Dates of Life
1819 – 1894
Place of birth
Bielefeld
Place of death
Bielefeld
Occupation
Textilindustrieller
Religious Denomination
lutherisch?
Authority Data
GND: 133870707 | OGND | VIAF: 43039569
Alternate Names
  • Delius, Hermann Wilhelm
  • Delius, Hermann
  • Delius, Hermann Wilhelm

Relations

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Citation

Delius, Hermann, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133870707.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Gust. (1794–1872), Leinenkaufmann in Bielefeld u. Gutsbesitzer, S des Ernst-Aug. (1763–1839), Leinenkaufmann u. Senator in Bielefeld, u. der Philippine Delius (1767–1840) aus Versmold;
    M Luzie (1798–1847), T des Frdr. Wilh. v. Laer ( 1827), „Leinenkönig“ in Bielefeld, u. der Christiane Delkeskamp;
    Bielefeld 1845 Auguste Rabe (1826–1904) aus alter Leinenkaufmanns-Fam. in Bielefeld;
    5 S, 6 T.

  • Biographical Presentation

    Das westfälische Leinengewerbe gewann im 17. und 18. Jahrhundert mit der Herstellung der sogenannten „feinen“ oder „Bielefelder Leinwand“ europäische Geltung. Gegen Ende der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts machte sich auch im ravensbergischen Leinengewerbe die Konkurrenz des Maschinengarns bemerkbar. In den Kreisen der Spinner war man aber überzeugt, daß die Maschine ein dem Handgespinst ebenbürtiges Garn niemals herstellen werde und widersetzte sich mit allen Mitteln der Einführung von Maschinen. Während in den agrarischen Nachbargebieten die ausfallenden Spinner von der Landwirtschaft aufgenommen wurden und im Münsterlande der Übergang zur Baumwolle den Ausgleich schaffte, war es für Ravensberg, wo der beste Flachs in Deutschland wuchs und stark angebaut wurde, eine Lebensfrage, beim Flachs zu bleiben, wollte man nicht auch die gesamte Landwirtschaft ruinieren. Der Bielefelder Kaufmann stand dem Neuen zögernd und skeptisch gegenüber, besonders als bekannt wurde, daß die in Schlesien durchgeführten Versuche, Flachs auf Maschinen zu verspinnen, wenig erfolgreich waren. Selbst in den Kreisen der Familie D. waren die Meinungen geteilt. Unbedingt für die Maschinen entschieden war nur Hermann D. Er erkannte zugleich, daß der ausländischen Konkurrenz nur mit gleichen Mitteln zu begegnen war. Seinem Projekt, in Bielefeld eine mechanische Spinnerei zu errichten, lag der entscheidende Gedanke zugrunde, daß diese mindestens so groß sein müsse wie die größte in Irland. In sorgfältigen Überlegungen und Studien im In- und Auslande und unbeeinflußt von verfrühten, weil auf zu schmaler Basis erfolgten Gründungen erarbeitete er, zusammen mit einem Kreise Gleichgesinnter (August Wilhelm Kisker, Johannes Thiemann, Heinrich Gassel) und unter Zuziehung des damals als bester Textilfachmann geltenden Schlesiers Ferdinand Kaselowsky die technischen und finanziellen Unterlagen des Unternehmens. Seinen Beziehungen zu rheinischen Industriellen und Berliner Banken gelang es, das für damals unerhört hohe Kapital von 2 Millionen Talern für die Gründung einer mechanischen Spinnerei größten Ausmaßes zusammenzubringen. 1854 wurde die „Ravensberger Spinnerei AG“ gegründet und 1857 eröffnet, 1861 war bereits die vorgesehene, der größten Belfaster Spinnerei gleichkommende Zahl von 20 000 Spindeln erreicht. - D. begann folgerichtig mit der Mechanisierung des Spinnvorgangs und ging von Anfang an darauf aus, das gesamte Leinengewerbe in die neuen Bahnen zu lenken. 1862 wurde der Spinnerei eine Garn- und Leinenbleiche angegliedert, in demselben Jahre die „Bielefelder AG für mechanische Weberei“, die erste mechanische Leinenweberei Bielefelds, von ihm gegründet, gleichfalls in größten Ausmaßen.

    In D. wirtschaftlichem Denken treffen sich Einsicht in die Notwendigkeiten einer neuen Zeit mit nüchternem, kritischen Abwägen, in seiner Persönlichkeit Konzilianz und die Gabe des Ausgleiches mit zielbewußtem, unbeirrbarem Willen. Der ihm in schwärzesten Farben entgegengehaltenen Gefahr der Verelendung|der Massen durch Aufstellung von menschensparenden Maschinen begegnete er mit sozialem Verständnis und der Gewißheit, daß man nur noch die Wahl habe, ein blühendes Gewerbe zu Grunde gehen zu lassen oder es auf völlig veränderter Grundlage neu aufzubauen. Seine Schöpfungen haben nicht nur die moderne industrielle Entwicklung Bielefelds mit ihren „dem Leinenfaden folgenden“ Zweigen (Nähmaschine, Fahrrad, Werkzeugmaschine und so weiter) ermöglicht, sondern sind weit über den heimischen Bereich hinaus wegweisend gewesen. - An der Lösung der großen wirtschaftlichen Probleme seiner Zeit war D. hervorragend beteiligt. Er war wie sein Vater Gustav und sein Onkel Conrad D. tätigster Förderer des Eisenbahnbaues und Mitglied des „Landeseisenbahnrates“. 1852 gründete er den „Verband deutscher Leinenindustrieller“ und war Mitbegründer und 1860-75 Vorsitzender der Bielefelder Handelskammer. Als eifriger Verfechter des Bismarckschen Schutzzollsystems gehörte er dem nebenparlamentarischen „Volkswirtschaftsrat“ an und wurde 1887 in den Reichstag gewählt. - GKR (1888), Ehrenbürger der Stadt Bielefeld (1893).

  • Literature

    E. Höner, Die Gesch. d. christl.-konservat. Partei in Minden-Ravensberg, Diss. Münster 1923;
    Hans Schmidt, Vom Leinen z. Seide, Die Gesch. d. Fa. C. A. D. u. Söhne u. ihrer Vorgängerinnen u. d. Wirken ihrer Inhaber f. d. Entwicklung Bielefelds 1722-1925, 1926 (P);
    O. Sartorius, H. W. D., in: Westfäl. Lb., Sonder-R. Rhein.-Westfäl. Wschft.biogr. 1, H. 1, 1931, S. 93-106 (L, P);
    G. Engel, Ravensberger Spinnerei AG Bielefeld, Festschr. z. 100jähr. Bestehen, 1954 (P nach Federzeichnung v. Gerh. Ulrich).

  • Author

    Gustav Engel
  • Citation

    Engel, Gustav, "Delius, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 584-585 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133870707.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA