Lebensdaten
1814 – 1872
Geburtsort
Dittersbach bei Friedland (Böhmen)
Sterbeort
Neustadtl (seit 1901: Neustadt an der Tafelfichte, Böhmen)
Beruf/Funktion
Textilindustrieller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 136054072 | OGND | VIAF: 80463511
Namensvarianten
  • Klinger, Ignaz

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Zitierweise

Klinger, Ignaz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd136054072.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Josef (1777–1855), Hauswebermeister, dann Weberei-Unternehmer, S d. Hauswebers Joh. Anton u. d. Veronica Pohl;
    M Maria Theresia (1783–1841), T d. Webers u. Feldgärtners Franz Ignaz Neumann in D. u. d. Klara Schaffer;
    Neustadtl 1842 Antonie (1819–82), T d. Bäckermeisters Joh. Anton Effenberger u. d. Catharina Unke;
    3 S, 6 T, u. a. Oskar Frhr. v. K. (österr. Adel 1898, Frhr. 1908, 1844-1927), Franz Edmund (1850–83), Ottomar Frhr. K. v. Klingerstorff (österr. Adel 1898, Frhr. 1908, 1852-1918), alle Textilindustrielle.

  • Biographie

    K. erlernte bei seinem Vater die Leinenweberei. Um 1835 leitete er in Friedland einen Zweigbetrieb der Neustadtler Webefaktorei C. E. Blumrich. Als dieser aufgelöst wurde, ermutigten Garnhändler K., sich selbständig zu machen und boten ihm Kredite an. 1839 gründete dieser in Neustadtl eine eigene Firma, die zunächst Handel trieb und dann mit der Erzeugung von Rohgewebe begann. Nach einigen Jahren verlegte K. sich auf die Herstellung von feineren Geweben wie Chaly, Batiste, Orleans, Mohäre, Kaschmire und Tibets. Die Rohware ließ er unter anderem von Firmen in Lörrach und Gera ausrüsten und aufbereiten. Die per Wiedereinfuhr zurückgekommene Ware verkaufte er an Wiener Wolldruckereien sowie an Betriebe in Kosmanos, Liebenau, Reichenberg, Böhmisch Aicha, Pribram und Prag. Um das Jahr 1844 beschäftigte K. 700 Hausweber, 1850 bereits 1 500. 1862 erbaute er in Neustadtl eine Weberei mit 500 Regulator- und Jacquard-Webstühlen. 1868 wurde der Betrieb erweitert; die ersten 50 mechanischen Webstühle wurden aufgestellt, 1869 weitere 100. Seinen älteren Brüdern, die er anfangs beschäftigt hatte, errichtete K. eine Weberei in Dittersbach.

    Nach K.s Tod übernahmen die Söhne Oskar, Franz Edmund und Ottomar die Leitung des Unternehmens. Die Herstellung von Kammgarn-Kleiderstoffen wurde aufgenommen. 1878 wurde eine Färberei erbaut, 1881 in Jungbunzlau eine mechanische Weberei gekauft und dort 1886 eine Spinnerei erbaut, schließlich 1888 in Prato (Italien) eine mechanische Weberei mit 1 000 Webstühlen errichtet. Vor dem 1. Weltkrieg hatte die Firma zuletzt 5 000 Beschäftigte, für die bemerkenswerte Sozialleistungen erbracht wurden. Niederlassungen bestanden in Brunn, Budapest, Prag, Wien, Hamburg, Paris, Mailand, Neapel, Alexandrien, Konstantinopel und New York. Nach dem Ausscheiden von K.s Söhnen wurden die Werke noch kurze Zeit von Angehörigen einer 3. Generation der Familie geleitet. Zwischen 1918 und 1931 wurden sie dann samt dem Firmennamen „Ignaz Klinger“ verkauft, unter dem sie bis 1945 bekannt blieben.

  • Literatur

    Die Großindustrie Österreichs IV, 1898, S. 157-62;
    Die Großindustrie Österreichs II, 1908, S. 73 f., 116;
    A. L. Hickmann, Verz. d. österr. Baumwollspinnereien, 1901;
    R. Eder, Die wirtsch. Entwicklung d. Stadt Neustadt a. d. Tafelfichte, in: Mitt. d. Ver. f. Heimatkde. d. Jeschken-Iser-Gaues 4, 1910, S. 61-78, 6, 1912, S. 191 f., 21, 1927, S. 140, 207;
    F. Hantschel, Biogrr. dt. Industrieller aus Böhmen (1920), S. 32 f.;
    Industrie-Compaß, 1925, S. 1552;
    Sudetendt. Industrie-Compaß, 1938, S. 406.

  • Autor/in

    Erhard Marschner
  • Zitierweise

    Marschner, Erhard, "Klinger, Ignaz" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 90 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd136054072.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA