Lebensdaten
erwähnt 1451, gestorben 1479
Sterbeort
Passau
Beruf/Funktion
Bischof von Passau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137656890 | OGND | VIAF: 81820653
Namensvarianten
  • Nußdorf, Ulrich von
  • Ulrich III. von Nußdorf
  • Nußdorf, Ulrich von
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Zitierweise

Ulrich III. von Nußdorf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137656890.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus salzburg. Ministerialenfam.;
    V Georg v. N. zu Prüning ( 1445), 1436 bfl. salzburg. Erbmarschall, Pfleger v. Tittmoning;
    M Agnes v. Stauff zu Ernfels.

  • Biographie

    U. ist seit 1440 als Dompropst in Freising nachweisbar, wo er auch Propst von St. Andreas war. Er studierte in Wien (1432), Bologna (1438) und Padua (1441–44) und promovierte dort am 4. 4. 1444 zum Dr. decretorum. Als (seit 1441 bezeugtes) Mitglied des Passauer Domkapitels wurde er am 10. 7. 1451 von diesem zum Bischof gewählt, doch traf diese Entscheidung auf den hartnäckigen Widerstand Friedrichs III. (1415–93). Dieser verfocht als Senior des Hauses Habsburg und Vormund des Ladislaus Postumus (1440–57) auch eigene Interessen und förderte daher die Kandidatur der Passauer Domherren Ulrich Sonnenberger, eines langjährigen Mitarbeiters seiner Kanzlei und späteren Bischofs von Gurk sowie österr. Kanzlers, und Albrecht v. Schaunberg, des Propstes von St. Stephan in Wien. Obwohl die Wahl kirchenrechtlich kaum anfechtbar war, dauerte Friedrichs Widerstand bis in den Herbst 1454 an. Nachdem Papst Nikolaus V. die Wahl am 4. 11. 1454 bestätigt und im Mai 1455 die Weihe durch den Salzburger Ebf. Sigismund von Volkersdorf (um 1395–1461) stattgefunden hatte, wurde U. schließlich nach Zahlung von 6000 fl. am 2. 8. 1455 vom Kaiser mit den Regalien belehnt und zugleich unter dessen Räte aufgenommen.|Bereits zuvor war U. in Verbindung zu dem 1453 zum böhm. König gekrönten österr. Hzg. und ungar. Kg. Ladislaus getreten. Vielleicht schon vor dessen Krönung war U. zum österr. Kanzler des Ladislaus bestimmt worden; dieses Amt versah er bis zu Ladislaus’ frühem Tod am 23. 11. 1457.

    In den folgenden Jahren, in denen sich die politischen Verhältnisse im österr. Donauraum als recht labil erwiesen, vermochte U., der zumindest zeitweise auch Rat Ludwigs d. Reichen (1417–79), Hzg. von Niederbayern, war, sich politisch nicht nur zu behaupten, sondern auch an den Kaiser anzunähern, der nach dem Tod seines Bruders Albrecht VI. 1463 das gesamte Hzgt. Österreich in seine Hand brachte. Im Spätherbst 1464 wurde U. vom Kaiser zu seinem ‚römischen‘ Kanzler bestellt. Dabei sollte die Königskanzlei, die seit den 1450er Jahren an ihren jeweiligen Leiter verpachtet wurde, ebenso wie das Kammergericht, das U. ebenfalls als Pacht erhielt, dem Herrscher auch finanziellen Gewinn bringen. Die Leitung des Kammergerichts ruhte allerdings während der durch zahlreiche diplomatische Aufgaben bedingten Abwesenheit U.s, was die Einnahmen zurückgehen ließ. Der Unmut Friedrichs III. über zu geringe Pachtzahlungen steigerte sich schließlich so sehr, daß er U. Mitte 1470 beiseite schob und – nach einer kurzen Phase der persönlichen Kanzleileitung – durch den Mainzer Ebf. Adolf II. von Nassau ( 1475) ersetzte.

    Die größte Belastung für das Verhältnis zwischen U. und dem Kaiser bildeten jedoch dessen Bemühungen um die Errichtung eines Bistums in Wien auf Kosten der großen, von der Isarmündung bei Deggendorf donauabwärts bis zur ungar. Grenze reichenden Passauer Diözese, v. a. nachdem Friedrich III. praktisch hinter dem Rücken des Passauer Bischofs 1469 die Gründungsurkunde von Papst Paul II. erwirkt hatte.

    Der Kampf gegen das Wiener Bistum bestimmte die letzten Jahre U.s, der während seiner langen Amtszeit zwar umständehalber häufig von seiner Kathedralstadt abwesend war, offenkundig aber keine größeren Probleme mit den Passauer Bürgern hatte. Als geistlicher Hirte zeigte er sich in besonderem Maße 1470, als er eine Diözesansynode einberief und liturgische, disziplinarische sowie pastorale Vorschriften erließ. Ein 1477 angeblich verübter Hostienfrevel führte 1478 zu hartem Vorgehen gegen die in der Ilzstadt wohnenden Juden: Die ‚überführten‘ Übeltäter wurden hingerichtet, die jüd. Gemeinde, soweit ihre Mitglieder nicht den christl. Glauben annahmen, vertrieben. Zur Sühne des an der Hostie vermeintlich begangenen Frevels wurde anstelle der Synagoge die Kirche St. Salvator errichtet, für die U. am 16. 8. 1479, gut zwei Wochen vor seinem Ableben, den Grundstein legte, und die sich bald zum Ziel von Wallfahrten (sowie in Folge davon 1490 zu einem Kollegiatstift) entwickelte.

    Als geistlicher Fürst war U. offenkundig auf eine ausgleichende, die spezielle Lage seines Bistums berücksichtigende Politik bedacht. Wirkliche Gefahr drohte nur von Böhmen und richtete sich gegen das als Abteiland bezeichnete weltliche Territorium des Bischofs. Nach einem verheerenden Einfall der Ritter Nikolaus und Peter Kappler aus dem böhm. Winterberg 1458/59 wurde Waldkirchen, der wohl wichtigste Ort an der für den Passauer Salzhandel so bedeutsamen Handelsroute, die seit dem ausgehenden 15. Jh. als ‚Goldener Steig‘ bezeichnet wird, mit einer Ringmauer befestigt, und zwar als einziger Markt des Hochstifts.

  • Quellen

    Qu Monumenta Boica 31/2, 1837, S. 457–63; J. Chmel, Regesta chronologico-diplomatica Friderici IV., Romanorum regis, 1838–40, S. 328–596; R. Wolkan (Hg.), Der Briefwechsel d. Eneas Silvius Piccolomini III, 1 (Fontes rerum Austriacarum II, 68), 1918; RTA Ältere R. 19/1, 1969, ebd. 19/2, 2013, ebd. 19/3, 2013, ebd. 22, 1973; Th. Ebendorfer, Catalogus praesulum Laureacensium et Pataviensium, hg. v. H. Zimmermann, MGH SS rer. Germ. NS 22, 2008.

  • Literatur

    L ADB 39;
    F.-R. Erkens, U. v. N., Bf. v. Passau (1451–1479), Friedrichs III. Persona non grata u. Kanzler, in: ZBLG 77, 2014, S. 503–42 (Qu, ältere L);
    Repert. Germanicum VI;
    LexMA; Gatz III.

  • Autor/in

    Franz-Reiner Erkens
  • Zitierweise

    Erkens, Franz-Reiner, "Ulrich III. von Nußdorf" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 591-592 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137656890.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Ulrich von Nußdorf, Bischof von Passau (1452—1480). Im J. 1451 starb der Passauer Bischof Leonhard und das Domcapitel beeilte sich den Doctor beider Rechte U. v. N. zu seinem Nachfolger zu erwählen. Gegen diese Wahl erklärte sich jedoch Kaiser Friedrich III. im Einvernehmen mit dem römischen Stuhle, während für den Erwählten das Domcapitel, das Land Oesterreich als Passauer Sprengelgebiet und der bairische Hof eintraten. Und so währte es an fünf Jahre, bevor Kaiser und Papst den Erwählten bestätigten. Dann aber zeigt sich Bischof U. in der wachsenden Gnade beim Kaiser und spielt seit 1460|eine hervorragende Rolle in den österreichischen Wirren und in den verwickelten Angelegenheiten Deutschlands. Als Bischof U. in der Fehde des unbotmäßigen Gerh. Fronauer mit dem Kaiser um die Burgherrschaft Ort zum Schiedsmann erkoren wurde und Fronauer dem auch vom Bischofe gefüllten Schiedspruche sich fügen sollte, vergalt er dies mit dem Ueberfalle der Passauer Besitzung Trübensee an der Donau und mit der Plünderung anderer bischöflicher Güter. Als dann in Oesterreich 1461 angesichts des habsburgischen Bruderzwistes der Abfall vom Kaiser um sich griff, stellten sich Jene, welche nicht Partei nehmen wollten, gewissermaßen als Neutrale, unter den Schutz des Bischofs. Bei den Friedensverhandlungen des Jahres 1463 waren neben den bairischen Herzogen auch die Bischöfe von Passau und Freising thätig. Besonders zeigt sich dies am Tulner Tage, als der päpstliche Legat vermittelte und Amnestie für alle Jene ausbedungen wurde, die sich 1461 unter den Schutz Bischof Ulrich's gestellt hatten. Auch in dem Tiroler Kirchenstreite Herzog Sigismund's mit dem Brixner Bischof Nikolaus Chreffz von Kues (Cusanus) war B. U. als Mann des Friedens thätig. Als nämlich den 26. Juli 1461 die Vermittler, und zwar der Cardinalbischof Peter von Augsburg, sein Decan Leonhard Goßler und Herzog Ludwig von Baiern sich in Landshut einfanden, erschien an Stelle des vom Papste Pius II. begehrten Bischofs Johann III. von Eichstädt, U. v. P., der dem Cardinalbischof willkommener war, da man ihn als Vertrauensmann Herzog Ludwig's vorzog und auf gutem Fuße mit Herzog Sigismund von Tirol wußte. Ueberdies galt er als eine milde, kluge und weltläufige Persönlichkeit. Aber die von den hier Versammelten den Anwälten des Tiroler Herzogs vorgelegten Friedensbedingungen des Papstes wurden als unannehmbar abgelehnt, und so kam es vorläufig zu einem Compromisse und zur Bestellung eines Schiedsgerichtes, dem auch Bischof U. zugewiesen erscheint.

    Bei der Huldigung der Wiener an den Kaiser 1464, finden wir unsern Bischof U. als Vollmachtsträger Friedrich's III. bestellt und weiterhin als „Kanzler“ verwendet, 1467 (Nov.) schloß am Regensburger Tage Kaiser Friedrich eine engere Verbindung mit dem Bischof U. v. P. und seinen Amtsbrüdern, den von Regensburg und Freising, der auch schwäbisch-bairische Reichsstädte beigezogen wurden. Als dann der Krieg mit dem „hussitischen“ Böhmen ausbrach, sehen wir 1469 die Besitzungen der Passauer Kirche von böhmischen Streifscharen heimgesucht. Anderseits erscheint der Bischof in jenem Bündniß, welches Herzog Ludwig der Reiche von Baiern 1475 zur Sicherung seiner Stellung veranlaßte und eine Annäherung an den Kaiser bezweckte. Jedoch tritt U. jetzt immer mehr in den Hintergrund, und seine Thätigkeit als Kirchenfürst verknüpft sich 1477 mit der letzten großen Judenverfolgung im altbairischen Land. Man beinzichtigte die Passauer Juden, sie hätten von einem gewissen Christian Eißgreißhamer, einem Christen 8 Stück Hostien erkauft, von denen sie zu gottschänderischen Zwecken zwei nach Prag, zwei nach Salzburg und ebenso viele nach W. Neustadt ihren Glaubensgenossen schickten, die übrigen zwei jedoch zurückbehielten, durchstachen, so daß Blut aus dem Leibe des Herrn tropfte, und hierauf, unter neuen Wundererscheinungen verbrannten. Nach Einvernehmen von Zeugen, ehemaligen, Christen gewordenen, Juden und Anwendung der Folter bei den Beschuldigten, verurtheilte das bischöfliche Gericht die „Hauptschuldigen“ zu qualvollem Tode, und alle Juden, vierzig Familien ausgenommen, die sich taufen ließen, wurden von Bischof U. aus Passau verbannt. — Letzterer starb 1480 am 2. September.

    • Literatur

      Erhard, Geschichte von Passau I. Bd. — Bachmann, Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Kaiser Friedrich's III. u. Max I., 1. u. 2. Bd. —|Riezler, Geschichte Baierns, III. Bd. — Alb. Jäger, der Streit des Cardinals Nicolaus v. Cusa mit dem Herzoge Sigmund von Oesterreich, II. Bd.

  • Autor/in

    Krones.
  • Zitierweise

    Krones, Franz von, "Ulrich III. von Nußdorf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 39 (1895), S. 231-233 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137656890.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA