Lebensdaten
1810 – 1863
Geburtsort
Klein-Schwechat bei Wien
Sterbeort
Klein-Schwechat
Beruf/Funktion
Brauereiindustrieller ; österreichischer Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 135718201 | OGND | VIAF: 38140825
Namensvarianten
  • Dreher, Anton

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Zitierweise

Dreher, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135718201.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz Ant. (1736–1820), Brauer, kam mit dem „Großen Schwabenzug“ um 1760 nach Wien, erwarb 1798 das Brauhaus in Klein-Schwechat und pachtete 1803 dazu das Brauhaus in der Leopoldstadt, S des Franz Anton (1689–1743), Kronenwirt in Pfullendorf b. Überlingen;
    M Kath. Widter (1786–1864), Müllerstochter von der Speichmühle in Petersdorf ( 2) N. N.);
    Schw Klara (1806–75, Franz A. Aich, 1803–75, aus bekannter Braumeisterfamilie von Tyrnau, bed. Dir. der Schwechater Brauerei);
    1) 1836 Anna Wisgrill (1816–1841), Schiffmeisters- u. Gutsbesitzerstochter aus Krems, 2) Anna (1824–84), T des thurn- u. taxisschen Beamten Hersfeld in Regensburg;
    K, u. a. S aus 2) Anton (1849–1921, Katharina, T des Brauherrn Meichl von Simmering), nach Besuch des Polytechnikums Zürich seit 1870 Leiter des väterlichen Unternehmens, das nun auch Bier nach Übersee exportierte, vollzog 1913 Zusammenschluß mit der Brauereien von Mautner-Markhof zu den „Vereinigten Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering-D., Mautner, Meichl AG“, Landtagsabgeordneter v. Niederösterr., 1902 lebenslanges Mitgl. des österr. Herrenhauses, lehnte Nobilitierung ab, bekannter Rennstallbesitzer (s. ÖBL).

  • Biographie

    D. besuchte das Löwenburgische Piaristenkonvikt, lernte in der Brauerei Meichl in Simmering, unternahm eine Studienreise durch Deutschland, England und Schottland und löste 1836 seiner Mutter mit Hilfe des Heiratsgutes seiner ersten Frau die Brauerei ab. Hier führte er als erster Brauer des europäischen Kontinents das englische Mälzungsverfahren ein. Er begründet dadurch die kalte und langsame „Wiener Mälzerei“, „welche anerkannt das beste Resultat liefert“, und schuf damit unter gleichzeitiger Anwendung der aus Bayern stammenden Untergärung und einer erstmals im großen Maßstab gehandhabten Verwendung von Natureis zur Kellerkühlung die Grundlage der heutigen Erzeugnisweise im hellen Wiener Biertyp, welcher Vorbild zur Entwicklung und Herstellung fast aller hellen Biere geworden ist, wie sie in Österreich und Deutschland sowie auf der ganzen Welt üblich sind. D. wurde so zum Schöpfer des heute vorherrschenden hellen untergärigen Lagerbieres und damit zum Begründer der modernen Lagerbierbrauerei. In Österreich-Ungarn begründete D. die Braugroßindustrie, indem er seine Brauerei Schwechat zu einer technisch führenden und in kurzer Frist und für lange Zeit zur größten Brauerei der Welt|erhob. 1842 legte er große Lagerkeller an, 1850 stellte er als erste österreichische Brauerei eine Dampfmaschine auf. 1860 erzeugte er bereits 800 000 hl Bier. Seit 1859 besaß er die Herrschaft Michelob bei Saaz mit großem Brauhaus und den besten Hopfengründen Böhmens. 1862 erwarb er die Brauerei Steinbruch bei Budapest und erhielt den 1. Preis auf der Londoner Weltausstellung. D. war seit 1861 Landtags- und Reichstagsabgeordneter. Sein nachgelassenes Vermögen wurde auf 10 Millionen Gulden geschätzt. – Die Schwechater Brauerei beschäftigte 1868 350 Brauburschen und etwa 250 Fuhrknechte und Taglöhner. „Schwechater Lager“ ging als Exportbier schon damals bis nach Holland. 1869 kam noch eine Brauerei in Triest hinzu, wodurch „Birra Dreher“ ein Begriff an der gesamten Adriaküste wurde.

  • Literatur

    ADB V;
    V. Prausek, Die Bierbrauerei D.s in Schwechat, in: Bll. d. Ver. f. Landeskde. v. Nd.-österr. 4, 1868, S. 15;
    K. Wieder, Der Bierbrauer A. D. u. s. Geschl., in: Monatsbl. „Adler“, 6. Jg., 1944, S. 71-90;
    J. Promintzer, 300 J. Brauhaus Schwechat, 1932 (P auch f. S Ant.);
    Wurzbach;
    ÖBL. – Qu.: J. Ableidinger, Aufzeichnungen üb. d. Brauerei D. (Nd.österr. Landesarchiv, Wien, Zunftarchiv).

  • Autor/in

    Josef Promintzer , Gustav Otruba
  • Zitierweise

    Promintzer, Josef; Otruba, Gustav, "Dreher, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 107-108 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135718201.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Dreher: Anton D., Brauherr und Volksvertreter, geb. zu Wien 7. Juni 1810, 26. Dec. 1863, lernte nach absolvirtem Gymnasium die Brauerei in Simmering nächst Wien, bei Barclay und Perkins in London und bei Sedlmayr in München, indem er alle Stadien der Biererzeugung als einfacher Arbeiter durchübte. 1836 zurückgekehrt, hob er das vom Vater ererbte, seit 1632 bestehende, aber durch die Ungunst der Zeiten stark gesunkene Braugeschäft in Klein-Schwechat in kurzer Zeit zu ungewohnter Höhe, indem er den nur 2000 fl. Baargeld betragenden Rest seines Vermögens zum Ankauf der besten Rohstoffe verwendete, mit denen er durch stete Beobachtung der chemischen Vorgänge das an Alkohol und Kohlensäure gehaltreichste Bier erzeugte, den bei|steigendem Begehr erzielten Gewinn auf Anschaffung englischer Maschinen, die er selbst verbesserte, und Erweiterung des Etablissements verwendete. Dieses bedeckte 1860 schon ein Areal von mehr als 6 Joch mit Gebäuden, in denen auch alle Hülfsgewerbe eingerichtet und das Ganze durch einen sinnreichen Drahtseilapparat in steter Verbindung erhalten war. Filialen wurden in Steinbruch bei Pest und in Michelaug bei Saar errichtet, Grundstücke und Güter in Niederösterreich und Böhmen behufs Selbsterzeugung von Hopfen und Gerste gekauft, so daß D. bald König im Bierreiche war, von keinem andern abhängig. 1861 zum Abgeordneten der Städte und Märkte in den niederösterreichischen Landtag, von diesem in den Reichsrath gewählt, bewährte er dort seinen stark ausgeprägten Patriotismus, englische Schule, praktischen Sinn, einer der ersten österreichischen Industrielords. Er starb plötzlich in Klein-Schwechat mit Hinterlassung eines selbsterworbenen Vermögens im Werthe von mehr als 10 Millionen Gulden. Die Brauerei hatte sich unter ihm von 26460 Eimern seines ersten Betriebsjahres zu einer Erzeugung von mehr als 400000 Eimern per Jahr (nun sammt Filialen jährlich 680000 Eimer!) gehoben und zahlte schon 1860 jährlich über 800000 Gulden Gewerbs- und Verzehrungssteuer.

    • Literatur

      Hoffinger, Oesterr. Ehrenhalle I.

  • Autor/in

    Hffg.
  • Zitierweise

    Hoffinger, "Dreher, Anton" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 391-392 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135718201.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA