Lebensdaten
erwähnt vor 1520 oder 1526 , gestorben 1530
Geburtsort
Wildeshausen (Oldenburg)
Sterbeort
Emden
Beruf/Funktion
Reformator Ostfrieslands
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 135746566 | OGND | VIAF: 55372082
Namensvarianten
  • vam Dare, Jürgen
  • von der Deure, Georgius
  • van der Dare, Jurien
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Zitierweise

Aportanus, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135746566.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    S Johann Dare ( 1584), Prediger in Kanum.

  • Biographie

    A. ist der theologische Reformator Ostfrieslands. Er stammte vermutlich aus alteingesessener Ratsfamilie Wildeshausens, empfing seine Ausbildung im Haus der Brüder vom gemeinsamen Leben in Zwolle und war Lehrer an der dortigen Stadtschule. Graf Edzard der Große von Ostfriesland berief ihn (vor 1520) nach Emden als Erzieher seiner drei Söhne. A. wandte sich der evangelischen Lehre zu und trat spätestens Anfang der zwanziger Jahre auch öffentlich für sie ein, nachdem er sich auf Anraten seiner Freunde zum Priester an der Großen Kirche hatte weihen lassen. Hier predigte er mit so großem Erfolg, daß ihm die Anhänger der alten Kirche die Kanzel seiner Kirche verboten. Darauf predigte er vor der Stadt im Freien, bis die Bürgerschaft seine Rückkehr in die Stadt erzwang. 1526 verteidigte er seine Stellung gegen den Dominikanerprior Laurens Laurensen aus Groningen auf einem Religionsgespräch, das Junker Ulrich von Dornum in der Pfarrkirche zu Oldersum veranstaltet hatte, und über das der letztere Bericht gab in der zu Wittenberg 1526 gedruckten „Disputation to Oldersum …“ Unter dem Einfluß der aus den Niederlanden und der Schweiz verbreiteten, von Luthers Gedanken stark abweichenden Anschauungen über das Abendmahlssakrament schrieb er 1526 „Hovet articelen des hylligen Sacramentes brodes vnde vlesches Jesu Christi …“ Über diesem Dogma kam es bald nach dem Tode Edzards (1528) unter seinem Nachfolger, dem Grafen Enno, in Ostfriesland zu heftigen Streitigkeiten, die der Anlaß waren zur Herausgabe der ersten ostfriesischen Bekenntnisschrift, der „Summa vnde bekenninghe Christlicker leer der predicanten In Oostfrieslandt“, als deren Verfasser A. anzusprechen ist, einem „interessanten Zeugnis der Fernwirkung des reinen Zwinglianismus“.

  • Werke

    Hovet articelen u. Summa, abgedr. b. E. Meiners, Oostvrieschlandts kerkelyke Geschiedenisse, Bd. 1, Groningen 1738, S. 53-64, 114-23, 479-574;
    Summa, in: E. F. K. Müllers, Bekenntnisschrr. d. ref. Kirche, 1903, S. 930-35.

  • Literatur

    ADB IV (unter Dare);
    F. Ritter, Zur Gesch. d. ostfries. Reformators G. A., in: Jb. d. Ges. f. bildende Kunst u. vaterländ. Altertümer z. Emden 18, 1911, S. 142-56;
    E. Kochs, Die Anfänge d. ostfries. Ref., in: Emder Jb. 19, 1916-18, S. 109-273, 20, 1920, S. 1-125;
    H. Reimers, Die Gestaltung d. Ref. in Ostfriesland, 1917, S. 12-16.

  • Autor/in

    Walter Hollweg
  • Zitierweise

    Hollweg, Walter, "Aportanus, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 328 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135746566.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dare: Jurien van der D. (Deure), bekannter bei seinem latinisirten Namen Georgius Aportanus, 1530. Vielleicht zu Zwolle geboren, erhielt er dort bei den Brüdern des gemeinen Lebens seine Erziehung. Nachdem er sich den Magistertitel erworben und eine Zeitlang als Conrector der lateinischen Schule zu Zwolle fungirt, trug ihm 1518 Graf Edzard von Ost-Friesland die Erziehung seiner Kinder auf. Sein humanistisches Streben neigte sich damals schon der Reformation zu. Bald zog er das geistliche Kleid an, um das Evangelium öffentlich predigen zu können. Graf Edzard, der selbst die Angriffe Luther's wider den Ablaß gebilligt hatte und insgeheim den reformatorischen Bestrebungen günstig war, schickte ihn nach Emden. Kaum aber fing er zu predigen an, als der römische Clerus ihm die Kanzel verbot, weshalb er in der Nähe Emdens seine Predigten auf freiem Felde fortsetzte, dabei von Graf Edzard beschützt. Der Zulauf war groß. Das Volk, dessen Liebe er bald gewann, führte ihn nach kurzer Zeit nach der Hauptkirche zurück und von nun an war er Emdens hochgeehrter Hauptprediger. Mit großer Klugheit bekämpfte er das opus operatum, bemühte sich das Abendmahl in seiner ursprünglichen Gestalt herzustellen und verdrängte ohne Gewaltthätigkeiten die Katholiken, welche an dem alten Glauben festhielten. Seit 1524 konnte er, unterstützt von dem ihm beigegebenen Collegen Hermann Henrici, seinem Werke ungestört obliegen. Als aber der Dominicanerprior Laurentius aus Gröningen nach Ost-Friesland kam, um durch öffentliche Predigt die weitere Ausbreitung der Reformation zu hindern, trat D. ihm in einer Disputation zu Oldersum 1526 siegreich entgegen. Auch an dem Religionsgespräche zu Norden 1527, das mit des Dominicaners Heinrich van Rees Austritt aus der katholischen Kirche endete, nahm er Theil. Kräftig stellte er sich ebenso dem Melchior Hofmann und seinen Wiedertäufern entgegen, als ihr Auftreten zu Emden 1528 die Reformationssache ernsthaft bedrohte, und als D. im Herbste 1530 starb, war die evangelische Lehre für immer in Ost-Friesland begründet. — Seine theologische Auffassung war unbedingt dem Zwingli zugeneigt, was aus dem von ihm verfaßten Glaubensbekenntnisse für Ost-Friesland vom Jahre 1528 deutlich erhellt, wie auch aus seiner Zustimmung zu den Marburger Artikeln, besonders aber in der Bittschrift hervortrat, welche er und seine Collegen im Januar 1530 dem Grafen Enno überreichten, als sie von den strengeren Lutherischen in Betreff der Abendmahlslehre der Heterodoxie verdächtigt wurden. Auch sein Testament, das ein kurzes Glaubensbekenntniß enthält, wie auch das schon 1526 entworfene „Sommier seiner Lehre in 48 Artikeln“ (abgedruckt bei Meiners, Oost-Vriesl. Kerkel. gesch. I. p. 114 ss.) läßt keinen Zweifel über seinen theologischen Standpunkt. Ein Buch vom Abendmahl, 1528 zu Emden von ihm herausgegeben, scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Ebenso fehlen weitere Nachrichten über seine Heirath. Er hinterließ einen Sohn Johann, der Prediger zu Kanum war und 1584 starb.

    • Literatur

      Van der Aa, Biogr. Woordb.; J. G. de Hoop Scheffer, Studien en Bydr. voor kerkhist. Theol. I. p. 30, 426.

  • Autor/in

    van Slee.
  • Zitierweise

    Slee, Jacob Cornelis van, "Aportanus, Georg" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 757 unter Dare [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135746566.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA