Lebensdaten
erwähnt 1207, gestorben 1232
Beruf/Funktion
Bischof von Breslau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137954247 | OGND | VIAF: 86115392
Namensvarianten
  • Lorenz von Breslau
  • Lorenz
  • Lorenz von Breslau
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Zitierweise

Lorenz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137954247.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Der aus dem slaw. Geschlecht der Pogarell stammende Breslauer Domherr L. wurde 1207 zum Bischof von Breslau geweiht. Durch seinen Einsatz für die libertas ecclesiae gelang es ihm, sein Bistum äußerlich und innerlich zu festigen. In den Auseinandersetzungen mit dem Piastenherzog Heinrich I. dem Bärtigen von Schlesien über die Abgabenleistungen der von ihm geförderten deutschen Siedler schränkte der Bischof das in Polen weithin herrschende Eigenkirchenrecht und die Selbstherrlichkeit des schles. Landesherrn ein, unterstützt von Papst Innozenz III., den Zehntverordnungen des IV. Laterankonzils von 1215, zu dem er nach Rom reiste, und seinem Gnesener Metropoliten. Heinrich I. hatte den deutschen Siedlern Zehntfreiheit zugesichert, während L. wegen Vermehrung der Zahl der Seelsorgsstellen die Zehntpflicht auf den Neubruch auszudehnen versuchte und als Grundherr auch auf der eigenen Gerichtsbarkeit bestand. 1217 kam es zu einer Kompromißlösung, aber die vom Bischof auf seinem Bistumsland Ottmachau vorangetriebene deutsche Siedlungsbewegung mit Städtegründungen von Neiße aus (z. B. Ziegenhals zwischen 1220-32 und Ujest 1223 mit mehreren, deutschen Siedlern übertragenen Dörfern) verstärkte die Spannungen, weil der Herzog für das Neißer Siedlungsgebiet Hoch- und Blutgerichtsbarkeit mit den Einkünften beanspruchte. 1227 einigten sie sich: Es sollte die Zehntpflicht im alten Umfang nur für die poln. Bevölkerung gelten, die deutschen Siedler sollten von jeder Hufe nur eine Viertelmark nebst einigen Naturalleistungen an die Kirche entrichten Erst 1230 war Hzg. Heinrich I. in dem durch Vermittlung des päpstl. Legaten Wilh. v. Modena geschlossenen Vertrag bereit, dem Neißer Vogt die richterliche Gewalt im Bistumsland zu gestatten.

    Der allgemeine Aufschwung des kirchlichen Lebens stand in enger Beziehung zu den sich ausbreitenden deutschen Siedlungen. Vom Sandstift der Augustinerchorherren in Breslau wurde 1210 im Zusammenwirken mit L. die Propstei in Kamenz gegründet, der der Bischof die Kirche in Wartha anvertraute. 1216 übergab er in Breslau die Adalbertkirche den Dominikanern, die hier ihr erstes Kloster in Schlesien gründeten. 1227 errichteten die Zisterzienser aus Leubus einen Konvent in Heinrichau, dessen Kirche 1228 eingeweiht wurde. Durch neue Pfarreien weitete L. das Parochialnetz des Breslauer Bistums aus. Auf ihn sind auch die Anfänge der Archidiakonatsbezirke zurückzuführen, die sich 1228 für Glogau und 1230 für Oppeln nachweisen lassen. Neben der organisatorischen, pastoralen und karitativen Wirksamkeit in seiner Diözese ist noch seine Teilnahme an der Kreuzfahrt in das Kulmer Land 1222/23 zu erwähnen, die in dem durch aufständische Pruzzen besetzten Gebiet die Missionsarbeit des Preußenbischofs Christian sichern sollte.

    L. hat durch die Erweiterung des Bistumslandes Neiße-Ottmachau das Emporsteigen der Breslauer Bischöfe zur vollen Landeshoheit vorbereitet und durch die Förderung der deutschen Siedler die Grundlagen für die Glanzzeit des Bisrums im 14. Jh. geschaffen.

  • Literatur

    ADB 19;
    J. Pfitzner, Besiedlungs-, Vfg.- u. Verwaltungsgesch. d. Breslauer Bistumslandes, T. 1, 1926;
    F. X. Seppelt, Gesch. d. Bistums Breslau, 1929, S. 20-22;
    H. F. Schmid, Die rechtl. Grundlagen d. Pfarrorganisation auf westslav. Boden u. ihre Entwicklung während d. MA, 1938, S. 1197 (Register);
    E. Randt, Polit. Gesch. b. z. J. 1327, in: Gesch. Schlesiens I, ³1961, S. 96-201, bes. S. 118-42;
    H. v. Loesch, Die Vfg. im MA, ebd., S. 304-400, bes. S. 321-27;
    J. Gottschalk, St. Hedwig Hzgn. v. Schlesien, 1964, S. 350 (Register);
    Hdb. d. hist. Stätten: Schlesien, hrsg. v. H. Weczerka, 1977;
    J. J. Menzel, Die schles. Lokationsurkk. d. 13. Jh., 1978;
    W. Marschall, Gesch. d. Bistums Breslau, 1980, S. 26 f., 31.

  • Autor/in

    Bernhard Stasiewski
  • Zitierweise

    Stasiewski, Bernhard, "Lorenz" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 168-169 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137954247.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Lorenz, Bischof von Breslau, 1207—1232. Daß er von Geburt ein Pole gewesen, ist auf die bloße Autorität des Krakauer Canonicus Dlugosz hin nicht ohne Weiteres zu glauben. Derselbe hat in seinen Lebensskizzen der Breslauer Bischöfe sich viele Einzelheiten notorisch geradezu erfunden und andererseits das ganze Büchlein in der tendenziösen Absicht geschrieben nachzuweisen, wie große Verdienste sich die Polen um die Breslauer Kirche erworben. Bis zu seiner Wahl zum Bischofe war L. Domherr zu Breslau. Die Hauptbedeutung seiner Regierung liegt darin, daß von ihm die Begrenzung der einzelnen Kirchsprengel, also thatsächlich die Durchführung der kirchlichen Organisation ausgegangen ist, wenngleich nur von einzelnen solcher Festsetzungen die Urkunden sich noch erhalten haben. Natürlich hing hiermit die Regulirung der Zehntverhältnisse zusammen, an denen wiederum die Bischöfe ein um so lebhafteres Interesse nahmen, als die gerade damals im Anfange des 18. Jahrhunderts immer zahlreicher werdenden Anlegungen deutscher Colonistendörfer der Kirche sehr ansehnliche Einnahmen brachten. Hatten Lorenz' Vorgänger die Bedeutung derselben unterschätzt und solche Neubruchzehnten leichtsinnig verschenkt, so nahm jetzt L. sich auf das Eifrigste dieser Sache an und verfolgte sein Interesse so weit, daß der Landesfürst Herzog Heinrich I. 1225 bei dem Papste sich beschwerte, die unbilligen Zehntansprüche des Bischofs gefährdeten seine gesammten Colonisationspläne, hinderten ihre Weiterführung, ja ließen sogar das bereits Begonnene verkümmern. Das Resultat der vom päpstlichen Hofe angeordneten Vermittelung war dann die Ablösung des Naturalzehntens durch Zahlung einer Viertelmark Silbers jährlich|von jeder neubebauten Hufe, ein Abkommen, das dann dauernd geblieben ist, wie oft auch noch später die geistlichen Gewalten, welche sich bei dem Naturalzehnten ungleich besser standen, dasselbe umzustürzen sich bemüht haben. Von dem Oppelner Herzoge Kasimir erlangte Bischof L. die Schenkung eines ansehnlichen Gütercomplexes in Oberschlesien, des sogenannten Ujester Haltes, und von Herzog Heinrich I. wenigstens einen Antheil an den landesherrlichen Rechten in dem eigentlichen Kirchenlande, dem Neiße-Ottmachauischen Gebiete (1230). Bei dem Versuche den Glanz seines Bisthums dadurch zu erhöhen, daß er demselben den ersten Rang unter den Suffraganen des Gnesener Sprengels sicherte, scheiterte er, obwol der Erzbischof Vincenz von Gnesen ihn begünstigt; die römische Curie entscheidet zu Gunsten des Bischofs von Krakau (etwa 1228). Um die Gründung des Ordensstaates Preußen hat er sich gewisse Verdienste erworben und 1222 an der Seite des Herzogs Heinrich I. oder Bischofs Lorenz von Lebus einen erfolgreichen Kreuzzug nach dem Culmer Lande mitgemacht. Seinen Eifer in der Ausübung seiner Pflichten als geistlicher Oberhirt in Schlesien bezeugen die auffallend zahlreichen uns erhaltenen Nachrichten über Einweihungen neuer Kirchen, die er persönlich vollzogen. Bei vielen derselben erfahren wir von Schenkungen von Zehnten an dieselben durch den Bischof und dürfen sicher sein, daß derselbe die Erbauung der Kirchen vielfach gefördert hat. Nie Stadt Breslau dankt ihm aller Wahrscheinlichkeit die Gründung einer ihrer Hauptkirchen, der zu Maria Magdalena, als Ersatz für die Adalbertskirche, welche er 1226 den Dominikanern einräumte. (Grünhagen, Anfänge der Pfarrkirchen zu Maria Magdalena und Elisabeth. Abhandlungen der schlesischen vaterländischen Gesellschaft, 1867.) Die erwähnte Schenkung an die Predigermönche war um so bedeutsamer, als sie diesem nachmals so einflußreich gewordenen Orden den Weg nach Schlesien bahnte. In gleicher Weise hat L. die Cistercienser begünstigt, welche sich um die Urbarmachung des Landes und die Einführung deutscher Cultur große Verdienste erwarben. Die Klöster von Leubus, Trebnitz und das unter seiner Mitwirkung gestiftete Kloster Heinrichau haben zahlreiche Privilegien des Bischofs aufzuweisen. Auch die Prämonstratenser haben eigentlich erst in Bischof Lorenz' Zeit in dem Vincenzstifte vor Breslau festen Fuß gefaßt, nachdem sie sich mit den Benedictinern, denen sie hier nachfolgten, definitiv auseinander gesetzt, und das erste Nonnenkloster dieses Ordens fand gleichfalls damals (1228) in Czarnowanz bei Oppeln eine bessere und würdigere Stätte, als es bisher in Rybnik gehabt hatte. L. hat auch (1210) die Augustinerpropstei zu Kamenz ins Leben gerufen und reich dotirt, aus der dann nachmals in den Händen der Cistercienser eine stattliche Abtei geworden ist. An die Zeit des Bischofs L. knüpfen sich auch die ersten Anfänge einer Fürsorge für Arme und Kranke, ohne daß wir bei der Dürftigkeit der Quellen den bestimmten Antheil, den der Bischof daran genommen, im Einzelnen nachzuweisen vermöchten. Von dem Heiligengeisthospital zu Breslau (gegründet um 1214), vielleicht der ersten Niederlassung dieses wohlthätigen Ordens in Deutschland, wissen wir wenigstens soviel, daß Bischof L. dasselbe reich beschenkt hat (1221). Um 1226 folgte dann eine weitere Hospitalstiftung in Neiße für den Orden der Hüter des heiligen Grabes, die Kreuzherren mit dem doppelten rothen Kreuze, und es ist sehr möglich, daß das Aussätzigenspital zu Neumarkt, welches uns kurz nach des Bischofs Tode zuerst urkundlich begegnet, schon zu Lorenz' Zeit ins Leben gerufen worden war. Bischof L. starb den 4. Juni 1232 angeblich auf seinem Landsitze Preichau. Die wunderliche Nachricht, daß er durch zu häufiges Einathmen von Rosenduft sich „ein Rheuma“ zugezogen habe, dem er erlegen sei (Wattenbach, Monum. Lubens. p. 12) läßt sich, wie es scheint, nicht weiter als bis auf den polnischen Chronisten Dlugosz|zurückführen, der gerade auch bezüglich der letzten Schicksale der von ihm geschilderten Breslauer Bischöfe sich recht erfinderisch zu zeigen pflegt.

    • Literatur

      Grünhagen, Regesten zur schles. Geschichte, 2. Aufl. (cod. dipl. siles. VII).

  • Autor/in

    Grünhagen.
  • Zitierweise

    Grünhagen, Colmar, "Lorenz" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 172-174 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137954247.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA