Lebensdaten
gestorben nach 1498
Beruf/Funktion
Buchdrucker in Straßburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136216064 | OGND | VIAF: 85069603
Namensvarianten
  • Hußner, Georg
  • Husner, Georg
  • Hußner, Georg
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Husner, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136216064.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Husner: Georg H., Buchdrucker zu Straßburg im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts und nach Gutenberg's Heimkehr nach Mainz der Zeit nach der dritte bis jetzt bekannte straßburgische Drucker. Unter allen Städten, welche bald nach Erfindung der neuen Kunst durch ihre typographischen Meisterwerke zu großer Berühmtheit gelangten, nimmt diese alte Reichsstadt einen hervorragenden Platz ein, und bereits 30 Jahre später finden wir Straßburgs Ruf der Erfahrenheit in diesen Dingen so fest gegründet, daß Berufungen nach auswärts erfolgten. Zu dieser günstigen Entwickelung der Buchdruckern in dieser Stadt sowie überhaupt im Elsaß hatten mehrere Umstände beigetragen. Nicht nur war mit Beginn der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Papierbereitung in Straßburg in Aufschwung gekommen und das Drucken somit erleichtert, sondern es scheint auch der Handel mit Handschriften hier mehr als anderswo in Deutschland geblüht zu haben (vgl. Lauber, Diebold). Außerdem werden, wie anderswo zu Augsburg, Frankfurt, Nürnberg und Ulm die Brief- oder Kartenmaler schon frühe erwähnt und sie scheinen hier in solcher Zahl seßhaft gewesen zu sein, daß nach der Buchdruckerordnung vom 26. November 1502 (Straßb. Stadtarchiv) um diese Zeit die Buchdrucker beschuldigt werden, die Briefmaler in ihrem Gewerbe zu beeinträchtigen. „Die Anfertigung der Spielkarten aber hatte (Denis, Einleit. in die Bücherkunde, I. 95) mit der Technik beim Beginn der Buchdruckerei große Verwandtschaft. Für die Karten wurde die Zeichnung auf eine hölzerne Tafel gemacht und von sogenannten Formschneidern mit einem scharfen Eisen ausgearbeitet, dann bestrich man die Tafel mit Farbe, legte das angefeuchtete Kartenpapier darauf und fuhr mit einem hölzernen Reiber darüber hin und her, bis sich die Figur auf dem Papier abdruckte. Den Briefmalern lag schließlich ob, diese Abdrücke zu illuminiren.“ Und dieses Gewerbe der Briefmaler dauerte noch lange nach Erfindung des Druckes fort, ja es findet sich nicht nur ein Buch (Fid. Butsch Sohn, Catal. 141 [1880] Nr. 352) aus dem J. 1617 „Relation des verlauffs bey der Crönung ... Ertzhertzogen Ferdinands zu Oesterreich ...“, welches zu Augsburg „bey Georg Kreß, Brieffmaler bey Barfüsser Thor“ zu kaufen war, sondern sogar ein solches ebendaselbst aus dem J. 1681 (Weller, Annal., II. 455, Serapeum 1866, 247) „Abbildung der Kometen"; „bey Abraham Bach Briefmaler, Hauß vnd Laden auffm Creutz"; über die Litteratur der Spielkarten und Kartenspiele vgl. Serapeum 1852, 194—95. Zu den Buchdruckern aber, welche bereits zu Anfang der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts ihre Kunst in Straßburg ausübten, gehört wenige Jahre nach Mentelin und Eggestein auch Georg Husner oder Hußner, „civis urbis Argent.“, dessen Name durch fünf Drucke, die er theils allein, theils gemeinschaftlich mit einem anderen Drucker, Johann Bekenhub, „Clericus Moguntinus“ ausgehen ließ, in den typographischen Annalen vertreten ist. Da seine Wirksamkeit einen Zeitraum von 25 Jahren, die Jahre von 1473—98 umfaßt, so ist es wol möglich, daß noch einige anderweitige Drucke desselben in Bibliotheken verborgen liegen. Ueber das Geburts- und Sterbejahr Husner's, seine Heimath und Vorleben sowie seine socialen Verhältnisse in Straßburg fehlen alle Anhaltspunkte und selbst Schöpflin vermochte nichts hierher Gehöriges aus den städtischen Akten beizubringen. Dagegen fließen über Husner's Genossen Bekenhub oder Bekenhaub die freilich nicht mühelos aufzusuchenden anderweitigen Quellen reichlicher, und es wird nicht unangemessen sein, wenn wir diesem Drucker sowie seiner Thätigkeit als Schriftsteller eine eingehendere Erörterung widmen, als dies|in Bd. II S. 298 der Allg. Deutschen Biographie geschehen ist. Bekenhub führte ein sehr bewegtes Leben und war, wie er selbst öfters sagt, nicht nur ein Mainzer von Geburt, sondern führte auch, wie später Joh. Fischart, den Beinamen „Mentzer“. Er hatte, wie er in der Zueignungsschrift des 1491 von Anth. Koberger in Nürnberg gedruckten Commentars des Bonaventura über die Sentenzen des Petrus Lombardus meldet, acht Jahre in Heidelberg studirt. Der erste Theil dieses Werkes fängt mit einer Dedication des Herausgebers und Correctors Joh. Bekenhub an den Doctor Nicolaus Tinctoris an, den Bekenhub als einen gelehrten Disputator auf einem von den Franciskanern in Nürnberg gehaltenen Convente kennen gelernt hatte. Nachdem Bekenhub, aus welchem Grunde ist unbekannt, von H. sich getrennt hatte, treffen wir ihn im J. 1479 in Würzburg, wo er mit Stephan Dold und Jeorius Ryser (Reiser) im Auftrage des dortigen Bischofs ein Breviarium Dioec. Herbipol. druckte. Dies erhellt aus einem dem Buche Blatt 7 beigefügten „Privilegium Rudolphi Episcopi, Kiliani de Bidra, Praepositi et G. de Limpurg Decani datum Magistris ... et Joh. Bekenhub dicto Mentzer opus hoc imprimendi, in civitate Herbipolensi Anno ... die vicesimo mensis Septembris“. Georg Ryser arbeitete zuerst zu Eichstädt und scheint zum Drucke dieses Buches eigens nach Würzburg berufen worden zu sein, was dann die Veranlassung ward, daß er sich später ganz in dieser Stadt niederließ; im J. 1491 druckte er daselbst auch ein Missale Herbipolense (vgl. Ryser, Georg). Ueber Stephan Dold verlautet nichts weiteres; Panz., A. t. I. 459. Im J. 1484 finden wir Bekenhub in Bamberg in Gesellschaft des von Nürnberg dahin gegangenen Druckers Joh. Sensenschmid, wo er u. A. das Missale Ratisbonense besorgen half. Drei Jahre darauf ließ er sich (Gemeiner. Regensb. Stadtbiblioth. S. 132, 136; Pangkofer, Gesch. der Buchdruckerkunst in Regensb.; Kirchhoff, Gesch. des Buchhandels, I. 147) in Regensburg als Buchführer nieder und erhielt daselbst das Bürgerrecht, und endlich taucht er zum letzten Male 1489 zu Nürnberg bei Anth. Koberger auf, wo er bis 1491, wie wir sehen, bei der Herausgabe verschiedener Schriften als Corrector und Editor Verwendung fand, obgleich Zeltner in seiner bekannten Centuria Correctorum seiner nicht gedenkt. Als Corrector der Koberger’schen Officin hatte er auch dessen Druck: Petri Berchorii dictionarius, Fol., ein homiletisches Lexikon, das den Predigern jener Zeit gute Dienste mag geleistet haben (vgl. Clement, Bibl. cur. III, 155), mit einer Vorrede versehen. Als Schriftsteller endlich verfaßte er, nach Denis, Suppl. II, 701, ein ähnliches Werk: „Dictionarium Praedicatorum“, 1489: dem Drucke geht ein Brief desselben an den Leser voraus, welcher schließt: „Vale ex officina impressoria Anthonij Koberger ... 1489 mensis februarii die quarto“. Von seinen ferneren Schicksalen wird wol schwerlich etwas ausfindig gemacht werden können. In Straßburg erscheint er zuerst 1473 gemeinschaftlich mit H. als Drucker und beide nennen sich in der Schlußanzeige ihrer ersten Arbeit „factores“, d. h. Buchdrucker. Daß Bekenhub aber als „Clericus“ an diesem und an einem anderen Werke, die er mit H. zu Straßburg druckte, Theil hatte, darf nicht wundern, weil es damals nichts ungewöhnliches war, daß Geistliche mit der Buchdruckerei selbst oder in deren Officinen, wie auch heute noch, als Correctores oder Editores sich beschäftigten. Und nicht blos in Deutschland galt diese Sitte, sondern auch außerhalb und namentlich in Italien, vgl. hierüber den Art. Riessinger, Sixtus. Die zwei ersten gemeinschaftlich besorgten Drucke in Groß-Folio, welchen Formates die ersten straßburgischen Drucker, vor allem Mentelin, vorzugsweise sich bedienten, sind: „Guilielmi Duranti Speculum judiciale“, dessen Schluß wir gekürzt hierher setzen: „Opus ... non calamo ut prisci quidem nec penne tractu quo ipsi fruimur. Verum ex sculptis ere litteris diuino suggesta spiramine imprimendi arte transpictum ...consummatum est ... factoribus Jeorio Hussner ciui imbi. et Johanne Bekenhub clerico Moguntino anno domini MCCCCLXXIII. Mensis novembris die XXII.“ Der Vorname des Husner „Jeorius“ anstatt Georgius ist hier nicht Druckfehler, denn er begegnet in dieser Form auch bei anderen gleichzeitigen Druckern (vgl. auch oben Ryser) und in einem anderen sogleich zu erwähnenden Buche nennt er sich nochmals Jeorius, woraus ältere Bibliographen, z. B. Orlandus, Marchand und Schwarz seltsamer Weise „Leorius“ und Geßner in seiner Buchdruckerkunst III, 398 sogar „Leotin“ gemacht haben, und was den Ausdruck „factoribus“ anbelangt, so ist nicht entfernt an einen heutigen Tags in den Druckereien gewöhnlichen Factor zu denken, es ist ein in der ersten Zeit für impressor oder typographus übliches Wort und durchaus nicht ungewöhnlich, denn so schrieb sich auch Peter Drach zu Speyer 1482, Nicol. Wensler zu Basel 1493, A. Koberger zu Nürnberg 1494 u. a. m.; vgl. auch Strobel, Miscell. I, 143. „Joa. Andreae Addiciones speculi judicialis“, beide Erzeugnisse, wie auch die nachfolgenden, mit gothischen Buchstaben gedruckt, zwar numerirt, jedoch ohne Custoden und Signaturen. Das dritte Werk in noch größerem Formate als die beiden ersten druckte nebst den noch folgenden H. allein, und dieses führt den Titel: „Hugonis de Prato Florido Sermones dominicales ... per providum virum Jeorium husner civem ejusdem famose civitatis impressorem ... 1476. die martis qui fuit tercia ydus Junii“. Wie des Wortes factor bedienten sich die Drucker des 15. und noch im Anfange des 16. Jahrhunderts in ihren Unterschriften häufig auch der Prädikate „providus", „prudens", „discretus“, „Magister“ oder der deutschen „Meyster“, „erbar“ u. a. Im J. 1479 folgte: „Jacobi de Vorgine historia lombardica s. Legenda Sanctorum“ und endlich 1498, sonach nach einem Intervallum von 18 Jahren: „Tractatus contra vitia“. Zu diesen fünf Werken werden übrigens von einigen Bibliographen noch 17 weitere Drucke in Fol. der Husner-Bekenhub’schen Presse, alle o. O., J. u. N. des Druckers (Panz., A. typogr. I, 86—89) zugeschrieben, theils der Aehnlichkeit der Typen wegen, theils weil nicht wohl anzunehmen ist, daß die Werkstätte so lange Zeit hindurch unthätig gewesen sei. Darunter befinden sich u. A. Joa. Boccacio, de charis mulieribus, Nicolai de Lyra, Moralia super totam Bibliam, Albr. de Eyb, Margarita poetica und der sogen. „Mammotrectus“ (vgl. Christgau, Comm. lit. de Mammotr. und Baumgarten, Nachr. v. e. hall. Bibl. VI. 293). Nach 1498 verschwindet Husner's Name (Schöpflin. Vindic., p. 49, 50, 62, 102—3. Denis, Suppl. (Index). Panzer, Ann. typ., I. 21, 22, 62, 86 bis 88. Hain 2085. Serapeum 1862, 127. Ledeboer, Not. bibliogr., p. 122 s.).

  • Autor/in

    J. Franck.
  • Zitierweise

    Franck, Jakob, "Husner, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 13 (1881), S. 456-458 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136216064.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA