. Gegen Ende seiner Tätigkeit beklagte er immer wieder den Qualitätsverfall des Nachkriegskinos aufgrund fehlender Produktionsmittel der dt. Filmindustrie.

    W.s Lebenswerk ist bisher noch nicht wissenschaftlich erschlossen. Soweit es sich überblicken läßt, umfaßt es über 100 Kinofilme, die er als Kameramann mitgestaltete, sowie eine Vielzahl von Arbeiten für Fernsehen, Werbung und Industrie.

  • Werke

    Weitere W u. a. Kamera: Die vertagte Hochzeitsnacht, Die Galgenbraut, beide 1924;
    Die nicht heiraten dürfen, Auf d. Reeperbahn nachts um halb eins, beide 1928 / 29;
    Kennst du d. kl. Haus am Michigansee?, 1929;
    Der Jäger v. d. Riß, 1930;
    Seine erste Liebe, 1933;
    The Legend of William Tell, dt. u. d. T. Wilhelm Tell, Elisabeth u. d. Narr, alle 1933 / 34;
    Das Fähnlein d. sieben Aufrechten, Das verlorene Tal, beide 1934;
    Wunder d. Fliegens 1934 / 35;
    Die Werft z. grauen Hecht, 1935;
    Concert à la cour, Stjenka Rasin, Moskau – Shanghai, alle 1936;
    Zu neuen Ufern, Daphne u. d. Diplomat, beide 1937;
    Yvette, Die Tochter e. Kurtisane, 1937 / 38;
    Der Blaufuchs, Am seidenen Faden, Heimat, alle 1938;
    Meine Tante – Deine Tante, Das Lied d. Wüste, Die Sache mit d. Hermelin, Notgemeinschaft Hinterhaus, Evtl. spätere Heirat nicht ausgeschlossen, Hurrah! Endlich Alarm!, Das Fenster im 2. Stock, Es war e. rauschende Ballnacht, alle 1939;
    Das Herz d. Königin 1939 / 40;
    Der Kleinstadtpoet, 1940;
    Der Weg ins Freie, 1940 / 41;
    Geliebte Welt, 1942;
    Die Gattin, Nora, beide 1943;
    Jan u. d. Schwindlerin 1943 / 44;
    Erzieherin gesucht, Fahrt ins Glück, beide 1944 / 45;
    Wege im Zwielicht, 1947 / 48;
    Richard Strauß – Ein Leben f. d. Musik, Amico, beide 1949;
    Meine Nichte Susanne, Cuba-Cocktail, 1949 / 50;
    Melodie d. Schicksals, Das doppelte Lottchen, beide 1950;
    Das letzte Rezept, 1951 / 52;
    Aus d. Felsenreich d. Dolomiten, Die gr. Versuchung, beide 1952;
    Vergiß die Liebe nicht, Ich u. Du, beide 1953;
    Männer im gefährl. Alter, 1953 / 54;
    Unternehmen Edelweiß, Eine Frau v. heute, beide 1954;
    Teufel in Seide, 1955 / 56;
    Wo d. Wildbach rauscht, 1956;
    Die Letzten werden d. Ersten sein, 1956 / 57;
    Heiraten verboten, … und führe uns nicht in Versuchung, beide 1957;
    Nackt – wie Gott sie schuf, 1958;
    Ein Sommer, den man nie vergißt, 1959;
    … und keiner schämte sich, Oriental. Nächte, beide 1960;
    Vertauschtes Leben, 1961;
    Trompeten d. Liebe, 1962;
    Anhalter, 1963 / 64;
    Die drei Scheinheiligen, 1964;
    Regie: Paris oh là là, 1964.

  • Literatur

    |F. Beyer, Die Ufa-Stars im Dritten Reich, 1991;
    ders., Die Ufa, Ein Film-Universum, 2017 (P);
    K. Kreimeier, Die Ufa-Story, 1992;
    D. Sirk, Imitation of Life, 1997;
    Wi. 1967;
    Interview mit F. W., in: Star-Revue, Nr. 8, 1958, u. in: Der Filmkreis, Nr. 10, 1963, S. 17–21 (Ill.).

  • Autor/in

    Thomas Brandlmeier
  • Zitierweise

    Brandlmeier, Thomas, "Weihmayr, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 608-609 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137966962.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA