Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kaufmanns- und Bankiersfamilie
Konfession
reformiert?
Normdaten
GND: 133651657 | OGND | VIAF: 30733853
Namensvarianten
  • Neufville, de

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Zitierweise

Neufville, de, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133651657.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie hat ihren Ursprung in der nordfranz. Grafschaft Artois. Dort sind „Chevaliers“ und „seigneurs“ dieses Namens seit 1047 nachgewiesen. Im Zuge der Religionskriege, in welchen die N. ihre landadelige Stellung verloren, ließ sich ein Zweig der Familie als reformierte Glaubensflüchtlinge in der zweiten Hälfte des 16. Jh. in Frankfurt/ Main nieder, wo bereits 1518 ein Quirin Messegeschäfte betrieben hatte. Hier wurden 1575 Robert ( 1582) und 1580 dessen Bruder Sebastian (1545–1609) Bürger. Letzterer legte durch ein im Handel mit fläm. Tuchen rasch vergrößertes Vermögen die wirtschaftliche Basis für den von ihm begründeten Frankfurter Zweig. Sein Sohn Sebastian (1581–1634) nahm das Geschäft mit Pretiosen, Seiden, Juwelen und Metallen auf und vervielfachte das Familienvermögen auf etwa 270 000 Gulden, hinzu traten umfangreiche Wechsel- und Speditionsgeschäfte. Diese legten schließlich den Grundstein für die Errichtung eines Bankhauses. Mitglieder der Familie engagierten sich seit dem 17. Jh. an vorderster Stelle in der Kaufmannsgesellschaft Frauenstein, der Frankfurter ref. Gemeinde sowie verschiedenen kaufmännischen Standesvertretungen. Nicht zuletzt gehörten Vertreter der N. zu den Kaufmannsfamilien, die sich – gerade erst in der Stadt etabliert – 1585 an der erfolgreichen Errichtung einer Börse in Frankfurt beteiligten.

    Das Frankfurter Stammhaus der N. befand sich seit 1590 im Anwesen „Zum Hirschkopf“. Bis zum Ende des 18. Jh. weiteten zwei Dutzend weiterer Häuser und Höfe in und um Frankfurt den Immobilienbesitz noch erheblich aus. Die N. heirateten vorwiegend in ref. Familien ein, hielten selbst auch am ref. Glauben fest und verzichteten damit weitgehend auf politischen Einfluß in der luth. dominierten Stadt. Herausragend blieb ihre wirtschaftliche Stellung. Sie äußerte sich in beinahe fürstlichem Lebensstil, den besonders Abraham (1617–65) pflegte. Dieser hatte durch den Ankauf zahlreicher Kunstwerke (u. a. Werke von Dürer und Cranach) zwar den Grundstock zur damals vielbeachteten „Kunstkammer“ der Familie gelegt, gleichzeitig aber die Finanzen des Familienunternehmens aufs äußerste strapaziert. 1647 schied er aus dem Handelshaus aus, das seit 1660 von seinen Brüdern Peter (1623–91) und David (1623–84), dann von David und dessen Sohn Jakob (1680–1730) unter dem Namen „David & Jakob de Neufville“ geführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde der endgültige Übergang von einem Handelshaus in eine Privatbank vollzogen. Gleichwohl beteiligten sich die kommenden Generationen neben dem reinen Geldgeschäft weiterhin als Spediteure und Kommissäre am Warenhandel. Als international operierendes Unternehmen – Vertreter der Familie engagierten sich u. a. in Nürnberg, Breslau, Amsterdam, London, Paris und New York –, das noch dazu zur ältesten Schicht der christlichen|Frankfurter Bankhäuser zählte, galt das Haus N. lange Zeit als Senior der Frankfurter Banken- und Börsenwelt. Zu den Hauptkunden zählten im 17. Jh. die Herzöge von Lothringen, im 18. Jh. nassauische Häuser und im 19. Jh. verschiedene Standesherren. Im Zuge der Inflation erfolgte 1924 die stille Liquidation des Bankhauses.

    Eine Reihe von Familienmitgliedern wirkte – verstärkt seit dem 19. Jh. – außerhalb des Bankhauses, vor allem als Juristen, Kommunalpolitiker – so Friedrich Philipp Frhr. v. Malapert de N. (1784-1853) und Sebastian (1790–1849) – und als Militärs – so Georg Heinrich (1883–1941). Ferner traten viele N. als Stifter in der 1837 von Sebastian eingerichteten N.schen Familienstiftung, die überwiegend karitativen Zwecken diente, hervor und engagierten sich in der 1808 gegründeten Frankfurter Handelskammer.

  • Literatur

    A. C. de Naville, Histoire généalogique de la maison de N., 1869;
    H. v. Nathusius-Neinstedt u. Alfred v. Naville, Btrr. z. Gesch. d. Hauses N. 1588-1897, 1897;
    A. Dietz, Frankfurter Handelsgesch., 1910-1925, III, S. 265 ff., IV/2, S. 640 ff.;
    E. Achterberg, Der Bankplatz Frankfurt a. M., 1995;
    Frankfurter Biogr.

  • Autor/in

    Manfred Pohl
  • Zitierweise

    Pohl, Manfred, "Neufville, de" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 119-120 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133651657.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA