Lebensdaten
erwähnt 1532, gestorben 1568
Sterbeort
Lindau im Bodensee
Beruf/Funktion
Faktor der Fugger
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 136222765 | OGND | VIAF: 80605217
Namensvarianten
  • Kurtz, Sebastian
  • Kurtz von Senftenau, Sebastian
  • Kurtz, Sebastian
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Zitierweise

Kurtz von Senftenau, Sebastian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136222765.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sigmund (Reichsadel 1536), in Feldkirch, dann in L., S d. Handelsherrn Ulrich in Feldkirch u. d. Ursula Wulffinger;
    M Elisabeth Habast aus L.;
    Magdalena Hien(d)lin;
    4 S, 1 T, u. a. Engelhard, kaiserl. Oberst u. Landeshauptm. in Krain, Jakob (s. Gen. 2), Philipp (s. Gen. 2), Carl (s. Gen. 2);
    E Ferdinand Sigmund (s. 2).

  • Biographie

    K. war der fähigste Faktor Anton Fuggers, doch weiß man verhältnismäßig wenig über seinen Lebenslauf. Wann er nach Augsburg kam, ist ebensowenig bekannt wie das Datum seines Eintritts in die Dienste des Fuggerschen Unternehmens. Anton Fugger schickte K. nach Spanien. Dort war er 1527 dabei, als Sebastian Cabot im Auftrag der span. Krone zu seiner Expedition ausfuhr, mit der er eine Durchfahrt vom Atlantik zum Pazifischen Ozean finden sollte. Beim Prozeß, der Cabot nach seiner Rückkehr 1530 gemacht wurde, erscheint K. als Zeuge. Um diese Zeit unternahm er eine Reise nach Yukatan, offenbar um die geschäftlichen Möglichkeiten zu erkunden, die sich für das Fuggersche Unternehmen in Neuspanien ergeben konnten.

    Für die nächsten Jahre fehlen die Spuren. Vermutlich hat Fugger die Sprachbegabung und die diplomatischen Fähigkeiten von K. jetzt schon so hoch eingeschätzt, daß er ihn als Vermittler zum Hofe Karls V. und dessen Bruders Ferdinand einsetzte. Wahrscheinlich weilte K. 1532 bei Karl in Regensburg, begleitete ihn auf der Weiterreise nach Wien zur Türkenabwehr und dann über die Alpen und war an den Asiento-Abschlüssen in Regensburg und Villach beteiligt. Die nächste sichere Spur ist das am 11. April 1536 in Rom konzipierte Dokument über die Erhebung von K.s Vater und dessen Brüder Simon und Heinrich in den rittermäßigen Adelsstand. Die Ausfertigung erfolgte wegen der Verdienste, die K. dem Kaiser und König Ferdinand „in unsern Italienischen, Frankreichischen vnd Hungarischen Kriegen, …, und schweren Handlungen …“ erwiesen habe. Nach der siegreichen Durchführung von Karls V. erstem afrikan. Unternehmen 1535 unterschrieb am 12.4.1536, einen Tag nach der Konzipierung der genannten Adelserhebung, in Rom der Fuggerfaktor Christoph Mülich einen Asiento mit dem Kaiser über 100 000 Dukaten. Die Verdienste von K. müssen hinter den Kulissen dieser Vorgänge gesucht werden. – Noch im selben Jahr und Anfang 1537 war K. in Breslau, um sich den Bergwerksangelegenheiten in Schlesien und der Slowakei zu widmen, dann war er in Spanien tätig, verhandelte mit Ferdinand in Prag und hielt sich seit dem Sommer 1538 für ein Jahr wieder in Spanien auf. Im Frühjahr 1540 holte er in Unteritalien Informationen ein über die Renten, die König Ferdinand dort zustanden, und über die in Unordnung geratenen Rechnungen des verstorbenen Faktors Christoph Vogel. Vor allem aber erkundete er die Bergbaumöglichkeiten in Kalabrien, zu denen Vogel Hoffnungen gemacht hatte, die sich nun zerschlugen. Der Prunk, den K. dabei entfaltete, machte auf seine Umgebung einen unangenehmen Eindruck. Die Nobilitierung seiner Familie war ihm offenbar zu Kopf gestiegen, selbst der „Kleidernarr“ Matthäus Schwarz, der Hauptbuchhalter Fuggers, kritisierte sein „hoffärtiges, eitles Wesen“.

    Auf dem Regensburger Reichstag 1541 verhandelte K. wieder über Kredite und die Lieferung von Kupfer zum Geschützguß, ebenso war er der Vermittler bei einem Asiento mit dem Kaiser, der im September in Speyer zustandekam. Auch die nächsten Spuren zeigen, daß ihn Fugger nicht wie andere Faktoren monate- und jahrelang an der selben Stelle verwandte, sondern jeweils da einsetzte, wo es um besonders Wichtiges ging. So weilte K. im Sommer 1542 wegen der Renten Kg. Ferdinands in Neapel, Anfang 1543 folgten Verhandlungen mit Granvella in Augsburg und Nürnberg. Von hier aus übersandte K. – ein kühner Schritt – dem Kaiser die sechs Bücher „De revolutionibus orbium coelestium“ des Kopernikus. Der nächste Auftrag führte nach Bibersburg b. Tyrnau (Slowakei), das Fugger von den Thurzo erworben hatte und dessen Inventar K. anfertigen mußte. 1544 ging er nach Speyer zum Reichstag, Anfang 1545 war er in Spanien, 1546 bei Kaiser Karl auf dem Regensburger Reichstag, anschließend, während des Donaufeldzuges und danach, weilte er im Gefolge des Kaisers. Nach den Ulmer Verhandlungen, die zur Kapitulation Augsburgs führten, zog 4/12 er mit|nach Mitteldeutschland und beobachtete die Ereignisse im Lager bei Mühlberg und Wittenberg. – Der nächste bedeutende Einsatz erfolgte 1552 während des Fürstenaufstands, als K. im Gefolge Karls und Fuggers von Innsbruck nach Kärnten reiste und mit Karls Finanzspezialisten Eraso die Bedingungen aushandelte, unter denen Fugger im Villacher Asiento vom 28. Mai 100 000 Dukaten und 300 000 Scudi bereitstellen sollte. Ergänzende Verhandlungen mit kaiserlichen Vertretern und genuesischen Bankiers folgten anschließend in der ligurischen Hauptstadt. Als K. im Okt. 1554 die Leitung der Fuggerschen Faktorei in Schwaz übernahm, wurde dies seine letzte größere Aufgabe, die ihm noch manchen Kummer bereiten sollte. Das Verhältnis Anton Fuggers zu Ferdinand, das nie so gut war wie das zu Karl V., erfuhr in den letzten Jahren Fuggers eine dramatische Verschlechterung. Das Verbot der Silberausfuhr ins Ausland suchte K. durch Vereinbarungen mit dem Schwazer Handelsmann Urban Mair, der seit 1556 die Fuggerschen Knappen mit Pfennwert belieferte, zu umgehen. Über Mair ging Silber nach Venedig, ein Geschäft, das Ferdinand Fugger anlastete. Doch dürfte K. der Hauptverantwortliche gewesen sein, der dabei möglicherweise mit seiner Toblacher Verwandtschaft zusammenarbeitete. Dort war ein Konrad Kurtz als Einnehmer tätig. Bevor sich die Dinge weiter zuspitzten, war K. in den Niederlanden „am span. und engl. Hof“. Es war offenbar eine Informationsreise, um Fugger einen realistischen Einblick in die Situation nach der Zahlungseinstellung Kg. Philipps im Jahre 1557 zu vermitteln. Gleichzeitig ging es um das Geschäft mit Quecksilber, dessen Preis seit der Einführung des Amalgamierungsverfahrens in Neuspanien stark anstieg. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die spanische Produktion durch einen Grubenbrand in Almadén 1550 stark beeinträchtigt worden war. Der Preisanstieg war einer der Umstände, die dazu führten, daß der Fuggersche Faktor am span. Hof, Christoph Hörmann, die Maestrazgopacht, zu der das Bergwerk von Almadén gehörte, 1562 erneuerte. Gleichzeitig gewann das Geschäft mit Idrianer Quecksilber auf Fuggerscher Seite erhöhtes Interesse. Über den günstigen Markt für Idrianer Quecksilber in Neuspanien berichtete K. dem Kaiser nach seiner Reise von Schwaz aus (30.8.1558). Die Idrianer Pacht, die zur Zeit in den Händen der Augsburger Herwart lag, ging im Okt. 1559 zu Ende, wurde jedoch um fünf Jahre verlängert. – 1559 schied K. aus den Diensten des Hauses Fugger aus, blieb aber weiter im Tiroler Bergbau tätig; eine der Gruben im Rattenberger Bezirk nannte sich „zum Kurz“. Am 17.1.1562 erwähnt Kaiser Ferdinand in einem Schreiben an den Landvogt in Schwaben, Georg Ilsung, daß er ihn im Dezember des vergangenen Jahres beauftragt habe, mit den Fuggern wegen des Verkaufs seiner „Neapolitanischen Einkommen“ zu verhandeln und hierbei mit K. Kontakt aufzunehmen.

    Über die privaten Verhältnisse von K. ist nur wenig bekannt. 1551 kaufte er von Friedrich Hundtpiss für 4 000 Gulden die bei Lindau gelegene Burg Senftenau, die ein Lehen des Damenstifts in Lindau war. Künftig nannte er sich K. von Senftenau. Am 17.4.1559 verlangte Kaiser Ferdinand, der sich damals in Augsburg aufhielt, von der oberösterr. Regierung in Innsbruck eine Stellungnahme zur Bitte von K., ihm die „Burg und Veste“ Senftenau, die er in der „Vogtei und Herrschaft Bregenz“ besaß, zu bestätigen.

  • Literatur

    K. Häbler, Die Gesch. d. Fuggerschen Handlung in Spanien, 1897;
    J. Toribio Medina, El veneciano Sebastián Caboto, 2 Bde., 1908;
    K. Wolfart, Kaiser Karl V. u. Lindau, 1910;
    H. J. Kirch, Die Fugger u. d. Schmalkald. Krieg, 1915;
    R. Ehrenberg, Das Za. d. Fugger I, ³1922;
    J. Strieder, Stud. z. Gesch. kapitalist. Organisationsformen, Monopole, Kartelle u. Aktiengesellschaften im MA u. zu Beginn d. Neuzeit, ²1925;
    K. H. Panhorst, Dtld. u. Amerika, Ein Rückblick auf d. Za. d. Entdeckungen u. d. ersten dt.-amerikan. Verbindungen unter bes. Beachtung d. Unternehmungen d. Fugger u. Welser, 1928;
    L. Scheuermann, Die Fugger als Montanindustrielle in Tirol u. Kärnten, 1929;
    A. O. Stolze, Der Sünfzen zu Lindau, 1956;
    N. Lieb, Die Fugger u. d. Kunst im Za. d. hohen Renaissance, 1958;
    R. Malsina u. M. Kusik, Urbare feudalnych Slovensku I, 1959;
    G. Frhr. v. Pölnitz, Der Asiento Karls V. v. 28. Mai 1552, in: HJb. 74, 1955;
    ders., Anton Fugger I-III, 1958-67;
    ders., Die Fugger, ²1970;
    E. E. Unger, Die Fugger in Hall i. T., 1967;
    R. Carande, Carlos V y sus banqueros (III), 1967;
    Th. G. Werner, Die Beteiligung d. Nürnberger Welser u. Augsburger Fugger an d. Eroberung d. Rio de la Plata u. d. Gründung v. Buenos Aires, 1967;
    H. Kellenbenz, Die Fuggersche Maestrazgopacht (1525–42), 1967;
    ders., The Role of the Great Upper German Families in Financing the Discoveries. in: Terrae Incognitae X, 1978

  • Autor/in

    Hermann Kellenbenz
  • Zitierweise

    Kellenbenz, Hermann, "Kurtz von Senftenau, Sebastian" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 327-328 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136222765.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA