Lebensdaten
1800 – 1857
Geburtsort
Linz/Donau
Sterbeort
Linz/Donau
Beruf/Funktion
Textilindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13619284X | OGND | VIAF: 80579829
Namensvarianten
  • Dierzer von Traunthal, Josef von
  • Dierzer, Josef (bis 1851)
  • Dierzer, Josef von
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Zitierweise

Dierzer, Josef von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13619284X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Nep. D. (1763–1822), Schafwollzeugfabrikant in Linz, S des Thomas (1734–93), Wollzeugweber aus der Rheinpfalz, u. der Eva Maria Ziegler aus Linzer Bürgerfamilie;
    M Anna Therese (1775–1839), T des Andreas Oßberger (1740–1826), Bürger in Schenkenfelden (Mühlviertel), u. der Kath. Schönauer;
    1828 Cäcilie (1808–96), T des Dionysius Führlinger, Textilfabrikant u. Kaufm. in Oberneukirchen (Mühlviertel);
    4 S, 5 T, u.a. (als Nachf. der Eltern) Josef (1837–1900), 1869 Mitbegründer der Bank für Österr. u. Salzburg u. der Kremstalbahn, Emil (1844–1904), Mitbegründer des Portland-Zementwerkes Kirchdorf b. Linz, maßgeblicher Initiator zum Ausbau des oberösterr. Eisenbahnnetzes, LandeshauptmannStellv. v. OberÖsterr., Reichsratsabgeordneter, Präs. der Handels- u. Gewerbekammer Linz.

  • Biographie

    D. übernahm nach fachlicher Ausbildung im In- und Ausland 1822 die väterliche kaiserlich privilegierte „Schafwollzeugfabrik“ in Linz und baute sie zu einem für die damalige Zeit beachtlichen Unternehmen mit weitreichenden Handelsbeziehungen aus. Von ihm ging die Initiative aus, in Traunkirchen im Salzkammergut eine Webereifachschule zu gründen, um die Notlage der Bevölkerung, die infolge des Geschäftsrückganges der Salinen unter Arbeitslosigkeit litt, zu lindern. 1832 faßte D. den Plan, die in Österreich bis dahin noch wenig bekannte Kammgarnspinnerei einzuführen. Auf Wunsch und im Einvernehmen mit der Landesregierung errichtete er die neue Fabrik „Theresienthal“ in dem damaligen Notstandsgebiet des Salinenwesens im Trauntal bei Gmunden. Der verkehrsungünstig gelegene Standort brachte für D. große finanzielle Opfer mit sich, doch nahm das Unternehmen unter seiner Leitung bald einen großen Aufschwung, welcher der gesamten Bevölkerung zugute kam. Binnen kurzem wurde die umliegende Gegend von Zeitgenossen als wohlhabend bezeichnet. 1833 beschäftigte die Fabrik bereits 400 Arbeiter, durch Vergebung von Heimarbeiten erhöhte sich diese Zahl zeitweise auf 1000 Personen. 1840 gründete D. ferner in Linz-Kleinmünchen eine Teppichfabrik, welche viele Arbeiter der im gleichen Jahr stillgelegten Teppicherzeugung der staatlichen Linzer Wollenzeugmanufactur übernahm und der später noch eine Baumwollspinnerei angegliedert wurde. Auch bei der Gründung der 1851 errichteten Lambacher Flachsspinnerei AG in Lambach, an der D. maßgeblich beteiligt war, spielten soziale Momente eine entscheidende Rolle (Sanierung der Mühlviertler Leinenweberei durch Belieferung mit billigen Garnen). Im Revolutionsjahr 1848 wurde D. in das Landes-Verordnetenkollegium berufen und 1851 zum ersten Präsidenten der neuerrichteten „Handels- und Gewerbekammer für das Erzherzogtum Österreich ob der Enns“ gewählt. In dieser Eigenschaft war er bis zu seinem Lebensende als erfolgreicher Anwalt der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Oberösterreichs tätig. Auf Grund seines Ansehens und seiner Objektivität betraute ihn in der Periode des Neuabsolutismus der Statthalter 1854 mit der provisorischen Führung der Bürgermeisterstelle der oberösterreichischen Landeshauptstadt. 1856 mußte er aus gesundheitlichen Gründen dieses Amt niederlegen. D. erwarb sich außerdem als Mitbegründer und erster Vizepräsident der Linzer Allgemeinen Sparkasse, als Direktor der Filial-Eskomte-Anstalt in Linz sowie als Förderer zahlreicher kultureller und humanitärer Institutionen um das Allgemeinwohl des Landes bleibende Verdienste. Er hinterließ seinen Erben 5 Unternehmen mit insgesamt etwa 1800 Arbeitskräften. - Cäcilie D. übernahm die Leitung des Dierzer-Konzerns und führte mit beispielgebender Tatkraft lange Zeit allein und später mit Hilfe ihrer Söhne die von ihrem Gatten gegründeten Unternehmungen zu weiterem Aufstieg. Für ihre Verdienste um die Wirtschaft sowie insbesondere für ihr karitatives Wirken wurde ihr als erster Frau in Österreich das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen.

  • Literatur

    R. v. Förster-Streffleur, Die Förster, Streffleur u. D., Wien 1940 (Privatdruck);
    Eine soziale Tat in Oberdonau vor 100 J., in: Tagespost v. 31.7.1943;
    F. Pisecky, 100 J. oberösterr. Handelskammer, Linz 1951;
    V. Kotzina (Hrsg.), Wschft.gesch. d. Landes Oberösterreich II: E. M. Meixner, Männer, Mächte, Betriebe, Salzburg 1952, bes. S. 29-33 (P, auch v. Cäcilie D.);
    G. Grüll, Das Linzer Bgm.-Buch, Linz 1953.

  • Porträts

    Gem. (auch v. Cäcilie D.) im Bes. v. Jenny D., Linz.

  • Autor/in

    Vinzenz Kotzina
  • Zitierweise

    Kotzina, Vinzenz, "Dierzer, Josef von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 657-658 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13619284X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA