Lebensdaten
gestorben um 689
Geburtsort
Mullagh (Grafschaft Cavan, Irland)
Sterbeort
Würzburg
Beruf/Funktion
irischer Bischof ; Missionar Ostfrankens ; Heiliger
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 11856207X | OGND | VIAF: 48190681
Namensvarianten
  • Kilian der Heilige
  • Kilian
  • Kilian der Heilige
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kilian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856207X.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Über K.s und seiner Mitarbeiter, Kolonats und Totnans vor allem, Leben, Wirken und Sterben berichtet eine eher um das Jahr 840 (Levison) als schon früher anzusetzende, in den Einzelheiten nicht sonderlich glaubwürdige Passio (minor). Ihr Bericht über K.s Reise nach Rom zur Entgegennahme eines Missionsauftrages klingt unhistorisch und ist wohl als Rückprojektion bonifatianisch-angelsächsischer Romverbundenheit, außerdem vielleicht auch als Datierungsmerkmal (Papst Konon 686-87), zu deuten. Festzuhalten aber ist gewiß, daß K., der bereits in Irland Bischof war, während seiner offenbar nur wenige Jahre dauernden Missionstätigkeit in Würzburg die dortige Herzogsfamilie, deren Mitglieder zwelfellos getauft waren, obwohl die Passio sie als heidnisch bezeichnet, mit dem Kirchenrecht konfrontierte: Als er von Herzog Gozbert verlangte, daß er seine Frau entlasse, da sie die Gattin seines Bruders gewesen sei, ließ diese ihn zusammen mit zwei Gefährten ermorden. Würzburgs erster Bischof Burghard (Burchard) I. erhob am 8. Juli 752 die Gebeine der Frankenapostel, die 788 in Gegenwart Karls des Großen in den Würzburger Salvator-Dom (an der Stelle des heutigen Neumünsters) verbracht wurden. Der auch von den karolingischen Herrschern geförderte Kult ist besonders in Mainfranken bis heute dicht und zeugnisreich (Kilianifest, Kilianimesse), schlug aber auch in Würzburgs sächsischen Missionsgebieten (Paderborn) Wurzel. In Irland entstand spätestens im 9. Jahrhundert ein Sekundärkult (Fest: 8. Juli entsprechend dem Tag der Würzburger Translation).

  • Literatur

    ADB 15;
    ältere Passio (minor), in: MGH SS rer. Mer. V, S. 711-28 (hrsg. v. W, Levison);
    jüngere Passio (maior) u. a. Texte: F. Emmerich, Der hl. K., Regionarbischof u. Martyrer, 1896;
    J. Dienemann, Der Kult d. hl. K. im 8. u. 9. Jh., 1955;
    A. Wendehorst, in: Fränk. Lb. III, 1969, S. 1-19;
    ders., Die hll. K., Kolonat u. Totnan, in: Bavaria Sancta 1, 1970, S. 89-106;
    ders., Über d. Nachleben St. K.s in Irland, in: Volkskultur u. Gesch., Festgabe f. J. Dünninger, 1970, S. 440-51;
    DNB

  • Porträts

    K. Künstle, Ikonogr. d. Hll., 1926, S. 379 f.;
    J. Braun, Tracht u. Attribute d. Hll. in d. dt. Kunst, 1943, S. 422 f.

  • Autor/in

    Alfred Wendehorst
  • Zitierweise

    Wendehorst, Alfred, "Kilian" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 603 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856207X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kilian der Heilige, Apostel des späteren Ostfrankens. Das Gebiet des Königreiches Thüringen, südlich und nördlich des Waldes, war nach der Zertrümmerung desselben mit dem fränkischen Reiche unmittelbar vereinigt worden (528). Erst 100 Jahre später erhielt es wieder eine gewisse Selbständigkeit unter eigenen Herzogen zurück, die an der Unstrut so gut als am Main herrschten und auf dem „Castell Wirzburg genannt“ wenigstens zeitweise residirten. Das Land, wie das Herzogsgeschlecht, das vermuthlich ein einheimisches war, waren die längste Zeit, und obwol die Merovinger zum Christenthum übergegangen waren, heidnisch geblieben. Wenn wir von zweifelhaften, sagenhaften Ueberlieferungen, die sich an den Namen der hl. Bilhild anlehnen, absehen, wurde der erste beglaubigte Versuch, hier, in den Gegenden des späteren Ostfrankens, das Christenthum zu predigen und zu pflanzen, erst gegen das Ende des 7. Jahrhunderts gemacht. Dieser Hergang knüpft sich an die Person des Britten Kilian oder, in der ursprünglicheren Namensform, Kyllena geheißen, der bei diesem Unternehmen nebst seinen beiden Gefährten, Coloman und Totnan, zur Zeit des Herzogs Gozbert, den Märtyrertod gefunden hat. Insoweit ist die bez. Ueberlieferung unbedingt glaubwürdig, nur die näheren Umstände, mit welchen die späteren Lebensbeschreibungen Kilian's, deren älteste dem 10. Jahrhundert angehört, seine Geschichte und sein Ende erzählen, erregen Bedenken und können vor der unbefangenen Kritik nicht bestehen, wenn auch vielleicht einzelne Züge nicht unbedingt zu verwerfen sind. Am wichtigsten ist die Behauptung der späteren Biographen, daß K. die Ermächtigung zur Predigt sich in Rom geholt habe, aber gerade diese erweist sich einem altbrittischen Missionär gegenüber wenig wahrscheinlich. Rabanus Maurus, dessen Martyrologium die älteste und gewiß eine authentische Quelle über K. ist, führt als die Ursache des Märtyrertodes einfach die Verkündigung des Christenthums ohne die Zuthaten der späteren Ueberlieferung an. Die geschichtliche Bedeutung Kilian's ist aber trotz alle dem groß genug: er hat die Keime des Christenthums in Ostfranken bereits so fest gepflanzt, daß sie trotz der Ungunst der Verhältnisse nicht wieder ganz verschwanden, und Bonifacius, als er hier erschien, die Nachwirkungen seiner Thätigkeit noch vorfand. Es erscheint sogar sehr wahrscheinlich, daß die Bekehrung des herzoglichen Hauses eine Frucht des Bekehrungseifers Kilian's ist, wenn auch|bei dieser Annahme die übrigens unantastbare Nachricht von dem gewaltsamen Ende Kilian's schwer verständlich wird. Der Ehrenname eines Apostels der Thüringer, bez. der „Ostfranken“ gebührt ihm unzweifelhaft, nur dürfte es nicht gerathen erscheinen, ihn förmlich als ersten Bischof von Wirzburg aufzuführen. Wie weit seine Wirksamkeit, ob etwa auch über den Thüringerwald hinüber sich erstreckt hat, ist mit Sicherheit nicht überliefert, man wird aber gut thun, die Phantasie dabei nicht zu sehr anzustrengen. K. gehört nach Ostfranken und nach Wirzburg. Die Nachricht, daß zur Zeit des ersten Bischofs Burkhard die Gebeine der drei Märtyrer aufgefunden wurden, darf nicht ohne weiteres zurückgewiesen werden. In Wirzburg wird noch ein Evangelienbuch mit hibernischen Zügen aufbewahrt, das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf K. zurückgeführt wird. Alles in Allem also hat man ihn mit Recht zum Diöcesanheiligen erhoben.

    • Literatur

      G. v. Eckhart, Commentarii rerum Franciae orientalis, T. I. — Ign. Gropp, Lebensbeschreibung des hl. Kilian und s. Gesellen etc., Wirtzburg 1738. — Rettberg, Deutsche Kirchengeschichte, II, S. 303 ff.

  • Autor/in

    v. Wegele.
  • Zitierweise

    Wegele, Franz Xaver von, "Kilian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 735-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856207X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA