Lebensdaten
1742 oder 1740 – 1825
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Montanwissenschaftler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 134201868 | OGND | VIAF: 35667170
Namensvarianten
  • Müller, Franz Josef (bis 1788)
  • Müller, Franz Josef Freiherr von
  • Müller von Reichenstein, Franz Josef Freiherr
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Zitierweise

Müller von Reichenstein, Franz Josef Freiherr, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd134201868.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Sebastian Müllner (1708–68), Grundrichter auf d. Besitzungen d. Gf. v. Trautson in P., S d. Michael Müllner, Grundrichter in P., u. d. Theresia N. N.;
    M Clara (um 1716–59), T d. Sebastian Lettner, Grundrichter in P.;
    1765 Margaretha (1744–86), T d. Bartholomäus Hehengarten, Hofkammerrat, Vizekammergf. in Schemnitz (Slowakei, damals Ungarn);
    2 S, u. a. Karl (* 1780), ungar. Truchseß, Bergrat, montanist. Buchhalter in Siebenbürgen, 1 T Anna (* 1773, Matthias v. Kimerle, siebenbürg. Thesaurariatsrat, Administrator d. Herrschaft Zalethna);
    E Franz Leonhard (* 1819), letzter siebenbürg. Vizekanzler.

  • Biographie

    M. bezog 1756 die Univ. Wien, wo er Jura und Philosophie studierte. Nach beendeten Studien trat er in den Dienst der Hofkammer im Bereich des Berg- und Münzwesens und begann seine Laufbahn 1763 in Schemnitz als Praktikant an der neugegründeten Bergakademie, wo er vielseitige montanistischtechnische Kenntnisse erwarb. 1768 wurde er zum kgl. Markscheider in Schemnitz ernannt, 1770 als Oberbergmeister nach Orawitz (Banat), 1775 von dort nach Schwaz (Tirol) als Vizefaktor und erster Direktionsrat versetzt. 1778 ernannte ihn Maria Theresia zum Rat am k. k. Siebenbürg. Münz- und Bergwesensthesaurariat in Zlatna, welches Amt später nach Hermannstadt überführt wurde. 1788 wurde M. zum Wirkl. Gubernialrat ernannt, 1803 zum Wirkl. Hofrat in der Wiener Hofkammer für das Berg- und Münzwesen. Dort war M. bis zu seinem 78. Lebensjahr (1820) tätig. Er war Mitglied der Freimaurerbewegung.

    M., der sich umfassende Kenntnisse im Berg- und Hüttenwesen erworben hatte, kannte fast alle Betriebe seines Amtsgebiets; oft wurde er zu Inspektionen in andere Teile der Monarchie entsandt. Während seiner Tiroler Tätigkeit entdeckte er im Zillertal das Mineral Turmalin, worüber er in einem sehr schön und kunstvoll illustrierten Büchlein (Nachricht von dem in Tyrol entdeckten Turmalinen oder Aschenziehern, 1778) berichtete. Seine wichtigste Entdeckung ist diejenige des chemischen Elements Tellur. Es gab in Siebenbürgen ein Golderz, das nicht die erwartete Goldausbeute lieferte, man vermutete darin noch ein weiteres Metall. Anton Ruprecht, Professor der Chemie in Schemnitz, hielt es für Antimon, M. zunächst für Wismut, korrigierte sich jedoch bald und veröffentlichte 1782 seine Ansicht, es handele sich um ein neues, bis dahin unbekanntes Metall. Er gab diesem jedoch keinen Namen, sondern erwartete vorher eine Bestätigung seines Befundes durch Torbern Bergman in Schweden. Der starb jedoch bald, ohne die Materialprobe geprüft zu haben. Es war Martin Heinrich Klaproth, der 1798 die Entdeckung M.s bestätigte und dem neuen Element den Namen „Tellur“ verlieh. Die Diskussion zwischen Ruprecht und M. ist in mehreren Veröffentlichungen im ersten Jahrgang der „Physikalischen Arbeiten der einträchtigen Freunde in Wien“ nachzulesen. M. entdeckte auch eine neue Varietät des Opals, den Hyalit, der anfänglich als „Müllerisches Glas“ bezeichnet wurde.|

  • Auszeichnungen

    St. Stefan-Orden (1820).

  • Literatur

    ADB 22;
    I. Tringli u. F. Szabadváry, Neuere Angaben zu F. J. M.s, Entdeckers d. Tellurs, Tätigkeit, in: Periodica Polytechnica Chemical Engineering 31, 1987, S. 119-27, erneut in: Technikatörténeti Szemle 16, 1988, S. 145-51;
    dies., F. J. M. u. die Entdeckung d. Tellurs, in: Österreich in Gesch. u. Lit. 33, 1989, S. 307-11;
    F. Szabadváry, F. M. u. d. Tellur, in: Österr. Chemiker-Ztg. 1989, H. 3, S. 84 f. (P);
    11 Vorträge d. Gedächtnissitzung „F. J. M. in Poysdorf“, Okt. 1982, in: Res montanarum (Leoben) 5, 1992 (Sonderbd.);
    Serlo, Männer d. Bergbaus, 1937;
    Wurzbach 19;
    Pogg. II; ÖBL: DSB (Geburtsdatum u. -ort falsch).

  • Porträts

    F. Szabadváry, A kémia története Magyarországon, S. 156 (nicht authentisch).

  • Autor/in

    Ferenc Szabadváry
  • Zitierweise

    Szabadváry, Ferenc, "Müller von Reichenstein, Franz Josef Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 372-373 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd134201868.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Müller von Reichenstein: Franz Joseph M., Freiherr von R., Montanist und Mineraloge, geb. am 1. Juni 1740 in Wien, gestorben am 12. October 1825 daselbst (nach Andern 1826), war der Sohn eines siebenbürgischen Thesauratiatsrathes. Nach beendigten Universitätsstudien in Wien bezog M. 1763 die Academie zu Schemnitz, um sich in dem Montanwesen auszubilden und erhielt nach Vollendung dieser Studien 1768 die Stelle eines ungarischen Markscheiders, wurde dann 1770 zum Oberbergmeister und Bergwerksdirector nach dem Banat berufen und 1778 zum wirklichen Bergrath zu Schwaz in Tirol befördert, wo er als sehr geschickter Bergmann den dortigen Kupferbergbau leitete und sich außerdem auch wissenschaftlich mit mineralogischen Studien befaßte. Aus dieser Zeit stammt eine damals bemerkenswerthe Abhandlung, über den Turmalin: „Nachricht von dem in Tirol entdeckten Turmalin“, Wien 1778. Nach kurzer Zeit erhielt M. die ehrenvolle Stelle eines Oberininspectors des gesammten siebenbürgischen Montanwesens und wurde, da seine Thätigkeit reiche Früchte trug, 1788 zum wirklichen Gubernialrath ernannt und in den erblichen Ritterstand mit dem Namen von Reichenstein erhoben. Endlich erhielt er 1802 eine Berufung nach Wien mit der Verleihung des Titels eines k. k. Hofrathes. Schon 1762 hatte M. zu Nagyag in Siebenbürgen ein neues Metall (Tellur) in dem gold- und silberhaltigen, später als Weißtellur oder Sylvanit bezeichneten Erze vermuthet und hierüber zwei Abhandlungen in Born's „Physik. Arbeit. d. einträcht. Freunde in Wien“ 1783 und 1784 veröffentlicht. Der berühmte Klaproth bestätigte bald darauf durch eine chemische Analyse die Richtigkeit der Müller’schen Vermuthung. Einige kleine Publicationen erschienen in verschiedenen Fachschriften. M. war vor Allem Praktiker und verstand es seine sehr umfassenden und gründlichen Kenntnisse im Gesammtgebiete des Montanwesens auf das vortrefflichste und in erfolgreicher Weise thatsächlich zu verwerthen, daher er mit Recht als einer der hervorragendsten Montanisten seiner Zeit gelten kann. Bis 1818 begleitete M. die Hofstelle in Wien, ließ sich dann quiesciren und wurde 1820 in den Freiherrnstand erhoben. Er erreichte das hohe Alter von 85 Jahren. Viele gelehrte Gesellschaften hatten ihn zu ihrem Mitgliede ernannt. Auch wurde ihm das Ritterkreuz des St. Stephansordens verliehen. Seine Verdienste um die Förderung der mineralogischen Wissenschaft suchte man dadurch zu ehren, daß der Hyalith mit dem Namen Müller’sches Glas und Weißtellur als Müllerin bezeichnet wurde.

    • Literatur

      Neuer Nekrolog d. D. v. Voigt, III, 725. Wurzbach, Biogr. Lex. 19.

  • Autor/in

    v. Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Müller von Reichenstein, Franz Josef Freiherr" in: Allgemeine Deutsche Biographie 22 (1885), S. 702 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd134201868.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA