Lebensdaten
1885 – 1957
Geburtsort
Erkelenz bei Aachen
Sterbeort
Erkelenz bei Aachen
Beruf/Funktion
Industrieller ; Verbandsgeschäftsführer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 133484068 | OGND | VIAF: 1202924
Namensvarianten
  • Herle, Jakob
  • Herle, Jacob

Orte

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Zitierweise

Herle, Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd133484068.html [03.05.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhard (1845–98), Buchhändler in E., S d. Schusters Valentin u. d. Konstantia Diederich;
    M Gertrud (1846–1904), T d. Heinr. Derichs in Doveren, Ackerer u. Bäcker in Baal b. Erkelenz, u. d. Barbara Hastenrath;
    Berlin-Charlottenburg 1923 Maria (* 1895), T d. Kaufm. Jos. Warlimont (1853–1927) u. d. Jos. Mathilde Spiehs;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Studium der Nationalökonomie in der jüngeren historischen (Schmoller-)Schule in Bonn, Berlin und Tübingen wurde H. 1911 bei R. Wilbrandt in Tübingen promoviert (Dissertation: Die Tarifgemeinschaften in d. deutschen Buchbinderei, 1910). Schon als Student hatte er seine Gabe des humorvollen, optimistischen Schlichtens einsetzen können, die sein ganzes Lebenswerk kennzeichnet. In enger Verbindung mit G. Stresemann wurde H. 1910 Assistent der Geschäftsführung des weltwirtschaftlich-liberalen Bundes der Industriellen bei Rudolf/Rudolph Schneider. Als dieser Bund sich nach Ausbruch des 1. Weltkrieges mit dem konservativ-schutzzöllnerischen Centralverband Deutscher Industrieller im Kriegsausschuß der deutschen Industrie zusammentat, wurde H. dort Geschäftsführer. Im Reichsverband der deutschen Industrie stieg er aus einem Viererkreis der Syndici zum Hauptgeschäftsführer auf (1919-34) und wurde Mitbegründer der Kartellstelle des Reichsverbandes, des Rußland-Ausschusses der deutschen Wirtschaft sowie des Ausstellungs- und Messeamtes der Industrie. Seinem ausgleichenden Wesen gelang es stets, die auseinanderstrebenden Kräfte der einzelnen Branchen und Unternehmungen auf gemeinsame industriepolitische Ziele zu lenken. L. Kastl hat H. die „Seele der Organisation“ genannt. Um die Verbandsgeschäftsführer berufssicherer und unabhängiger zu machen, gründete H. 1925, bald nach der Zerrüttung der in Markwährung abgeschlossenen Alterssicherungsverträge, den „Industrie-Pensions-Verein“. Er wollte einen Synlikustyp heranziehen, der dem politischen Stile der Demokratie angemessen war und seine Interessenvertretung nicht in den unbekümmerten Lobbyismus abgleiten ließ (darüber: Die Stellung des Verbandsgeschäftsführers in der Wirtschaft, 1926).

    Bei der Überleitung der freien Selbstverwaltung des Unternehmertums in die staatlich gelenkte „Organisation der gewerblichen Wirtschaft“ (1935) gab es für den gläubigen Katholiken und Freund H. Brünings keinen Platz an der Spitze mehr. Freunde halfen ihm, in der Leitung der Wirtschaftsstelle des Reichsverbandes der deutschen Zeitungsverleger unterzukommen – er hatte diesen Verlegern durch die große industrielle Anzeigenvermittlung „ALA“ zuvor das Mittel einer wettbewerbsläuternden Ordnung in die Hand gegeben und damit einen Dienst erwiesen. – Indes trat H. im 2. Weltkrieg als Unternehmer hervor. 1942 wurde er Mitglied des Vorstandes der „Pulverfabriken Köln-Rottweil AG“ und 1943 auch der „Westfäl.-Anhalt. Sprengstoff AG“, die seit 1945 in der „Wasag-Chemie AG“ fortbesteht. 1945 in Berlin als „Klassenfeind“ festgenommen, blieb er 7 Jahre lang in Posen, Landsberg/Warthe, Buchenwald und Waldheim inhaftiert. 1952 erreichte J. Wirth seine Freilassung. Nach seiner Rückkehr wurde H. zunächst in den Geschäftsführenden Ausschuß der „Wasag-Chemie AG“ aufgenommen, 1953 wurde er Mitglied des Aufsichtsrates und 1955 dessen Ehrenvorsitzender. Ferner wurde er Aufsichtsratsmitglied bei 8 Unternehmen der Industrie und des Versicherungswesens. H.s Erfahrungen und sein Charme führten ihn auch in den Vorstand des „Internationalen Rates für Jugendaufstieg und Selbsthilfe“ und dessen Rechtsnachfolgerin, der Carl-Duisberg-Gesellschaft für Nachwuchsförderung (Köln) sowie in das Kuratorium des „Deutschen Industrieinstitutes“. Ehrenbürger von Erkelenz; Großes Bundesverdienstkreuz.

  • Werke

    Weitere W u. a. Neue Btrr. z. Kartellproblem, 1929 (mit M. Metzner);
    C. Duisberg, e. dt. Industrieller, 1931 (mit H. Gattineau);
    Erinnerungen an d. Zentralverbände, in: Der Weg z. industriellen Spitzenverband, 1956. - Hrsg.: Unternehmertum u. Jugend, 1931.

  • Literatur

    L. Kastl, Aus d. Tagesarb. d. Reichsverbandes d. dt. Industrie, in: Der Weg z. industriellen Spitzenverband, 1956 (P);
    H. Scharp, J. H. zu s. 70. Geb.tag, ebd.;
    W. Hofmann, Stellung u. Bedeutung d. Unternehmerpersönlichkeit in d. modernen Wirtsch.organisation, 1933;
    Die Industrie im Neuen Reich, 1933;
    Lb. a. d. rhein.-westfäl. Industriegebiet, Jg. 1955–57, bearb. v. F. Pudor, 1960, S. 107-09;
    Rhdb. (P).

  • Porträts

    Ölgem. v. C. Kupferberg (Mainz).

  • Autor/in

    Walther Herrmann
  • Zitierweise

    Herrmann, Walther, "Herle, Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 625 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd133484068.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA