Lebensdaten
um 1460 – 1521
Geburtsort
(Lübeck?)
Sterbeort
Lübeck
Beruf/Funktion
Bildschnitzer in Lübeck
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 135948983 | OGND | VIAF: 305410857
Namensvarianten
  • van der Heide, Henning
  • Heyde, Henning van der
  • van der Heyde, Henning
  • mehr

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Zitierweise

Heide, Henning van der, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135948983.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Lübeck 1485 N. N.;
    3 S, 1 T, u. a. Henning ( 1541), Bildschnitzer.

  • Biographie

    H. läßt sich seit seiner Heirat in Lübeck nachweisen. 1487 erwarb er dort ein Haus in der Königstraße, 1513 war er Ältermann des Lübecker Maleramtes, dem auch die Bildschnitzer angehörten. 1519 überließ er die Werkstatt seinem ältesten Sohn Henning. 1521 wurde sein Testament verlesen. Für einen Handwerker ungewöhnlich vermögend, konnte er jedem seiner drei Söhne ein Haus vermachen.

    In seinen Anfängen war H. der Kunst Bernt Notkes, seines vermutlichen Lehrmeisters, eng verbunden, doch gingen schon seine frühen Arbeiten in ihrem ausgeprägteren Realismus über dessen Ziele hinaus. H.s Figuren scheinen auf den ersten Blick durch ihr mildes gelassenes Wesen gekennzeichnet zu sein. Tatsächlich aber brachte sein unmittelbar ansprechender Realismus seine Gestalten auch in die Nähe der gewaltsameren Schöpfungen Notkes. So galten fast alle Frühwerke H.s einmal als Arbeiten seines großen Vorgängers, der Hieronymus in Vadstena wie der Altar in Rytterne, der Kruzifixus der Storkyrkan in Stockholm (ehemals in der Kapelle bei Sankt Nicolai, Stockholm) wie die Pieta des Sankt Annen-Museums in Lübeck. Nur der Stephanus in Skara wurde bisher noch nie Notke zugeschrieben.

    Mit dem Johannes in Roskilde und dem 1496 gelieferten Fronleichnamsaltar (Sankt Annen-Museum, Lübeck) wandte sich H. einer mehr formelhaft gebundenen Kunst zu. Für den Fronleichnamsaltar schnitzte er selbst nur das Relief des Mittelschreines, die Messe des heiligen Gregor, und auch dabei überließ er noch manchen Handgriff seinen Gesellen. H. wußte offenbar seine Werkstatt besonders geschickt und gewinnbringend zu organisieren, doch konnte er bei so ausgedehnter Gesellenhilfe nur selten seine künstlerischen Vorstellungen unbeeinträchtigt verwirklichen.

    Nach der Jahrhundertwende verlieh H. seinen noch immer spröden Formen größere Einfachheit und ruhigen Fluß. Sein Hauptwerk, die Sankt Jürgengruppe von 1505 im Sankt Annen-Museum, ist nur in verstümmelter Form erhalten. Außer der ursprünglichen Bemalung gingen der umfangreiche Unterbau und der Drachen verloren, doch gibt der Stockholmer Sankt Jürgen Notkes einen Anhalt für die ursprüngliche Konzeption. Von der zeichenhaften Macht der Stockholmer Gruppe verspüren wir in dem Sankt Jürgen des Sankt Annen-Museums nichts mehr, dafür gewann bei H. die Darstellung in der natürlichen Selbstsicherheit des jugendlichen Ritters eine neue, allein aus dem Wesen des Menschen abgeleitete Würde. Höchstes gelang H. noch einmal in dem Johannes der Lübecker Marienkirche. Diese überlebensgroße Figur (um 1510) scheint so vollkommen durchflutet zu sein von feierlich frommer Regung, daß noch ihre Milde zu einer geistigen Macht wird. Eine solche stille Größe weisen auch das in Bronze gegossene Grabmal der Sophia von Mecklenburg ( 1504) in Sankt Marien zu Wismar (nur im Modell von H.) und ein Kruzifixus in Brenninge als Arbeiten des Werkstattleiters aus. H. kam in diesen späten Arbeiten den Zielen der italienischen Renaissance näher als sonst ein Bildschnitzer Norddeutschlands, obwohl es keinen Hinweis gibt, daß er auch italienische Kunstwerke gekannt hat.

  • Literatur

    F. Bruns, Die St. Jürgen-Gruppe d. Lübecker Mus., in: Zs. d. Ver. f. Lübeck. Gesch. u. Altertumskde. 15, 1913, S. 213 ff.;
    W. Paatz, Bernt Notke u. s. Kreis, 1939 (L);
    af Ugglas, Ett mästerwerk, in: Fornvännen, Stockholm 1943, S. 201 ff.;
    R. Norberg, Johannesfatet från Norrby, Immaculatamästeren, H. v. d. H. och Bernt Notke, ebd. 1953, S. 84 ff.;
    S. Karling, Medeltida träskulp tur i Estland, Göteborg 1946, S. 193 ff.;
    E. Forssmann, Medeltida Träskulptur från Västmanland, in: Västmanlands Fornminneföreningsarsskrift 41, Vesterås, S. 5 ff.;
    M. Hasse, Lübeck St. Annen-Mus., Die sakralen Werke d. MA, 1964;
    ders., Lübecker Maler u. Bildschnitzer um 1500, H. v. d. H., in: Nd.dt. Btrr. z. Kunstgesch. 3, 1964, S. 296 ff.;
    ThB (unter Heyde).

  • Autor/in

    Max Hasse
  • Zitierweise

    Hasse, Max, "Heide, Henning van der" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 239-240 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135948983.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA