Lebensdaten
1365 – 1417
Geburtsort
Den Haag
Sterbeort
Bouchain
Beruf/Funktion
Herzog von Bayern ; Herzog von Bayern-Straubing ; Graf von Holland ; Graf von Hennegau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13783988X | OGND | VIAF: 86015737
Namensvarianten
  • Wilhelm VI. (als Graf von Holland)
  • Wilhelm IV. (als Graf von Hennegau)
  • Wilhelm
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Wilhelm II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13783988X.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Wilhelm (als Graf von Holland W. VI.), Herzog in Baiern, Graf von Hennegau, Holland und Seeland, wurde als ältester Sohn des Herzogs Albrecht, des Ruwaards jener drei Grafschaften, und von Margaretha von Brieg im J. 1365 geboren. Zwanzigjährig heirathete er auf dem bekannten Hochzeitstag in Cambrai die Tochter Philipp's I. von Burgund, Margarethe, während seine gleichnamige älteste Schwester an dessen Sohn Johann getraut wurde. Den Titel eines Grafen von Oostervant scheint er zu gleicher Zeit erhalten zu haben. Als der Tod des Onkels Wilhelm V. (s. o.) dem Vater zu dem Besitz auch den Titel der drei von den Avesnes geerbten Grafschaften verschafft hatte, wurde ihm von demselben die Regierung des Hennegau anvertraut, wo er zu Mons einen ritterlichen glänzenden Hof hielt. Auch an der Regierung Hollands und Seelands hat er sich oft betheiligt, wie er überhaupt vom Vater bei allen Geschäften hinzugezogen gewesen zu sein scheint. Ein vollkommener Ritter nach französischer Art, schloß er sich den Edelleuten der Hoekschen Partei an, die damals in Holland und Seeland am Hofe den meisten Einfluß hatten, und ertrug es schwer, als nach der Mutter Tod die Geliebte des Vaters, Adelheid v. Poelgeest, letzteren auf die Kabeljau’sche Seite hinüberführte. Wol nicht ohne seine Mitwissenschaft wurde dieselbe im J. 1393 von Hoek’schen Edelleuten ermordet, und seine Vermittelung zu Gunsten der Theilhaber an der seine sämmtlichen Freunde umfassenden Verschwörung erweckte bei dem Vater einen so gewaltigen Zorn, daß er, während seine Freunde in Menge aus dem Lande getrieben, ihre Burgen gebrochen, ihre Lehen eingezogen wurden, sich auf sein Schloß Altena zurückzog und, als der Vater mit Heeresmacht heranrückte, das Land verließ und nach einigem Umherirren nach Frankreich entwich, wo damals seine Verwandten am Hofe Karl VI. die Herrschaft innehatten. Die Vermittelung der Verwandten und namentlich seines jüngsten Bruders|Johann, des erwählten Bischofs von Lüttich (der zweite, Albrecht, regierte in Straubing, was ihm später anheimfallen sollte) führte eine Sühne herbei, welche zwar den Kabeljaus die Verwaltungsstellen in Holland überließ, allein doch W. die Regierung des Hennegau und seinen meisten Freunden ihre Güter zurückgab. Die ritterlichen Chronikschreiber der Zeit schmückten die Geschichte dieses Zerwürfnisses auf ihre Weise aus und erzählten, wie dem Verbannten, als er beim König zu Tisch saß, ein Herold das Tischtuch entzweischnitt und erklärte, W. habe diese Schmach verdient, weil er für den Tod des Großonkels noch nicht an den Friesen Rache genommen hatte; W. habe dann die Vermittelung des Königs angerufen und dieser die Sühne herbeigeführt, zur Besiegelung derselben sei dann der berühmte Zug der Holländer gegen Friesland unternommen. Das alles sollte eigentlich, hieß es später, von den Burgundern ausgedacht sein, um die Versöhnung herbeizuführen, zu welcher weder der starrköpfige Sohn noch der erzürnte Vater sonst zu bringen gewesen sei, und zugleich ihren Zorn gegen die Friesen abzulenken. Nach Froissard sei der Zug eigentlich von Albrecht ausgedacht, um den Sohn von der Theilnahme an dem Kreuzzug des Vetters Johann von Burgund im J. 1396, der so unglücklich in der Schlacht bei Nikopolis endete, abzuhalten. An den beiden Heerzügen gegen Friesland in den Jahren 1396 und 98, in welch' letzterem Oster- und Westergo zur Unterwerfung gezwungen wurden, nahm W. thätigen Antheil, den dritten im J. 1399 führte er selber allein, entsetzte das von den Friesen umlagerte Dokkbum und baute eine Burg an der Lauwerzee und schien also den Besitz des Landes gesichert zu haben. Jedoch vergeblich; schon nach drei Jahren waren sein Vater und er gezwungen, auf das ganze Land mit einziger Ausnahme Stavorens zu verzichten. Vielleicht hat der eben entbrannte Arkelsche Krieg, in welchem es W. gelang, das stolze Kabeljau’sche Geschlecht zu demüthigen, wenn der Vater auch dessen Vernichtung hinderte, dabei, den Friesen keinen geringen Dienst geleistet. Denn derselbe beschäftigte beide vollauf, bis Albrecht im J. 1404 dem Sohne die Herrschaft hinterließ. W. hat sie noch dreizehn Jahre geführt unter fortwährenden Kämpfen. Denn kaum hatte er die Regierung übernommen, als schon die Arkels den kaum beendeten Krieg wieder anfingen. Während W. die Hülfe des energischen Bischofs von Utrecht. Friedrich von Blankenheim (s. A. D. B. VIII, 43), erhielt, wurden die Arkels und ihre Kabeljau’schen Genossen vom geldernschen Herzog Reinald IV. unterstützt. Erst im J. 1410 erhielt der Kampf ein vorläufiges Ende durch einen längeren Waffenstillstand. Zwar wurde er noch einmal erneuert, allein im J. 1412 wurde ein Friede geschlossen, welcher das Arkel’sche Land mitsammt der Stadt Gorinchem dem holländischen Fürsten überlieferte. Die Macht des mächtigen, mehr und mehr nach vollkommener Unabhängigkeit strebenden Geschlechts war aber noch nicht gebrochen. Mit Hülfe inner Verwandten, namentlich der Egmonts, nahm es bald den Kampf wieder auf, und wenn auch W. zuletzt Sieger blieb und sämmtliche Führer der Kabeljaus aus dem Lande trieb, nach seinem Tode entbrannte der Krieg aufs neue. Der Krieg hatte W. ganz und gar mit den Cabeljaus, mit denen er zwar immer verfeindet gewesen war, doch die er im Anfang, so wie sein Vater immer gethan, noch mit Schonung behandelte, brechen lassen. Seine Regierung war sozusagen eine Hoek’sche Parteiregierung. Dennoch waren ihm die Städte nicht abhold. Denn seine Verwaltung war gerecht, und er that viel, um den Landfrieden aufrecht zu halten, den Handel zu schirmen, die Münze namentlich zu bessern. Denn so gut wie seine Schwager Johann von Burgund und Anton von Brabant strebte er danach, die landesherrliche Macht zu befestigen, und in Holland und Seeland fand dieselbe keine bessere Stütze als eben die Städte, welche dort nicht, wie in Flandern, Brabant und Utrecht, die fürstliche Macht einzudämmen versuchten. Die großen Geschlechter, welche wie die Ariels und Egmonts die Vasallen mehrerer Fürsten waren, galten ihm als gefährlichere Feinde. Darum hat er sich auch der Sache seines Bruders, des Lütticher Bischofs, mit Eifer angenommen, als dieser von der demokratischen Partei Vertrieben war, und mit seinem Schwager von Burgund die Lütticher Rebellen in dem gräßlichen Gemetzel des 13. September 1409 vollständig aufgerieben. Auch für den Utrechter Bischof kämpfte er gegen dessen Hauptstadt. Aber in Holland und Seeland gab es zwar Kampf genug, allein nicht des Adels und der Städte, nur des Fürsten und des Adels. Denn W. war nicht bloß ein Krieger, sondern auch ein Politiker. Das bethätigte er namentlich in seinen letzten Jahren, als er zuerst seine einzige Tochter Jacoba mit dem zweiten Sohn des französischen Königs verheirathete, und dann, als derselbe durch des Bruders Tod Dauphin geworden war, seinen Einfluß sowie seine Verbindungen mit Johann von Burgand und mit England klug benutzte zu einer Vermittelung im großen Krieg zwischen Frankreich und England. Der Graf von Holland wirkte dabei als fast Gleichberechtigter mit dem Kaiser Siegmund zusammen, der 1416 die Beilegung des großen Kampfes versuchte. Allein dies gelang ihm ebensowenig als die Befestigung der Erbfolge seiner Tochter, wenn er dieselbe auch auf einer großen Versammlung der Stände von Holland und Seeland beschwören ließ. Und ebensowenig konnte er dieselbe, als sie durch den frühen Tod des Dauphins Wittwe geworden, durch eine Heirath mit ihrem Vetter Johann von Brabant sicher stellen. Er starb, bevor er diese zu Stande gebracht hatte, auf der Rückreise aus Frankreich (31. Mai 1417) wahrscheinlich infolge einer schlecht gepflegten Wunde. Er war 52 Jahre alt geworden. W. war eine bedeutende Persönlichkeit, dessen Einfluß auch außerhalb der Niederlande nicht gering war, ein echter Fürst seines Jahrhunderts, ein harter, egoistischer, stets auf Erhebung seines Hauses sinnender Politiker, doch zugleich ein guter Ritter und ein guter Regent.

    • Literatur

      Vgl. außer den Urkunden bei van Mieris, Charterboek, die Chroniken von Froissard und Monstrelet, weiter die von Johannes a Leydis, die Fortsetzung von Beka und die sonstigen bei Wilhelm V. genannten; weiter außer den Werken von Blok, Wenzelburger und Arend namentlich auch Löher's Jacobaea von Baiern; auch Barante, Histoire des ducs de Bourgogne. Ueber den Kampf mit Friesland Verwys, De Oorlogen van hertog Albrecht met de Friezen.

  • Autor/in

    P. L. Müller.
  • Zitierweise

    Müller, Pieter Lodewijk, "Wilhelm II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 90-92 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13783988X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA