Lebensdaten
um 1616 – 1686
Sterbeort
(Amsterdam?)
Beruf/Funktion
Drucker oder Bearbeiter eines jiddischen Wigalois ; Übersetzer des Alten Testaments ins Jiddische ; jüdisch-deutscher Dichter
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 137666365 | OGND | VIAF: 9869749
Namensvarianten
  • Josel von Witzenhausen, Josef
  • Witzenhausen, Josef Josel von
  • Witzenhausen, Josel von
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Josel, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137666365.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alexander.

  • Biographie

    J. verließ wie viele seiner Glaubensgenossen Deutschland und wanderte in das tolerantere Holland aus, wo er zwischen 1644 und 1686 als Drucker in Amsterdam nachzuweisen ist. Seinen Geburtsort, eine alte jüd. Gemeinde, nennt er öfter in Kolophonen von ihm gedruckter Bücher (z. B. „Josef Josel ben Alexander mimdinas Hessen mik[hillah] k[doschah] Witzenhausen“ in: Abraham Cohen Pimentel, Minchath Kohen, 1668)

    J. ist der Übersetzer des (hebr.) Alten Testaments ins Jiddische (in hebr. Lettern. Vorrede des Verlegers Josef Athias), das er 1679 in Amsterdam selbst druckte (²ebd. 1687) – neben der gleichzeitigen Übersetzung des Korrektors Jekutiel ben Isaak Blitz (ebd. 1676-97 bei Uri Phöbus [Febes] ben Aharon ha-Lewi), als deren Konkurrenzunternehmen sie gelten kann (widersprechende Privilegien für beide Übersetzungen, Bannandrohung an J. 13.10.1676, Verweigerung der Approbation durch das Amsterdamer Rabbinat), die erste jidd. Gesamtbibel (d. h. AT) nach den bisherigen Bibelglossen und Teilübersetzungen, vor allem des Pentateuch und der Psalmen. – J. intendierte bei seiner von rabbinischen Autoritäten begutachteten Übersetzung (der kabbalistische Rabbiner Meïr Stern korrigierte J.s und Blitz' Versionen) einen exegetisch zuverlässigen, das hebr. Original sprachgetreu wiedergebenden Text. So verzichtet er auch auf haggadische Berichte (Vorrede: diese führten nur zu dem christlichen Mißverständnis, „daß mir di tora verfelschn“) und Auslegungen wie den bekannten Raschi-Kommentar, den z. B. (in Auszügen) die jidd. Pentateuch-Übersetzung des Leib Bresch (Cremona 1560) und auch wieder die Amsterdamer Gesamtbibel von 1755 (hebr. u. jidd.) enthielten. Die im Vergleich zu früheren Versionen stärkere Durchsetzung des Texts mit hebr. Wörtern unterstreicht die Tendenz zu terminologischer Klarheit und Originaltreue. J. scheint das Original sehr textbewußt (vgl. die Vorrede)|und wohl direkt (Staerk/Leitzmann) übertragen zu haben. Eine Untersuchung der Abhängigkeit von Vorbildern steht noch aus. Wohl auch wegen ihrer sprachlichen Zuverlässigkeit wurde J.s Übersetzung (in deutscher Transskription) in die nach Konfessionen komparative sog. „Biblia pentapla“ (Wandsbek 1711) aufgenommen, wo sie neben dem Luthertext, der (kath.) Übersetzung Ulenbergs, der (ref.) Piscators und der „holländ. Staatenbibel“ von 1636 steht (für das NT jidd. „Umschreibungen“ von J. H. Reitz). J.s jidd. Bibel blieb aber nicht ohne Angriffe von christlichen Theologen (so Joh. Gottlieb Carpzov, Critica sacra, 1728).

    Im ältesten datierten Druck (Amsterdam 1683) der jidd. Bearbeitung des „Wigalois“ Wirnts von Grafenberg, „Vun kenig Artis hof“, in 6 Ausgaben überliefert, nennt sich J. als Drucker. Dieses Kolophon geriet auch in die Drucke Hanau 1707 und Wilhermsdorf 1715. Ein undatierter Prager Druck (Drucker Israel ben Jehuda Kaz zwischen 1652 und 1679 nachgewiesen) in Stanzen – die übrigen haben Reimpaare mit einem Einschub von 23 Stanzen (aus dem Prager Druck?) – ist ohne das Kolophon. Ob es ein Amsterdamer Druck (vor 1680) aufwies, den der Bibliograph Sabbatai Bass, Mitkorrektor an J.s Bibelübersetzung, erwähnt (Siphthé Yeshénim, Amsterdam 1680, Drucker: J.), ist nicht sicher. Der Schlußvers einer nur im Abdruck des „Artis hof“ (mit hebr. Lettern und in deutscher Transskription, Reimpaarverse, ohne Stanzeneinschub) von 1699 (J. Chr. Wagenseil, Belehrung der Jüd.-Teutschen Red- und Schreibart, 1699, S. 157-292) überlieferten Verfasser-Vorrede nennt J. als „schreibr“, der eine im Vaterhaus gefundene Handschrift „in reimn gistelt“ habe. Zwei Hamburger Fragmente (Staats- u. Univ.bibl. Cod. 289, Anf. 16. Jh., Cod. 255, Ende 16. Jh.) und eine Cambridger Handschrift (Trinity College Cod. Add. 135 d, 16. Jh.) enthalten einen Text (in Knittelversen), der der vermutlichen Vorlage der Drucke nahekommen dürfte.

    Der jiddische „Artis hof“ steht Wirnts „Wigalois“ näher als dem deutschen Prosa-Volksbuch, von „Wigoleis vom Rade“, worauf einige sonst nur bei Wirnt überlieferte Motive deuten. Man hat sich als Druckvorlage einen bereits jiddischen (gereimten?) „Wigalois“ zu denken, aus Kreisen jüd. Spielleute (was häufige Lohnbitten und ähnliche Stilstereotypen nahelegen), die zahlreiche Werke mittelhochdeutscher Literatur, vor allem die in die Volksbücher geratenen, umformten. Diesen Text wird J. bearbeitend herausgegeben haben (Landau), wenn ihm nicht die Verfasser- bzw. Bearbeiterschaft erst durch Wagenseil (oder dessen Vorlage), das Druckerkolophon mißverstehend, unterschoben wurde. Die Formulierung „gistelt in reimn“ aus der Vorrede bedeutet wohl nicht, daß J. (oder der Erstdrucker) die Reimfassung schuf; sie stammt mit einiger Sicherheit aus der spielmännischen Bearbeitung.

    „Vun kenig Artis hof“ folgt Wirnt inhaltlich, zumal im 1. Teil, mit geringen Abweichungen recht eng, während er im letzten Drittel (bei Wirnt: Bekehrung des Riesen Adan, Kampf mit Lion) strafft, aber einen eigenen Schluß bringt, mit der Wahl des Helden zwischen zwei Bräuten (die beiden Isolden des „Tristan“?), einem Schweige- und Wundenheilungsmotiv (wie in Rudolfs von Ems „Wilhelm von Orlens“, Vv. 9453-10157) und einer Doppelhochzeit (Wigalois-Larie, Herzog von Toscana-Moralts Tochter), zu der (nur in der Prager Stanzenfassung) auch Siegfried, Sigelon und König Marke als Gäste erscheinen. Die Wirntschen Eigennamen sind größtenteils anonym geworden, durch andere ersetzt oder umgestaltet (Mündlichkeit der spielmännischen Tradierung?). Beibehalten blieben lediglich Artus (Artis), Gawan (Gabein), Larie (Lorel, Rel im Prager Druck); aus Wigalois wurde (das verblümte) Wid(u) wilt, Laries/Lorels Vater ist König von Ungarn. Spielmännische Aktualisierungstendenz steht sicher hinter der Einführung des Großherzogs von Toscana als Gefolgsmann Artus', aus dem Ende des 16. Jh. als Schutzherr jüd. Gemeinden bekannt. Elemente aus anderer mittelhochdeutscher, in jiddischsprechenden Kreisen bekannter Literatur klingen an: Waksenstein (für Roymunt) ist wohl Reminiszenz an den jidd. „Sigenot“ oder das sicher vertraute Nibelungenlied (jidd. Nibelungenstrophen-Übersetzung der Geschichtsbücher des AT). Das Schweigemotiv enthielten auch die im Jiddischen häufig überlieferten „Sieben weisen Meister“.

    Der Text Wirnts wurde spielmännisch umgearbeitet (Abenteuerreihung, Zurückdrängen reflektierender Elemente); eine eindeutige Tendenz zur Judaisierung christlicher Stellen ist aber nicht festzustellen. Die in der Nachfolge zunehmend stärkere Zersetzung und Umformung des „Artis hof“ (1771; Prosabearbeitung „moralische erzehlung“, 1789; von Wagenseils Abdruck abhängige deutsche Prosaversion „Ammenmärchen“, 1786) fällt mit der ersten wissenschaftlichen Beschäftigung mit Wirnts „Wigalois“ zusammen (Adelung 1784, Myller 1787). – Falls J. nicht nur reproduzierender Drucker, sondern Bearbeiter einer Vorlage war, wird er dabei eher als „textkritischer“ Herausgeber gewirkt haben, was mit der Akribie seiner Bibelübersetzung übereinstimmen würde.

  • Werke

    Ausgg.: W. Staerk u. A. Leitzmann, Die Jüd.-Dt. Bibelüberss. v. d. Anfängen b. z. Ausgang d. 18. Jh., 1923 (S. 172-77 Proben aus J.s Bibelübers.: 1. Gen. 1, 1-19;
    3. Jer. 36, 1-18;
    4. Psalm 2);
    L. Landau, Hebrew-German Romances and Tales and their relation to the Romantic Literature of the Middle Ages, T. I: Arthurian Legends or the Hebrew-German Rhymed version of the Legend of King Arthur, 1912.

  • Literatur

    ADB 43, S. 663-65, 50, S. 705;
    M. Steinschneider, Jüd.-Dt. Lit., nach e. hs. Kat. d. Oppenheim. Bibl., in: Serapeum 10, 1849, S. 43, Nr. 266, S. 93, Nr. 346;
    ders., Jüd.-Dt. Lit. u. Jüd.-Dt., ebd. 30, 1869, S. 145-48;
    J. A. Benjacob, Bibliogr. d. gesamten hebr. Lit., 1880, S. 357, Nr. 1894 (hebr.);
    M. Grünbaum, Jüd.dt. Chrestomatie, Zugleich e. Btr. z. Kde. d. hebr. Lit., 1882, S. 10-24, 102-06;
    E. S[chröder], Lückenbüßer, 1. Aus d. nachgesch. d. Wigalois, in: Zs. f. dt. Altertum 38, 1894, S. 111 f.;
    H. Graetz, Gesch. d. Juden v. d. ältesten Zeiten bis auf d. Gegenwart 10, 3. Aufl., bearb. v. M. Brann, o. J. [1896], S. 303 f.;
    Schüler, Der „Artushof“ u. J. v. W., in: Zs. f. hebr. Bibliogr. 8, 1904, S. 117-23, 145-48, 179-85;
    O. Weidenmüller, Das Volksbuch v. Wigoleis vom Rade, Diss. Göttingen 1910, S. 19-23;
    M. Erik, Di geschickte fun der jidischer Literatur, 1928, S. 107 (Jidd.);
    L. Fuks, The oldest known literary Documents of Yiddish Lit., T. 1, 1957, S. XVII;
    H. Dinse, Die Entwicklung d. jidd. Schrifttums im dt. Sprachgebiet, 1974, S. 100, 135;
    M. Grünbaum, Die jüd.-dt. Lit. in Dtld., Polen u. America, in: Die jüd. Lit. seit Abschluß d. Kanons 3: Gesch. d. poet., kabbalist., hist. u. neuzeitl. Lit. d. Juden, hrsg. v. J. Winter u. A. Wünsche, 1896, S. 535 f.;
    Ehrismann II, 2, 2;
    de Boor-Newald IV, 1;
    Vf.-Lex. d. MA IV (unter Wirnt v. Grafenberg).

  • Autor/in

    Norbert H. Ott
  • Zitierweise

    Ott, Norbert H., "Josel, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 610-612 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137666365.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Witzenhausen: Josel (= Joseph) W. „der Schreiber“ nennt sich am Schlusse des Prologs zu einer in jüdisch-deutschen, öfters nur bis zu Assonanzausklang gediehenen Reimversen unternommenen Bearbeitung des auf Wirnt's von Grafenberg (A. D. B. IX, 562) „Wigalois“ (um 1212) fußenden Volksbuchs der Vertreter dieses Textes vor der Oeffentlichkeit, und er wird, vermöge des voraufgehenden Ausdrucks „gestelt durch“ von den Litterarhistorikern außer W. Wackernagel auch als Verfasser angesehen. Die Entstehungszeit ist in keiner Hinsicht positiv festzulegen, jedoch Koberstein's Datierung auf das Ende des 17. Jahrhunderts wol zu spät gegriffen, vielmehr dessen Mitte wahrscheinlich, während die Grundform ins 16. zurückreichen dürfte. Der genaue Titel lautet: „Ein schön Maase [in einer Fußnote dazu: 'Geschicht'] | Von König Artis Hof. | Wie er sich in seinem Königreich hat thun führen. | Und was er hat gehat vor Manieren. | Und von dem berühmten | Ritter Wieduwilt | dem streitbahren Held | Gar schön in Reim gestelt. Wann ihr wert drinnen leyen [= lesen] | Wert sich euer Hertz erfreuen.“ Bisher ist das Werk, das von Germanisten zuerst G. F. Benecke's Ausgabe des Original-Wigalois (1819) S. XXIX ff. beachtete, nur aus Joh. Christ. Wagenseil's „Belehrung der jüdisch-teutschen Red- und Schreibart“ (Königsberg 1699) S. 157—302, bekannt, und daraus wurde der Text in den „Erzehlungen aus dem Heldenalter teutscher Nationen“ (Danzig 1780) S. 375—509 wiederholt. Auf S. 149 des Wagenseil’schen wenig kritisch angelegten Compendiums steht als Haupttitel: „Jüdischer Geschicht-Roman | von dem grossen König ARTURO in Engelland | und dem tapffern Helden Wieduwilt“, worauf S. 151—156 eine Einleitung Wagenseil's über die Artussage, eine verständnißlose Compilation, folgt, die über unser Gedicht und seine Vorgeschichte kein Wort verliert. Dann steht der Text S. 158—292 auf den geraden Seitenziffern in nichtvocalisirten hebräischen, S. 159—291 auf den ungeraden und S. 293—302 sämmtlich in deutschen Typen. Eine Vergleichung dieser Ummodelung mit dem mittelhochdeutschen|Urtext, wozu Friedrich Zarncke in seinem Colleg über die ältere deutsche Litteratur regelmäßig aufforderte, fehlt noch. Die Sprachform weist auf eine Zeit nicht später als den Anfang des 17. Jahrhunderts; specifisch Jüdisch-Deutsches fällt außer den einzelnen, meist anmerkungsweise, und zwar doch wol von Wagenseil, erläuterten Ausdrücken des Prologs (S. 159) und des Schlusses (S. 302) nirgends auf. Letzterer geht aus: „Damit hat das Buch ein End | Daß uns GOtt Méschiach [Fußnote: den Messiam] send. Binchéra [Fußnote: bald] Omen [Fußnote: Amen]“, womit der Ursprung aus jüdischer Feder besiegelt ist.

    Der Bearbeiter war eben zweifellos ein Jude, namens Josel, für die in volksmäßigem Zuschnitt verballhornte mittelhochdeutsche Epik von der Theilnahme erfüllt, die bei seinen litterarisch interessirten Glaubensgenossen seit dem Mittelalter vielfach zu beobachten ist, und als er ohne schriftstellerische Prätension vor die Oeffentlichkeit trat, fügte er, gleich den allermeisten Israeliten noch ohne Geschlechtsbezeichnung, den Namen seines Geburts- und Heimaths(oder Wohn-)- ortes dem Vornamen hinzu, so wie noch ein Jahrhundert danach Moses Mendelssohn in Berlin anfänglich Moses Dessau hieß (s. A. D. B. XXI, 316); daher eigentlich Josel von Witzenhausen. Wenig früher als Josel begegnet man christlichen Stadtbürtigen sogar akademischen Ranges, die nach derselben Heimath heißen: 'Wilhelmus Witzenhausen vonn Witzenhausenn', im „Wittenberger Ordiniertenbuch 1537—1560. Veröffentlicht von Georg Buchwald“ (1894) S. 34 Nr. 532, unter 19. Sept. 1543 (vgl. ebd. Nr. 425 u. 1291). Das Städtchen, jetzt zum preußischen Regierungsbezirk Kassel gehörig, liegt im nördlichen hessisch-thüringischen Grenzgebiete, am Eichsfeld, ziemlich genau westlich von dem Hauptort des letzteren, Heiligenstadt; bis Hohengandern und Blickershausen im Kreise Witzenhausen reichen die nordwestlichsten Ausläufer des Thüringischen, und die Sprachgrenze geht auf der Hamfirste westlich von Witzenhausen (L. Hertel, Thüringer Sprachschatz, 1895, S. 10 f. u. 31), Umstände, die bei genug vorliegenden gesicherten Materialien aus älterer Zeit sprachlich das merkwürdige Litteraturdenkmal nach Zeit und Gegend bestimmen ließen. Josel kann sehr wol Witzenhäuser sein; die dortige Judengemeinde, nach neuester Volkszählung nur 130 Seelen unter 3240, ist alt und bis heute durch Strenggläubigkeit und Bildungstrieb ausgezeichnet. M. Steinschneider in Ersch-Gruber's Encyklopädie II, 27, 458 bemerkt: „Vollständige Bibeln lieferten für bedeutendes Honorar des amsterdamer Druckers Athia: Jakutiel Blitz (1676—79) und Josel Witzenhausen (1679), welcher die den Christen anstößigen Stellen und dergleichen in der Uebersetzung des Vorigen (unter Mitwirkung des Bibliographen Sabbatai Baß) verbesserte“.

    Zu Josel und seinem Werke vergleiche man: v. d. Hagen u. Büsching, Grundriß z. Gesch. d. dtsch. Lit. S. 144; v. d. Hagen, Gesamt Abenteuer I, p. XXII; Wackernagel-Martin, G. d. d. L. II, 42, § 96 A. 2; Koberstein's Grundriß⁵ II, 167 § 209 A. 2. Edward Schröder hat 1891 in einer Sitzung der Marburger Gruppe des Hessischen Geschichtsvereins auf den in Wagenseil's Handbuch (worüber er sich A. D. B. XL, 482 f. aussprach) eingereihten Roman aufmerksam gemacht, aber nicht die darüber aus den Sitzungsprotokollen in die „Mittheilungen des Hanauer Bezirksvereins des Vereins für Hess. Gesch.“ XXXI, gelangte Notiz veranlaßt, wie er mir auf Anfrage mittheilt und ich eigens hervorhebe, weil der wiederum im Anschluß daran, aber ohne Autopsie entstandene Vermerk von J. Elias i. d. Ihrsbericht. f. neuere dtsch. Litteraturg. II. Bd., III, 3. 9 ohne weiteres das 16. Jahrhundert ansetzt: ein Auszug aus der Notiz Ztschrft. Euphorion I, 179; dagegen bietet ein „Lückenbüßer“, E. Schröder's Ztschrft. f. dtsch. Alterthum 38, 111, wonach Vermerk im Ihrsbericht. über d. Erschngn. auf d. Gebiete d. germ. Philol. XVI, S. 294|Nr. 235, guten Hinweis auf das Interessante der Erscheinung, und es ist daneben verwunderlich, daß Schröder Vrtljhrsschr. f. Litteraturg. V, 486 und 488 beim Erwähnen des Wigalois-Volksbuchs und seiner Neuausgaben von 1653 und 1664 des ehrsamen „Schreibers“ Josel W. nicht gedenkt. Ueber den Ort Witzenhausen s. Fritz Regel, Thüringen, I, 9, 13, 20, 56, 80, 300; II, 18, 188, 621, 628. Bei Rosenberg, Ueber Smlg. deutscher Volks- und Gesellschaftslieder in hebr. Lettern (Berlin. Dissertat. 1888) S. 7 (= Ztschr. f. Gesch. der Juden in Dtschld. II, 234) Anm. 3 heißt es ohne W.'s Namen: „Sehr beliebt und weitverbreitet war 'König Artus Hof', dessen Stoff dem Wigalois des Wirent von Grafenberg entnommen ist. Eine der Fassungen dieses jüdisch-deutschen Epos ist zuerst für weitere Kreise bekannt gemacht worden durch Wagenseil in der 'Belehrung der Jüdisch-deutschen Red- und Schreibart' (Königsberg 1699)"; vgl. meine Bemerkungen Litterbl. f. germ. u. rom. Philol. XI, 367, sowie „Dtsch. Volksldr. a. Oberhessen“, h. v. Böckel S. CXVI u. CLXI. — Nicht zu verwechseln ist Joseph Witzenhausen, Mitarbtr. an M. Mendelssohn's Ztschr. „Der Sammler“ (Winter u. Wünsche, D. jüd. Litt. s. Abschl. d. Kanons III, 860).

  • Autor/in

    L. Fränkel.
  • Zitierweise

    Fränkel, Ludwig; Fränkel, Ludwig, "Josel, Josef" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 663-665 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137666365.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Josel: Josef J. von (d. h. aus) Witzenhausen, c. 1616—1686, A. D. B. XLIII, 663 unter letzterem Stichwort W., muß nun, zufolge Dr. Schüler i. „Ztschr. f. hebräische Bibliograph.“ VIII (1904), 117/23, 145/8, 179/80, unter 'Josel' stehen; ebenda reiche Litteratur u. a. Material über diesen jüdischdeutschen Litteraten. Vgl. L. Uhlands Gedichte, hrsg. von G. Schmidt und J. Hartmann (1898) II, 159.

  • Autor/in

    L. Fränkel.
  • Zitierweise

    CC-BY-NC-SA