Lebensdaten
1848 – 1919
Geburtsort
Dresden
Sterbeort
Bern
Beruf/Funktion
schweizerischer Bundespräsident
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 136655750 | OGND | VIAF: 95714109
Namensvarianten
  • Müller, Eduard
  • Müller, Eduard

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Müller, Eduard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136655750.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. urspr. in Nidau Kt. Bern ansässigen Fam.;
    V Eduard (1820–1900), 1845-49 Pfarrer in D., seit 1859 Doz. u. 1863 Prof. d. ev. Theol. in B., Dr. theol. h. c. (s. BJ V, Tl.; HBLS), S e. Tuchfabr. in Montjoie (Rheinland);
    M Auguste Berthelen aus D.;
    Ov Alfred (1826–96), Dr. med., Arzt in B., wanderte in d. USA aus u. zeichnete sich während d. Sezessionskriegs aus (s. HBLS);
    Schw Johanna (* 1851, Philipp Woker, 1847–1924, Prof. f. KG u. allg. Gesch. in B., s. HBLS);
    1874 Emma (1853–1936), Mitbegründerin d. 1. Frauenver. im Kt. Bern (s. L), T d. Adolf Vogt (1823–1907), Prof. d. Hygiene in B. (s. BJ XII, Tl.; HBLS);
    1 S, 3 T; N Gertrud Woker (1878–1968), Prof. f. physikal. Chemie u. Biochemie in B. (s. Pogg. V-VII a).

  • Biographie

    Nach dem Schulbesuch in Bern und einem kurzen Abstecher an die Theologische Fakultät in Genf nahm M. an der Berner Hochschule das Studium der Rechtswissenschaften auf. Nach Studienaufenthalten in Leipzig und Paris bestand er 1872 das Fürsprecherexamen Zwei Jahre später wählte ihn der Große Rat (Kantonsparlament) zum Gerichtspräsidenten von Bern, in ein Amt, das dem überzeugten Freisinnigen nach einem sozialistenfreundlichen Urteil den Beinamen „der rote Müller“ eintrug. Zu Beginn des Jahres 1880 eröffnete M. ein eigenes Advokaturbüro. Daneben betätigte er sich als Redaktor der freisinnigen „Berner Nachrichten“ (1884/85) und als außerordentlicher Bundesanwalt (1885). Parallel zu seinem beruflichen Aufstieg erfolgten M.s erste Schritte auf der politischen Bühne. 1882 wurde er an die Spitze der Freisinnigen Partei der Stadt Bern gewählt. Im selben Jahr wurde er Mitglied des Großen Rates, dem er 1885/86 präsidierte. 1888 wurde M. Berner Stadtpräsident. Als solcher schenkte er sein besonderes Augenmerk der Reorganisation der städtischen Armenpflege. 1884 wurde M. in den Nationalrat gewählt. Besondere Beachtung fanden hier seine Beiträge in der Kommission zur Revision der Militärartikel der Bundesverfassung. 1890 stand M. dem Nationalrat als Präsident vor.

    Als Nachfolger des unerwartet verstorbenen Carl Schenk wählte die Bundesversammlung M. am 16.8.1895 in den Bundesrat. Seine Nominierung hatte keine hohen Wellen geworfen. Vorbehalte wurden höchstens gegenüber M.s religiöser Einstellung gemacht: Man stieß sich daran, daß er, der Pfarrerssohn, aus der Landeskirche ausgetreten war. M. wurde zunächst das Justiz- und Polizeidepartement zugewiesen. Seine Anstrengungen galten hier der Vereinheitlichung des schweizer. Zivil- und Strafrechts. 1897 wurde er Vorsteher des Militärdepartements, womit er sich nochmals der neuen Militärorganisation zuzuwenden hatte. Die Annahme der unter ihm ausgearbeiteten Militärvorlage durch Volk und Stände im November 1907 bildete einen der Höhepunkte seiner Karriere. 1912 übergab M. die Leitung des Militärdepartements an Arthur Hoffmann. Er selber kehrte ins Justizdepartement zurück. 1913 wurde er nach 1899 und 1907 zum dritten Mal Bundespräsident. M., der zu Beginn des 1. Weltkrieges aus seinen Sympathien für Deutschland kein Hehl gemacht hatte, wurde vor allem in der welsch-schweizer. Presse immer stärker angegriffen. Man warf ihm u. a. seine „deutsche“ Abstammung vor. Nach dem Sieg der Entente wünschte man sich Politiker, die den Siegermächten genehm waren. Noch vor seinem für Ende 1919 geplanten Rücktritt starb er als äußerlich ungebrochener, aber enttäuschter und gedemütigter Mann.

  • Werke

    Justizreform u. Vfg.revision, in: Helvetia 2, 1883, S. 217-48;
    Ber. d. eidgenöss. Gen.-Anwaltes üb. d. anarchist. Umtriebe in d. Schweiz, in: Bundesbl. III, 1885, S. 533-721;
    Zur Vereinheitlichung unseres Heerwesens, Vortrag, gehalten an d. Jahresverslg. d. kantonal-bern. Offiziersver., 1888;
    Revision d. Mil.artikel d. Bundesvfg., Rede im Nationalrat v. 5.5.1895, in: Stenograph. Bull., Nationalrat, 1895, S. 17-29;
    Notiz betr. meinen Verzicht auf d. Bundespräsidium f. 1919, in: Schweizer Mhh. f. Pol. u. Kultur I, 1921, S. 337 ff.

  • Literatur

    H. J. Andres, Bundesrat E. M., in: Helvetia 39, 1920, S. 53-58;
    E. Teucher, Unsere Bundesräte, 1944 (P);
    H. v. Greyerz, Nation u. Gesch. im bern. Denken, 1953, S. 222 ff.;
    B. Junker, Eidgenöss. Volksabstimmungen üb. Mil.fragen um 1910, Diss. Bern 1955;
    E. Gruner, Die Schweizer. Bundesverslg. 1848-1920, I, Biogrr., 1966, S. 204 f.;
    U. Altermatt (Hrsg.), Die Schweizer Bundesräte, Ein biogr. Lex., 1991, ²1992, S. 269 ff. (P);
    HBLS (P). – Zu Emma M.-Vogt: B. Traber, Bernerinnen, o. J., S. 87-89.

  • Porträts

    Bilderarchiv d. StA d. Kt. Bern.

  • Autor/in

    Peter Martig
  • Zitierweise

    Martig, Peter, "Müller, Eduard" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 357-358 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136655750.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA