Lebensdaten
gestorben 1121
Sterbeort
Passau
Beruf/Funktion
Bischof von Passau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 135683637 | OGND | VIAF: 67688464
Namensvarianten
  • Ulrich von Passau
  • Ulrich I.
  • Ulrich
  • mehr

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Zitierweise

Ulrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd135683637.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    U. war Dompropst von Augsburg und angeblich bereits 65 Jahre alt, als er neun Monate nach dem Tod seines Vorgängers Altmann ( 8. 8. 1091), der damals wegen seiner papsttreuen Haltung aus seiner Kathedralstadt vertrieben war, an Pfingsten (18. 5.) 1092 zum Bischof von Passau erhoben und von Ebf. Thiemo von Salzburg ( 1101) geweiht wurde. Über U.s Herkunft ist nichts Sicheres bekannt. Besitz im schwäb. Augstgau (Gut Mertingen) und an der Traisen im heutigen Niederösterreich, den er an die Passauer Kirche schenkte, läßt sowohl eine schwäb. Abstammung (was gut zu der Bekleidung der Augsburger Propstwürde passen würde) als auch die Zugehörigkeit zu einer bayer.-ostmärk. Familie möglich erscheinen. Kirchenpolitisch hielt U. an der röm. Orientierung seines Vorgängers fest, weswegen er bis etwa 1105 aus seiner Bischofsstadt, zeitweise auch aus seinem Bistum vertrieben war. In dessen Ostteil vermochte er sich lediglich phasenweise aufzuhalten, während der 1087 auf die Passauer cathedra erhobene Thiemo sich als ksl. (Gegen-)Bischof im Westen der Diözese bis in die Mitte des ersten Jahrzehnts des 12. Jh. zu behaupten vermochte. Als Besucher der Synode von Piacenza (1095), als (nach 1101) Sachwalter (dei apostolorumque vicarius) Paschalis’ II., als Exulant im Kloster Rottenbuch (während eines unbekannten Zeitraums) und vielleicht auch als Teilnehmer an einer Pilgerfahrt ins Hl. Land kurz nach der Jahrhundertwende war U. als Diözesanbischof offenbar lange Zeit kaltgestellt und mußte sich weitgehend auf die Unterstützung reformorientierter Kräfte beschränken, ohne in seinem Bistum selbst stärker aktiv werden zu können. Bemerkenswert ist jedoch der Aufenthalt vom 12. 9. 1093 in Lorch/Enns, weil er einerseits den wenig erfolgreichen Versuch dokumentiert, das gesamte Bistum in Besitz zu nehmen, andererseits aber vielleicht auch mit Blick auf die Lorcher Tradition dazu dienen sollte, den Nachfolger des aus der Stadt Passau vertriebenen Altmann als rechtmäßigen Bischof auszuweisen.

    Seit 1105 jedoch war U. Herr in seiner Diözese und fand Anschluß an den jungen Salierkönig Heinrich V. (wohl 1086–1125). Diesen begleitete er 1108 auf einen Zug nach Ungarn und empfing ihn nach Kaiserkrönung und Rückkehr von einem konfliktreichen, das Verhältnis zu den kirchlichen Reformkräften dauerhaft beschädigenden Romzug 1111 wohl ein zweites Mal in Passau. Von Heinrich V., der auch Urkunden für die bfl. Klöster Göttweig (6. 9. 1108), St. Florian (4. 11. 1108) und St. Nikola (25. 6. 1111) ausstellte, erbat und erhielt U. am 24. 6. 1111 eine die Übertragung von Mertingen betreffende Besitzbestätigungsurkunde für seine Kirche. Wenn U. nach Heinrichs Abreise aus Passau auch wieder auf Distanz zum Herrscher ging, so konnte er doch mit Rückhalt an den Grafen von Formbach und dem babenberg. Mgf. Leopold III. (1073–1136) die Reorganisation seiner Diözese nach den Konfliktjahren des Bischofsschismas in Angriff nehmen und vorantreiben.

    Dabei spielte die Klosterpolitik eine eigene Rolle. War das von Bf. Altmann gegründete Göttweig bereits im letzten Jahrzehnt des 11. Jh. in ein Benediktinerkloster sanblasianischer Ausrichtung umgewandelt worden, so mußte die zweite, offenkundig schwer in Mitleidenschaft gezogene Gründung Altmanns, das Chorherrenstift St. Nikola vor den Toren Passaus, erst wiederhergestellt werden. Schließlich gelang U. aber auch eine Vermehrung des bfl. Klosterbesitzes durch die 1109 vollzogene Übertragung des – nach Anfangsschwierigkeiten als Chorherrengemeinschaft – als Benediktinerabtei neugegründeten Klosters Seitenstetten und durch die am 8. 8. 1112 erfolgte Übertragung von St. Georgen an der Traisen, eines kleinen, von U. gegründeten Kanonikerstifts (1244 nach Herzogenburg verlegt).

  • Quellen

    Qu Die Regg. d. Bischöfe v. Passau I: 731–1206, bearb. v. E. Boshof, 1992, Nr. 449–531.

  • Literatur

    L E. Boshof, Bischöfe u. Bf.kirchen v. Passau u. Regensburg, in: Die Salier u. d. Reich, II, hg. v. St. Weinfurter, 1991, S. 113–54, erneut in: F.-R. Erkens (Hg.), Kgt., Kirche u. Mission im Südosten d. Reiches, Ausgew. Aufss. v. E. Boshof, Festgabe z. 75. Geb.tag, 2012, S. 211–60, bes. 247–52;
    ders., Bf. U. v. Passau u. d. Gründung d. Augustiner-Chorherrenstiftes St. Georgen – Herzogenburg, in: 900 J. Stift Herzogenburg, hg. v. G. Katzler u. V. Zimmerl-Panagl, 2013, S. 17–29;
    A. Zurstraßen, Die Passauer Bischöfe d. 12. Jh., Stud. z. d. Klosterpol. u. z. Administration d. Bm., 1989, bes. S. 17–38; LexMA.

  • Autor/in

    Franz-Reiner Erkens
  • Zitierweise

    Erkens, Franz-Reiner, "Ulrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 590 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135683637.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA